30
Okt 2020

Telekom: MangelhaftTV

Themen: Film, TV & Presse, Neues |

Ich muss mal wieder Dampf ablassen. Und das hier ist mein Ort dafür.

Vorgeschichte: Wir sind mit dem Umzug nach München endgültig zur Telekom gewechselt. Telefon, Internet, Fernsehen, das gesamte Package. Bei der Telekom heißt das blumig “MagentaZuhause L mit MagentaTV Plus”. Kommt mit Router und Media-Receiver. Klappt bei uns soweit auch alles ganz gut.

Allerdings – und das hatte ich ja auch schon geschrieben – stellt sich heraus, dass wir kaum noch “normales” Fernsehen schauen. Der Receiver stand eigentlich seit dem Einzug angeschlossen und eingerichtet, aber dennoch ungenutzt unter dem Fernseher. Mit drei Kabeln, einer Fernbedienung und einem Netzteil. Das widerspricht unserem Anspruch an ein aufgeräumtes Wohnzimmer.

Also habe ich den Receiver vor drei Monaten ausgestöpselt – wir hatten es schon geahnt, überrascht hat es uns dennoch: geht auch ohne. Wir ziehen ja alles, was wir sehen wollen, aus dem Netz. Da liegt es natürlich nahe, gänzlich zu verzichten, also das MagentaTV-Abo zu kündigen. Leider geht das erst zum Februar 2022. Wir haben also noch mehr als ein Jahr vor uns.

Nun kam letzte Woche der Chromecast ins Haus und mit ihm der Zugriff auf sehr viel Formatfernsehen – ob wir es nun brauchen oder nicht. Kurios nur: dafür zahlen wir nix, wohl aber für den ungenutzten Receiver mit dem MagentaTV-Abo in der Schublade. Ich kann damit leben – wir haben den Vertrag abgeschlossen und müssen ihn erfüllen. Dass wir das Angebot der Telekom letztlich nicht nutzen, ist ja nicht das Problem der Telekom.

Aber sollten wir das MagentaTV-Abo überhaupt kündigen? Immerhin hat das Paket ein großes Angebot an Free- und Pay-Sendern mit zusätzlichen Services und Eigenproduktionen. Wenn nur der doofe Receiver nicht wäre mit seinen Kabeln, Netzteilen und Fernbedienungen.

Es wird niemanden überraschen: Ich kam auf die Idee, mir die MagentaTV App auf meinem Chromecast zu installieren. Und siehe da: nach einem etwas hakeligen Login fand die App auch mein Kundenkonto. Free-TV, here we come!

Ähhh…. nein.

Tatsächlich ließen sich die relevanten Funktionen wie Live-TV nicht starten, es wurde mit einem Popup immer auf eine Webseite verwiesen, bei der ich diese Funktionen freischalten könne:

Alles schön und gut, dachte ich mir, aber ich brauche ja kein Abo, weil ich bereits Kunde der Telekom bin und ein MagentaTV-Abo habe. Ich brauche also nur ein entsprechendes Login, damit die App mein Abo abrufen kann.

Also Hotline. Die Hotline der Telekom ist ein Ding für sich. Man wird ewig durch Auswahl-Menüs gepeitscht, die keine Auswahl ermöglichen (“… dann sagen sie ja”), und muss in einer Endlosschleife bleiben, wenn der Computer den Kundenwunsch nicht in seinem Baukasten hat. Hat man sich endlich erfolgreich identifiziert, wird einem penetrant eine Sprach-Identifizierung für die Zukunft angedient, die man gleich mehrfach ablehnen muss. Bis man überhaupt mal in der Warteschleife landet, können da schon mal zehn Minuten vergehen.

Egal, ich will fernsehen, ich ziehe das durch. Und irgendwann habe ich tatsächlich einen Mitarbeiter dran. Ich erkläre mein Problem, er versteht es nicht, ich erkläre es nochmal, er versteht es falsch, ich erkläre es noch mal, er versichert mir aufmunternd:

“Klar können Sie Ihr MagentaTV-Abo über die App schauen. Das geht ganz einfach.”

Das will ich hören. Was ich nicht hören will:

“Das kostet aber extra.”

Nun bin ich an der Reihe zu glauben, ich hätte etwas falsch verstanden, aber eine erneute Rückfrage belehrt mich – die Telekom möchte gerne nochmal Geld dafür haben, dass ich nicht ihre Hardware nutze, sondern meine eigene.

“Das kostet knapp fünf Euro”, sagt der Mitarbeiter.

Ich bin nicht doof, also: “Einmalig oder als Abo monatlich?”

“Schon monatlich im Abo”, sagt der Mitarbeiter.

