03
Nov 2020

Hier stinkt’s! Mir stinkt’s!

Themen: Neues |

Abgesehen davon, dass unsere Wohnungseinrichtung stilsicher, geschmackvoll und aufgeräumt ist, rühmen wir uns, dass sie auch wenig Eigengeruch abgibt. Kein Wunder: Neubau, weitgehend neue Möbel, ein Saugroboter, dezentes Aftershave und Katzen mit hohem Hygiene-Anspruch sorgen dafür, dass alles reinlich zugeht.

Aber vorgestern bemerkten wir einen deutlich unangenehmen Geruch. Immer dann, wenn wir in unseren offenen Küchen/Esszimmer/Wohnzimmer-Bereich kamen. Säuerlich. Unschön. Anfangs nur ein schwer lokalisierbarer Hauch, dann immer deutlicher.

Natürlich machten wir uns sofort auf die Spurensuche. Ein bisschen Katzenkotze, dass wir in einer Ecke oder unter einem Stuhl übersehen hatten? Nein. Abgelaufene Lebensmittel in einem der Schränke? Nein. Markiert der depperte Rufus nun schon sein eigenes Territorium? Nein. Von draußen? Nein.

Es war frustrierend und passend zu Halloween – eine Präsenz, die sich deutlich wahrnehmen, aber nicht beweisen lässt. Could it be… Satan?!

Wir begannen, permanent Terrassentüren aufstehen zu lassen, um dem Geruch mit Frischluft entgegen zu wirken. Als wir gestern den Tisch zum Frühstück deckten, rief meine Frau plötzlich aus:

“Ich hab’s! Ich weiß, woher der Geruch kommt!”

Die Antwort war so offensichtlich, dass ich mir aus Prinzip den Kopf auf die Tischkante hätte schlagen sollen – wieso hatten wir beide vergessen, dass vor knapp einer Woche im Kühlschrank Milch aus einem liegenden Tetra-Pak ausgelaufen war?!

Ich hatte die über alle Ebenen verlaufene Milch zwar relativ sorgsam ausgewischt, aber es war anzunehmen, dass Reste in Ecken und Ritzen verblieben waren, die nun ordentlich vor sich hin säuerten. Das passte auch zum Geruch.

Nun haben wir uns zum Umzug dieses Jahr einen neuen Kühlschrank gegönnt:

Der ist zwar nicht so stylisch wie ein SMEG, aber für unsere Zwecke ausreichend groß – und vor allen Dingen leise. Wenn man eine Einheit aus Küche, Esszimmer und  Wohnzimmer hat, ist das erstaunlich wichtig. Zu dem Zweck hatten wir ihn auch auf eine dieser Dämmmatten gestellt, die man üblicherweise unter Waschmaschinen legt. Perfekte Ruhe.

Es blieb uns keine Wahl: wir räumten den gesamten Kühlschrank zur Generalreinigung aus. Tatsächlich fanden wir Milchreste, die sich zwischen den Scheiben und der Aufhängung festgesetzt hatten. Nach 15 Minuten gemeinsamen Wienerns war wieder alles blitzblank und ordentlich eingeräumt. Wir sprühten sogar noch etwas Duftwasser in die Rinne für das Tauwasser.

Problem erkannt, Problem gebannt, oder? Denkste.

Als ich heute morgen in die Küche kam, stank es wie nie zuvor, ich musste sofort alle Türen zur Terrasse aufreißen. Milchsäure, keine Frage. Ich machte mir ein paar Gedanken zu der Frage, wie so ein Kühlschrank funktioniert und mir schwante, dass wir am Problem vorbei gewischt hatten: es war Milch in die Taurinne gelaufen und damit in den Auffangbehälter für Tauwasser. Und da säuerte sie vor sich hin.

Meine Reaktion darauf war gewohnt souverän:

Die Anleitung des Bauknecht war keine Hilfe, die erwähnte zwar eine eventuell notwendige Reinigung des Tauwasserbehälters, aber leider nicht dessen Location oder die korrekte Vorgehensweise. Bei Google fand ich einige Artikel, die allesamt darauf verwiesen, dass man den Tauwasserbehälter an der Rückseite des Kühlschranks abnehmen und reinigen könne.

Mit etwas Mühe wuchtete ich den Kühlschrank samt unterliegender Matte in den Raum und ging zu Boden. Tatsächlich, da war die weiße Auffangschale, in die ein schnödes Plastikrohr die Flüssigkeiten aus dem Innern des Kühlschranks leitet. Und der bestialische Gestank nach saurer Milch ließ auch keinen Zweifel zu, dass ich die Ursache unseres Geruchsproblems gefunden hatte.

