Das Kino ist am Ende
Themen: Film, TV & Presse |Auf Facebook hat Tobias Sunderdiek heute diese Solidaritätserklärung geteilt:
Ich möchte mich nicht über das Versmaß auslassen und auch gar nicht wissen, warum Jonas Decker offensichtlich nur einen "zwei Hände großen" Fernseher hat – vielmehr frage ich mich, an welches Kino sich seine Liebeserklärung richtet. Nicht im Sinne von "welches Kino-Gebäude", sondern im Sinne von "welche Kinokultur".
Jonas Decker scheint ein anderes Kino zu kennen als ich.
Um etwas mehr in die Breite und in die Tiefe zu gehen: Auf Facebook wird in den entsprechenden Gruppen und auf den entsprechenden Profilen in den letzten Monaten natürlich extrem viel über die Zukunft des Kinos gesprochen. Die Säle sind geschlossen, viele Betreiber haben schon verkündet, dass sie nach Corona vermutlich nicht mehr aufmachen. Das Kino hat halt das sehr spezifische Problem, dass es sich nur rechnet, wenn die Säle halbwegs voll sind – und halbwegs voll dürfen sie gerade nicht sein. Wenigstens in NRW ermöglichen die Lockerungen bald wieder einen einigermaßen normalen Kinobetrieb – mit Sitzplänen.
Aber oh weh, höre ich es allerorten klagen. Der Schaden ist angerichtet. Viele Kinos werden es kaum überleben! Film ist doch mehr als Netflix! Was hätte Fritz Lang dazu gesagt? Staatsknete! Staatsknete!
Und ich stehe daneben und denke wieder: die müssen ein anderes Kino kennen als ich. Nach diversen Diskussionen vermute ich nun, dieses Kino gefunden zu haben: es ist das Kino von gestern. Das Kino der Kindheit dieser alten Männer, wie es in Büchern und im Feuilleton besungen wird, illustriert gerne mit Bildern von Charlie Chaplin, Marilyn Monroe, James Dean und Humphrey Bogart.
Das Kino, das so mutig gegen Netflix verteidigt wird und dessen Überleben man einfordert – es ist nach meiner Einschätzung irgendwann Anfang der 90er gestorben. Man hat seither die Leiche mit Dolby Atmos und Digitalprojektion aufgehübscht, den Ton hochdreht und die Sättigung der Farben, aber es ist dennoch eine Leiche.
Zur Erklärung: Das Kino, mit dem ich in den 70er und 80er Jahren aufgewachsen bin, war ein Kino der einzelnen Häuser und einzelnen Säle. Es gab schmuddelige Schuhschachteln und große Schaupaläste. Filme liefen gerne mal ein halbes Jahr lang, und wenn ein Streifen für die großen Leinwände nicht genug abwarf, wanderte er in die Vorstädte. Draußen hingen reißerische Bilder in den Schaukästen und drinnen roch es nach Zigaretten.
Vor allem aber war das PROGRAMM in den Kinos anders als heute. Ich habe willkürlich eine CINEMA der 80er rausgesucht. Das hier war das Angebot an Neustarts im August/September 1985:
Fast 30 Filme. Und das sind nur Neustarts – es liefen ja mindestens 20, 30 weitere Filme noch im Kino. Von den Klassikern in den Programmkinos gar nicht zu reden.
Natürlich sind da schon typische amerikanische Blockbuster des noch heute üblichen Zuschnitts dabei: MAD MAX, RAMBO, STARMAN. Wer Remmidemmi und Spezialeffekte wollte, der hatte keine Probleme, sie zu finden.
Aber der Rest der Neustarts – schaut euch die Bandbreite der Themen an:
- DREI GEGEN DREI – deutsche Comedy-Farce mit der Band TRIO
- BOYS FROM BRAZIL – Spätstart eine sieben Jahre alten (!) Thrillers über den Versuch, Hitler zu klonen
- PAPA IST AUF DIENSTREISE – Familiengroteske aus Jugoslawien
- CELENTANO – DER GRÖSSTE BIN ICH – italienische Starkomödie
- DER DICKE KÖNIG DAGOBERT – französische Historienposse
- BIRDY – britischen Melodram über einen psychisch Kranken
- RICHY GUITAR – Jugend-Musikfilm mit den ÄRZTEN
- DIE FÖHNFORSCHER – sperrige Kunst von Achternbusch
- DER RUF DER SIBYLLA – schweizer Gruseldrama
- DIE JÄGER DER GÖTTIN – italienischer INDIANA JONES-Ripoff
- VERGESST MOZART – deutscher Kostümkrimi
Da ist wirklich alles dabei, da wird jedes Genre bedient, da steht Trash neben Kunst und während viele Filme heute Klassiker sind (BIRDY), hat man von anderen nie wieder was gehört (DER RUF DER SIBYLLA).
Kino in den 70er und 80er Jahren, das war ECHTE Auswahl, es gab billigen Schrott und teuren Tand. Ich schaute mir DER DUNKLE KRISTALL an, während mein Vater lieber im Saal nebenan KIEZ: AUFSTIEG UND FALL EINES LUDEN konsumierte.
