Fantasy Filmfest 2020 (8): BECKY
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Offizielle Synopsis: Becky ist stinksauer. Nicht nur, dass ihr Vater ihr verheimlicht hat, dass seine neue Freundin Kayle das Wochenende mit im Ferienhaus der Familie verbringen wird. Plötzlich taucht auch noch eine Gruppe mörderischer Neonazis eben dort auf. Aber während Rädelsführer Dominic und seine Handlanger zunächst noch glauben, dass ihnen ein 13-Jähriges Mädchen wohl kaum Ärger bereiten wird, müssen die gestandenen Gewaltverbrecher bald feststellen, dass mit einer angepissten Teenagerin absolut nicht zu spaßen ist.
Kritik: BECKY ALLEIN IM WALD. Die 13jährige, die auf sich allein gestellt ein paar Bösewichte in Fallen lockt und dabei ihre Kenntnis des Terrains zu ihrem Vorteil nutzt – der Vergleich drängt sich auf. Und auch wenn BECKY den Parallelen zu KEVIN nicht immer erfolgreich entkommen kann, setzt er doch deutlich mehr auf den Thrill, auf die tatsächliche Bedrohung jenseits des Kasperletheaters.
Natürlich kann man wie bei KEVIN die Frage stellen, ob ein junges Mädchen gegen gestandene und zu allem entschlossene Neonazis wirklich eine Chance hätte. Ich meine wirklich eine Chance. Aber das müssen wir akzeptieren, weil es sonst keinen Film gäbe. Das preist auch ein paar seltene dumme Aktionen der Bösewichte und ein paar Logikfehler im Skript mit ein. Schluckt man die Prämisse, wird man dennoch mit einem sehr rasanten, abwechslungsreichen und unterhaltsamen "survival game" belohnt.
Einen großen Anteil daran haben zweifellos die Darsteller: Lulu Wilson, gerade mal 15 und schon Veteranin diverser Horrorfilme (ANNABELLE 2, OUIJA, DELIVER US FROM EVIL, THE HAUNTING OF HILL HOUSE, etc.), ist phänomenal glaubwürdig als verstockte Teenagerin, die im Kampf gegen die Neonazis das perfekte Ventil für ihren Pubertätsfuror findet. Ich fühlte mich an dieses SPIEGEL-Cover erinnert:
Joel McHale zeigt erneut, dass er neben dem Clown in diversen Sitcoms auch durchaus das Zeug zum Charakterdarsteller hat. Und Kevin James möchte sehr offensichtlich die Persona des lieben dicken Trottels aus KING OF QUEENS und PAUL BLART abstreifen, um seine darstellerische Bandbreite zu präsentieren. Das gelingt ihm sehr ordentlich, auch wenn er damit nicht – wie befürchtet – den Film an sich reißt. Dazu sind seine Mitspieler einfach zu ebenbürtig.
Man muss auch mal die kleineren Rollen loben, in diesem Fall Ex-Wrestler Robert Maillet, der als hühnenhafter "Apex" eine erstaunliche Zerbrechlichkeit in seine Rolle einbringt. Den haben wir vor Jahren schon als Frankensteins Kreatur in MONSTER BRAWL gesehen – ohne es zu wissen.
Es lässt sich argumentieren, dass BECKY eine überhitzte Teenager-Rachephantasie ist, die weder etwas mit der Wirklichkeit zu tun hat noch nachhaltiges Entertainment bietet. Aber auf einem Festival, das einen unangenehm hohen Anteil an depressiven Dramen aufweist, freut man sich entsprechend über ein wenig Remmidemmi. Die Mischung macht’s.
Das verringert nicht die Vorfreude. Kevin James tut mir wirklich leid. Obwohl ich noch nie eine Folge KoQ durchgehalten habe, ich kann einfach super nachempfinden, wie schwierig es ist, aus einer solchen Schublade heraus zu kommen
Darf ich sagen, dass Becky (der Charakter) zum Ende des Films wahrscheinlich das gruseligste ist, was ich bisher auf dem FFF dieses Jahr gesehen habe?
Ich war von dem Ganzen auch echt angetan, nicht zuletzt weil BECKY kein reiner Fun-Splatter ist (wie ich nach dem Trailer schon vermutet hatte), sondern sich zwischendurch auch immer wieder Zeit nimmt, auf die Gefühle der Figuren einzugehen.
Ist dem Hausherrn der YT-Kanal von Kevin James bekannt?
Sind ein paar sehr witzige Sachen dabei, wie ich finde…