20
Sep 2020

Fantasy Filmfest 2020 (16): FRIED BARRY

Themen: Fantasy Filmf. 20, Film, TV & Presse, Neues |

Südafrika 2020. Regie: Ryan Kruger. Darsteller: Gary Green, Sean Cameron Michael, Graham Clarke

Offizielle Synopsis: Barry ist ein Penner und Loser, und am liebsten stoned. Gerade hat ihm seine Alte deshalb wieder zugesetzt, aber auf die hat er sowieso keinen Bock mehr. Auf der Suche nach dem nächsten Kick wandelt er mit umnebeltem Blick durch die nächtlichen Straßen Kapstadts … und wird von Außerirdischen entführt! Die unterziehen Barry absonderlicher Experimente und setzen ihn wieder auf der Erde ab. Aber ist Barry noch er selbst oder fremdgesteuert von einem Wesen aus dem All? Oder war alles nur Einbildung im Rausch? Wie auch immer: Barry verfügt nun über besondere Kräfte, die nicht so einfach zu erklären sind. Es beginnt eine atemlose Nacht voll wahnsinniger Episoden, überirdischer Sexeskapaden und einem bizarren Kettensägenduell.

Kritik: Eine Variation von ENTER THE VOID mit dem  GREASY STRANGLER als Hauptfigur in UNDER THE SKIN. Wie geil ist das denn?!

Ich sag’s euch: ungeil. Total ungeil.

FRIED BARRY ist ein verfilmter Drogentrip, der den Trip vergisst, der seinen Figuren keinen Kontext gibt und fast zwei Stunden lang eine Leerstelle dokumentiert, die der ewige Nebendarsteller Gary Green trotz beeindruckender Physis einfach nicht füllen kann.

Es ist schwer zu erklären, was genau bei FRIED BARRY so brutal schiefgelaufen ist. Nächtliche Odysseen sind ja durchaus reizvoll, die Bilder hier sind bunt und krachend. Auch Drogentrips als Grundlage einer nur vage empfundenen Story haben wir ja schon mal gerne mitgenommen. Was klappte anderswo, was hier nicht klappt?

Vielleicht ist es der totale Mangel an tatsächlicher Story, an der Bereitschaft von Ryan Kruger, irgend etwas zu entwickeln, sei es die Geschichte oder die Figuren. Mehr als die Hälfte der Laufzeit sehen wir Barry glubschäugig durch Kapstadt laufen, was sich immer wieder wie improvisiert und dementsprechend kontextfrei anfühlt. Die Menschen, die er trifft, haben keine Beziehung zu ihm, stellen keine Puzzleteile dar, die am Ende ein Bild ergeben könnten. Nicht folgt auf irgendetwas, nicht folgt aus irgendetwas. Die Kurve, die der Film in den letzten fünf Minuten zu kriegen versucht, erklärt nichts, löst nichts auf.

Streift mit einer Kamera zugedröhnt durch das nächtliche Kapststadt. Nehm die Interaktionen mit Nutten, Junkies und Kleinkriminellen auf, vor allem aber euer eigenes Gesicht. Sprecht mit niemandem. Tut nichts. Lasst nur geschehen. Am Ende dürftet ihr eine rudimentäre Variante von dem haben, was FRIED BARRY darstellt. Es ist kein Kino.

Mit 99 Minuten ungefähr 11 mal so lang wie der Kurzfilm, den dieser Stoff maximal hergibt.

Fazit: Statt des erhofften neuen Kultfilms ein cineastischer Totalausfall, der nicht mal wirklich die Vorgaben eines Spielfilms erfüllt und primär auf die kontextlosen Grimasssen seines Protagonisten setzt. 2 von 10 Punkten.

P.S.: Im Nachhinein fällt mir auf – der Film hat auch erstaunliche Ähnlichkeiten mit Gero Reimanns schwerfälligem Apokalypse-Roman SONKY SUIZID. Aber die Referenz ist wirklich nur was für Wortvogel-Veteranen.

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Christian Siegel
20. September, 2020 12:50

Ha! Auch da sind wir praktisch einer Meinung. Vor allem die Mischung aus Greasy Strangler (für mich der schlechteste Film, den ich je gesehen habe) und Under the Skin (Meisterwerk!) fasst es leider nur allzu gut zusammen. Dank des noch interessanten und vor allem visuell gelungenen Einstiegs bin ich zwar die Spur gnädiger, aber gerade auch was das Problem der völlig zusammenhanglosen Episoden betrifft gebe ich dir völlig recht. Nicht zuletzt auch deshalb wurde der mit der Zeit einfach nur anstrengend. Ich hab’s (u.a.) so ausgedrückt: “Zu Beginn und am Ende des Films wird ja “A Ryan Kruger Thing” eingeblendet. Anfangs dachte ich noch, das wäre als Anspielung auf John Carpenters “The Thing” gedacht (und war es ja vielleicht auch) – letztendlich fand ich die Bezeichnung “Ding” aber sehr passend, weil von einem Film kann man im Falle von “Fried Barry” echt nur bedingt sprechen.”