Alles in Obi Nachschlag: Die Rahmengeschichte
Themen: Neues |Jetzt weiß ich, woran es lag! Es war nicht die beginnende Pandemie, nicht meine schlechte Laune, nicht die Streithähnigkeit des jungen Paares – der BILDERRAHMEN war Schuld an dem ganzen Debakel!
Anders ist nicht zu erklären, dass ich gestern WIEDER beim OBI auf der Suche nach dem gleichen Bilderrahmen in eine ärgerliche Geschichte gerauscht bin. Wenigstens ging diese ohne die Androhungen rechtlicher Folgen vonstatten.
Vor drei Wochen wurde einer der Bilderrahmen in unserem Schlafzimmer repariert – und beim Versuch des erneuten Zusammenbaus brach die Glasscheibe. Pro-Tipp: man übt auf Glas besser keinen Druck aus, wenn es auf einer weichen Unterlage liegt.
Nun war die Lösung des Problems ja etabliert und ich machte mich an einem verregneten Vormittag auf den Weg zum Baumarkt, der gerade mal 500 Meter Luftlinie entfernt liegt. In welchem Gang die Bilderrahmen stehen, hatte ich mir sogar gemerkt.
10×15, 20×30, 30×40, 50×60… MOMENT! Da war eine Lücke. Natürlich genau da, wo der Bilderrahmen in der Größe stehen sollte, den ich auszuschlachten gedachte.
In so einem Moment muss man genau überlegen, um Aufwand und Ertrag nicht in ein Missverhältnis zu bringen. Ein anderes Modell kam nicht in Frage – statt 9 gleich 22 Euro für ein Stück Glas zu zahlen, fand ich albern. Zu einem anderen Laden fahren? Auch nein. So billig ist meine Arbeitszeit dann doch nicht. Immer wieder sporadisch hier nachhaken steht nicht zur Debatte. Also einfach mal eine Mitarbeiterin fragen, was Sache ist.
Ich finde eine Dame, vorbildlich maskiert, im Gang nebenan und frage freundlich:
“Entschuldigung, ich brauche einen preiswerten Glas-Bilderrahmen, aber genau die von mir gesuchte Größe von 40×50 scheint aus zu sein. Ist die generell nicht mehr da oder vielleicht bloß noch im Lager?”
Natürlich geht sie erst mal wortlos zum Rahmenregal, um zu überprüfen, ob ich keinen Kappes geredet habe. Der Kunde ist schließlich ein verschlagener Gegner. Dann sagt sie:
“Die sind aus.”
Nun ist das keine Information mit Neuigkeits- oder Mehrwert. Ich versuche es weiter:
“Genau. Haben Sie die nicht mehr oder sind die bloß noch im Lager?”
Sie zuckt mit den Achseln:
“Die kommen immer mal wieder rein.”
Das ist die maximal nutzloseste Variante von “keine Ahnung”, und ich habe kein Interesse, mich so einfach abspeisen zu lassen:
“Damit kann ich nichts anfangen. Heißt ‘immer mal wieder’ nächste Woche, nächstes Jahr, sind bestellt, liegt am Lieferanten?”
Sie seufzt hörbar und nimmt das Artikelschildchen aus dem Plastikdisplay:
“Ich kann das ja mal im Computer nachschauen.”
DANKE! Ich verkneife mir den Hinweis, dass wir uns das gesamte Gespräch von meiner Ausgangsfrage bis zu dieser Antwort hätten schenken können. Ich trabe also brav hinter ihr her bis zum Service-Schalter, wo sie das Schildchen scannt und im Warenbestand nachschaut. Sie stockt sichtlich:
“Ist doch auf Lager.”
Das ist eine Aussage, die ihre bisherige Auskunft Lügen straft, aber das lasse ich durchgehen. Nur scheint sie der neuen Information keine neue Aktion folgen lassen zu wollen, denn sie geht nun – auf den Bildschirm schauend – in Standby.
Nach ein paar Sekunden frage ich vorsichtig:
“Das ist doch prima. Und was machen wir nun konkret? Kann man den Rahmen aus dem Lager holen?”
Sie schüttelt vehement den Kopf:
“Das geht nicht. Das sind tausende von Paletten.”
Ich bin nun doch ein wenig baff – wenn nicht mal die Aussicht auf augenblicklichen Umsatz den Baumarkt dazu bringt, die Ware aus dem Lager in den Verkaufsraum zu holen, dann sollte man vielleicht gleich alles im Lager stehen lassen, um der Gefahr zu entgehen, dass die Kunden etwas kaufen. Das würde auch dafür sorgen, dass sich die Regale nie wieder leeren und man nie wieder nachbestellen muss. Himmlischer Frieden zöge ein!
Etwas konsterniert frage ich nach:
“Das heißt, ich soll noch mal wiederkommen, wenn die Bilderrahmen aus dem Lager in die Regale geräumt wurden?”
Der Gedanke scheint ihr zu gefallen. Das Problem auf den Kunden abwälzen und noch dazu in die Zukunft verschieben. So braucht sie jetzt und hier nichts zu tun. Sie nickt:
“Ja, da müssen Sie noch mal wiederkommen. Die sind eigentlich drüber, was das Auspacken angeht.”