Und siehe – nebenher finde ich die entsprechende Preisliste auch auf der Webseite:

Ich wiederhole mich da gerne: der eh schon teuerste Anbieter für Telefon/Internet/TV in Deutschland möchte pro Monat noch mal abkassieren, weil ich mein Abo auf eigener statt gestellter Hardware nutzen möchte.

Liebe Telekom: Das wird nicht passieren. Mehr noch: du hast dir damit jede Chance, dass ich über Anfang 2022 hinaus dein Kunde bleiben werde, vorbildlich verspielt. Und sofern mir jemand wie M-Net ein brauchbares Angebot macht, kündige ich nicht nur MagentaTV – dann kannst du mir auch beim Telefon und dem Internet den Buckel runter rutschen.



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Comicfreak
Comicfreak
30. Oktober, 2020 08:16

Hier sind die Monopolist.
Ich kann zwar zu anderen Anbietern wechseln, die mieten aber die Kabel der Telekom und werden nachrangig bedient.
Das hat bis vor kurzem bedeutet, dass ein kurzes youtu.be Filmchen gar nicht möglich war, weil alle 20 Sekunden 3 Minuten lang geladen werden musste

helmer
helmer
30. Oktober, 2020 09:14

So gings mir auch. Vermutlich bündeln Service mit Hardware. Weil man man kaum Kundensupport leisten wenn jeder das Angebot auf andere Hardware nutzt. Denke mal mit Zattoo, Joyn, ARD und DZN musst du deine eigene Lösung basteln.

Stephan
Stephan
30. Oktober, 2020 09:52

Es liegt mir an sich fern die Telekom zu verteidigen (ich bin bewusst schon lange kein Kunde mehr), aber mit der App kannst Du das Magenta-TV-Angebot auf fünf Endgeräten (m.E. auch gleichzeitig) nutzen. Das ist schon ein deutliches Mehrangebot, das man sich auch bezahlen lassen kann.

Wünschenswert (wenn wohl auch schwer umsetzbar) wäre aber – da bin ich bei Dir – eine differenzierte Preispolitik (z.B. die Möglichkeit die App für ein Endgerät zu nutzen in den Grundpreis zu integrieren).

Vorschlag zur Güte: Zahlst Du Miete für den Receiver? Ist es eine Option den gegen den App-Zugang zu tauschen?

Hauke
Hauke
30. Oktober, 2020 09:59

Was mich schon beim 1.Beitrag wunderte: ist dein MR nicht gemietet? Solltest du nicht zumindest diesen erst einmal kündigen? (Oder zumindest darauf vorbereiten – das Ding kostet ja auch fast 5€ monatlich).

Alph
30. Oktober, 2020 12:31
Reply to  Torsten Dewi

Der Receiver und der Router haben allerdings nur 1 Jahr MVZ. Danach 6 Tage Kündigungsfrist. Das heißt du könntest nach einem Jahr ohne Mehrkosten auf den App-Zugang wechseln.

Chrsistian Kopp
Chrsistian Kopp
30. Oktober, 2020 15:42

Die Free-TV-Sender sind bei MagentaTV unverschlüsselte Multicast-Streams, man braucht die App also zu Hause gar nicht, VLC tut es zum Beispiel auch. Problem dabei: VLC gibt es nicht für alle Plattformen und die Multicast-Streams funktionieren im WLAN häufig nicht richtig, auch ältere kabelgebundene Geräte haben damit gelegentlich Probleme. Der eigentliche Mehrwert der App ist, das die Telekom Unicast-Streams der Sender an die App ausliefert. Dafür 5 Euro extra waren mir auch zu teuer…

Martzell
2. November, 2020 10:57

Mir ist TV grundsätzlich nicht wert dafür mehr zu zahlen als den GEZ-Rundfunkbeitrag. Internet bestelle ich stets den billigsten, die teuren Anbieter sind weder zuverlässiger noch bieten sie besseren Kundenservice.

Blöd ist heutzutage dass man verschiedene Apps verwenden muss die sich unterschiedlich bedienen lassen: ARD, ZDF, Joyn, Amazon Prime Video, Netflix. Früher hatte man alle Inhalte einheitlich im Zugriff: 20 bis 50 Kanäle auf dem Fernseher.

Aber es wird langsam besser. Samsung TV, Android TV und Apple TV integrieren teilweise Inhalte aus verschiedenen Mediatheken in eine Oberfläche. Es ist aber noch ein weiter Weg zur anbieterübergreifenden Benutzerfreundlichkeit.

