Fotostory: SUKKUBUS – DEN TEUFEL IM LEIB oder: Auf der Alm, da gibt’s a Sünd… (NSFW)
Themen: Film, TV & Presse, Fotostory, Neues |Der Artikel über die “verschollenen” Filme hat durchaus ein paar weitere Tipps an die Oberfläche gespült, was es zu suchen und zu finden gilt. Darunter auch Georg Tresslers Horror-Drama SUKKUBUS – DEN TEUFEL IM LEIB, der 1989 in die deutschen Kinos kam, von der Kritik verrissen wurde und seither nur schwer zu bekommen ist. Es gab wohl mal eine VHS-Kassette, aber alles, was sich in halbseidenen Kreisen als angebliche DVD herumtreibt, ist wohl eine von dieser Kassette gezogene Schwarzkopie.
Ich hatte nicht vor, SUKKUBUS zu besprechen. Die Zeiten sind hart, da muss ich mir den Tag nicht auch noch mit düsteren Alpendramen versauen. Aber dann schaute ich mir aus lauter Neugier mal die Kritik in der CINEMA an – und sapperlot:
Selten haben die Filmversteher aus Hamburg derart Gift und Galle gespuckt und ich umarme begeistert die Formulierung:
“Sodomitischer Bergbauern-Porno.”
Sodomitischer. Bergbauern. Porno. Drei mich magisch anziehende Worte.
Diese Beschreibung entnehme ich der schon erwähnten halbseidenen “DVD”- und die mannigfaltigen Fehler machen es nicht schlimmer, sondern besser, viel besser:
Pfeif auf deutsche Komödien, auf Markus und Nena, auf Karl Dall und Ibiza!
Ein öbzöner Film! Ein Erereigniss!
Und ich so:
Zumal der Streifen gerade mal 80 Minuten lang ist – das ziehe ich jetzt durch. Soll doch der Rest der Waschlappen-Welt Kinderfilme bei Disney+ gucken! Nicht mit mir!
Eine Texteinblendung zu Beginn erzählt uns eigentlich alles, was wir wissen müssen:
Ein austauschbarer Plot. Machste aus den Hirten Mädels – haste THE CRAFT.
Wahrlich, es ist ein harscher Berg und der Hirtenjunge müht sich, im diffusen Licht (eine Kombi aus Nebel und miserabler Videokopie) eine Gams zu schießen. Wir befinden uns in der Sorte Film, in der so etwas nie klappt, weil es den Figuren helfen könnte:
Statt Gamsbraten gibt’s eine Schneelawine, von der ich beeindruckt war, denn sie wurde von den Machern tatsächlich inszeniert und nicht bloß als Stock Footage eingekauft:
Aber dann gibt’s doch noch ein paar Sekunden vorgefertigtes Bildmaterial:
Die Lawine legt eine Leiche frei, aber die Hoffnung auf einen Ötzi-Zombiethriller erfüllt sich nicht. Diese Leiche dient nur dem momentanen Schrecken – ohne Folgen:
Zeit für die Einblendung des Titels – ziemlich geiler Font:
Ich dachte schon, die Credits würden keine Überraschung bereit halten, aber man findet eigentlich immer jemanden, der einen “holla!” flüstern lässt:
Jawohl, Konzept-Künstler und enfant terrible der Kulturszene Christoph Schlingensief, Regisseur u.a. von DAS DEUTSCHE KETTENSÄGENMASSAKER, hat hier beim Veteranen Tressler gelernt.
