Filmverbrechen-Fotostory: IS WAS KANZLER!?! – oder:
Großes Elend Kabarett-Kino
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Auch ich muss mich angesichts der Corona-Quarantäne beschäftigen. Für Sniper-Aktionen ist unsere Terrasse zwar exzellent geeignet, aber da bekomme ich nur wieder Ärger mit der LvA. Und weil meine exorbitanten Reviews zu den 80er-Totalausfällen EIN KAKTUS IST KEIN LUTSCHBONBON und TERMINUS seinerzeit so gut ankamen, versaue ich mir einfach noch mal ein paar Nachmittage mit dem schlechtesten, was Papas Kino so zu bieten hatte. Die Fallhöhe ist erwartungsgemäß beträchtlich.
Heutiges Exponat: Die “Polit-Satire” IS WAS KANZLER!?! von 1984, die ich seinerzeit gerne gesehen hätte – ich war 15, links und dumm, als der Streifen in die Kinos kam und das Plakat sah prima nach frechem Nasedrehen zum Establishment aus:
Es sollte nicht sein und am Ende dauerte es satte 35 Jahre, bis ich den Streifen endlich mal vor die Augen bekam – und wahrlich, er ist die Retrospektive wert, wenn auch aus gänzlich unerwarteten Gründen.
Zuerst einmal ein wenig Background-Info: IS WAS KANZLER!?! ist das Kind der Bonner, Berliner und Münchner Kabarett-Kaste der frühen 80er und hier tummelt sich alles, was damals gegen “Birne”, die Nachrüstung und Ronnie Raygun polemisierte:
Müller-Westernhagen! Busse! Wallraff! Hildebrandt! Hallervorden! Wecker! Neuss!
Wahrlich, hier ist an professionell politisch Empörten kein Mangel, auch wenn Müller-Westernhagen heute ein Büttel des damals so verfluchten Establishments ist, Busse sich vom Privatfernsehen zum Clown hat reduzieren lassen und Hallervorden im Alter lieber den Charakterschauspieler im Auftrag von Til Schweiger gibt. Damals galten die alle noch als stramm links, zumindest aber schwer sozialdemokratisch. Also in dem Sinne, das alles rechts von ihnen eben auch automatisch “rechts” war.
Es sei vorab noch erwähnt, dass ich Regisseur Schmidt vor ca. 15 Jahren mal getroffen habe, bei einem Meeting in den Räumen der Colonia Film in Köln. Das fand ich toll, weil der in den 70ern den eher interessanten als guten Science Fiction-Film DIE INSEL DER KREBSE gedreht hatte. Im Gedächtnis blieb mir, dass er an einem Stehpult arbeitete.
Und Lore Lorentz, die Patenoma des deutschen Kabaretts vom Düsseldorfer “Kommödchen”? Auch die traf ich mal – im wahrsten Sinne des Wortes. In der Altstadt bin ich vor einem Kartoffel-Restaurant mit ihr zusammen gestoßen, kaum einen Steinwurf von ihrer Bühne entfernt. Sie war sehr… klein.
Wie gesagt, es traf sich die gesamte deutsche Protest-Prominenz im Jahre 1983, um dem Sturz von Helmut Schmidt und der Inthronisierung von Helmut Kohl ein Kino gewordenes entlarvendes Pamphlet entgegen zu schleudern.
Ich warne nur schon mal – der Trailer nimmt so ziemlich alle Twists vorweg:
https://www.youtube.com/watch?v=ivbrgUXQODE
Weil es sich bewährt hat, schreibe ich nun keine Kritik, sondern gehe den Film Stück für Stück mit euch durch, Szene für Szene, Foto für Foto. Ihr habt doch Zeit, oder?
Zum Beginn streiten sich hektisch die Granden der C-Parteien in der Bonner Zentrale. Die Politiker werden – abgesehen von kurzen Ausschnitten – nie gezeigt, wir hören dafür relativ okay imitierte Stimmen von Kohl, Strauss und Co. Die etwas wirre Gesprächsführung ist der Tatsache geschuldet, dass – so ich nicht irre – hier einfach nur eigentlich separate, prägnante Zitate der Politiker ausgetauscht werden.
Doch Obacht – Feind hört mit. In diesem Fall “der Ami” (und ja, es ist ein Film, dem eine solche Generalisierung zum Feindbild reicht) in Form eines uniformierten, miserabel synchronisierten (!) Peer Augustinski, dessen humoristischer Beitrag darin besteht, im Verlauf den Films drei oder viermal Coca Cola zu prusten:
Anlass ist in diesem Fall nicht etwa die Planung des Sturzes von Helmut Schmidt, sondern das unvermutete Auftauchen von E.T. in der Parteizentrale:
I shit you not und nein – das hat wirklich gar keinen Kontext außer den, dass E.T. 1983 der Filmschlager des Jahres war und das hier ungefähr so lustig ist wie der Gendarm von Saint Tropez im TROLL-Universum.
Die momentane Ablenkung durch die koffeinierte Zuckerplörre auf dem Equipment des Abhörwagens nutzt Rosemarie, eine der CDU-Sekretärinnen auf der Gehaltsliste der CIA, um ein augenscheinlich wichtiges Videoband zu stibitzen.
