Pizza-Remat(s)ch: Dr. Oetker “Mia Grande Salame” (NACHTRAG)
Themen: Neues |Nach meinem Test der authentisch schmeckenden Gustavo Gusto-Pizza meldete sich auf Twitter erstaunlicherweise Dr. Oetker zu Wort – und war von mir menschlich enttäuscht:
Mir war gar nicht bewusst gewesen, dass man einem Nahrungsmittel-Giganten mit mehreren Milliarden Euro Umsatz derart schnell auf die Füße steigen kann. Es mag damit zusammen hängen, dass Oetker gerade versucht, mit der “Mia Grande”-Linie verlorenen Boden wieder gut zu machen. Diese Pizza-Variante ist derart offensichtlich auf die Klientel von Gustavo Gusto ausgerichtet, dass es fast schon wieder den Sprung von “frech” zu “witzig” schafft:
- Coole Sprüche auf der Packung? Check.
- Leichte Übergröße der Pizza? Check.
- Handgeformter Boden? Check.
Nun ist der Wortvogel vielleicht gehässig, aber auch fair. Also habe ich mir gleich eine “Mia Grande” geholt – zum Geschmacksvergleich. Quattro formaggi wäre mir lieber gewesen, aber um der Augenhöhe wegen ist es wieder Salami geworden.
Bei Edeka war die “Mia Grande” 30 Cent günstiger als die Gustavo Gusto, aber das täuscht: sie wiegt nämlich nur 400 Gramm, wo die Konkurrenz 480 Gramm bietet. Hochgerechnet kommt die “Mia Grande” damit auf satte 4,10 Euro und ist ungefähr zehn Prozent teurer als die Gustavo Gusto.
Holt man den belegten Teigfladen aus der Packung, ist man wenig überrascht:
Mag handgeformt sein, sieht aber doch deutlich “maschineller” aus. Man vermisst sofort den dicken Rand der Gustavo Gusto und den größeren Käse-Anteil. Aber letztlich zählt der Geschmack – also ab in den Ofen für 6 bis 8 Minuten bei 250 Grad.
Das Ergebnis sieht schon mal sehr vielversprechend kross und saftig aus.
Leider handelt es sich hier um einen eindeutigen Fall von “style over substance”, denn geschmacklich kommt die “Mia Grande” nicht nur nicht an die Gustavo Gusto ran – sie hebt sich auch nicht wirklich von anderen Tiefkühlpizzen ab. Sie hat den typisch latent künstlichen Fertigpizza-Geschmack, der Boden ist zu trocken und zu hart, der Rand genauso. Weder Käse noch Salami steuern einen nennenswerten Eigengeschmack bei. Ich würde mich schwer tun, die “Mia Grande” von einer “Tradizionale” zu unterscheiden. Damit landet sie wieder unter dem Durchschnitt der Lieferpizzen großer Ketten.
Im Gegensatz zur Gustavo Gusto auf keinen Fall den deutlichen Aufpreis wert.
Was für eine Enttäuschung.
Das hier geht an Dr. Oetker: Ich hab’s versucht. Ihr habt’s vergeigt.
NACHTRAG: Oetker ist nicht glücklich:
… am Rande möchte ich noch beisteuern:
Die Pizza-u. Puddingfirma hat ein Problem mit dem Umweltamt Bielefeld.
Nach monatelangen Beschwerden wg. Tag&Nacht- Lärm der Industrie im Wohngebiet (!) will man nun doch einen kostspieligen Schallschutz installieren.
Das dauert erstmal, und kostet.
Also bunkert den Oekterkram jetzt!
> Also bunkert den Oekterkram jetzt!
Warum? Was genau wäre da bunkernswert? Ich glaube, außer Backpulver habe ich hier nichts von dem Konzern im Schrank stehen.
Ich glaube ja nicht, dass da Engpässe entstehen werden. Schließlich kann man sich mit deren Produkten nicht den Hintern abwischen.
Ich wüsste da aber so einiges: Bei einem kurzen Blick in die Küche sehe ich ein Müsli, etliche Packungen Puddingpulver, und – ich laufe rot an – einen abgepackten Marmorkuchen.
Interessanter Dünkel, sich zu rühmen, Produkte eines bestimmten “Konzerns” nicht im Schrank stehen zu haben.
> Interessanter Dünkel, sich zu rühmen, Produkte eines bestimmten “Konzerns” nicht im Schrank stehen zu haben.