Mit erhobener Hand wird nun der Hirtenschwur geschworen – gut zum Vieh sein, keinen Mist bauen, Bösewichte denunzieren und fleißig die lieben Heiligen preisen:
Der Hirtenjunge kehrt unverrichteter Dinge zur Almhütte zurück, die auch nicht so aussieht, als gäbe es hier WLAN und Netflix:
Hier treffen wir auch den Senner, der eindeutig das Alphatier des Männer-Trios ist und eigentlich die ganze Zeit so guckt:
Für den Versuch, eine Gams und dann einen Vogel zu töten, kriegt der Hirtenjunge erstmal eine gesemmelt, denn das wurde im obigen Schwur explizit für böse erklärt:
Wir merken schon: das Leben ist hart auf der Alm, karg und von ebenso wenig Abwechslung wie Freude geprägt. Hier arbeiten drei Männer stumm nebeneinander her und laut wird es nur, wenn zum Abend das Gebet ins Tal gebrüllt wird:
Neben dem Senner und dem Hirtenjungen gibt es noch den Hirten, der seine Hormone längst nicht mehr im Griff hat und dem der Samenstau die Birne weich kocht:
Bei der Verlegung der Kühe auf eine andere Weide malt er dieses Zeichen an einen Fels – konkreter wird’s nicht, aber es ist sicher ein schlechtes Omen:
Die Tatsache, dass die Bullen jederzeit ausreichend Weibsvolk zu bespringen haben, lässt den Frust der Hirten nicht gerade kleiner werden:
Der Hirtenjunge findet ein Stück Wurzelholz im Quellwasser, das mit ausreichend Geilheit fast so aussieht wie ein weibliches Gesicht:
Des nachts ist dem Hirten dran gelegen, den Hirtenjungen rücklings zu sodomisieren, aber der Senner kann gerade noch einschreiten. Es gibt Bedürfnisse, die lassen sich weder mit kalter Dusche noch mit langem Gebet züchtigen:
Der Hirtenjunge versucht, sich mit Hilfe einer schleckenden Kuh Erleichterung zu verschaffen, was eher so mittel funktioniert:
Man darf durchaus mal die Frage stellen, ob das Prinzip der Masturbation bei den Schweizern erst im 20. Jahrhundert gebräuchlich wurde.
Weil der Senner eine Wunde hat, die mit Alkohol gereinigt werden muss, kommt es zu einem kleinen Gelage, das den geschlechtlichen Druck der Männer noch mal erhöht.
Im Suff und der verzweifelten Geilheit basteln sich die Männer aus dem Wurzelgesicht, ein paar Stöcken, Stroh und Kleidung eine “Frau”, an der sie sich abreagieren können:
Doch kaum ist der Verkehr vollzogen, rührt sich da was unter den Leinen:
Und an dem Hintern hängt auch noch was dran:
Selbst den dümmsten Bergbewohnern ist klar, dass es sich hierbei nicht um eine zufällig herein gestolperte amerikanische Austauschstudentin handelt, sondern um eine Hexe, die sie zu geiler Unzucht locken soll – was ihr auch ganz gut gelingt:
Der Spuk ist schnell wieder vorbei, die Strohfrau wieder Strohfrau und der Senner übergibt sie dem Feuer. Samenstau beseitigt, Lektion gelernt.
Aber die finsteren Mächte sind für eine gewisse Renitenz bekannt und der Hirtenjunge sieht in den nächsten Tagen immer wieder die Fleischeslust, die nach ihm ruft:
Mangels Expertise und Waffen bunkern sich die Männer in ihrer Hütte ein, was besonders ratsam ist, als ein seltsam wütender Sturm in den Bergen losbricht:
Dem Senner gehen langsam die Nerven durch, wo der Regen peitscht, da peitscht er gleich mal mit, wenn auch folgenlos:
Es wird augenscheinlich, dass die Hexe es auf den Jungen abgesehen hat, dessen Gemächt sie noch nicht schmecken durfte. Ihn gilt es endgültig zu korrumpieren:
Mit aggressiver Sinnlichkeit und übernatürlicher Hexenkraft lässt sie sich von ihm mit Kuhmilch frisch aus der Zitze füttern (was habt IHR gedacht, was hier zu sehen ist?):
Die Hexe scheint alles zu verderben, nach dem Sturm stürzt auch noch eine Kuh den Abhang hinunter. Wer nie wissen wollte, wie so ein totes Tier vor Ort zerlegt wird, der sollte die nächsten drei Minuten lieber überspringen, denn SUKKUBUS lässt sich nicht lumpen und bleibt hart dran:
So langsam haben die Männer die Schnauze voll von der Hexe und als sie sie zu packen kriegen, fesseln sie sie an einen Fels, auf dass ein Bulle sie zu Tode besteige – was erfreulicherweise nur impliziert, aber nicht gezeigt wird:
Es reicht nicht. Die Hexe lebt. sie sinnt auf Rache und macht sich immer wieder provokant frei, so oben und unten rum:
Der nächste Versuch: Die Hexe wird an die Klippe gehetzt und stürzt sehr lang und sehr tief talwärts. Würden sich Schweizer high fiven, würden sich die Schweizer high fiven. Auf jeden Fall sind sie froh, dass das nun erledigt sein sollte:
Ähhh… nein. Bei der Rückkehr zur Hütte stellen der Senner und der Hirtenjunge fest, dass die Hexe ihren Kumpel gehäutet hat:
In einem Kreis aus Eigenblut, der die Hexe bannen soll, verbringen die beiden übrig Gebliebenen eine letzte unbequeme Nacht:
Am Morgen machen sie sich auf ins Tal, weg von der Hütte, weg von der Hexe.