Schön ist dass man langsam anscheinend nicht mehr 3 Fernbedienungen benötigt: Getrennte Fernbedienungen für • Lautstärke über Audioanlage, • Steuerung des Digitalreceivers bzw. der Mediabox, • Fernseher. Das offenbarte jahrzehntelang das Versagen der Industrie ein benutzerfreundlich integriertes Produkt zu bieten.

Eine sauber gepflegte Senderliste bieten die TV-Hersteller allerdings immer noch nicht. Einfach einstellbar ist diese auch nicht. TV-Guide auf dem Second Screen fehlt genauso wie das Bereitstellen des Fernsehempfangs im Netzwerk für Smartphone, Tablet und PC. Peinlich.

Last edited 3 Jahre zuvor by Martzell
Martzell
2. November, 2020 22:46
Reply to  Torsten Dewi

Ja, die reinen Hardwarehersteller sollten endlich einsehen dass sie Software und Dienste nicht können.

Ist die DSL-Leitung zur Wohnung nicht dieselbe, egal ob Telekom, 1und1 oder Freenet? Hardware nutzte ich einfach stets das kostenlose Kassenmodell für WLAN. Hat man speziellere Ansprüche bietet sich eine Fritzbox an, bei den großen Anbietern evtl. mehr gebrandet und eingeschränkt. Aktuell zahle ich sogar jeweils 3 Euro monatlich für Fritzbox und Repeater damit auch mein Mieter im Untergeschoss versorgt ist. Als Bonus stellt die Fritzbox Cable das TV-Programm im Netzwerk bereit (läuft allerdings nie was gescheites).

Telekom war ich noch nicht Kunde, ist mir viel zu teuer. Bei o2 ist der Kundenservice unzumutbar. Kabel Deutschland hat auch genervt. Vodafone Mobilfunk Kundenservice war schrecklich.

Zeddi
Zeddi
5. November, 2020 15:11
Reply to  Torsten Dewi

Ich arbeite im IT-Umfeld und habe da einen ggf. etwas breitere Übersicht da ich auch z.B. kollegen im “Home Office” betreue wo wir deren Leitung mitnutzen, und mich natürlich auch manchmal Freunde Fragen bei Problemen zu helfen.

Telekom ist zwar teurer aber hat tatsächlich einen verhältnissmäßig “besseren” Service als der rest, manchmal etwas Bürokratisch.
Fast genauso gut sind meiner Erfahrung nach die Regionalen DSL & Glasfaseranbieter (Hier bei uns z.B. ewe(tel)

Das mit “Die Leitung kommen ja eh alle von der Telekom im DSL-Bereich” ist nur ein sehr kleiner Teil der Wahrheit, da geht es nur um die Verbindung zwischen Haus und Vermittlungsstelle, ab da betreiben die anderen Anbeiter “Mehr oder weniger” eigene Infrastruktur, u.U. von verschiedenen anderen anbietern wieder angemietet.
Und ganz häufig sind ja garnicht technische Probleme der Leitung das Problem sondern Vertragsprobleme, Probleme mit den Authentifizierungssystemen e.t.c. – und das sind in fast allen fällen Infrastruktur des Anbieters, nicht der Telekom.
Das geht soweit das man über die Telekom idr. ne echte öffentliche ipv4 adresse bekommt und bei vielen günstigen Anbietern dann nur ne private die dann dort beim carrier genattet wird – und beides über die gleiche Leitung.

Mit abstand am schlechtesten und großen Abstand waren immer wieder O2, Vodafone, Kabel Deutschland (Jetzt auch Vodafone)

Technisch ist “Kabelinternet” (Diese Koaxialkabel über die auch Fernsehen kommen, nicht DSL über die alten Telefonleitungen) so ziemlich die schlechteste Variante, da oft ganze Straßen an einem sich gegenseitig störenden “Strang” klemmen und man oft je nach auslastung schlechtere Datenraten bekommt – man kann aber, bevor wieder alle schreien “Bei mir läuft das Super” auch glück haben. Ist aber seltener und gilt oft nur für die gängisten Anwendunden.

Bei nem Kollegen der Ständig VPN-Probleme in unser Firmennetz hatte, waren diese komplett verschwunden nach dem er von einem Vodafone Kabelanschluss mit afair 500Mbit auf nen VDSL mit 100Mbit der Telekom gewechselt – da war der langsamere Anschluss einfach Qualitativ der bessere.

Rudi Ratlos
Rudi Ratlos
2. November, 2020 13:03

Das mit den Zusatzkosten habe ich auch irritiert festgestellt, als ich dieses Jahr das Wacken-Online-Event über die App gucken wollte oO* Ging dann zum Glück über den Browser des Fire-Sticks ohne Lags und Probleme, aber wer am Ende die App gegen Geld tatsächlich nutzt, erschließt sich mir nicht so recht :/