20
Dez 2020

Filmverbrechen-Fotostory: HER MIT DEN KLEINEN SCHWEINCHEN oder: Sauereien vor und hinter der Kamera (NSFW)

Themen: Film, TV & Presse, Fotostory, Neues |

Ja, es ist wieder ein LISA-Film, diesmal mit Otto “Nemesis” Retzer auf dem Regiestuhl. Ich kann nicht anders.

Die Welt ist voller Scheiß-Filme, und ich lande nach stundenlangen Sichtungen doch immer wieder bei der launigen LISA. Vielleicht ist es ein Fetisch, dem ich mich endlich stellen muss. LISA-Filme machen es mir so bezaubernd einfach, weil sie nicht nur verlässlich armselig sind, sondern zudem noch die Schauwerte bieten, die meine Leser begeistern: Titten, Tophits, Tommi Ohrner.

Wenigstens wollte ich diesmal das Genre wechseln und den stark besetzten, aber schwach inszenierten GRAF DRACULA (BEISST JETZT) IN OBERBAYERN besprechen:

Leider stellt sich heraus, dass die englisch synchronisierte Variante deutlich unterhaltsamer ist als das deutsche Original – nun bin ich unsicher, wie ich das angehen soll. Ich verschiebe es erstmal.

Also doch wieder was aus der (Kla)Mottenkiste. Bei dem hier lockt zumindest das auf freche 80er gestylte Poster-Motiv:

Der Cartoon stammt übrigens vom Münchner Grafiker Reiner Stolte, der u.a. die legendären Titelbilder der TKKG-Romane zeichnet. The more you know.

Diesmal kein Tommi Ohrner, dafür Wolfgang Fierek. Die Zusammenfassung der DVD-Box verspricht ein LISA-typisches “Lustspiel” mit den vertrauten Zutaten:

Ich kann vorab schon mal verraten: das ist nicht falsch – und doch nicht richtig. Die Inhaltsangabe der alten VPM-Videokassette ist deutlich konfuser – ich habe das Gefühl, der Autor hat den Film nicht gesehen und schwurbelt sich drum herum:

Man darf sich aber wundern, dass die Videobox den Film “uncut” bei einer Laufzeit von 78 Minuten anspreist. Keine Spur von “90 Minuten Gags, Sprüche und Witze”…

Das geht ja mal gut los. Alle Beteiligten lügen sich schon im Vorfeld ordentlich was in die Tasche. Ich reibe mir die Hände und verkünde im Einklang mit dem Titel:

Preisfrage: Warum heißt der Film HER MIT DEN KLEINEN SCHWEINCHEN? Ähnlich wie bei ZÄRTLICH ABER FRECH WIE OSKAR hat die LISA sich mal wieder einfach an einen französischen Erfolgsfilm gehängt, denn im Jahr zuvor hatte HER MIT DEN KLEINEN FRANZÖSINNEN an der Kinokasse punkten können.

Wie egal der LISA dieser Titel letztlich war, lässt sich schon daran ablesen, dass er bei der Video-Auswertung bereits entsorgt wurde:

Auch hier die Parallele zu ZÄRTLICH ABER FRECH WIE OSKAR, der sich auf Video stickum zum GENDARM VOM WÖRTHERSEE wandelte. Gehupft wie gesprungen – wenn ich mich nicht irre, kommt im ganzen Film kein einziges Dirndl vor.

Schauen wir in die Besetzungsliste:

Nur die olle Fiedler aus dem Retzer-Repertoire. Wenigstens ist wollüstige Koitus-Simulation damit garantiert. Man hat die Frau ja nicht wegen ihres Charismas angeheuert.

Die zweite Einblendung macht deutlich mehr Hoffnung:

Alexander Gittinger ist der ewige depperte Nebendarsteller der LISA. Wir erinnern uns – er hatte Bea Fiedler schon einmal musikalisch bestiegen:

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Hier darf er auch zur Abwechslung (fast, dazu später) eine Hauptrolle spielen. Und Namensvetter Alexander Grill ist sowieso LISA-Urgestein und festgelegt auf den geilen alten Trottel. Ich sehe der Angelegenheit also mit Skepsis, aber leisem Optimismus entgegen.

Julia Romero hatten wir allerdings noch nicht in den bisher besprochenen LISA-Filmen. Sie ist nicht die Tochter von George Romero. Sie heißt auch gar nicht Julia Romero, sondern Julia Kent. Von ihr wird noch zu sehen und zu sprechen sein…

Wir starten – wie fast immer – am Wörthersee und in einem krassen Bruch von Text und Bild will man uns das hässliche Klagenfurt als alpines Idyll andienen:

Die Erzählerstimme müht sich, mit “lustigen” Sponti-Sprüchen der 80er im Akkord Laune zu machen:

Ich habe das dumpfe Gefühl, hier wurde versucht, in der Postproduktion die Schlagzahl der Gags zu pimpen, um dem Film gerade in der lauen Anfangsphase wenigstens den Anschein von Entertainment unterzujubeln.

Fear not! Werner Röglin to the rescue! Die Haus-Schwulette der LISA-Film darf hier wieder den tuntigen Polizisten geben – spielt er womöglich die gleiche Rolle wie in ZÄRTLICH ABER FRECH WIE OSKAR? Es wäre ein weiterer Hinweis, dass die LISA-Filme so eine Art bumsblödes Marvel-Universum bilden.

Hören wir doch mal rein, was die Bäckerei so zu bieten hat:

Nun kann ich das als abgedroschenen, aber funktionierenden Gag stehen lassen – problematisch ist nur wieder mal, dass die Szene für sich genommen keinen Kontext hat. Sie ist kein Bestandteil irgendeiner Handlung, bereitet nichts vor, baut nichts auf. Es ist einfach ein schwuler Gendarm bei den Backwaren.

Und weil bei der LISA ja nun wirklich alles wumpe ist, schneiden wir in die späte Nacht und damit zu den eigentlichen Protagonisten. Ihr erinnert euch an die Inhaltsangabe von weiter oben, an Wolfgang Fierek und seinen Kumpel? Nun, das hier sind sie nicht:

Das sind Alexander Gittinger und Sandra Atia. Es drängen wohl die Hormone zum Geschlechtsverkehr – allein, 300 Schilling (ohne Frühstück!) sind mehr, als man in die Romantik investieren möchte.