Es gab Konstanten, und die bestanden nicht aus dauernden Sequels, sondern aus zuverlässigen Lieferanten: der neue Belmondo, der neue Delon, der neue Celentano, der neue Spencer & Hill. Außerdem alle zwei Jahre ein neuer Bond-Film. Darauf war halbwegs Verlass. Es gab richtige Trends: die NDW-Komödien in der ersten 80er-Hälfte, die Cannon-Actionkracher in der zweiten 80er-Hälfte, Jungmädchen-Softsex Ende der 70er, Sexkomödien wie PORKY’S ein paar Jahre später. Und immer mittendrin und auch in größeren Kinosälen: die Trittbrettprodukte der Italiener. Rambo, Conan, Indiana Jones, Mad Max, Karate Kid bereiteten den Weg, es folgten Thunder, Gunan, Jack the Snake, Rush und der Karate Warrior. Viel billiger, viel schlechter – aber es hat uns nicht gestört. Komm, wir gehen in’s Kino!
Die Kinos, mit denen ich aufgewachsen bin, zeigten noch 3D-Nächte mit den Schwarzweißfilmen von Jack Arnold, Jugend-Matinees mit alten Godzilla-Filmen und Zusammenschnitte amerikanischer TV-Serien (SPIDER-MAN, HULK, SHOGUN).
Was für schrägen Kram habe ich damals noch selbst gesehen: HERCULES (mit Lou Ferrigno), TIMERIDER, OCTAGON, AMITYVILLE II, DIE KATZE AUS DEM WELTRAUM, GOLDORAK, MOON TRAP, MUTANT – DAS GRAUEN AUS DEM ALL. Alles im Kino.
Wichtig ist dabei auch: wir hatten ja sonst nix. Bis in die 80er war Essig mit Video, das Fernsehen hatte nur eine magere Auswahl an Sendeplätzen für Kinofilme, die noch dazu meist ewig alt waren. Der Besuch im Kino war "up to date", was man dort geboten bekam, war danach für ein, manchmal zwei Jahre weg vom Fenster – und vieles ist gänzlich im Mahlstrom der Zeit gelandet.
Das ist eine Kinokultur, deren Verschwinden es zu beklagen lohnt. Aber damit wäre man 2020 sehr spät dran. Wie gesagt: sie starb vor fast 30 Jahren langsam und qualvoll. Sie starb mit der Ballung der Säle in technisch perfekten, aber seelenlosen Multiplexen, die sich ausschließlich von den "majors" beliefern lassen, die zudem vorschreiben, wann und auf wie vielen Leinwänden der neuste Hollywood-Blockbuster zu laufen hat. Einem Film Zeit geben, sein Publikum zu finden? Sympathische, aber sperrige Produktionen auch mal ein paar Wochen länger laufen lassen? Das war einmal.
Heute? Das Programm hängt an der Rendite, das Kino hängt am Verleiher, und der Zuschauer darf noch wählen zwischen der neusten Komödie "von den Machern von HANGOVER", dem umpfzigsten Teil von FAST & FURIOUS, drei Superhelden-Filmen, einem Streifen mit Karoline Herfurth und dem einen "Überraschungshit aus Frankreich", der irgendwie jedes Jahr zustande kommt. Der Rest des Aufgebots sind zum größten Teil Variationen davon, aufgepumpt mit Endlos-Franchises wie Bond, Star Wars, Rocky, etc.
Eine polemische Überspitzung, klar – aber nicht weit von der Wahrheit entfernt.
Kino ist weder inhaltlich noch von der Bandbreite her Kultur. Das aktuelle Kino ist ein "worst of" des megalomanen Vernichtungskrieges um die Gunst des schnelles Euros der Zuschauer. Es berücksichtigt weder Alter noch Bildungsstand des Publikums, kennt keine unterschiedlichen Geschmäcker. Gab es früher verschiedene Filme für verschiedene Zielgruppen, so müssen heute großbudgetierte Exzess-Filme alle Zielgruppen unter einen Hut bringen. Wer nicht drin ist, ist draußen.
Soll ich ernsthaft wegen Corona um die Multiplexe weinen, die TRANSFORMERS zeigen FAST & FURIOUS, die mich demnächst mit neuen MATRIX, AVATAR und DUNE ködern wollen? Geht mir da etwas verloren?
Machen wir uns nichts vor: das Kino als "sozialer Event" findet nur noch auf Festivals und in Programmkinos statt. Der Rest ist Hollywood-Getöse, der nichts mehr zeigen kann, was wir nicht anderswo auch zu sehen bekommen. Und konnte man bis ca. 2010 wenigstens noch mit großer Leinwand und fettem Sound punkten, so ziehen die Heimkino-Anlagen immer mehr nach.
Wenn ich mich in mein Heimkino setze und die Fernbedienung in die Hand nehme, kostet mich die Cola 99 Cent pro Liter und keine 7.80 Euro. Ich bezahle für das Magnum 79 Cent statt 3 Euro und für 10 Euro bekomme ich einen Monat Netflix statt 2 Stunden Kino mit einer halben Stunde Trailern und Regionalwerbung davor. Digitale Projektion, fetter Sound, große Leinwand? Habe ich auch. Und wenn ich mal aufs Klo muss, hält der Film extra für mich an.
Vor allem aber: das so gerne verteufelte Streaming hat die Aufgabe des Kinos übernommen, kulturelle Bandbreite zu bieten. Im Gegensatz zum Savoy, zum Residenz, zum UFA-Palast und zum Cinema bieten meine Streaming-Anbieter Horrorfilm-Klassiker, sexy Komödien mit Gloria Guida, die Drei-Farben-Trilogie von Krzysztof Kieślowski UND den neusten Kracher von Michael Bay:
STAR WARS? Gibt’s nicht mehr nur im Kino – und rockt auch so massiv die Hütte:
Ich mühe mich, auch nur eine Sache zu finden, die das Kino den alternativen Angeboten heute noch voraus hat. Ich finde keine.