Aber das wäre ja zu einfach gewesen. Die Hexe erwischt und erwürgt den Senner und verschwindet dann – vielleicht, weil nur Senner und Hirte ihr zu Leibe gerückt waren. Der Hirtenjunge hingegen schafft es lebend ins Dorf.
Eine Gruppe Dorfbewohner “entzaubert” die Hütte und verbrennt ein strohenes Bildnis der Hexe, um sie endgültig aus dem Tal zu verbannen.
The End
Ich sach mal: wow.
Und ruhig nochmal: wow.
SUKKUBUS ist in keinster Weise das pornografische Machwerk, das sich die CINEMA da oben zusammen gegeifert hat. Ich habe auch nicht die geringste Ahnung, wie der Redakteur so einen Schmarrn schwafeln kann. Hatte der Lack gesoffen? Oder zu viele Tittenfilme gesehen, die tatsächlich frauenfeindlich sind, von der CINEMA aber immer mit Begeisterung empfohlen wurden?
Tatsächlich ist SUKKUBUS ein erdiger, düsterer, sperriger Film über drei schweigsame Männer, die zu lang zu einsam sind, denen jenseits ihres drögen Tagewerks die Abwechslung fehlt – und die weibliche Gesellschaft. Ihr zunehmend aggressives Verhalten steht analog zum wachsenden Sexualfrust und ist absolut plausibel erzählt.
Diese Druckszenario hat nichts mit niederen Instinkten zu tun, unsere drei Kerle sind schließlich nicht Benny, Bobby und Johnny aus den EIS AM STIEL-Filmen. Sie verhalten sich so kontrolliert und organisiert, wie sie nur können – aber was von ihnen verlangt wird, ist zu viel. Es muss in einer Katastrophe enden. In Klöstern, U-Booten und Gefängnissen läuft das nicht anders ab.
Der Hexe gegenüber KANN der Film gar nicht – wie von CINEMA behauptet – sexistisch sein, denn sie wird an keiner Stelle als reale Frau erzählt. Sie ist der personifizierte Sexus, ein übernatürliches Abbild der fleischlichen Lust ohne Charakter oder Schmerz. Hier wird mitnichten der Spanner bedient – das bleibt Aufgabe der CINEMA.
So ist SUKKUBUS ein trotz der überschaubaren Handlung durchaus vielschichtiges Männerdrama und ich kann gut verstehen, warum Tressler nach WENN DIE MUSIK NICHT WÄRE, DER KOMMISSAR und STOSSTRUPP VENUS mit diesem harten, schweigsamen, überschaubaren Film eigene Dämonen austreiben wollte.
Ja klar ist das nicht an allen Ecken rund, und für die Hexe hätte ich mir eine etwas erdigere Schönheit gewünscht, denn Pamela Prati sieht aus wie das 80er Jahre Erotik-Sternchen, das sie damals auch war:
Da helfen auch die weißen Kontaktlinsen nicht.