Die Schale rauszuhebeln war kein großer Akt. Sie war zwar mit einem Schnapper befestigt, den ich nur erfühlen konnte, dieser setzte sich aber nicht zur Wehr. Man soll diese Schale ja entnehmen können.

Es folgte eine SEHR sorgfältige Reinigung der Schale und zur Sicherheit spülten wir das Rohr aus dem Kühlschrank noch mal mit Essigwasser durch in eine Flasche. Unvorstellbar, was vielleicht 20 Milliliter Milch an Gestank produzieren können.

Alles wieder zusammen setzen, Kühlschrank an seinen Platz ruckeln – fertig.

Endlich riecht es in unserer Küche wieder so, wie es soll: gar nicht.

Aber schon irre, auf was man so alles achten muss.



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Galaktika
Galaktika
3. November, 2020 07:16

Ich freu mich in den Kommentaren auf die besten derartigen Stink-Stories aus Deutschlands Haushalten.

Ich leg vor: Fies hat’s gerochen im Wohnzimmer, schwer definierbar, muffig-herb. Eine Woche lang. Eine Ursache haben wir nicht gefunden. Alle Ecken abgesucht, unter der Couch, überall, eine Handvoll Staub zu Tage gefördert, aber der stank nicht. Sprays versprüht, Duftkerzen angemacht, fast schon resigniert.

Bis dann der Nussknacker gebraucht wurde. Die entsprechende Schublade geöffnet. Da lag sie, die türkisgrüne Mandarine. Irgendwer von uns, ich war’s nicht, also meine Frau, hatte wohl beim Wegräumen des Nussknackers (nach Weihnachten) sich eine Mandarine genommen und mit dem Nussknacker in die Schublade mit dem Weihnachtszeug gelegt. Es war Februar.

Sonst zeigt sie keinerlei Anzeichen von Demenz.

Herrlich, bald ist wieder Vorweihnachtszeit. Ein Anrichten des Weihnachtstellers ohne Aufwärmen dieser Geschichte: undenkbar.

PabloD
PabloD
4. November, 2020 15:42
Reply to  Galaktika

Ich sag nur: Tote Maus hinter Massivholz-Schrankwand *würg*

Dietmar
4. November, 2020 19:34
Reply to  Torsten Dewi

Stimmt. Hatte ich auch schon. Die kann man dann prima abpellen.

Ist ja auch etwas…

Dietmar
4. November, 2020 19:33
Reply to  Galaktika

Es sind immer die Frauen! Immer!

Sie sind nur besser darin, es nicht zuzugeben.

Das ist jedenfalls meine Theorie …

Manuela
Manuela
5. November, 2020 17:51
Reply to  Galaktika

Oh jaaaa – da fällt mir auch ein schönes Beispiel ein.
Es fing an, irgendwie vergammelt zu riechen. Schnüffeltest ergab dann, es musste aus der Küche kommen. Es wurde täglich schlimmer und ich habe geputzt wie blöd. Kühlschrank, Backofen, Mikrowelle, alle Schränke ausgewischt – es wurde immer schlimmer. Habe jeden Zentimeter der Küche abgeschnüffelt und endlich den Verursacher gefunden: eine kleine Gießkanne, in der ein Rest Biodünger verblieben war. Der hatte sich nun zu einer neuen, schleimigen und behaarten Lebensform entwickelt *würg*

Dietmar
6. November, 2020 01:25
Reply to  Manuela

Nieeeedlich! Einen Namen geben und ein Terrarium für das kleine Wesen bauen, war keine Option? 🙂

Martzell
3. November, 2020 08:05

Zum Glück kein Einbaukühlschrank. Wir haben dieses Jahr einen ähnlich aussehenden Bauknecht gekauft, allerdings mit No Frost und bisschen breiter.

Den Auffangbehälter für Tauwasser habe ich beim Umbau des großen Einbaukühlschrankes hier vor kurzem auch geleert und gewaschen. Das Wasser war äußerst eklig. Ein Zuchtbecken mit warmen Wasser haben Kühlschränke eingebaut. Dabei verspricht die Anleitung dass Kondenswasser würde verdunsten.