Da liest du zu viel rein. Was ist am Begriff “Konzern” anstößig? Meine Frage ist aber noch offen: Was bietet Dr. Oetker an, das essentiell wichtig ist, dass man es bunkern müsste? All die Produkte, die du genannt hast und die mir so einfallen, werden von einer Vielzahl anderer Anbieter auch angeboten. Selbst wenn Dr. Oetker morgen seinen perönlichen Chicxulub-Moment hätte, dürfte das keinen nennenswerten Effekt auf dich oder mich haben.
O.K., dann tut mir das leid, dich überinterpretiert zu haben. Vielleicht kam es daher, dass ich gerade mit einigen “Konsumkritikern” zu tun hatte und dich da dann mit über denselben Kamm geschoren habe. Mein Fehler, tut mir leid.
Stimmt, auf RUF macht Puddingpulver. Dann wird’s aber schon knapp, die sollten schon überleben. Ohne Puddingpulver wird’s eng für mich 😉
Ruf steht bei mir für Porridge.
Ich hab tatsächlich nichts von Oetker im Schrank.
Backpulver ist die Eigenmarke des jeweiligen Discounters, Pudding ist nur Speisestärke und Kakao, Müsli kommt aus dem Slowcooker.
Das hat aber nichts mit bewusster Vermeidung des Herstellers zu tun, hat sich so ergeben
“bunkern”, weil wenn die letzte Klopapierrolle aufgetaut ist, werdet ihr merken, daß auch Vierlagiges nicht gut essbar ist. Oder so.
Angeblich steht auf der Mia Grande-Packung, dass die Pizza von Hand AUSgeformt ist. Bei der Gustavo Gusto steht “von Hand geformt”.
Mal eine vielleicht blöde Frage: Was bringt es mir als Esser denn, wenn die Tiefkühlpizza von Hand geformt oder “ausgeformt” wurde? Bin ich ein hoffnungsloser Fall von Industrieproduktefresser, wenn mir das schnutzpiepegal ist?
Interessante Frage – in der Tat geht es wohl mehr um das Gefühl, eine “handgemachte” Pizza auf dem Teller zu haben. Ob die Maschine wirklich unterlegen ist, lässt sich schwer sagen. Aber die Empirie spricht in diesem Fall eine klare Sprache pro Gustavo Gusto.
Die steht bei mir dank deines Tests auch schon ganz weit oben auf der Einkaufsliste, auch, weil ich Salami an sich mag, aber kein Schwein essen möchte.
Leider führt der Dorf-Supermarkt die nicht, das muss also bis zum nächsten Einkauf in der großen Stadt warten.
Vielleicht liegt es ja wirklich an den sanften Händen eines talentierten Mindestlohnempfängers, dass die besser schmeckt 😉
Für mich ist das “handgeformt” einfach Teil der Marketing-Strategie. Damit hebt man sich halt von der Konkurrenz ab.
P.S.: Lustig, wie sich Dr. Oetker um eine unmissverständliche Antwort drückt: https://www.facebook.com/DrOetkerPizzaDeutschland/posts/10157235129287437/
Für mich ist allerdings klar, dass Gustavo Gusto auch nicht jeden Teigballen von einem echten Italiener in der Luft rotieren lässt. Die werden sicher maschinell geplättet.
Das ist klar, aber es scheint einen Unterschied zwischen “von Hand ausgeformt” und “handgeformt” zu geben.
Doch natürlich, und zwar von Gustavo Gusto. Ist das denn so schwer zu verstehen?
Das ist durchaus schwer zu verstehen, weil die Begriffe nicht klar definiert sind.
https://www.youtube.com/watch?v=DxZ76gNLpHo
Hier sieht man etwas vom Herstellungsprozess der Gustavo Gusto. Im Hintergrund kann man ab und an erkennen, dass der Teig nicht bereits maschinell geplättet, sondern in “Ballenform” bei den Mitarbeitern ankommt und dort dann händisch in mehreren Schritten bearbeitet wird. Bei Dr. Oetker könnte es dann vielleicht so sein, dass der Teig maschinell so bearbeitet wird, dass er bereits in der richtigen Form und Größe ankommt und dann noch von Hand der Rand ausgeformt wird.
Ich finde schon, dass es ab 0:41 so aussieht, als würden vorgeplättete Teigfladen nur noch nachgeformt.
Ich glaube, du hast mich da missverstanden. Das wäre von Angesicht zu Angesicht nicht passiert. Ich meinte das witzig, einen personifizierten Gustavo Gusto, der die Pizza von Hand formt. Ich fand’s vorm Abschicken unmissverständlich und witzig, sehe jetzt, dass es beides nicht war.