Sandra Atia, deren hier noch verpackte sekundäre Geschlechtsmerkmale wir bereits unter der Dusche in SCHULMÄDCHEN 84 gesehen haben, war den begeisterten “Lesern” der Schmuddelheftchen der 70er zwar bekannt, aber kein Begriff – denn ihr echter Name wurde bei den meisten “wahren Geschichten” wie hier in der PRALINE 1975 wohlweislich nicht erwähnt:

Es ist nicht einmal bekannt (oder auch nur wahrscheinlich), dass sie überhaupt Sandra Atia heißt/hieß. Bei ihrem Ritt durch diverse Softcore-Filme der 70er und 80er trat sie auch als Alexandra Atia und Alexandra Moser in Erscheinung.

Meiner persönlichen Einschätzung nach ist es eine Schande, dass Atia bei der LISA immer nur die Nebenrollen bekommen hat – sie ist charmanter, begabter und ja, auch erotischer als das übliche Bumspersonal dieser “Komödien”.

Zurück zum Film. Abgesehen davon, dass die Liebenden in SCHWEINCHEN Freddy und Renate heißen, erfahren wir rein gar nichts über sie. Sind sie überhaupt ein Paar oder haben sie sich erst an diesem Abend kennen gelernt? Warum brauchen sie ein Hotelzimmer? Warum hat ein Freund zwar eine Sauna, aber keine banale Couch für die preiswerte Alternative zum Parkhotel? Fragen über Fragen, die uns die SCHWEINCHEN nicht beantworten werden.

Man lässt sich also nackert in der Sauna nieder und gibt sich nicht dem Schlaf, sondern dem Beischlaf hin – beobachtet vom lüsternen Penner Otto Retzer, der ihnen auch gleich mal die Klamotten klaut. Warum? Eine weitere Frage, mit der wir allein gelassen werden.

Der Koitus wird nicht nur interruptus von diesem frechen Verbrechen, sondern auch von einem schauerlichen Song, den ich mangels Credits einfach mal dem windigen Fierek zuordne:

Freddy und Renate sind also nackt und notgeil, weshalb die junge Frau ihren Galan durch die Nacht scheucht auf der Suche nach Kleidung und Unterkunft:

Es steht ein Haus im Morgengrauen – kurioserweise soll doch tiefste Nacht sein.

Mit der Logik der Tageszeiten meint es die Retzer ungefähr so ernst wie mit der Logik der Handlung.

Nun wissen wir aus dem GURU JAKOB bereits, dass die “Helden” bei Retzer keinerlei Unterwerfung unter das Strafgesetzbuch hinnehmen. Wenn der Ohrner Cabrios klauen und im Restaurant die Zeche prellen darf, kann man es Gittinger nicht übel nehmen, wenn sein Freddy kurzerhand zum Einbrecher für eine gute Sache (Diebstahl) wird.

Kurze Bewegungen in die Kamera strafen übrigens die Behauptung des Erzählers Lügen, Freddy sei mir einem Phallus wie ein Feuerwehrschlauch gesegnet…

Passende Kleidung (von einem Zylinder abgesehen) findet Freddy nicht, wohl aber den Ort, um den sich bei der LISA-Film alles dreht: ein Schlafzimmer.

Und siehe, es droht Ungemach in Form eines ebenfalls lüsternen Pärchens, das für den beabsichtigten Ehebruch auch kein Hotel aufsuchen wollte. Die Dame des Hauses hat ihren potenten Verehrer gleich mit heim genommen, denn der Gatte soll – wie in solchen Erzählungen üblich – auf Dienstreise sein.

Dem verzweifelten Freddy bleibt nur der beherzte Sprung neben und dann die Ganzkörperrolle unter das Bett:

An dieser Stelle weise ich darauf hin, dass ich die Screenshots ab dieser Fotostory noch etwas präziser anfertigen kann, denn ich habe entdeckt, dass man beim VLC-Player gar nicht wie geisteskrank auf die SPACE-Taste hämmern muss, um sich durch den Film zu ruckeln. Es reicht, mit der E-Taste Bild für Bild voran zu schreiten. Darum ist auch der folgende Gesichtsausdruck so passgenau:

Freddy ahnt, was kommt – und angesichts der Beteiligung von Bea Fiedler ahnen wir es auch. Leibesübungen in der Horizontalen stehen an. Also runter mit den Klamotten!

Die Besteigung des Mount Fiedler wird mit augenblicklichen Lustschreien belohnt:

Es wäre keine Boulevard-Farce, würde nicht in just diesem Moment der Verdacht schöpfende Gatte vorfahren. Es zeigt sich auch hier wieder die LISA-typische Leckmichkeit, denn Waldemar öffnet die Türe zwar bei Nacht…

… durchschreitet sie aber deutlich im butterweichen Licht des Morgens:

Bevor die Spannung ins Unermessliche steigt, unterbreche ich kurz für einen Heinz Erhardt-Sketch gleichen Themas – weil ich der Chef bin und das so will:

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Das rammelnde Pärchen muss ebenfalls vor dem Höhepunkt abbrechen und sucht nach einem Versteck für den panischen Pimmelträger:

So trifft man sich unter der Matratze – zwei Mann in einem Boot:

Er heißt vielleicht Waldemar, weil es im Walde war – aber doof ist der grantige Angetraute nicht und so macht er sich trotz der Proteste seines wuschigen Weibes gleich auf die Suche nach dem Nebenbuhler:

Aufmerksame Leser werden es bemerkt haben: Waldemar und seine Gattin sind das Pärchen vom oben gezeigten alternativen Postermotiv des Films, auch wenn sie bestenfalls eine kleine Nebenrolle spielen. Die Wege des Retzers sind unergründlich.

Die namenlose Ehebrecherin tut unschuldig und setzt auf ihre üppige Weiblichkeit, um ihren Waldi auf andere Gedanken zu bringen:

Das funktioniert ganz prächtig. Man wundert sich nicht, dass Alexander Grill so gerne bei der LISA den Deppen gab und im Gegensatz zu la Fiedler muss er sich für den Bettenbums nicht mal obenrum freimachen. Danke dafür.

Freddy und der Schwerenöter freunden sich derweil an – Männer unter sich.

Die Matratzengymnastik mit dem doch angeblich so langweiligen Gatten verärgert den abgemeldeten Verehrer derart, dass er ins Bein der Bumsenden beißt:

Der Gatte verzieht sich nach vollzogener Ehepflicht ins Bad, was der Gattin die Möglichkeit gibt, die überraschenderweise zwei nackten Herren des Zimmers zu verweisen:

Für Freddy findet die leicht flotte Dame ein paar gestrenge Worte:

“Sie… Sie sind ein Brecher! Ein Einbrecher!”