Marko
3. November, 2020 12:03

Ich hatte das Problem auch schon. Dank Einbaukühlschrank war das dann auch echt ein Mörderakt, an den Behälter ranzukommen. Das ist nun auch schon wieder ein paar Jahre her und ich bin damals fast wahnsinnig geworden, weil ich von dem Behälter nichts wusste und mir den Gestank beim besten Willen nicht erklären konnte, und ich glaube, ich bin dann tatsächlich erst durch googeln drauf gestoßen.

comicfreak
comicfreak
3. November, 2020 12:08

Horror pur.
Ich hätte da wohl resigniert.

Klaus
Klaus
3. November, 2020 22:48

Uns ist mal im Beifahrer-Fußraum eine Kanne mit frischer Milch vom Bauernhof übergeschwappt. Die Milch ist in die Fußmatte und den Boden eingezogen. Die Matte konnten wir wegschmeißen, den Boden leider nicht. Der Gestank hat uns noch sehr sehr lange begleitet. Da wir zu dem Zeitpunkt zwei Autos gab, wurde das andere zum absoluten Favoriten für jede Fahrt.

langer Leser
langer Leser
5. November, 2020 10:48
Reply to  Torsten Dewi

Kaffepulver wirkt wahre Wunder. Kann einfach in eine Schüssel (offen) ins Auto gestellt werden.
Man muss einige Wochen mit dem intensiven Geruch klar kommen, aber am Ende neutralisiert der Kaffee ziemlich gut.

Bärbel
Bärbel
5. November, 2020 12:51
Reply to  langer Leser

Das mit dem Kaffee hab ich letztens auch gehört. Eine Freundin hat damit ihren antiken Schrank der Uroma vom intensivem Parfüm-Geruch der alten Dame befreit.

Last edited 3 Jahre zuvor by Bärbel
SvenBr.
SvenBr.
9. November, 2020 08:47

Dann gebe ich auch noch kurz einen zum Besten, um die Wartezeit bis zum nächsten Wortvogelbeitrag zu überbrücken.

Durch Unachtsamkeit von Tochter und mir ist ein 0,5l-Becher Cappuccino im Auto umhergeflogen… Funfakt: Leasingfahrzeug und Fahrt in den Urlaub. Keine Möglichkeit, die Sauerei kurzfristig wegzubekommen, außer eine Wolldecke, die wir immer mit rumfahren.
Wir waren auch noch gut 4 Stunden von Südtirol entfernt und somit wurde die Suppe behelfsmäßig mit der Decke abgewischt/getupft.

Vor Ort in Sterzing wurde das Auto am nächsten Tag in einem vom Hotelier empfohlenen Aufbereitungsbetrieb wieder so hergerichtet, wie es gehört.
Ich hätte nicht gedacht, daß das bei der Menge Kaffee funktioniert und das zu einem Preis, der mir vor Freude fast Tränen in die Augen getrieben hat. Nahe HH hätten wir dafür mindestens das Doppelte gezahlt.
Es war sauber und stank nicht mehr nach Kaffee/Milch sondern nach neuem Auto.

Zwei Tage später ging es doch wieder los mit dem Gestank… Und wir täglich mit dem Auto unterwegs – natürlich auch bei prallem Sonnenschein.

Am Tag 4 haben wir dann die vom Autoaufbereiter fein säuberlich zusammengelegte Decke, mit der wir die Sauerei behelfsmäßig entfernt haben in der hintersten Ecke des Kofferraums gefunden, die für den bestialischen Gestank gesorgt hat.
Decke raus – alles gut.

Die Moral von der Geschichte: Nie mehr Kaffee von “Coffee Fexxxws”, auch weil ich dann den von meiner Frau bekommen habe und das war einer der schlechtesten Cappuchinos, die ich je getrunken habe – und das lag nicht an der Sauerei.

Sebastian
Sebastian
11. November, 2020 13:38

Oh, also DAZU habe ich auch noch ein Schmankerl.
Es begab sich letzten Juni – in der größten Hitzewelle des damals nicht gerade kalten Jahres. Menschen, die im Rum Karlsruhe/Baden-Baden 2019 lebten, werden sich sicherlich erinnern.
Meine Frau und ich lagen (ja, das wird später noch wichtig) Sonntag Abends nichts ahnend auf der Couch und schauten eine DVD. Eigentlich hätte ich schon am Bahnhof sein müssen, um zu meinem Job unter der Woche nach Köln zu pendeln. Aber ich hatte mir eine Magen-Verstimmung eingefangen und mich dazu bereits abgemeldet.
Plötzlich ließ es in unserem Wohnzimmer einen gewaltigen Donenrschlag. Wir fuhren beide auf und fragten uns, was explodiert sei, als wir von oben mit einer bestialisch stinkenden gräulich-lilafarbenen Masse beregnet wurden. Zombie-Apokalpyse? Satanische Spontanmanifestation? Invasion der großen Alten? Nein.