Das war in der Tat ein Missverständnis. So schnell kann’s gehen.
Die werden aber von einem anderen Team von Hand vorgeplättet und dann aufgeschichtet. Von dort übernehmen dann die Leute am Förderband. Ab 2:08 sieht man den kompletten Arbeitsgang im Hintergrund. Die Mitarbeiter rechts entnehmen die Teigballen aus den Plastikkisten und bearbeiten den Teig vor. Die Leute ganz links stehen am Förderband.
Dann nehmen wir das einfach mal als “wahr” an.
Hey, es gibt bereits eine Pizzagate-Verschwörungstheorie. Denk Dir gefälligst eine eigene aus! 😉
Ich finde die Diskussion über Arbeitsvorgänge am Tiefkühlpizza-Fließband sehr erfrischend.
Vielleicht, weil ich gerade jede Diskussion zu einem anderen als dem großen Thema erfrischend finde. Also bitte weitermachen.
Bei Blog ist bekannt für die Obsession sowohl mit dem Banalen als auch dem Bombastischen.
Ich habe gerade ganz obsessiv eine unbeteiligte Person mit der “von Hand geformt”-Diskussion behelligt und wurde im Zuge dessen darüber aufgeklärt, dass man Pizzateig nicht mit dem Nudelholz ausrollen sollte, da man so die Luft aus dem Teig drückt und dieser dann nicht so locker und luftig wird wie mit der Formung per Hand. Eventuell hat das Ganze also doch einen qualitativen Vorteil gegenüber der maschinellen Variante?
Dann schau mal auf den Instagram kanal oder in youtube, da war mal ein Fehrnsehteam da und hat alles gefilmt
Das haben wir weiter oben schon geklärt.
Vielen Dank für die Warnung – dann bleiben wir bei Gustavo Gusto 🙂
Das ist umso lustiger da Dr Oetker gerüchteweise Gustavo Gusto kaufen wollte. Nachdem das nicht geklappt hat war dann innerhalb kürzester Zeit dieses “Tribute” Produkt auf dem Markt.
Also beim oberen Tweet habe ich mich ja noch gewundert, wo du da Unmut rausgelesen hast (wenn’s denn der einzige war), aber die Tweets die jetzt hinterher kamen zeigen mir nicht gerade ein fähiges Social-Media-Management. Es darauf anlegen, dass du einen Testbericht schreibst und dann keine irgendwie gewitzte Antwort auf ein durchaus erwartbar mittelmäßiges Ergebnis parat zu haben, sondern die die Schuld in die Schuhe schieben, ist arg schwach.
Der obere Tweet soll ja definitiv eine ironische Anspielung auf Cäsar sein.
Verdammt, es wollte mir einfach nicht einfallen, danke! Dann finde ich ihn aber immerhin angemessen launig und nicht beleidigt. Was man vom Nachklapp halt nicht behaupten kann.
Das Dr. Oetker-Team hat zwar recht, dass der Genussgrad ihrer Produkte subjektiv ist und es durchaus Menschen gibt, deren Geschmackssinne bereits daran gewöhnt sind.
Dass man allerdings menschlich schwer enttäuscht ist, wenn der eigene Qualitätsanspruch mit dem von Dr.Oetker nicht übereinstimmt, hat mich (menschlich) schwer enttäuscht.
Dieses “menschlich schwer enttäuscht” halte ich eher für eine bewusste, augenzwinkernde Übertreibung (“Auch du, Dewi?”). Den Teil mit der Zubereitungsanleitung hätten sie sich allerdings sparen können.
Der Zentralrat der Fertigpizzen ist auch schwer enttäuscht.
Was geht ab, bei Dr. Oetker??? Wenn denen ihre Kunden so sehr am Herzen liegen, sollten die vielleicht mal nicht so einen Höllenfraß produzieren. Ich sag nur Beweisstück A: Schokopizza – Keine weiteren Fragen mehr, euer Ehren
Die Schokopizza wurde ja auch schon wieder vom Markt genommen. Warum soll ein Hersteller sowas nicht probieren dürfen?
Nichts gegen die Schokopizza. Die war durchaus lecker. Und war schon lustig. dass es in der Küche so roch wie wenn man nen Kuchen gebacken hat. Aber war halt ne Süßigkeit und besser dafür geeignet es sich mit 3 oder 4 Leuten beim Kaffe zu teilen als ein Mittagessen zu sein.