07
Mai 2020

Kleine Einkaufsgeschichten

Themen: Neues |

In unserem Haushalt bin ich der, der einkauft – nicht, weil ich mir damit die Pflicht zum spülen oder kochen vom Leib halte, sondern weil ich GERNE einkaufe. Schon als Kind musste meine Mutter mich da nie zweimal bitten. Ich kaufe streng nach Liste, und dann obendrauf noch drei oder vier Sachen, die mich ansprechen. Entgegen aller üblichen Ratschläge kaufe ich bevorzugt hungrig ein, weil ich dann erheblich experimentierfreudiger bin. Ihr wisst das.

Ich kaufe eigentlich auch immer bei mindestens zwei, manchmal auch drei Supermärkten ein, weil wir bestimmte Sachen von bestimmten Ketten bevorzugen. Es mag noch meiner Junggesellenzeit geschuldet sein, aber meine Getränke (bis auf den O-Saft) und meine Joghurts kaufe ich am liebsten bei ALDI, unsere feuchten Reinigungstücher müssen vom LIDL sein, frische Lebensmittel und höherwertigere Waren kommen vom Kaufland oder von REWE. Brot gibt es in der Hofpfisterei, Wurst und Fleisch beim Vinzenz Murr oder beim Boneberger.

Da bin ich üblicherweise zwei bis drei Stunden unterwegs, besonders wenn ich auch noch Flaschen entsorge und Altpapier weg bringe. Wie gesagt: es macht mir nichts. Steht ja auch nur alle zwei Wochen auf dem Programm.

Heute hatte ich zwei Erlebnisse, die ich mit euch teilen möchte. Das erste fand auf dem Parkplatz eines LIDL statt, den ich ob des Viertels und der Ausstattung eher selten aufsuche (ja, ich gehöre zu den Leuten, die locker kilometerweit fahren, um in einem schöneren Ambiente einzukaufen). Ich dachte zuerst, ich sehe nicht richtig, aber in der Tat gab es da flammneue Einkaufswagen der Größe medium:

Locker 50 Prozent kleiner als die üblichen Einkaufswagen, trotzdem mit Kindersitz und zum Schiebenden hin sogar mit einer Ablage für eine Getränkekiste oder einen Einkaufskorb. Keine Revolution, aber eine merkliche Evolution. Lässt sich gut rangieren und ich würde schätzen, dass der in 80 Prozent der Fälle auch ausreicht.

Ihr werdet es vielleicht schon der Presse entnommen haben – ALDI Süd und ALDI Nord führen bei den Eigenmarken das Sortiment zusammen. Macht ja auch Sinn, das selbe Produkt nicht mehr unter zwei Namen und zwei Etiketten über separate Lieferwege zu schicken. Die erste Konsequenz habe ich heute in unseren Kofferraum geladen:

TOPSTAR heißt jetzt auch im Süden der Republik RIVER. Und es macht mich unangemessen… nein, nicht traurig… melancholisch.

Ich kann mich gut erinnern, wie oft ich mich Ende der 70er (?) in der ersten ALDI-Filiale in Düsseldorf-Eller mit Snacks für die Abende bei Kumpeln eingedeckt habe. Wir hatten nicht viel Geld, aber schon eine Mark und zwanzig Pfennig finanzierten einen ganzen Abend: 1 Liter TOPSTAR Cola in der Glasflasche und eine große Tüte Chips (oder Flips). Jeweils 59 Pfennig. Die TOPSTAR schmeckte zwar merklich schlechter als Coca Cola und von den Chips wurde mir nach einer halben Tüte immer übel, aber mehr war eben nicht drin. Es mussten schon Ostern und Weihnachten auf einen Tag fallen, dass ich mir für 69 Pfennig auch noch eine Tafel Schokolade dazu gönnte.

Dabei fällt mir auf, wie wenig sich diese Preise verändert haben. Eine billige Tafel Schokolade kostet heute gerade mal 50 Cent, und die TOPSTAR Cola gibt es in der 1,5 Liter-Flasche und kostet umgerechnet 30 Cent der Liter. Das sind – 60 Pfennig. Natürlich ohne Inflation und so. Wenn man das berücksichtigt, sind diese Waren sogar billiger geworden. Wenn ich das mit Eis vergleiche, für das ich als Kind 25 Pfennig die Kugel bezahlt habe und das heute das Zehnfache kostet.

Damals konnte ich Cola, Chips, Eis und Schokolade problemlos in Massen futtern, ohne an Gewicht zu gewinnen – ich war ja so dünn, dass ich sogar deshalb zur Kur geschickt wurde. Heute würde ich dafür Geld bezahlen. Ich weiß auch noch, dass neben dem ALDI eine Drogeriekette aufgemacht hatte, die als Maskottchen in den ersten Jahren so eine Art Pipi Langstrumpf namens “Miss Drugstore” im Schaufenster führte. Von der gab es Aufkleber, die erklären mussten, wie man Drugstore ausspricht:

ALDI war damals noch primär billig, stapelte einfach willkürlich riesige Kartons und hatte ein im Vergleich zu heute extrem limitiertes Sortiment. Nix Tiefkühl, nix “frische” Backwaren, nix Bio. Aber es war “the new way”, und man baute auch noch keine immer gleichen Kauftempel in Gewerbegebieten vor der Stadt – Gewerbegebiete vor der Stadt gab es praktisch kaum.

TOPSTAR Cola war vermutlich das erste ALDI-Produkt, dessen Namen ich mir merken konnte. Es war damit für mich eine “Marke”. Und jetzt, nach 40 Jahren, ist die Marke weg. Sang- und klanglos. Natürlich ist RIVER genau die selbe koffeinierte Zuckerplörre und es hat sich nur das Etikett verändert. Ich werde es überleben.

Und dennoch: 1 Liter TOPSTAR Cola in der Glasflasche für 59 Pfennig.



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DiBut
DiBut
8. Mai, 2020 07:52

Diese kleinen Einkaufswagen von Lidl gibt es bei uns im Norden schon gefühlt Ewigkeiten, seltsam, das sie bei euch erst jetzt aufkommen.
Ich finde sie auch wesentlich besser als die Großen: Das Handling ist einfach angenehmer und im Gegensatz zu einem großen Wagen tappe ich selten in die Falle zu viel einzukaufen, von dem am Ende der Woche dann viel zu viel in der Biotonne landet.

comicfreak
comicfreak
8. Mai, 2020 12:08

Hier hat der Lidl noch mal aufgerüstet und größere Wagen hingestellt.
Meine Freundin Ellen ist ziemlich klein und geht jetzt woanders einkaufen, weil sie nicht über das Gitter auf den Boden des Wagens greifen kann

Moepinat0r
Moepinat0r
8. Mai, 2020 13:08

2.50€ pro Kugel Eis?! Ich weiß, dass München teuer ist, aber Alter… O.o
Bei uns (knapp 100k Einwohner) will der Eismann noch nen Euro, aber ich kann mich auch noch gut an die Zeiten erinnern, in denen man für ne Kugel nur 50 Pfennig hinlegen musste.

Mencken
Mencken
8. Mai, 2020 13:57
Reply to  Torsten Dewi

Wir kratzen bei den besseren Eisdielen mittlerweile tatsächlich schon an den 2 Euro pro Kugel.