Viel. Schlimmer.

Meine Frau hatte für unsere Schwiegereltern bei eine Besuch im Schwarzwald einige Wochen davor Leberwurst in der Dose (der Kenner hier nennt sich auch Büchsenwurst) gekauft. So präparierte Lebensmittel halten sich eigentlich – unabhängig von der Umgebung – monatelang. Außer in unserem Fall.
Anscheinend hatten wir eine Dose erwischt, bei der die Charge mit einem Bakterium kontaminiert worden war. Dieses hatte in der Dose angefangen, Faulgase zu bilden und die Leberwurst zu verwesen. Bis der Platz in der Dose aufgebraucht war. Daraufhin explodierte der Boden, die Dose sprang wie eine Bouncin’ Betty ca. 1m vom Tisch in die Höhe und sprengte ca. 500 Gramm verweste Leberwurstmasse an die Decke – von der Teile dann reflektiert wurden und uns auf der Couch erwischten. Hätten wir nicht auf selbiger gelegen, hätte die Rückenlehne nicht wie ein Schild gewirkt und wir hätten die Bescherung voll abbekommen.

Nachdem wir die Ursache erkannt hatten, begann das Aufräumen. Nach 6 Stunden Putzen mit Chlorreiniger, mehreren Maschinen Wäsche bei 90 Grad und dem mehrmaligen Duschen und Wechseln unserer Kleidung war klar, so leicht wird das nicht. Ende vom Lied: Neue Couch und neue Teppiche mussten angeschafft werden. Die Tapeten wiederum hatten eine Behandlung mit Chlorreiniger sehr gut überstanden, aber der Geruch ließ sich so nicht mehr loswerden. Am Ende war unser Wohnzimmer eine Woche unbenutzbar; in dieser Zeit kam eine Kombination aus dauerhaft offenen Fenstern, mehreren Kilo gemahlenem Kaffees in offenen Schalen an strategischen Stellen im Raum platziert sowie ein professioneller Geruchskiller aus dem Arbeitskoffer eines Tatortreinigers (der im übrigen wirklich unglaublich teuer aber effektiv ist) zum Einsatz.

Das ganze wohlgemerkt bei ca. 38 Grad. Das in Kombination mit dem unglaublich elendigen Verwesungsgeruch war mehr, als man eigentlich aushalten konnte. Aber wie gesagt, die Magen-Verstimmung war eh schon da, also zwei Vomex eingeworfen und irgendwie mit der Sache klarkommen.

Die Kirsche auf der Sahnehaube des gammeligen Eisbechers? Wäre ich Sonntag Abends wirklich nach Köln gefahren und hätte meine Frau die eigentlich geplante Dienstreise wirklich angetreten, wäre zum Zeitpunkt der Explosion niemand Zuhause gewesen – für mindestens 5 Tage hätte dann das ganze bei ca. 38 Grad Außentemperatur vor sich hin gammeln können. DAS möchte man sich eigentlich nicht vorstellen.

Seit dem bin ich – was unangenehme Gerüche angeht – sehr widerstandsfähig geworden. Und weiß, was ein geniales Hausmittel gemahlener Kaffee gegen unangenehme Gerüche darstellt.

Sebastian
Sebastian
11. November, 2020 14:08
Reply to  Torsten Dewi

Ich habe auch ne ganze Bilderserie von dem Schlamassel – aber die ist nichts für zarte Gemüter 😀

Jake
Jake
11. November, 2020 14:54
Reply to  Sebastian

Mir ist so schon schlecht. Was für eine Horror-Story…

comicfreak
comicfreak
11. November, 2020 15:10
Reply to  Sebastian

OH BITTE BITTE ZEIG SIE!

  • ganzliebguck *
SvenBr.
SvenBr.
11. November, 2020 16:01
Reply to  comicfreak

Da wäre ich auch neugierig:-)

Sebastian
Sebastian
11. November, 2020 16:05
Reply to  comicfreak

Na, wenn Menschen , die ich noch aus dem Daujones-Forum kenne, danach fragen… 😉 https://photos.app.goo.gl/hZ7yNfE9EaBCM1rL9

SvenBr.
SvenBr.
13. November, 2020 07:40
Reply to  Sebastian

Übel. Das sieht eher so aus, als wenn da jemand in die Wohnung gek…. hat:-)