Die Technik des Kinos, die Auswahl, die Exklusivität – all das ist längst verloren gegangen. "Kino – dafür werden Filme gemacht"? Mag sein. Aber WAS für Filme?! Im Rennen um die Spitze der Kino-Charts ist jeder Anspruch verloren gegangen und es gibt mittlerweile keinen Regisseur, keinen Star und kein Studio mehr, das den Braten nicht gerochen hätte. Sie alle produzieren für Netflix, Amazon, Hulu, Disney+ und Apple TV. Weil eine gute Geschichte eine gute Geschichte ist und weil die schiere Menge der Streaming-Angebote wieder eine Chance auch für sperrige Projekte bedeutet.
THE IRISHMAN von Martin Scorsese war da sicher auch ein Paradigmenwechsel – er ist die Wiedergeburt des erwachsenen, breit erzählten Dramas der 70er. Vor 40 Jahren wäre diese Produktion in allen großen Kinos gelaufen und mit Oscars überschüttet worden. In der "Kinokultur" 2020 hätte ein so wenig effektheischendes Epos keine Chance mehr gehabt, schon gar nicht bei einer Laufzeit von über 200 Minuten.
Mehr noch: Streaming äfft nicht nur Kino oder Formatfernsehen nach. Miniserien wie TSCHERNOBYL wären für das Kino zu lang und für das Formatfernsehen zu groß gewesen. Diese Form kompromissloser Miniserie mit einem unfassbaren Auge für Details ist erst durch das Streaming ermöglicht worden.
Die gute, kleinen, mutigen Filme? Sie müssen das Kino meiden, das sie nicht mehr haben will. Darum suchen sie sich ein anderen Zuhause. Und sei es Netflix.
Es mag (wieder mal) am Alter liegen. Aber es ist Realität, dass meine Liebe zum Kino eine nostalgische ist. Ich liebe nicht das Kino, ich liebte das Kino. Und daran erinnere ich mich mit warmem Herzen. Und wenn es dann mal wieder was zu bieten hat, wie bei den Film Festivals, dann bin ich auch wieder dabei. Ich würde Geld spenden für den Erhalt der kleinen Programmkinos, der mutigen Independents.
Aber das große aktuelle Kino mit seinen Multiplexen und Blockbustern? Kann verrecken, wenn es nach mir geht. Es ist ein Surrogat, ein Roboter-Doppelgänger des lebenden, atmenden Kinos, mit dem ich aufgewachsen bin. Ein Durchlauferhitzer, der im Akkord Rekorde ausspuckt, weil er sonst nichts mehr zu leisten vermag, was andere nicht besser und billiger können. Der sprichwörtliche Kaiser ohne Kleider.
Meine Liebe zum Kino ist vorbei – meine Liebe zum Film ist es, die ewig bleibt.
Ich stimme dir zu. Mich hat vor allem die Preisexplosion schockiert, die ich als nur sehr sporadisch interessierter Kinogänger vielleicht etwas verzerrt mitbekommen habe: Waren es auf dem Land noch 7 Mark für ein Ticket und ein paar Mark für Popcorn und Cola, waren es in der Großstadt auf einmal 14 € für den Film und nochmal so viel für pappiges Popcorn und abgestandene Pepsi.
Hinzu kommt, dass der Veröffentlichungszyklus auf Blu-Ray und DVD sich immer weiter zu verkürzen scheint: Früher wartete man noch ein Jahr, bis der Film auf Video erschien, heute steht vor dem Kinostart schon der Release ein paar Monate später fest. Warum noch so viel Geld ausgeben, wenn man in fünf Monaten eh die Blu-Ray in Händen hält? Es lohnt im Grunde nur noch für die visuell richtig aufwendigen Filme – und hätte mein 4K-TV nicht so mittelmäßigen Sound, wäre auch das kein Argument mehr.
Es gibt in Deutschland pro Jahr immernoch gute 1000 neue Filme im Kino, man muss aber aktiv suchen und evtl. drei Städte weiter fahren, um sie zu finden. Da sind Geduld und Streaming für die meisten Menschen (inkl. mir) die angenehmere Alternative.
Schade halt das in den kleineren Städten Multiplex und Programkino gern mal zusammengehören. Das Multiplex hat das kleine Programkino miterhalten. Jetzt könnte es für beide eng werden. Aber wie du schon bemerkst Netflix bietet eine erstaunlich breite Vielfalt.
Ich würde dir so gerne widersprechen, aber mir fallen keine Argumente dagegen ein. Zumindest aus der Zuschauersicht.
Für die Filmverleiher mag das Kino jedoch noch einen Zusatznutz haben. Höhere Einnahmen, höhere PR-Werte bei einem Kinorelease, als wenn das Ding direkt auf einem Pay-VOD- oder SVOD-Service landet und damit auch höhere Verkaufswerte im Nachgang nach der ersten Auswertung. Aber das ist auch nur eine Vermutung. Und wenn dem so ist, behandeln die Verleiher die Kinos nicht besonders gut.
Du hast völlig recht. Letztes Jahr hatten wir ein babysitter, zeit und lust mal wieder ins Kino zu gehen haben aber frustriert aufgegeben weil wir nichts passendes gefunden haben.