Ich persönlich würde ja glauben, dass eine Ware, die im Regal ausverkauft, aber auf Lager ist, sowieso “drüber” ist, aber was verstehe ich schon von modernem Inventarmanagement?
Wir halten das noch mal fest: Die Bilderrahmen sind da und hätten laut Computer auch schon in die Regale geräumt werden müssen, aber ich soll noch mal wiederkommen, bis sich jemand erbarmt hat, die Arbeit tatsächlich zu erledigen. Nur zur Sicherheit:
“Okay, wie lange wird das dauern? Kann ich morgen wiederkommen, übermorgen?”
Sie schüttelt den Kopf:
“Zur Sicherheit lieber nächste Woche.”
Ich bin höflich erzogen worden, darum bedanke ich mich für die Auskunft und mache mich auf den Heimweg. Ich weiß nicht, wann die Rahmen in diesem OBI in die Regale geräumt werden. Ich weiß nur: ich werde sie woanders kaufen.
Das eigentlich ärgerliche ist das offenbarte Desinteresse, dir vernünftig helfen zu wollen. Und zu erklären, warum das alles nicht ganz so einfach ist.
Da hätte es erstens direkt eine hilfreiche Antwort gebraucht, zweitens eine bessere Erklärung, warum das so schnell nicht geht (war in Ansätzen ja da) und drittens zumindest das Versprechen, die Lücke im Regal an die Verantwortlichen weiterzumelden.
Denn beim eigentlichen Problem ist sie wohl im Recht. Ohne mich in Sachen Baumarktlageristik genau auszukennen, aber dass da mal eben jemand ins riesige Lager geht und einen Bilderrahmen von der Palette schnappt, kann ich mir leider auch schwer vorstellen – gerade bei solcher Kleinware, die vermutlich dreifach verschweißt in irgendeiner Ecke lagert. Und dass eine einfache Verkäuferin dir versprechen kann, dass ein billiger Bilderrahmen über Nacht in der Lagerroutine priorisiert wird, auch nicht.
Wundert sich wirklich noch jemand, warum der stationäre Einzelhandel längst gegen den Online-Handel verloren hat???
Ach, im Online-Handel bekommt man doch keine persönliche Beratung und keinen freundlichen Service von hilfsbereiten Mitarbeiter, so wie hier. 🤣
Röchel…
Wahrscheinlich off-topic, aber Obi hat sich eigentlich was Tolles einfallen lassen.
Man kann die Waren online “bestellen”, diese werden in dem entsprechend Obi-Markt gesucht und bereitgelegt (“Abholungen im Markt”). Nach ein paar Stunden kann man sich die Waren vorne an der Info abholen und auch bezahlen.
Dies erspart mir immer das Suchen im Baumarkt, wobei ich auch einmal an der Info komisch angesprochen wurde, warum ich mir die paar Teile (Pinsel und Farbe) so bestellt habe. Ich meinte dann, dass ich auch gerne woanders einkaufen könne…
Das habe ich bei einem ganz speziellen Brett auch schon gemacht – da bin sogar in die Filiale nach Daglfing gefahren, wo es vorrätig war.
Hätte die Dame gleich in den Computer geguckt und sich aus Eigenantrieb ein paar erklärende Sätze abgerungen, hätten beide Seiten Zeit und Nerven gespart.
Exakt so.
Aber dann wäre hier heute kein lustiger Blogeintrag zu lesen gewesen, von daher alles richtig gemacht von der Dame!
😜
Das Drama geht mir jetzt schon ziemlich nahe, so dass ich nicht anders konnte:
Beide in Trudering vorrätig und bei Bestellung morgen ab 15 Uhr abholbar.
Habe ich jetzt gleich mal probiert – ich bin gespannt! Danke für den Tipp.
Ta-DAAAAA!!!
“Bedauerlicherweise müssen wir Ihnen mitteilen, dass es bei Ihrer Anfrage zur Abholung im Markt zu einer Überschneidung mit der Aktualisierung unseres Warenbestandes kam.
Teile Ihrer angefragten Abholung sind momentan nicht verfügbar und mussten daher von uns storniert werden.“
Psychologische Kriegsführung…
Sorry 🙁
Der Kunde als Endgegner:-)
Das eigentliche Baumarktwunder kommt hier doch viel zu kurz: nämlich, dass es überhaupt irgendjemanden vom Personal in Sichtweite gab, und diejenige beim Anblick eines Kunden nicht sofort mit Lichtgeschwindigkeit reißaus genommen hat.
Und Lagerlogistik hin oder her: Warum soll sowas nicht ad hoc gehen? Die Minions bei Feinkost Albrecht haben da auch grundsätzlich kein Problem mit, im Regal fehlende Artikel in 5 Minuten aus dem Lager in kleiner Menge für den wartenden Kunden ranzuschaffen. “Kommen Sie nächste Woche wieder” ist heutzutage jedenfalls völlig inakzeptabel. “Nächste Woche” hat’s Amazon auch geliefert.