Fantasy Filmfest 2020 (1): PALM SPRINGS
Themen: Fantasy Filmf. 20, Film, TV & Presse, Neues |USA 2020. Regie: Max Barbakow. Darsteller: Andy Samberg, Cristin Milioti, J. K. Simmons, Peter Gallagher, Meredith Hagner, Camila Mendes
Offizielle Synopsis: Irgendwie ist Nyles in eine Zeitschleife geraten und erlebt dort wieder und wieder dieselbe bescheuerte Hochzeitsfeier. Als das Schicksal endlich etwas Erbarmen mit ihm hat, und ihm in diesem Albtraum zumindest eine Leidensgenossin an die Seite stellt, macht das den Fehler in der Matrix zwar nicht wett, aber immerhin erträglich. Denn gemeinsam mischen Nyles und die temperamentvolle Sarah den Zeitschleifenwahnsinn ganz schön auf: vom Nachspielen ihrer Lieblings-Actionfilme bis hin zu Verfolgungsjagden mit Cops, provozierten Flugzeugabstürzen oder der blutigen Ermordung ihres ewigen Widersachers Roy, ein armes Schwein eigentlich, das es aber heftig auf Nyles abgesehen hat.
Kritik: Es ist schon ein seltsames Gefühl, wenn man bei einem beliebten Festival zum Eröffnungsfilm im Kino sitzt und von den 429 Plätzen gerade mal 90 belegt werden dürfen:
Es ist auch ziemlich bizarr, wenn der Veranstalter dann die Bühne betritt und erklärt, dass in anderen Städten (z.B. Köln) ganz andere Regeln gelten, die eine ganz andere Auslastung erlauben. Da geht mir das Verständnis für ab.
Egal. Wir sind für Diskussionen über Filme hier, nicht für Viren.
Ich hatte es im Prolog schon erwähnt: PALM SPRINGS scheint eine etwas seltsame Wahl für den Einstieg, denn der Film hat zwar einen Fantasy-Aufhänger, ist im Kern aber eine romantische Komödie über zwei Slacker, die erwachsen werden müssen – und natürlich ist der sich wiederholende Tag symbolisch zu sehen für die immer gleichen Fehler, die wir machen, und die immer gleichen Kreise, die wir ziehen, bis uns der Ausbruch ins Erwachsenenleben gelingt (oder nicht). Hinzu kommt. dass der Film vom Streaming-Anbieter HULU schon vor ein paar Monaten in den Markt gedrückt wurde und daher weder frisch noch wirklich Kino ist. Man sollte meinen, dass das Fantasy Filmfest sich der Konkurrenz aus den Datenleitungen etwas klarer verweigert.
Andererseits: wenigstens IST es diesmal ein Film aus dem Genre und nicht wieder ein Coming of Age-Drama oder ein vor sich hin tröpfelnder Krimi, der vom Programmheft tapfer aber verlogen als "Thriller" angekündigt wird. Man ist ja einiges gewohnt.
Ihr merkt es schon: ich rede viel drum herum. Das hat seinen Grund: Über PALM SPRINGS kann man schlicht nicht viel sagen. Man bekommt EXAKT das, was der Trailer verspricht – eine jünger zielende Neuauflage von UND TÄGLICH GRÜSST DAS MURMELTIER für die Generation Y mit Andy Samberg im bewährten "manchild"-Modus und Cristin Milioti (die vermeintliche "Mutter" aus HOW I MET YOUR MOTHER) primär rehäugig und "emo sexy". Der TV-Cast wird in schön bunten, aber letztlich auch begrenzten Locations preiswert durch wiederkehrende "loops" geschickt, was den Machern die Möglichkeit gibt, wirklich JEDEN schrägen Gag zum Thema zu verwursten.
Das ist so unterhaltsam wie teilweise ruppig und auf maximal die Art "edgy", die von großen Verleihern gerade noch durchgewunken wird (siehe den Apfelkuchen in AMERICAN PIE und der Hoden in VERRÜCKT NACH MARY). Wer das ernsthaft für "frech" hält, wurde vermutlich auch bei "Dick in a box" mit Samberg rot:
Das ist nicht "frech" oder gar "mutig", das ist einfach pubertär. Was es über weite Strecken nicht weniger witzig macht. Es hilft auch, dass Milioti und Samberg eine wirklich spürbare Chemie haben, ohne übertrieben schmalzig zu wirken.
Es ist allerdings unbestreitbar, dass bei PALM SPRINGS die Lacher im Publikum mit der zweiten Hälfte deutlich weniger werden. Die Geschwindigkeit der Gags nimmt ab, der Film sucht nach Möglichkeiten, seine Figuren ernst zu nehmen und zu entwickeln. Dabei hat er letztlich auch nur die üblichen Phrasen aus dem Handbuch der romantischen Komödie zur Hand und es ist sehr schnell klar, dass Nyles seinen zynischen Hedonismus aufgeben muss, damit Sarah wieder den Glauben an die Liebe findet und beiden ein Ausbruch aus dem Endlos-Tag ermöglicht wird. Und natürlich ist es Sarah, die dafür die harte Arbeit investiert. Weil das in dieser Sorte Film halt so ist.
Am Ende bleibt ein wirklich SEHR unterhaltsamer Film mit ein paar Knaller-Gags, der aber unter der knallbunten und sonnigen Oberfläche nicht halb so innovativ ist, wie viele Kritiker meinen. Was auch okay ist.
Fazit: Sympathische und einfallsreiche Slacker-Variante von UND TÄGLICH GRÜSST DAS MURMELTIER, die lediglich zum Ende hin etwas Dampf verliert und sich zu sehr in die Klischees des Genres rettet. 8 von 10 Punkten.
Dem Review kann ich zustimmen. Keine wirkliche Neuerfindung des Grundhog-Day-Konzeptes, aber ein ziemlich sympathischer Film. Vor allem über J.K. Simmons hab ich mich gefreut. Auch wenn er nicht besonders viel Film Screentime bekommt, reicht es, um den Film noch ein wenig zu veredeln.
Ja, J. K. Simmons kann auch in kleinen Rollen immer wieder Akzente setzen.
Mir fällt da z. B. sofort The Rewrite/Wie schreibt man Liebe? ein.
Oder sein Überraschungsauftritt in seiner alten Rolle als J. Jonah Jameson in Spider-Man – Far from Home.
Ich hab im Kino vor Freude geklatscht, als er im Nachspann von FAR FROM HOME aufgetaucht ist : )
Ist ab dieser Woche (angeblich exklusiv) auf Amazon Prime zu sehen:
https://www.amazon.de/Palm-Springs-Andy-Samberg/dp/B095WZ2STL
Warum vermeintliche Mutter aus How I Met Your Mother? Sie, also ihre Rolle, ist es.
[…] Als Opener ein “crowdpleaser” für ein möglichst breites Publikum – wie im vorletzten Jahr mit Palm Springs als offensichtlichem visuellen Background. DON’T WORRY DARLING hatte vor […]