Im Prinzip stimme ich dir zu, aber es gibt schon noch ein paar Punkte, die ich anders sehe. Bisher hatte ich das Glück, dass es in Köln recht viele Programmkinos gibt (Die Zahl ist zuletzt sogar gestiegen), die insgesamt ein recht breites Angebot haben. Ob die jetzt überleben, bleibt natürlich abzuwarten. Ich sehe das Filmangebot bei Netflix und Joyn – andere Streamingportale habe ich noch nicht genutzt- auch sehr kritisch, denn sie haben zwar eine große Bandbreite, aber da ist unfassbar viel Schrott bei und die wenigen Perlen muss man mit der Lupe suchen und sie sind ja auch immer nur einige Monate verfügbar. Und "The Irishman" illustriert sehr schön ein ganz persönliches Problem meinerseits:ich schaue mir so lange Filme nur im Kino an, weil ich mich daheim nicht so lange darauf konzentrieren kann. Ausserdem ist ein Kinobesuch für mich immer noch etwas besonderes, auf das ich mich jedes Mal freue.
Was die fehlende Programmvielfalt angeht, hast du natürlich völlig recht, aber da sind wir, die wir ja auch alle für die neuen Filme von Marcel oder Star Wars 27 ins nächste Multiplex tingeln und gerne €10 – 15 pro Karte Löhnen.
… (fast) alles sehr, sehr wahr; eins allerdings hat der Kinosaal dem Wohnzimmer noch voraus: im Heimkino kann ich die "fetten Sounds" nicht wirklich laut drehen, ohne die Nachbarn zu verstören. Das wenigstens kann mir das Kino noch bieten; schon "damals" bin ich liebend gern ins Münchner Cinema gegangen — nicht wegen der Leinwand (die war bzw. ist eher klein) sondern wegen THX! (Ich konnte leider nie verifizieren, ob es stimmt, dass George Lucas persönlich anwesend war, als THX im Cinema eingeführt wurde.)
Hm, vielen Teilen von dem Geschriebenen stimme ich zu, sehe ich ähnlich. Mich stört aber tatsächlich der Aufhänger des Posts. Da ist jemand, der geht gerne in sein Kino (was auch immer er damit assoziiert) und vermisst es offensichtlich. Er hat nen kleinen süßen Brief geschrieben. Daraus jetzt eine Kritik zu machen, wie wenig Kinokultur heute mit Kinokultur damals zu tun hat und dass du ja noch ganz andere Zeiten erlebt hast, finde ich an der Stelle sehr hart.
Da ist einfach nur jemand, der es mag, im Kino zu sitzen. Geht mir auch so, ich vermisse es auch extrem. Ich gehe gern ins Kino, auch wenn es nur seelenlose Multiplexes sind, weil eben mein Heimkino das Gesamterlebnis NICHT ersetzen kann, das große Bild, den lauten Ton, die Dunkelheit, die vielen mitlachenden oder mitfiebernden Mitmenschen. Oder einfach das Gefühl, auszugehen, etwas zu unternehmen, sich bei Feierabend noch was zu gönnen, oder vom Alltag abzuschalten.
Ich fühle dem Dichtendem sehr nach.
Da hast du meine Intention falsch verstanden – das Gedicht war nur das, was du hier auch geschrieben hast: ein Aufhänger. Ich kenne den Mann nicht und ich missgönne ihm auch nicht seine Liebe zum Kino.
Nicht zu vergessen, daß die meisten Multiplexe, die ich hier im Umfeld kenne, teilweise runtergekommen, die Sitze unbequem, eng und schmuddelig sind, und man noch nicht einmal gemütlich vor dem Film sitzen und einen Kaffee trinken kann. Man steht verloren mit den Kindern, der Tüte Popcorn und dem Softdrink (kleinste Größe 0,7l oder alternativ Kinderbecher 0,5l … habt ihr sie nich mehr alle??? von den Preisen rede ich gar nicht) rum und wartet, bis man sich im Saal hinsetzen und dort weiterlangweilen kann, bevor man von der Werbung zugeballert wird (wofür zahl ich eigentlich …). Logischer Schritt, gerade mit Kindern: man legt das Jahresbudget fürs Kino um und kauft einen großen TV mit Netflix/Amazon/whatever.
Achja, Filme in Originalsprache? Gibt es, eine Vorstellung, die am Dienstag 🙁
Herr Dewi: sie sprechen mir aus der Seele … es tut mir leid um die alte Kinokultur, aber "der Fisch ist geputzt" …
Ich kann die Sichtweise des Autors verstehen aber es gibt viel Widersprüchliches: in den 70/80ern alle 2 Jahre ein Bond und Bud Spencer – Filme aber gleichzeitig kritisiert der Autor die heutigen Sequels. Und das das Kino eine 30jährige Leiche sei. Dem muss ich wiedersprechen. Vielleicht spielt auch der Ort eine Rolle. In meiner Stadt gibt es ein großes Marken-Cineplex-Kino, zwei Innenstadt-Kinos und 3 Arthouse-Kinos. Die Bandbreite ist dementsprechend groß. Freitag/Samstag-Abend in eine Spätvorstellung, Event-Kino, den Nischen-Arthouse-Film und alle paar Wochen mit den Freunden in den neusten MCU-Film – was kann es schöneres geben. So war das vor Corona. Für mich wäre es eine Tragödie wenn diese Zeiten nicht wieder kommen oder noch schlimmer wenn die Kino-Kultur sterben würde. Ich nutze parallel 3 Streaming Anbieter auf die ich zusammen mit meiner Dolby Atmos Anlage genauso wie auf meine umfangreiche Filmsammlung nicht vermissen wollen würde. Aber Streaming Anbieter können den Kino Besuch nicht ersetzen. Für mich ist das Kultur. Und was die Preise betrifft: je größer das Kino desto höher leider auch die Preise. Daran sind aber auch die Filmstudios schuld: 50% und mehr müssen die von ihren Einnahmen abdrücken. Kein Wunder dass man versucht das über Getränke und Speisen wieder rein zu holen. Aber man muss ja nicht für jeden Film in das größte und teuerste Kino gehen. Wie gesagt ich hoffe das die Kinos überleben wird – vorallem die kleineren Kinos mit ihrer Auswahl.