Das ist richtig, aber wie immer bei der LISA-Film folgenlos. Und letztlich kann die unkeusche Holde sich ja wahrlich nicht beschweren – wer hat schon drei nackte Männer gleichzeitig im Schlafzimmer?!

Wie brüchig Männerfreundschaften sind, muss der in Frauenfummel gewandete Freddy in Bälde feststellen – der unbefriedigte Loverboy weigert sich, ihn in dem Luxusschlitten mitzunehmen, den er Waldemar zu stehlen beabsichtigt:

Schnitt. Es ist heller Tag, Freddy rennt durch das belebte Klagenfurt – gefilmt mit einer versteckten Kamera, weil man für eine tatsächliche Drehlizenz und eine Sperrung der Straße ja Geld hätte ausgeben müssen:

Den ganzen Handlungsstrang von Renate, die ja ebenfalls des nächtens nackert durchs Gebüsch krauchte, lässt der Film aus. Vielleicht unterstellt man, dass unbekleidete junge Frauen im Dunkeln kein Problem haben, sicher nach Hause zu gelangen.

Klagenfurt, oh Klagenfurt. Ich bleibe bei meiner vorherigen Aussage: schön ist anders. Zumal man – sehr unüblich für die LISA-Film – augenscheinlich in einer kalten Jahreszeit gedreht hat.

Der Taxler wüsste gerne, warum sein Fahrgast so seltsam gekleidet ist.

Und damit kommen wir auch schon zu “Einstellungen aus dem letzten Jahrhundert” bzw. “Filmdialoge, für die man heute gekreuzigt würde”:

Mit der transphoben Attitüde des Taxlers könnte Freddy vermutlich leben, denn schließlich gab es 1984 das Wort “transphob” noch gar nicht. Man nannte das damals etwas umfassender “Arschloch”. Aber die Tatsache, dass der geplagte Jüngling in dem Schlampenoutfit seiner (unfrei)willigen Gastgeberin keine Geldbörse spazieren trägt, führt  zum Konflikt, in dessen Verlauf der Lohnkutscher den zappeligen jungen Mann an die zimmerwarme Polizei übergibt.

Das Handgemenge wird unterbrochen von einem namenlosen Statisten, der Erstaunliches zu berichten weiß:

Nun bin ich Humor-Recycling bei der LISA-Film ja gewöhnt, aber DAS ist schon ziemlich dreist. Wenn ich mal kurz eine Szene mit Werner Röglin aus ZÄRTLICH ABER FRECH WIE OSKAR einspielen darf:

Meine These: hätte die LISA diese Sorte Film noch zehn Jahre weiter gemacht, hätte sie aus den ganzen Phrasen und Versatzstücken computergesteuert “neue” Filme produzieren können.

Egal. Tatsächlich muss sich Freddy vor der Staatsmacht verantworten, die bei Retzer zwangsläufig nur von Vollidioten repräsentiert wird. Man hält den jungen Mann gar für einen aus der BRD eingereisten Terroristen.

Freddy fühlt sich ob der abstrusen Vorwürfe derart überfordert, dass er spontan ins Stottern kommt – und damit nicht mehr aufhören kann.

Das erklärt uns übrigens der anwesende (und Damenschmuck tragende) “Polizist” Werner Röglin, was einen bizarren und letztlich unerklärlichen Bruch der Raum/Zeit-Ebene zur Folge hat:

Damit haben wir den Ereignissen natürlich vorgegriffen und können gleich genau bei diesem Arztbesuch weitermachen. Der gute Onkel Doktor wird übrigens gespielt von Regisseur Franz Marischka, einem LISA-Veteranen, der sich immer mal für Nebenrollen hergegeben hat. Er diagnostiziert Erstaunliches: Um Freddy vom Stottern zu befreien, muss er ein Stück von seinem (behauptet mächtigen) Penis auf dem OP-Tisch lassen.

Die Argumentation ist wasserdicht:

Renate (nun plötzlich wieder involviert) ist wenig begeistert, aber da der Skalpellschwinger verspricht, dass Freddys Zunge und sein Dödel schon am Wochenende wieder einsatzbereit sein werden, lässt sie den armen Hanswurst gleich zur Spontan-OP da:

Vor der Tür wird Renate vom Penner Retzer angebaggert, und man denkt für einen Moment, das würde wieder Bezug nehmen auf den Kleidungsraub – oder irgendwas. Tut es nicht. Es soll nur Zeit schinden.

Renate schleppt den gerade operierten Freddy in ein Hotelzimmer – was mich verwirrt, denn das Paar wurde mittlerweile als “verlobt” identifiziert. Wieso haben die keine eigene(n) Wohnung(en)?! Und wieso will Renate Freddy augenblicklich an die Wäsche, wo der Arzt doch erst zum Wochenende geschlechtliche Einsatzbereitschaft versprochen hat? Ist die Idee, an einer frischen Operationsnarbe herum zu fingern, ernsthaft erotisierend?

Ist aber sowieso egal, denn Freddy hat jegliches Interesse an der Fleischeslust verloren. Ganz im Gegensatz zum Doktor, denn der hat sich – so wird zumindest impliziert – den Rest von Freddys Lümmel an den eigenen getackert und steigt nun der Sprechstundenhilfe nach.

Und wir alle so: iiihhh!!!!

Renate stellt den Quacksalber zur Rede – sie will ihren Freddy mit dem Monsterschlong und der dauerpräsenten Libido wiederhaben!

Der Arzt bedauert, dass eine Rück-Transplantation leider unmöglich ist (irgendwann werden die Fleischbrocken ja wohl auch ranzig). Die Hammerpointe dieser ganzen Geschichte: nun ist es der Onkel Doktor, der stottert!

Inventur. Mittlerweile ist ein Drittel des Films rum. Wir haben weder Wolfgang Fierek gesehen noch irgendwas von dem Plot, den die DVD-Box versprochen hat. Stattdessen zwei mäßig interessante oder anregende Bumsgeschichten mit einem Paar aus der zweiten Liga der LISA-Film. Es schwant mir, dass wir es hier mit einem Episodenfilm zu tun haben – und richtig; in der nächsten Aufblende führt uns der Kurpfuscher in ein gänzlich neues Szenario ein. Er trifft sich mit einer frechen Französin.

