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Apr 2020

TV Kritik: RED DWARF – THE PROMISED LAND

Themen: Film, TV & Presse |

Ich gestehe, dass ich vielleicht mehr Info-Seiten mit TV/Film/Videospiel-News lesen sollte. Aber ich halte es da wie mit den Filmen beim FFF – je weniger ich vorher weiß, desto besser. Das bedeutet natürlich auch, dass mich relevanten Entwicklungen teilweise kalt erwischen, weil ich mich schlicht nicht up to date gehalten habe.

Entwicklungen wie ein neuer TV-Spielfilm zu einer meiner absoluten Lieblingsserien.

Ihr könnt es bei der Wikipedia nachlesen, ich kann es aber auch kurz zusammen fassen: eine englische SF-Sitcom, die 1988 (!) startete, schnell zum Kult wurde, aber ab 1993 immer wieder teils jahrelange Pausen aus verschiedenen Gründen machen musste. Irgendwann stieg man auf CGI-Effekte um ersetzt auch die Modellaufnahmen der alten Folgen, um einen homogenen Look zu bewahren. Nach einer weiteren zehnjährigen Pause und den immer wieder geplatzten Träumen eines Dwarf-Kinofilms landete die Serie beim Comedy-Sender DAVE, der durchschnittlich alle drei Jahre neue Folgen produziert und nun auch den Film PROMISED LAND ausgestrahlt hat. Dank dieser sehr holperigen Historie kommt die Serie auch nach 32 Jahren on air gerade mal auf 73 Episoden und ein paar Specials. Zweimal wurde versucht, die Serie für den US-Markt zu adaptieren, beide – beschissenen – Piloten blieben unausgestrahlt, sind aber im Netz:

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CAT: “We should raise our defensive shields!”

KRYTEN: “That’s an excellent suggestion, Sir, with only two flaws: a) we don’t have any defensive shields and b) we don’t have any defensive shields. Now I know that technically speaking, this is just one flaw, but it’s such a big one that I thought it was worth mentioning twice.”

Wie gesagt: eine meiner Lieblingsserien. Aber mit Einschränkungen. Die ersten zwei Staffeln waren klasse, aber noch sehr “rough around the edges”. Die Serie musste ihren Ton finden und die Möglichkeiten, mit wenig Geld eine SF-Serie überzeugend umzusetzen. Mit Staffel 3 und der permanenten Ergänzung der Besetzung durch den Androiden Kryten klickt alles, bis Staffel 8 kann man getrost von der Hoch-Zeit der Serie sprechen. Der Wechsel zu DAVE hat der Serie in meinen Augen nicht gut getan, die Episoden sehen zwar etwas gelackter aus, aber der Witz ist raus und die Charaktere wirken – ebenso wie die Plots – oftmals sehr müde. Ich kann aber nicht ausschließen, dass das auch an mir liegt: wie z.B. MYSTERY SCIENCE THEATER 3000 gibt es ein perfektes Alter für diese Art von Humor. Ich bin dem vielleicht entwachsen.

Nun aber RED DWARF – THE PROMISED LAND. Entgegen der Befürchtungen kein Dreiteiler, sondern ein “richtiger” TV-Film mit durchgehender Story. Man hat sich wahrlich Mühe gegeben, dafür zu trommeln – die britische Zeitschrift SFX (seit ihrer Gründung 1995 ein Fahnenträger für RED DWARF) hat sich sogar zu einem Variant-Cover hinreißen lassen:

Es gibt außerdem Making of’s, Blooper und eine Doku, als hätte man das Teil für die Blütezeit des DVD-Marketings produziert.

Inhaltlich geht es darum, dass ein paar Abtrünnige aus dem Volk der Katzenmenschen (zu denen auch Cat gehört, ein Mitglied der Red Dwarf-Crew) sich auf die Suche nach dem Messias machen, jenem mythischen Helden, der ihre Urmutter einst vor dem Tode bewahrte. Es ist kein Geheimnis, dass es sich dabei um den faulen und mittlerweile ziemlich herunter gekommenen Dave Lister handelt. Mit den Katzen-Rebellen an Bord wird die Red Dwarf auch sogleich in einen Konflikt mit dem Katzen-Imperium verwickelt.

Es passt. Endlich mal wieder. Der Plot ist nicht an den Haaren herbei gezogen, sondern aus den Figuren heraus glaubwürdig abgeleitet, die Komik und das Drama ergeben sich aus den Charakteren und ihren Konflikten, es werden weder unpassende “fish out of water”-Szenarien noch unpassende Antagonisten in den Vordergrund geschoben. Am dünnen Faden der Handlung werden viele hübsche Details aufgehangen und viele sehr, sehr DWARF-typische Dialoge (wenn z.B. Kryten erstmals das Handbuch der STARBUG liest und viele erstaunliche Extras entdeckt). Es wird nicht versucht, der Serie irgend einen neuen Dreh aufzuzwängen, der ihr schaden und Fans vergrätzen könnte.

Und so vergehen die fast 90 Minuten fast wie im Flug und RED DWARF fühlt sich endlich mal wieder wie RED DWARF an – sind die Figuren auch sichtlich gealtert und um die Hüften auseinander gegangen. Das bin ich schließlich auch. Ein echter Bonus ist für DWARF-Fans natürlich die Rückkehr des Original-Schiffshologramms Holly aus den ersten zwei Staffeln (dank Backup-Kopie auf einer 3,5 Meter-Diskette).

Klar wird das hier keine neuen Fans gewinnen und angesichts der Spezialeffekte auf dem Niveau der später 90er müssen weder THE EXPANSE noch LOST IN SPACE um ihre Vormachtstellung in dem Bereich fürchten – aber es ist RED DWARF. Das kann man nicht erklären, das kann man nicht relativieren. You are either in or you’re out.

I’m in!

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Comicfreak
Comicfreak
12. April, 2020 08:21

Das sieht gut aus

Rudi Ratlos
Rudi Ratlos
14. April, 2020 11:34

Kann man die Serie irgendwo streamen? Sieht interessant aus und schlimmer als bei Lexx können die Effekte ja nicht sein 😀

Thomas G. Liesner
Thomas G. Liesner
14. April, 2020 14:35
Reply to  Rudi Ratlos

Laut JustWatch nirgendwo – und als Kauf ist es auch nicht mehr so günstig wie vor etlichen Jahren, als ich mir die Serie gegönnt habe, aber sie ist wirklich empfehlenswert, zumindest die einstelligen Staffeln.

Edenhs
Edenhs
11. September, 2020 09:17

Ich liebe englische Serien (IT crowd, Blackadder, Are you being served?) und ich LIEBE Red Dwarf! Leider habe ich nicht mitbekommen dass es einen Film gibt und ich war auch von den letzten Folgen enttäuscht. Smeg, das hört sich aber super an, werde es mir gleich in England bestellen. Danke für den Hinweis.