Bei dem Bond-Beispiel musste ich auch schmunzeln ;D
Wenn man am Kinotag geht, kann man zumindest beim Eintrittspreis sparen und einen Rucksack mit Getränken hat man ja sowieso dabei. Mir fehlt tatsächlich momentan ein wenig das wöchentliche Ritual, sich mit dem Kinoprogramm auseinanderzusetzen und sich mit Freunden für einen Film zu entscheiden – inklusive hitziger Diskussionen davor und danach. Ja, Netflix, Amazon & Co. haben eine Million Filme im Angebot und die heimische Filmsammlung platzt aus allen Nähten, aber das Überangebot schüchtert im Zweifelsfall ein und am Ende guckt man doch nur eine Serie, weil man sich auf keinen Film festlegen kann :/
Ich wollte mit dem Bond-Beispiel zeigen, dass es natürlich immer schon Reihen und Trilogien gab, aber diese nicht annähernd so dominant waren wie heute. Das MCU von Marvel (die ganzen Nicht-MCU-Marvel-Filme ausgenommen) hat in 10 Jahren so viele Filme in die Kinos gepresst wie die Bond-Reihe in 55.
Ich habe garantiert keinen Rucksack mit Getränken dabei oder irgendetwas anderes zur Selbstversorgung. Und hier kommt meine Begründung: Unser örtliches Kino ist seit 1928 Eigentum einer örtlichen Familie. Sie baute ihr Unternehmen Stück für Stück auf, indem sie Gewinne reinvestierte. Der heutige Inhaber (Enkel des Gründers) arbeitet hart dafür, das Kino zu erhalten, das bis zum Bau unserer Stadthalle Spielstätte meines (inzwischen zugrunde gerichtetes) Heimatorchesters war. Man sieht ihn und seine Frau nahezu jeden Spielabend in seinem Kino Karten oder im Kiosk verkaufen, Säle reinigen, nach dem Rechten sehen. Hin und wieder spricht er mich an, um über ein Filmangebot oder die neue Tonqualität oder ähnliches zu sprechen, weil er mich nun seit gut 40 Jahren immer wieder gesehen hat und kennt. Der macht die Kiosk-Preise nicht, weil er sich seinen neuen Ferrari kaufen will (er hat keinen), sondern weil es eine wesentliche Einnahme ist, um das Kino überhaupt zu halten.
Als ehemaliger Selbständiger kann ich gar nicht genug betonen, wie wichtig solche Nebeneinnahmen sind.
Naja gut, in so ein Kino würd ich auch nichts mitnehmen und mein Geld sogar gern für Speis und Trank da verwenden. Aber bei Cinemaxx und UCI hab ich keinerlei Gewissensbisse, was dabeizuhaben.
Dito
Hallo Thorsten, was für ein schönes Plädoyer für das Kino, für jenes Kino, das alles kann und tut, was du in deiner Kindheit erlebt hast und vielleicht ein bisschen verklärt aber doch klar formuliert hast.
Ich habe deinen Blick auf was Kino sein soll, nichts hinzuzufügen, vielleicht das, dass in Gemeinschaft einen Film ansehen, eben doch ein anderes und intensiveres Erleben ist. Und dass Kinos wesentlicher Teil der Kultur und des gesellschaftlichen Lebens sind, wenn sie neben dem Film auch immer das Gespräch bieten.
Und das Kinomacher eine Aufgabe leisten, die die Algorithmen von Netflix und co nicht leisten können… Bei uns bekommst du nicht Mad Max 1003 empfohlen, weil du vorher Mad Max 1 gesehen hast. Kinomacher machen Programm… Sie denken über die Filme nach, die sie zeigen.
Ja, das alles findest Du vor allem bei den Programmkinos, doch das sind keine Nischenhäuser mehr. Und selbst das ein oder andere größere Haus arbeitet inzwischen so.
Abgesehen davon, dass beinahe jedes Programmkino heute mehr als eine Leinwand hat. Eben für die Diversität.
Und genau diese vielen Programmkinos haben nun zur Corona Krise große Schwierigkeiten, da gibt es keinen Konzernfonds, keine Immobilieneigentümer oder Rücklagen, um den massiven Umsatzverlust zu kompensieren.
Ja diese Kinos brauchen eure Hilfe, staatliche Unterstützung und euren Besuch.
Geh mal wieder hin, schau dir an, was die Kollegen in deiner Stadt tagtäglich an Arbeit leisten, wie sie für dich, für euch da sind.
Das Kino lebt so lange, wie ihr daran glaubt. So lange, wie ihr die Kulturtempel und Hinterhof-projekte als Liebe zum Publikum versteht.