Diese wird gespielt von Susann(e) Bonneik, die im gleichen Jahr für die LISA noch in BEI ANRUF LIEBE eine Hauptrolle abstauben konnte, bevor ihre Karriere auch schon wieder vorbei war. Für eine Saison durfte sie sich aber als “Filmstar” durch die deutschen Nakedei-Illustrierten jagen lassen:

Diesen Interview-Ausschnitt von ihr fand ich ziemlich erhellend:

Ich warne übrigens schon mal vor: die Tonalität des Film ändert sich nun radikal. Wo bisher der übliche LISA-Murks gefahren wurde, wenn auch mit deutlich weniger Aufwand, schwenken die Optik und die Erzählung in Richtung 70er Jahre Weichzeichner-Schmieren-Softporno à la Jess Franco und EMANUELLE um.

Susanne Bonneik spielt das Aupair-Mädchen Evi, und wir wissen alle, was das bedeutet: lüsterne Rammeleien mit der Französin in den Betten der spießigen Gastfamilie. Jeder, wirklich jeder darf bei ihr mal ran – der unfrisierte Vater:

Die skeptisch dreinblickende Mutter:

Der aufdringliche Schwager:

Selbst der… nein, der Roboter nicht. Gottseidank. Ich weiß auch nicht, wieso man den überhaupt ins Bild gestellt hat.

Dass das Aupair-Mädchen sexuell verfügbar ist, zeigt sich schon daran, dass sie aus irgendeinem Grund Schwesterntracht mit wenig drunter trägt. während sie den Nachwuchs wickelt.

Und so wird fleißig begrabbelt, was Evi in der Rahmengeschichte dem Onkel Doktor als einvernehmliches Triebtreiben erzählt, was in Wirklichkeit aber nur die Ouvertüre eines perfiden Plans darstellt.

Es wird gefummelt.

Und gefummelt.

Und im Lichte des Weichzeichners spazieren gegangen.

MOMENT! Die Gegend kennen wir doch! Nur zwei Sommer zuvor trieb sich der geld- und notgeile Tommi Ohrner für EIN DICKER HUND dort rum – und ich freue mich unangemessen diebisch, dass ich “the Kinn” auch in dieser Fotostory unterbringen konnte.

Wie angedeutet: Evi inszeniert sich vor dem Doktor als Unschuld vom Lande, die von bösen Intriganten in diesem alpinen Denver-Clan ausgenutzt wurde.

Dabei ist sie es, die aus der Notgeilheit der Familienmitglieder Kapital zu schlagen gedenkt. So verspricht sie dem Schwager für den Abend ein heißes Schäferstündchen:

Sie nutzt dann die Zuneigung der Hausherrin, dem Schwager eine Falle zu stellen:

Ich gebe zu, dass dieser “Plan” sehr vage und miserabel durchdacht klingt:

Nun denn, der schwiemelige Schwager kommt zum versprochenen Stelldichein und möchte Evi aus der Pelle… ähhh… pellen. Doch sie hat eine bessere Idee!

Rollenspiel! Mit dem Schwager als Vampir und Evi als der gefesselten Jungfrau!

Es ist so unerotisch, wie es klingt – und wie man mit einem solchen Mummenschanz eine “Falle” stellen will, erschließt sich mir auch nicht so ganz.

Aber erlaubt ist, was funktioniert – Schwager wird “erwischt” und der Hausherr verweist ihn sofort des Familiensitzes.

Damit ist Evi der Vorherrschaft im Haushalt schon einen Schritt näher, wie sie ihrem Tagebuch anvertraut (merken, das wird noch wichtig):

Nun muss die Ehefrau beiseite geschafft werden. Erstmal ordentlich was bechern, um die Widerstandskraft zu lähmen. Auf ex!

Und dann – ich wünschte, ich könnte es anders formulieren, aber man entschuldige es mit dem Zeitkolorit: Evi lässt den lüsternen Neger auf die Herrin des Hauses los.

Mangels Webcam oder Smartphone wird der Seitensprung mit dem schwarzen Mann nur per Walkman aufgezeichnet – was dem gehörnten Gatten zumindest die Erkenntnis erspart, dass ein baumlanger… Exot die Ehefrau bestiegen hat.

Die Empörung ist groß und niemand scheint zu fragen, warum Evi diese Indiskretion “zufällig” aufgezeichnet hat. Aber immerhin ist nun der Weg frei, selber an der Seite des Hausherren das Regiment zu führen.

All das hat – in einer entschärften Version – Evi nun dem Onkel Doktor erzählt. Warum? Ich weiß es nicht und der Drehbuchautor vermutlich auch nicht. Darauf erstmal eine Zigarette – natürlich der Marke, die in den LISA-Filmen auffällig gerne und immer mit dem Logo zur Kamera geraucht wird:

Nun fällt Evi siedend heiß ein, dass sie ihr Tagebuch mit den inkriminierenden Eintragungen im Haus hat liegen lassen. Sie eilt zum Ort ihrer Schandtaten, aber dort hat man das Sündenregister bereits entdeckt und alle sinistren Pläne haben sich mit “puff!” in Wohlgefallen aufgelöst:

Evi kann es nicht fassen: wie können die so gemein sein, wo sie doch nur eine Vergewaltigung vorgetäuscht und sexuellen Missbrauch in die Wege geleitet hat!

Never fear, the doctor is here – dank der von Evi schwer geschönten Fassung erklärt sich der Arzt bereit, sie bei sich aufzunehmen. Man hat ja ein Herz. Und einen Schwanz.

Zum Dank bläst ihm Evi gleich im Lokal einen. Ich hätt’s feiner ausgedrückt, wenn’s feiner wäre. Oder lustig. Oder nachvollziehbar.

Und so verlassen wir den Doktor und die gänzlich unkomische Portion des Films:

Die Tatsache, dass dieses Segment deutlich mehr auf Erotik und null auf Comedy ausgelegt ist, lässt mich vermuten, dass es sich um Resteverwertung eines nicht vollendeten LISA-Films handelt, die man in die SCHWEINCHEN gedengelt hat, um Laufzeit zu schinden. Das macht Sinn, denn 1984 pfiff diese Sorte pubertärer Komödie schon auf dem letzten Loch und die Budgets wurden sichtbar kleiner. Rein vom Production Value ist SCHWEINCHEN an keiner Stelle mit EIN DICKER HUND oder GURU JAKOB vergleichbar.

