21
Okt 2020

Ach, fucking Facebook…

Themen: Neues |

Auf der einen Seite ist es nur ein alberner Nebenkriegsschauplatz, eigentlich kaum der Rede wert. Andererseits zeigt sich an diesem Beispiel wieder mal, wie unterschiedlich und willkürlich die Grenzen von “Meinungsfreiheit” und “Anstößigkeit” ausgelegt werden können.

Dass Facebook bei seinen Maßstäben so amerikanisch wie albern ist, haben wir ja schon oft genug erlebt. Man kann ein Nazi sein und die Vernichtung von unerwünschten Minderheiten fordern – aber das ästhetische Bild einer weiblichen Brustwarze posten? Wo kämen wir denn da hin?! Die Verrohung der Jugend beginnt nicht im Kopf, sondern zwischen den Beinen. Sagen darf man (fast) alles, zeigen hingegen ist ein Problem.

Und so bin ich mal wieder in die Falle getappt.

Folgendes trug sich zu: Jemand erwähnt bei Facebook einen Film, der eventuell für meine nächste Filmverbrechen-Fotostory taugt. In der weiteren Diskussion wird EIN KAKTUS IST KEIN LUTSCHBONBON erwähnt, weil sich der Cast überschneidet. Ich poste einen Link zu meinem ausführlichen Review des Films. Wie üblich setzt Facebook automatisch das von WordPress festgelegte Beitragsbild dazu – es handelt sich dabei um das Cover eines Sachbuchs:

Keine zwei Minuten später bekomme ich eine Nachricht von Facebook:

“Dein Beitrag hat gegen unsere Gemeinschaftsstandards zu Nacktheit oder sexueller Aktivität verstoßen.”

Nun hat er das ganz offensichtlich nicht. Der automatische Algorithmus des Sozialen Netzwerks hat lediglich Nippel entdeckt, wo gar keine zu sehen sind. Auch das: nicht neu.

Absurd ist an der Situation vor allem, dass ich das “anstößige” Bild gar nicht hochgeladen habe oder hochladen wollte. Das zieht sich sich Facebook ohne Nachfrage von meinem Blog. Und man hat meistens nicht die Gelegenheit, es schnell manuell zu löschen (so man es denn für problematisch hält), bevor die Sperre greift. Das ist kein Fehler von mir, sondern einer des Systems.

Ich könnte Einspruch einlegen, eine manuelle Überprüfung verlangen. Aber das dauert, ist nervig und in Zeiten von Corona auch wenig Erfolg versprechend, da Facebook selber darauf hinweist, dass die Kapazitäten der Mitarbeiter anderweitig gebunden sind.

Darum entscheide ich mich für einen anderen Ansatz: Ich akzeptiere die augenscheinlich folgenlose Blockade dieses einen Kommentars, weise WordPress an, das ersichtlich harmlose Plakat des Films zum neuen Beitragsbild zu machen und versuche, den Kommentar auf diese Weise erneut hochzuladen.

Sperre.

Es stellt sich heraus, dass aus meinem Einverständnis zur Blockade des vorherigen Kommentars eine Art Geständnis gedrechselt wird, anstößiges Material hochgeladen zu haben. Und daraufhin hat Facebook entschieden, mich (wenigstens nur) für 24 Stunden zu sperren.

Nur um das nochmal zu verdeutlichen: weder ist das Bild anstößig, noch habe ich es hochgeladen. Das hier liegt komplett in der Verantwortung von Facebook. Gesperrt bin ich trotzdem.

Mein einziger Fehler: Im Zuge meiner Recherche fällt mir auf, dass ich wegen desselben Links mit demselben Beitragsbild im Juli schon mal gesperrt wurde.

Da läuft was schief. Facebook is broken.



Abonnieren
Benachrichtige mich bei
guest

6 Kommentare
Älteste
Neueste
Inline Feedbacks
Alle Kommentare anzeigen
Galaktika
Galaktika
21. Oktober, 2020 14:23

Ich frage mich wirklich, was dich bewegt, dort trotz dieser (und so vieler anderer!) negativer Aspekte weiter aktiv zu sein. Also zumindest dann, wenn du nicht gerade wegen nichts gesperrt bist.