Danke
Als Kinobetreiber des kleinsten Kinos der Welt kann ich nur sagen: Jawollo. Das Problem ist nicht etwa ein Mangel an guten Filmen, tollen Filmemacher*innen oder engagierten Verleiher*innen. Das Problem sind die alten, weißen Männer, die seit Jahrzehnten immer dieselbe Suppe löffeln, sich gegenseitig auf die staubigen Schulterpolster klopfen und sich in engstirniger Einigkeit versichern, alles richtig zu machen, wenn sie Filmkunst boykottieren, nur weil ihnen der Streamingdienst, der ihnen die Rechte geben möchte, nicht 6 Monate Sperrfenster, sondern 2 Wochen einräumt. Das sind übrigens auch dieselben Vögel, die es hassen, wenn kleine, selbstgemachte und -gedachte Projekte wie ein Pfeil an ihnen vorbeischießen, einfach drauflosböllern, machen, was sie wollen (nicht, was von ihnen erwartet wird) und am Ende mit ihren Konzepten wundersamerweise auch in den Sommermonaten gut über die Runden kommen. Wir nachfolgenden Generationen von Kinomacher*innen erkennen an, was die Etablierten geleistet haben und was sie für die Kinolandschaft getan haben. Aber sie selbst sind der größte Risikofaktor, wenn es um das Überleben des Kinos geht. Doch wenn sich Vormachtsstellung, Profitgeierei und Businessgehabe vor die Filmkunst schieben und der einstige Ort voller Zauber zur bloß teureren Filmanguckbutze verkommt, dann ist es Zeit umzudenken. In diesem Sinne: Es lebe das Kino als Ort, an dem Menschen zusammenkommen und gemeinsam Filme ansehen – ohne Pauseknopf, ohne Rückspuloption und im besten Fall für 2 Stunden auch ohne Smartphone. Gespräche darüber sind wichtig. Wir sollten sie führen. Liebe Grüße aus dem Lodderbast Kino in Hannover
Umso toller, was ihr mit euren Abendveranstaltungen als Streaming auf die Beine gestellt habt. Ich ziehe meinen Hut vor eurem Einfallsreichtum und eurer Liebe für das Kino. Mario
Wer Kinomacher*Innen schreibt, hätte 3s bei mir als Kunden eh schwer
Das ist dumme Polemik. Du sollst bei Johannes in Kino gehen und ihn nicht zum Kanzler wählen.
Das mag alles stimmen soweit, aber ich möchte niemals auf Kino verzichten. Muss ja einen Grund geben, dass ich so häufig hingehe wie nie in meinen ersten 40 Lebensjahren, obwohl ich keinerlei Blockbuster mehr anschaue.
Das ist Kino heute für mich: Arthouse, Festivals, Konzentration. Deshalb ist und bleibt es wichtig für mich. Unverzichtbar. Das Mainstreamkino hingegen kann meinetwegen zum Teufel gehen, da bin ich bei dir. Aber nur da. Außerdem bin ich verdammt nochmal immer noch zu jung, um nur noch zu Hause rumzuhocken. Kino, Restaurant, Bar, Konzert – ich will raus!
Dieser Teil meines Beitrags scheint gerne überlesen zu werden:
"Machen wir uns nichts vor: das Kino als "sozialer Event" findet nur noch auf Festivals und in Programmkinos statt."
Dein Loblied auf das Programmkino und die Filmfestivals hätte mehr als einen knappen Satz verdient, finde ich. Aber das hätte dann wohl den negativen Grundton des ganzen Artikels ruiniert.
Durchdacht, gut belegt und auch emotional. Leider, muss ich sagen, stimme ich Dir zu. Wenn ich in den letzten Jahren im Kino war, dann war das eher mit sentimentalen Gedanken an "damals im Kino" verbunden. Ich habe viele Filme gesehen, die ich richtig großartig finde und Spaß gemacht haben; das gibt es schon. Aber das "alte" Kino-Erlebnis ist weg. Filme lassen sich grundsätzlich weniger Zeit, habe ich das Gefühl. Das Kino ist mehr kalkulierte Achterbahnfahrt als Erzählung geworden. Mehr, nicht nur. Aber anders als früher ist das wohl nicht nur ein Trend, der sich wieder umkehren würde, wie etwa Western mal Trend waren oder Historienfilme. Es ist die Folge der von Dir beschriebenen Eroberung des Marktes durch Konzerne und deshalb auch der Autoren und Regisseure, die einen Markt bedienen anstatt wirklich Filme zu machen.
Die große Leinwand ist nicht mehr, was sie mal war. So wenig, wie es die große Bühne ist.
Zwei kleine Anmerkungen zu einem extrem gut mein eigenes Empfinden wiedergebenden Text.
Erstens bezweifle ich, dass es ein, wie du schreibst, "sehr spezifisches Problem von Kino ist, dass es sich nur rechnet, wenn es voll ist, und es genau das auf absehbare Zeit nicht sein darf". Dieses Problem betrifft im selben Maße: Restaurants, Saunalandschaften, Basketballspiele, Jahrmärkte – und so ziemlich alles andere, was mir sonst noch so einfällt. Spezifisch ist das nun wahrlich nicht.
Zweitens finde ich es rhetorisch albern und menschlich unredlich, mit "Ich möchte mich nicht über das Versmaß auslassen" genau das zu tun und einen Menschen, dessen Absicht ganz gewiss nicht war, dir als Aufhänger zu dienen, hier dann letztlich doch bloßzustellen. Das hätte man anders lösen können, vor allem ohne diese spöttische Scheinheiligkeit.