Zurück in goldene Land des LISA-Humors, in den Milch und Honig fließen, führt uns natürlich Werner Röglin, der bei einem Streifengang eine schier unglaubliche Demonstration männlicher Prostata-Potenz erblickt:

Es ist der Retzer beim rekordverdächtigen Wasserlassen – oder?!

Nein nein, es ist wieder Mal eine optische (Ent)Täuschung, die wir in ähnlicher Form ja auch schon in FRECH WIE OSKAR gesehen haben:

Kein Witz ist so schlecht, dass man ihn nicht wieder aufwärmen könnte.

Es folgt ein “running gag”, dessen humoristischen Mehrwert/Nährwert ich nicht erkennen kann. Vielleicht seid ihr schlauer. Der tuntige Polizist sieht einen Bauarbeiter.

Der Bauarbeiter so: “Hallo Schwuler!”

Der Polizist so: “Hallo, Maurer!”

Exakt die gleiche Szene sehen wir ein paar Minuten später noch mal. Hallo, Schwuler. Hallo, Maurer. Und schließlich noch mal, diesmal in der Variation: Hallo, Puppe. Hallo, Architektchen!

I can’t. I can not. I have lost the ability to can.

Da ist es nur eine Fußnote, dass der Maurer die gleiche Mütze trägt wie der Komparse bei der Rangelei zwischen Freddy, dem Polizisten und dem Taxler.

Egal, es wird Zeit für die nächste Episode, kurioserweise wieder mit “Evi” Susanne Bonneik, von der uns der Erzähler berichtet, dass sie nach dem Ende der “Beziehung” zum Doktor einen erotischen Dienstleistungs-Service aufgemacht hat. Oder anders gesagt: Evi ist nun eine Nutte. Ihr schwerer französischer Akzent hat auch deutlich nachgelassen

Im Haus auf der anderen Straßenseite übt derweil Amateur-Schauspielerin Eva mit ihrem gelangweilten Gatten eine Szene aus dem Stück “Die Freuden der Liebe”.

Das Ganze ist nur Setup für eine der tollkühnsten Verwechslungs-Klamotten in der an hanebüchen herbei geredeten “Versehen” wahrlich nicht armen LISA-Historie.

So nehmen wir erstmal hin, dass Eva und ihr Mann in dieser Szene zu bombastischem Gedicht so etwas wie Lohengrin-Rüstungen tragen. Und wir schlucken brav, dass Eva ihren desinteressierten Mann so lange triezt, bis er einen ihr unbekannten Freund telefonisch als neuen Probenpartner anheuert und dann das Haus verlässt.

Wir lassen uns auch gefallen, dass Eva für diese Probe (mit einem wildfremden Mann!) plötzlich in Reizwäsche steigen muss:

“Wie eine Luxusnutte sehe ich nun wirklich nicht aus”, verkündet sie tapfer gegen jede Realität. Und weil sie sich ganz gegen alle LISA-Hausregeln noch nicht obenrum freigemacht hat, ergreife ich die Gelegenheit, “Eva” mal kurz vorzustellen.

Es handelt sich bei der Schauspielerin um Julia Fürsich alias Julia Romero alias Julia Kent. Sie war in den 80er und 90er Jahren so etwas wie die “Lady” im LISA-Stall und musste sich als “ernsthafte Schauspielerin” auch nicht ausziehen. Mehr noch: später schrieb sie sogar diverse Drehbücher trashiger Abenteuerfilme für die LISA, auf die wir auch noch zu sprechen kommen.

Das Highlight ihrer Karriere dürfte der nie veröffentlichte ROYAL DESTINY mit ihr und Otto Retzer sein:

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Und so ist klar: was immer Julia Kent in SCHWEINCHEN tut, sie tut es angezogen.

Seit 20 Jahren ist Julia Kent weitgehend aus der Schauspielerei raus, mittlerweile schreibt sie Romane solchen Inhalts:

Susanne Berger, die 14-jährige Protagonistin, ist auf der Suche nach dem Sinn ihres Lebens. Still und angepasst, von Schulfreunden gemobbt, träumt Sie davon, ihrer Aussenseiterrolle entfliehen zu können. Auf einem Bauernhof in Niederbayern stösst sie auf fremde und bedrohliche Welten, die ihr Leben für immer verändern werden.

Das Werk heißt “Das verlorene Lächeln”. Ich hätte “Fremde und bedrohliche Welten in Niederbayern” besser gefunden.

Aber zurück zu den Schweinchen. Weil die Kent sich nicht ausziehen mag, greift der Göttergatte zum Fernglas:

Siehe da – die Bonneik ist weniger g’schamig, wie man in Bayern sagt:

Und schon klingelt auch bei ihr das Telefon mit Kundschaft. Der spießige Herr Mickringer möchte seine Unschuld gerne an die “Freuden der Liebe” verlieren. Und damit gerät der Stein ins Rollen – wenn auch widerwillig und von allen Beteiligten mühsam angeschoben.

Kaum ist der Termin mit der Prostituierten gemacht, verabschiedet sich Mickringer von der Frau Mama, die offensichtlich von dem Plan nicht begeistert ist.

Ich gestehe, dass ich zuerst ziemlich baff war, Wolfgang Jansen in einem LISA-Streifen blödeln zu sehen. Als Kind der 70er ist einem das Gesicht aus Dutzenden von TV-Filmen, Serien und vor allem dem Kinderfernsehen vertraut:

Eine tiefere Recherche fördert allerdings zu Tage, dass Jansen so ziemlich kein Angebot ausgeschlagen und sogar in Pornofilmen agiert hat, ohne dabei allerdings selbst erotisch aktiv zu werden. Titelbeispiel: HOCHWÜRDEN 4: DIE PINSEL VON DER LIEBESINSEL.

Tragische Sache: Ein Jahr nach den SCHWEINCHEN verlor Jansen bei einem Zugunglück ein Bein und verstarb 1988 völlig verarmt mit nur 50 Jahren.

Hier spielt Jansen also den Mr. Bean-esken Mickringer, der natürlich das falsche Haus erwischt (siehe den gleichen Gag in DREI SCHWEDINNEN AUF ST. PAULI) und dabei vom Ehemann noch weiter im Glauben gelassen wird, Eva (nicht Evi) wäre wild darauf, “Die Freuden der Liebe” zu proben.

Der echte Schauspieler, der Eva zur Hand gehen soll, landet natürlich ebenfalls im falschen Haus bei der Nutte Evi, die “Die Freuden der Liebe” ganz anders versteht.