Du Unternehmensphilosophie von Facebook und nicht zuletzt die Seite der Menschheit, die man dort unter fast jedem Beitrag kennenlernt, ergeben doch eigentlich eine unerträgliche Mischung.

Ja, man verpasst manches, wenn man dort nicht ist. Vielleicht ist aber genau das auch das Beste daran: Etwas zu verpassen ist so ziemlich das Beste, was einem Menschen geschehen kann.

(Ich weiß aber auch, welche Vorteile Facebook hat und warum Menschen dort sind.)

Thomas
Thomas
21. Oktober, 2020 16:36

Gut wäre natürlich, wenn du für deine Posts ein “og” definierst. Dieses nimmt dann Facebook bei einer Verlinkung des Beitrags anstelle eines willkürlichen Bildes (wobei “willkürlich” nicht ganz richtig ist, Größe, Komprimierung, Kontrast, Position,… können die Auswahl beeinflussen).

Das hätte nicht nur für dich den Vorteil, dass du nicht mehr in die Falle tappst, erspart aber auch einem Leser die gleichen Probleme mit Facebook, wenn er auf einen deiner Artikel verweist.

Die üblichen SEO-Plugins für WordPress sollten das eigentlich alle können. Yoast ist (noch?) der Platzhirsch, aber sehr bunt, verspielt und überladen. Das SEO Framework verrichtet wohl ganz gute Dienste

Dietmar
12. November, 2020 06:20

Ich verstehe, dass Facebook Vorteile hat, die auch ich genoss. Zwei Mitschüler meiner Hauptschulzeit fanden mich darüber wieder (ich habe sonst nahezu keinen Kontakt mehr zu irgendjemanden, es sei denn, ich bin mal auf Dorffesten meines Heimatortes): Mein best Buddy von damals und die Klassenschönheit. Und siehe da: Sie ist eine echte Traumfrau. Ich hatte etwas Kontakt zu meinen ehemaligen Schülern, und es war wunderbar zu sehen, was sie jetzt taten (Doktorandin, Lehrer etc.). Alles gut und richtig.

Der Nachteil waren die ätzenden Metadebatten. Aber vor allem die rechten Trolle und echten Bedrohungen per PM gegen mich und meine Schüler.

Facebook ist rechts. Morgens lese ich hier und/oder schaue David Pakman (oder den wieder entdeckten Thunderf00t mit Dank an den Hausherren). Und dann sehe ich erneut so etwas:

https://www.youtube.com/watch?v=XuYT_0eUUdk

Nun durch massive Klageandrohungen komplett aus dem Netz verschwunden seiend weiß ich nicht, wie die Vernünftigen noch dagegenhalten sollen.

Last edited 3 Jahre zuvor by Dietmar
Dietmar
14. November, 2020 07:59

Gerade hätte ich fast meinen Morgentee über die Tastatur geprustet: Steve Bannon, der ehemalige Berater des orangen Utan im Weißen Haus, hat in seinem Podcast und auf Facebook gesagt, er würde den Chef des FBI und Dr. Fauci köpfen lassen und ihre Köpfe auf Pfählen links und rechts des Einganges aufspießen. “Als eine Warnung!” Das ist es, was er dem Föhnfrisurresthaarträger raten würde.

Zuckerberg: Nö, das reicht nicht, um Folgen von Facebook zu bekommen. Man müsse mehrmals die Grenze überschreiten.

Also: Auf der einen Seite verbreitet ein rechtsextremer Wirrkopf, der aussieht, als wäre er gerade aus einem Müllberg gezogen worden, stochastischen Terror. Das ist aber gerade noch okay. Auf der anderen Seite erscheint beim Wortvogel das Bild eines hübschen, fast nackten Mädchens, das aber die die Jugend ach so gefährdenden Körpermerkmale nicht zeigt. Der kriegt auf den Sack.

Ja. Ist absolut gerechtfertigt. Vollkommen in Ordnung. Facebook hat ganz klar keinerlei politische Position. Es geht nur um die sozialen Kontakte. So nett!