Ansonsten: Multiplexkinos und Fluggesellschaften dürfen gerne pleite gehen, sie werde ich nicht vermissen.
mit "Ich möchte mich nicht über das Versmaß auslassen" genau das zu tun und einen Menschen, dessen Absicht ganz gewiss nicht war, dir als Aufhänger zu dienen, hier dann letztlich doch bloßzustellen. – Ich weiß jetzt schon, dass ich diese Frage bereuen werde, aber sei´s drum: Wo, bitte, hat der Wortvogel sich über das Versmaß ausgelassen? Inwiefern ist, einem Text weitere Öffentlichkeit zu verschaffen und ihn als Aufhänger für einen anderen Artikel zu nutzen, "Bloßstellen"? Muss nicht derjenige, der einen Text öffentlich macht, damit rechnen, dass andere diesen Text reflektieren? Wieso hätte irgendjemand anderes als der Autor des Gedichts selbst Verantwortung dafür, dass seine Gefühle nicht dadurch verletzt werden, wenn dieses Gedicht nicht so gefällt, wie es dem Autoren selbst wohl gefällt?
Und schließlich: Wieso sollten Fluggesellschaften "gerne pleite gehen dürfen" und was hat das mit dem Thema zu tun? Mein Neffe ist Fluggerätemechaniker. Also ich wünsche mir nicht, dass sie pleite gehen. Irgendwann will ich auch mal wieder irgendwo hin fliegen, also …
Waaah! Okay, den neuen Umgang mit dem Layout muss ich noch lernen …
Ja, das funzt etwas anders. Da können wir auch noch dran feilen.
Weil auch in den ökologisch katastrophalsten Branchen irgendwelche Menschen arbeiten, darf ich mir nicht wünschen, dass diese Branchen zugrunde gehen?
Glaub mir: Der Nutzen durch ein dauerhaftes Am-Boden-bleiben der allermeisten Flugzeuge wäre mir um einiges wichtiger als das Aufkommen deines Neffen. Die ganzen Kutschenbauer hatten auch irgendwann mit dem Pferd auf das falsche Pferd gesetzt.
Oder glaubst du wirklich, ein irgendwie gearteter Ausstieg aus unserem so nicht nachhaltig mehr durchhaltbaren Lebensstil gelingt, wenn jeder sich an den Neffen klammert, der nun einmal Flugzeugmechaniker ist – als Ergebnis einer freien Entscheidung, nehme ich an – und sich den Rest der Welt gepflegt am Arsch vorbeigehen lässt?
Kleiner Tipp: Umweltzerstörung tötet Menschen in einem Maße, davon kann Corona nur träumen.
Deine Einlassungen mache mehr als deutlich, dass eine Debatte mit Dir nicht möglich sein wird. Oder anders: Ein Gespräch mit Dir, nicht der Rest der Welt, geht mir gepflegt am Arsch vorbei.
"machen"
Spöttisch? Absolut. Schau dich um. Das ist hier der gängige Tonfall. Scheinheilig? Absolut nicht. Schau dich um. Das ist hier kein gebräuchlicher Stil.
Was war meine Vorfreude gross, als letztes Jahr direkt vor meiner Nase ein Multiplex aufgemacht hat! Keine 5 Minuten von der Haustür zum Kinosaal! Aufregende Kinoabende ohne grossen Aufwand, sooft ich will, wenns geht, mehrmals wöchentlich! Ein Traum!
Fazit: Ich war letztes Jahr gerade zwei Mal drin (Rambo, Star Wars). Es sind nicht mal die exorbitanten Preise (20 CHF Karte, 5 CHF 0,5 Cola), die mir die Lust verderben. Es läuft halt meistens nur belangloser Kram wie Bad Boys oder Superheldenschinken, den ich mir dann lieber daheim für lau auf dem 65-Zoller gebe. DIe meisten Filme sind den Aufwand einfach nicht wert, für dieses Jahr hatte ich eigentlich nur Top Gun 2 und Dune als Kinoerlebnisse eingeplant. Falls das Kino bis dahin überhaupt wieder mal aufmacht.
Bin da ganz bei Dir, Kino ist für mich in erster Linie 80er und 90er Nostalgie. der Ritter-Sport-Ballon Kinowerbespot hat sich unauslöschlich in mein Gehirn gebrannt. Diese Zeit der jugendlichen Glückseligkeit ist aber für immer vorbei und die heutige Art, Filme zu konsumieren, ist ja auch wirklich nicht schlecht.
Am lustigsten finde ich, dass ich – einst glühender Marvelfan, der die Tage bis zum nächsten Film fast runtergezählt hat – inzwischen finde, die Reihe hat doch eigentlich ein gutes Ende gefunden. Es geht auch sehr gut ohne. Nicht, dass es keine Fortsetzungen geben wird, aber mir sind sie inzwischen egal.
Das kenne ich – es wird sich zeigen, ob Marvel die gleiche Begeisterung auch für einen zweiten Zyklus aufbauen kann.
Mit den "New Warriors" würde es aber schwierig, denke ich.
Die werden nicht mal das Ende von Corona erleben.
Wir denn irgendwer "das Ende von Corona" erleben? Ich frag das einfach mal so, auch wenn es nicht zum Thema gehört.
In letzter Zeit hör ich öfter, dass irgendwer auf dieses Ende wartet, um dann wieder richtig durchstarten zu können: mit dem Geschäft, dem Sport, dem Leben. Ich könnte mir vorstellen, dass es dieses Ende nie geben wird.
Wäre es für meine Branche relevant, würde ich mir schnellstmöglich Konzepte für die Zukunft überlegen, die über das Warten auf einen Deus ex machina hinausgehen, der vielleicht nie auftritt.