Mickringer freut sich, bei der ahnungslosen Eva schon mal die Hosen fallen lassen zu können, während diese alle seine Andeutungen komplett falsch versteht.

Diesen Screenshot habe ich primär deswegen erstellt, weil das Velour-Sofa aussieht, als sei es nachträglich in den Film gepinselt worden. Ist es aber nicht. Es waren die 70er.

Natürlich wird der Witz mit der Verwechslung weit über das erträgliche Maß gestreckt – auch an dieser Stelle sollen wir noch glauben, dass Eva nur Theater spielen will:

Mickringer möchte aber lieber zur Sache kommen und wir erleben wieder mal eine Form sexueller Nötigung, die man locker als Vergewaltigungsversuch sehen kann, den schon 1984 keiner ernsthaft mehr lustig gefunden haben kann außer den LISA-Beteiligten:

Eva wehrt sich wenigstens nach Kräften dagegen, auf einem Missverständnis basierend penetriert zu werden:

Auf der anderen Straßenseite herrscht derweil tote Hose. Evi wundert sich zwar, dass der “Kunde” nicht über sie drüber will, aber er hat gezahlt, also ist es wurscht.

“Der Ehemann kommt überraschend heim” – das ist nicht nur ein LISA-Standard, sondern vor gerade einer guten halben Stunde schon mal passiert.

Es gibt eine Rauferei, bei der Mickringer und der mittlerweile ebenfalls eingetroffene Ersatz-Mime synchron auf die Matte gehen:

Eva benennt jedoch mit strenger Geste den wahrhaft Schuldigen – Mickringer!

Der tuntige Polizist hat den Krawall im Haus gehört, muss sich aber erst überlegen, ob ein behördliches Eingreifen lohnt.

Tut es – denn da liegen schließlich zwei Mannsbilder auf dem Boden. Und so stürzt er sich zur Sodomie auf sie hinab, was ebenfalls in den Giftschrank der Gag-Geschichte gehört.

Aus die Maus! Zeit, diese Episode abzuschließen. Schluss mit lustig ist ja schon länger. Rüde wird in die verschneite Winterzeit geschnitten, in der Wolfgang Fierek in Lederjacke durch die Innenstadt joggt und dabei Kumpel Egon trifft:

Wir haben Fierek! Wir haben Plot! Nach 54 von 76 Minuten hält auf Gleis 5 die verspätete Inhaltsangabe vom DVD-Cover. Bitte einsteigen und Türen schließen!

Es kommt zu einem Dialog, der so banane ist und so eindeutig nur eine halbe Stunde Film überflüssig machen soll, dass es kein Zufall mehr sein kann. Ich unterstelle, dass das, was Fierek hier erzählt, mal der Inhalt des Films sein sollte, dann aber aus produktionstechnischen Gründen nicht gedreht und durch den Aupair-Softsex-Teil ersetzt wurde.

Kurz zusammengefasst: der Fierek hat haufenweise Weiber am Laufen, darunter eine fesche Junge und eine reiche Alte. Egon rät dazu, lieber das Frischfleisch zu nehmen und ihm die Kontaktdaten der reichen Jungfer zu stecken.

Schnitt: Egon hat die reiche Jungfer geheiratet. Entweder ging das sehr schnell und es ist immer noch Winter am Wörthersee – oder wir sind ein Jahr gesprungen.

Der Hochzeitsfotograf steht dekorativ vor einem Oldtimer mit dem Werbelogo eines damaligen Autohauses – wir dürfen einen für beide Seiten vorteilhaften Product Placement-Deal vermuten.

Nun hat Egon also die olle Olga getroffen, gefreit und getraut – sie aber angeblich noch nie gesehen. Und obwohl er von Wolfgang weiß, dass sie keine Schönheit ist, wird die vorgebliche “Hässlichkeit” der Gattin als Knaller-Überraschung inszeniert.

Helga Feddersen hatte wohl gerade anderweitig zu tun.

Nun ist Olga nicht besonders hässlich – Schauspielerin Ellen Umlauf ist schlicht alt und überschminkt. Aber in der Welt der LISA-Film ist Alter bei Frauen schon ein absolutes no-go, genau so wie Übergewicht oder die falsche sexuelle Präferenz. Dummheit hingegen ist ein Bonus. Umgekehrt bei den Männern, die problemlos alt und fett sein dürfen, solange sie ausreichend Kohle mitbringen. Der sexuelle Anspruch definiert sich am Rollenmodell.

Es fällt auf, dass dieses Episode des Films besonders chauvinistisch, frauenfeindlich und schlicht arschig ist. Wolfgang ist ein “Player”, dem die Mädels zufliegen, was wohl irgendwie durch den Charme von Wolfgang Fierek gedeckt sein soll. Das zieht nur begrenzt – der Vielficker kommt rüber wie der letzte Provinzpavian. Kollegen haben mir einst Geschichten über den “wahren” Fierek erzählt, die den Eindruck verstärken mögen.

Und Kumpel Egon hat natürlich jedes Recht, sich mit dem Geld der Gattin wie ein Sultan aufzuführen, gleichzeitig aber nach jungen Hasen Ausschau zu halten, denn irgendeine Form von Aufrichtigkeit wäre ja total uncool im LISA-Universum. Mich schüttelt regelmäßig der Gedankte, dass die Macher so etwas für sympathisch gehalten haben.

Nun denn, Egon sucht Wolfgang im Thermalbad auf, wo dieser gerade vier “Ex-Verlobte” bespasst. Darunter kurioserweise auch die doch eigentlich glücklich verheiratete Eva aus der letzten Episode.

Damit er ein ordentliches Männergespräch führen kann, verordnet Wolfgang seinen Ischen eine Runde Gymnastik, was diese selbstverständlich kichernd befolgen.

Abgesehen davon, dass dem Wolfgang mal ordentlich eine geschmiert gehört, fällt natürlich auf, dass die drei namenlosen Komparsinnen sich obenrum frei machen müssen – Julia Kent aber das Bikini-Top an behält. Wir erninern uns: Lady LISA.

Weil Wolfgang nur zu gut verstehen kann, dass Egon seiner Olga nicht treu sein möchte, schlägt er vor, beim “Schweinchen-Ball” auf die Pauke zu hauen.

Dumm nur: Olga hat alles mitangehört. Wer an dieser Stelle noch fragt, warum die Frau in Kleidung im Whirlpool des Thermalbads untergetaucht war, hat die LISA-Logik immer noch nicht verstanden. Besser ist das.