Es war übrigens nicht das erste Mal, dass Prati einen Sukkubus spielte – in dem vergessenenswerten Science Fiction-Horrorfilm ALIEN TRANSFORMATIONS darf sie den Helden erst reiten und dann dergestalt attackieren:
Die Artwork zum Film ist deutlich besser als der Film selbst – und ratet mal, wer das Original davon in seinem Arbeitszimmer hängen hat?
Aber das ist nur ein Nebenkriegsschauplatz, zurück zu SUKKUBUS. Das Urteil kann nur lauten: Kein perfekter, kein leichter, aber ein durchaus interessanter und bemerkenswerter Alpenhorror irgendwo zwischen VIA MALA und HAGAZUSSA.
Der hätte nicht nur einen soliden DVD-Release verdient, sondern auch viele Extras.
Jetzt, wo ich die Bilder sehe, glaube ich mich zu erinnern, dass ich den tatsächlich mal auf VHS gesehen haben müsste. Oder zumindest angefangen, aber nicht zu Ende gekuckt…
Tja, die Nacktszenen kommen halt erst nach einer halben Stunde, da hast du ja üblicherweise schon die Lust verloren. Bleib lieber beim FORMEL EINS-Film, der fängt ja gleich mit einer Duschszene an….
Der ist mir dann auch lieber…
Warum gibt es eigentlich keinen „Aus dem Eis“ Ötzi Zombie B-Movie? Das springt einen doch regelrecht an, Ötzi Fluch inklusive.
Haben mein Co-Autor und ich damals wahrlich oft genug gepitcht – no takers.
Es heißt sodomitisch und nicht sodomistisch? Das wusste ich gar nicht. Wieder was gelernt – und das dank der Besprechung eines obzönen Bergbauern-Pornos!
CINEMA-Leser wissen mehr!
Na das sieht doch auf jeden Fall mal deutlich unterhaltsamer aus als “Hagazussa”!
Ich finde ihn auch deutlich besser – und kurzweiliger.
.. Sollten da oben Fotos zu Alien Transformation zu sehen sein, bekomme ich sie nicht angezeigt..
Der Film klingt jedenfalls interessant.
Erinnert mich an ein anderes schweizer Kleinod, das ich vor mindestens 30 Jahren mal mit meiner Mutter gesehen habe, zwei Männer betreuen über Winter irgendeine Station oben auf dem Berg, ohne Kontakt, ohne Mission, ohne miteinander zu reden, der Film hatte auch keine weitere Handlung, aber er war überaus kurzweilig
Die Bilder laden hier etwas langsam. Im Zweifelsfall refresh machen.
Wer mit einer italienischen Tonspur leben kann, findet den Film in voller Länge auf YouTube.
Genauso wie übrigend PENG, Du bist tot!
PENG hatte ich auch von YouTube. Den hier von anderswo.
Besser: https://www.youtube.com/watch?v=wuEPeFQMom8
Man sollte vielleicht auch erwähnen, dass Hauptdarsteller Peter Simonischek inzwischen kein ganz Unbekannter mehr ist…
Das weiß ich – warum sollte das erwähnenswert sein?
Ah, der SUKKUBUS! Schöner, wenn auch nicht einfacher Film, von dem ich auch noch die alte VHS besitze.
Wer den Film mal sehen möchte, muss sich voraussichtlich gar nicht mehr so lange gedulden, denn das feine Nischenlabel Subkultur bringt den Film in seiner “Edition Deutsche Vita” als Blu-Ray und DVD. Für eine optimale Präsentation ist da gesorgt, man muss halt nur noch ein wenig warten ;).
Oh toll, danke für die Info!
Ich fürchte, das ist zu differenziert für CINEMA. “Faust” ist doch auch sexistisch: Ein Gelehrter übt seine sexuelle Macht über ein harmloses Mädchen aus. Muss man ablehnen sowas. Siehste.