Dass das für die Kino-Branche vermutlich hieße, direkt zuzusperren, ist sicher bitter – wenn man dort arbeitet. Kinos haben aber in der Breite keinerlei Chance.
"Ich könnte mir vorstellen, dass es dieses Ende nie geben wird." – und ich könnte mir vorstellen, dass du woanders spielen gehen solltest.
Geht mir wie den meisten hier – ich würde an sich gern widersprechen, aber mir fällt auch keine echte Argumentation ein. "Komödien kommen besser, wenn echte Menschen um einen herum mitlachen" ist jetzt alles, was mir einfällt und das ist wirklich schwach (zumal es mich immer enorm nervt, wenn jemand über etwas lacht, das ich unwitzig finde; das gleicht es also wieder aus).
Es gibt es durchaus noch, das magische Kinoerlebnis, aber wie du schreibst, ist das in den meisten Fällen im Kommunalen oder sonst einem kleineren Programmkino vorbehalten. "Tanz der Teufel" nach Verbotsstreichung im Multiplex zu sehen war schon cool, aber das ist natürlich kaum die Norm und einen solchen Service bieten eben die Kleinen auch gern.
Ich habe noch zumindest das "größer kommt besser"-Argument für mich, weil mein Fernseher recht klein ist, aber das ist ja auch eher eine Frage meiner Ausstattung, als des Mediums selbst.
Und allem, was man positiv vorbringen kann, muss man eben die horrenden Preise entgegenhalten.
Ich mag das Kino nicht als verloren geben, aber momentan herrscht da tatsächlich zumindest Reformbedarf.
Da hier ja viele die hohen Kinopreise monieren und lieber für kleines Geld daheim schauen: Gibt es valide Zahlen, wie die Premium-VOD-Angebote von Universal & Co. laufen (eigentlich fürs Kino geplante Filme für 15+ € auf Amazon und Co. zum Leihen)? Nutzt das jemand als Alternative? Mir erschließt sich in dieser schnelllebigen Zeit der Sinn dahinter nicht so recht, da es die angebotenenen Filme in 6 Monaten wahrscheinlich eh in einer der unzähligen Flats "für lau" gibt.
Bei TROLLS WORLD TOUR scheint das Konzept erfolgreich gewesen zu sein. Dazu gab’s Ende April einige Medienberichte.
https://www.heise.de/newsticker/meldung/Streaming-vs-Kinos-Erfolg-von-Trolls-World-Tour-koennte-Branche-umkrempeln-4711500.html
Vielen Dank für den Artikel – bei Kinderfilmen kann ich mir tatsächlich noch am ehesten vorstellen, dass das Konzept aufgeht. Die Meute vorm Fernseher parken und ein Event draus machen, das kommt am Ende immer noch billiger, als mit 2+ Stöpseln ins Kino zu gehen 😀
Ist das hier die kinobezogene Variante von "Früher war mehr Lametta"?
Im Ernst, das hier kommt für mich mehr wie Grumpy-Old-Man rüber als die Werstoff-Hof-Geschichte von neulich.
Gut, in einigen Punkten will ich gar nicht widersprechen: Die Auswahl mag im Laufe der letzten 30 Jahre wirklich kleiner geworden sein, und wenn die Streaming-Anbieter diese Lücke jetzt füllen, dann ist das eine gute Sache.
Aber für bleibt Kino trotz allem ein Erlebnis. Ich gehe immer wieder gerne hin – oft alleine, oft mit Freunden/Kollegen. "Kino – dafür werden Filme gemacht" ist für mich nicht einfach nur Phrasendrescherei.
Vielleicht hab auch leicht reden, weil es hier in Tschechien schon unverschämt günstig ist. Will ich nicht abstreiten. Aber ich kann mir halt auch keine fette Heimkino-Anlage leisten – uns selbst wenn ich es könnte, dann könnte ich den Ton garantiert nicht so aufdrehen, dass es sich wie im Kino anfühlt.
Ich kann mich also beim besten Willen nicht über die Pleite von Kinos freuen. Vor allem, wenn die noch verbliebene Programmkinos die ersten sein werden, die es erwischt…
Du hast den Text entweder nicht ordentlich gelesen oder ihn nicht verstanden.
Meine frühesten Erinnerungen ans Kino in den 80ern. Mit sechs Jahren oder so in der Schlange für "Basil der große Mäuse" stehen und vorne ruft wer "Ausverkauft" – bitter. Ich kann mich täuschen, aber damals gehörte – zumindest für mich – Programmheft und Vorfilm noch zum Kinoerlebnis dazu. Statt Vorfilmen kamen dann ewig lang dauernde Werbeblöcke (bzw wurden Filme mMn teilweise auch unnötigerweise länger), das Kinomagazin (ebenso mit Werbung vollgepackt) ersetze offensichtlich das Programmheft.
Und wenn vom Ende des Kinos die Rede ist – ist das auch das Ende des Kinofilms? Nicht, daß keine Filme mehr gedreht werden, sondern das Ende des (in etwa 2-3 Stunden langen) Kinofilms als das mehr oder minder dominante Erzählformat.
" das Ende des (in etwa 2-3 Stunden langen) Kinofilms als das mehr oder minder dominante Erzählformat". darüber wird in der Tat zu reden sein. Das Streaming hat ja auch schon die dominanten Längen der TV-Serien (23 bzw. 30 Minuten und 42 bzw. 60 Minuten, je nach Werbung) aufgelöst. Heute geht, was früher undenkbar war – Serienepisoden können unterschiedlich lang sein.