Wham, bam – it’s DISCO time!

Ich bin sehr enttäuscht, dass hier kein “aktueller” Hit gespielt oder eine neue Popband promoted wird, wie es eigentlich LISA-Standard ist. Aber ich erwähnte es ja schon: 1984 pfiff diese Sorte Film auf dem letzten Loch und man hat wohl keinen Sinn darin gesehen, sich um größere Deals zu bemühen.

In dieser Disse gibt es mächtig Frischfleisch zu besichtigten:

Und ich so:

Ich weiß ja, dass es Eulen nach Athen tragen ist, aber ich möchte an dieser Stelle mal die Logik des “Schweinchen-Balls” hinterfragen. Was soll das sein? Für wen ist das gedacht? Wer finanziert es und wer zahlt die Zeche?

Halbnackte Mädels tanzen unter fast völliger Abwesenheit von Männern in einer Disco, die schwer nach dem aussieht, was man in den 80ern für einen “Edel-Puff” hielt. Soll impliziert werden, dass die Mädels das lustig finden? Sind Mädchenhändler am Werk?

Auf jeden Fall will Olga ihrem Egon die Tour vermasseln. In einer Wirklichkeit, die irgendeine Ähnlichkeit mit der unseren aufweist, wäre das die Scheidung nach dem “in flagranti”. Aber nein, Olga bringt ein Ferkel mit und steigt in eine Kiste.

Ein DJ kündigt nun die Versteigerung eines ungesehenen Schweinchens an, was so gar keinen Sinn macht, weil es hier doch wahrlich genug vorab einschätzbare Hupfdohlen abzuschleppen gibt, die noch dazu kein Geld kosten.

Ich unterstelle mal, dass fünf Jahre früher Thomas Gottschalk diesen DJ gegeben hätte, aber der war 1984 dann endgültig zu groß für Nebenrollen bei der LISA.

Stattdessen sehen wir einen Asiaten (exakt in einer Einstellung), der fleißig um die verpackte Überraschungs-Frau mitbietet:

Kennen wir den nicht schon aus dem GURU JAKOB?!

Scheinbar passiert, was passieren soll: Egon ersteigert die Kiste mit Olga. Aber leider hat er Zahnweh und ist zu besoffen, um aus dieser Tatsache komödiantisches Potenzial zu ziehen. Also bespricht man am Pissoir, dass der immer standfeste (ähem) Wolfgang neben seinen ganzen eigenen Ischen auch noch den Hauptgewinn des Abends vernaschen muss. “Consent” ist kein Wort, das im LISA-Universum irgendeinen Wert hätte.

Die genannten Ischen bestätigen sich gerade gegenseitig, wie super toll der Abend ist und Eva rechtfertigt den bevorstehenden Seitensprung mit einem nonchalanten “ach was, einmal wird man sich doch noch allein vergnügen dürfen”. Na ja, ALLEIN wäre hier der Schlüsselbegriff.

Und natürlich: alle topless außer Julia.

Ein mieser Denunziant ruft leider Julias Gatten an und steckt ihm, dass die hoffnungsvolle Nachwuchs-Aktrice beim Schweinchen-Ball die Sau rauslässt. Das ist für die Handlung “wichtig”, weshalb auch kein Gedanke daran verschwendet wird, wer warum hier anruft.

Das totale Chaos der rudimentären Handlung wird weiter verdeutlich von der Tatsache, dass Wolfgang und Egon nun grundlos die Kostüme tauschen. Das ist zwar ein Standard-Element der Verwechslungskomödie, in diesem Fall aber komplett unnötig.

Gnädig erspart man uns den Rest der Nacht und am Morgen erwacht Wolfgang entgeistert neben der ollen Olga:

Das wäre vielleicht ansatzweise lustig, wenn wir nicht schon vorher gewusst hätten, dass es soweit kommt. Der Gag hat keine Überraschung, keine Pointe.

Bei Egon liegen derzeit die Mädels hackedicht umeinand, wie der Bayer sagt:

Egon kann es kaum fassen – was ist da nur passiert?!

Na ja, passiert ist exakt das, was er ja geplant hatte. Insofern macht seine Reue keinen Sinn und die Panik, die ihn nun ergreift, ist die Panik des Erwischten.

Und in der Tat: die frisch erwachte Olga ist nahe dran, seine Schweinereien zu durchschauen und ihm womöglich den Geldhahn abzudrehen.

Kaum hat man Olga aus dem Hotelzimmer (immer diese Hotelzimmer!) bugsiert, will man “die Weiber entsorgen”, was auch wieder einen bezeichnenden Blick auf das Frauenbild der LISA-Filme wirft.

Es geht ein wenig hin und her, Tür auf, Tür zu, Frau unters Bett – mit Olga und Peter treffen zwei Gehörnte aufeinander, die Aufklärung verlangen.

Egon und Wolfgang mühen sich, die mittlerweile nur noch als lebloses Fleisch präsentierten Bettgesellinnen irgendwo zu verklappen:

Und natürlich, weil der Wolfgang so ein Batzi ist, kommt er damit durch – der Ehemann von Eva entschuldigt sich sogar für alle Unannehmlichkeiten:

Das gibt Wolfgang die Gelegenheit, Eva endlich mal richtig und ohne Zeit- und Gattendruck zu pimpern. Ehebruch ist eine Knaller-Pointe!

Weil Eva aber deutlich mehr Verantwortungsbewusstsein hat als das übliche Bettfutter in den LISA-Filmen, informiert sie das Publikum noch rasch, dass sie die Pille nimmt. Na dann ist ja alles gut.

Das Schlussbild darf man ruhig sinnbildlich nehmen:

Alter. Falter. Was für ein Verhau.

Man kann den LISA-Output der späten 70er und frühen 80er mit Fug und Recht für Müll halten – aber dass es der klassischen Definition nach Filme sind, lässt sich nicht bestreiten. Es sind halt schlechte Filme. Bei den SCHWEINCHEN steht es aber eindeutig auf der Kippe – diese Ansammlung jämmerlicher Boulevard-Bruchstücke bietet weder Protagonisten noch eine durchgehende Handlung auf, kein verbindendes Thema oder wenigstens ein verbindliches Genre. Hier wird die klassische LISA-Bettfarce mit fiesem Softcore-Schmonzes und verfilmtem Herrenwitz in eine knappe Laufzeit gepresst, wobei der Großteil der Humor-Versatzstücke aus anderen, kohärenteren Produktionen recycelt wird.

Es ist vor allem das widerliche Weltbild, das alle LISA-Filme durchdringt, hier aber besonders fies im Vordergrund steht: Frauen sind überhaupt nur jung, sexy und dumm zu gebrauchen, dann auch gerne gegen ihren Willen und beliebig austauschbar. Die Bumsfrequenz des Mannes bestimmt seinen Wert und seinen Status. Dem Helden wird jede Widerlichkeit verziehen, weil “boys will be boys”. Am Ende hat die Frau “gewonnen”, die den Stecher am längsten im Bett halten kann.

Daran ist nichts lustig und hier ist es sogar exemplarisch ekelhaft.

Alle, wirklich alle blamieren sich: Eine Regie von Retzer ist nicht erkennbar, schon die bloße Existenz eines Drehbuchs muss bestritten werden, und was sich hier Darsteller schimpft, dürfte bestenfalls Beschaffungskriminalität oder soziale Not als Rechtfertigung aufbringen. Man kann Filme wie GURU JAKOB beim Bier schönreden mit einem “jaaa, war schon ein rechter Schrott, aber wir waren jung, es gab Geld, und jeden Abend konntest du eine andere fesche Statistin pimpern”. Bei den SCHWEINCHEN kann das nicht als Erklärung ausreichen, der ganze Streifen wirkt wie hingerotzt, um steuerliche Verluste geltend machen zu können. Und nachdem, was man über viele Filme dieser Ära hört, mag das als Vermutung gar nicht mal so abwegig sein.

Die CINEMA hat den Film seinerzeit auch nicht gesehen, schreibt aber wenigstens eine halbwegs passable Inhaltsangabe aus dem Pressematerial ab und verrät uns, was bis heute nicht mal die IMDB weiß – Bea Fiedler spielte eine Tänzerin namens “Carry”. Das zum Bericht eingestellte Bld stammt nicht aus dem SCHWEINCHEN-Film, den ich gesehen habe. Auch das ist nicht neu oder überraschend.

Die Meinung vom Filmdienst und damit dem Lexikon des Internationalen Films kann man an dieser Stelle ruhig mal komplett wiedergeben:

Ein haarsträubend dummer Verwechslungsschwank, der hauptsächlich von sexgierigen Männern und Frauen bevölkert wird und Stottern, Homosexualität und Häßlichkeit als Belustigungsmotive anbietet. Optisch dominiert die übliche fade Fleischbeschau, in den Dialogen zotige Zweideutigkeit. – Wir raten ab.

Ich auch.

Eine brauchbare aktuelle Kritik findet man hier.

Mein Fazit: Eine Schmierenkomödie in jeder Beziehung, die eine für die LISA untypische technische Inkompetenz mit einem Restposten-Drehbuch und dem Budget eines 70er Jahre-Pornos zu einem “perfect storm” des deutschen Spießer-Bumsfilms kombiniert.

Das soll natürlich nicht heißen, dass ich mit der LISA fertig bin. Oder mit Julia Kent.



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Thies
Thies
20. Dezember, 2020 15:12
  • Preisfrage: Warum heißt der Film HER MIT DEN KLEINEN SCHWEINCHEN? Ähnlich wie bei ZÄRTLICH ABER FRECH WIE OSKAR hat die LISA sich mal wieder einfach an einen französischen Erfolgsfilm gehängt, denn im Jahr zuvor hatte HER MIT DEN KLEINEN FRANZÖSINNEN an der Kinokasse punkten können.

Einspruch! Die kleinen Französinnen kamen zwar im Film vor, waren aber im Titel Engländerinnen.

Thies
Thies
20. Dezember, 2020 17:02
Reply to  Torsten Dewi

My bad. Hatte ich gar nicht auf dem Radar. Der andere lief mir dafür in meiner Pubertät so oft über die Füsse, dass ich letztes Jahr die DVD gekauft habe um ihn irgendwann nachzuholen.

Last edited 3 Jahre zuvor by Thies
Thomas Bunzenthal
Thomas Bunzenthal
20. Dezember, 2020 15:33

Hab mich in letzter Zeit auch mal mit dem LISA-Zeugs auseinander gesetzt. Ich hab bisher 3 Hobel gesehen, wo jemand aus dem 1. Stock aus dem Fenster springt und anschließend bis zur Hüfte im Boden steckt (Die tollen Tanten und die anderen 2 wollen mir grad nicht einfallen…).
Das rosa Käfer-Cabrio hab ich bereits 4 mal gesichtet.

Simop
Simop
20. Dezember, 2020 22:35

Ich schäme mich, dass ich sogar wusste, dass das eine Lied von fierek war:
https://youtu.be/qlxsoTwvFr0

Matts
Matts
21. Dezember, 2020 15:04

“The Fall of the House of LISA” – könnte man wohl sagen.

Aber immerhin: Alexander Gittinger! My spirit animal is back!

Rainmaker
Rainmaker
21. Dezember, 2020 16:11

Danke, dass du mir ein klein wenig Glauben an die Menschheit zurückgibst. Wenn ich mir anschaue, was 1984 noch möglich war und heute völlig undenkbar ist, kann man durchaus von einem gesellschaftlichen Fortschritt sprechen.

Fierek ist so ein Typ, den ich überhaupt nicht ertragen kann. Schlimmer geht es ja gar nicht. Den sehen und schlechte Laune bekommen ist eins. Aber der Mann gilt der Klatschpresse als “Rocker”, weil er manchmal auf einer Harley sitzt (und manchmal drunter liegt).

Olaf
Olaf
21. Dezember, 2020 17:45

Kannst du nicht mal ein Interview mit Otto machen?

Olaf
Olaf
23. Dezember, 2020 07:03
Reply to  Torsten Dewi

Es gibt ne Doku über C-Film König Otto den 1.? Interesting 😃

Pascal
Pascal
23. Dezember, 2020 10:46

Grundgütiger!
Grausame Gestalten!
Gehörnte Gatten!
Geile Gespielinnen!

Ganz gediegen geschrieben!

Dietmar
24. Dezember, 2020 09:25
Reply to  Pascal

😀

Martin Däniken
Martin Däniken
3. Januar, 2021 03:05

Lisa-Film so:”Kontext,hhhhmmmm.Och nö. Aber Kon-Titti!”

Thomas Bunzenthal
Thomas Bunzenthal
7. Februar, 2021 04:21

Bißchen her, aber ich muß diese Verbindung schaffen: Bea Fiedler! Wo sind meine Mentholzigaretten?