Vieles, vieles in diesem Film passiert zwischen den Szenen und muss vom Zuschauer mühsam selbst hinzu gedacht werden – wie die Tatsache, dass der Diebstahl des Videos und die Brisanz der darauf befindlichen Aufnahmen entdeckt werden. Man tickert eine Personalanfrage, die vom gleichzeitigen Voice Over mehrfach falsch vorgelesen wird:
Letztlich geht es darum: Ein Mitarbeiter des Bundeskriminalamtes soll als Romeo die beiden Damen becircen, um das Video zu beschaffen. Wer entspricht dem Profil zuverlässig, korrekt, diskret, unauffällig und unwiderstehlich? Um es mit Dieter Thomas Heck zu sagen; Der Erwin, der Reinke! Meine Damen und Herren: Tommi Piper!
Die Stimme von ALF schaut bei seinem ersten Auftritt gleich einer jungen Dame unter den Rock und bringt seinen rasantesten Aufreißer-Spruch: “Hat Ihnen schon mal jemand gesagt, dass Sie wie Barbra Streisand aussehen?”
Kein Scherz. Den Spruch bringt er jedes Mal – mit dem erwartbar mangelnden Erfolg. Was daran komisch ist? Ich wünschte, ich wüsste es.
Erwin trifft sich mit seinem Chef vom BKA, der als unauffällige Location einen schmierigen Pornoladen (schwer symbolisch!) führt und sich ungestraft “mein Führer” nennen lässt. Es schmerzt, den großen Günter Lamprecht (BERLIN ALEXANDERPLATZ) hier zu sehen, aber er ist letztlich der Einzige, der sich mit ein bisschen Würde aus der Affäre zieht, weil er sich schlicht weigert, komödiantisch zu überdrehen – sein Gesichtsausdruck entspricht ungefähr seiner Einstellung zum ganzen Film:
Der Führer zeigt Erwin Bilder der beiden Verdächtigen – und im zeitgenössischen Kino dürfte kaum jemand auf die Damen Rosemarie und Vera geachtet haben:
Mithin ist der Auftrag erteilt und der Film kann sich erstmal anderen Dingen zuwenden:
Schwenk über die Straße – sicher nicht Washington:
Das hier wäre als voll zeitgeistige Kritik an der amerikanischen Einmischung in Asien und Mittelamerika deutlich potenter, wenn es korrekt AMERICAN-VIETNAMESE FRIENDSHIP hieße – ordentliches Englisch wäre aber auch wieder irgendwie eine Unterwerfung dem imperialistischen Ausbeuter gegenüber gewesen:
Der Wikipedia-Eintrag zum Film meint übrigens, dass die beiden Agenten der CIA so eine Art “Men in Black” wären – das glauben vermutlich Autoren, die zu jung sind, um den Verweis auf die BLUES BROTHER zu erkennen:
Höhne und Vosgerau – zwei große Mimen, die wahrlich Besseres verdient hätten. Sie bekommen von ihrem CIA(?)-Chef den Auftrag, Honecker zu entführen. Dazu wird eine Karte der DDR ausgerollt. Komplett weiß, weil “aufgenommen bei dichter Schneedecke”:
Har har har. Das ist das Humorniveau, auf das wir uns einstellen müssen. Und die Idee mit der Entführung Honeckers? Kommt im Film dann nicht mehr vor. Die beiden Agenten sollen nämlich selber dafür sorgen, dass das oben erwähnte Video wieder auftaucht. Die komplette Szene ist damit nicht nur überflüssig, sondern im Kontext des Films auch irreführend. Aber was weiß ich denn?
In Deutschland macht sich Erwin derweil daran, Rosemarie “zufällig” kennen zu lernen – und ich komme nicht umhin zu bemerken, dass Constanze Engelbrecht (auch bekannt als Synchronsprecherin u.a. von Isabelle Adjani) damals ganz bezaubernd aussah:
Während Erwin also Rosemarie nacheilt, tritt das erste Mal der “Moritatensänger” Konstantin Wecker auf, der immer wieder eine Strophe seines sozialdemokratisch-moralinsauren Gassenhauers „Für alles im Leben muss man bezahlen“ zum Besten gibt. Hat nix mit nix zu tun, ist rückblickend auch eher peinlich und anbiedernd:
Erwin reißt Rosemarie auf, die beiden verlieben sich, sie verschwindet, um die Sache mit dem Video zu klären, damit es einer gemeinsamen Zukunft nicht im Wege steht. Was bei anderen Autoren einen ganzen Film ausmachen würde, braucht hier nur zwei Minuten, weshalb ich es auch nicht weiter bebildern kann.
Doch jetzt – ein MORD! Da schwimmt wer tot in einem Politiker-Bungalow-Pool.
Jeder fragt sich, wer es sein könnte, denn auf die Idee, die Leiche einfach mal umzudrehen, kommt keiner. Das hat einen banalen Grund: es würde den gesamten Rest der “Handlung” überflüssig machen.
Diese Schandtat aufklären kann nur einer: Erwin! Und dafür müssen wir diesen Anblick über uns ergehen lassen:
Ahhh, der Falk-Plan an der Wand – Erinnerungen werden wach.
Erwin spricht mit dem Ehepaar Hillermann, das offensichtlich u.a. die Reden für Helmut Kohl schreibt und auch ansonsten viele Fäden zieht. Die wissen mehr, sagen aber nix.
Nach Konstantin Wecker ist es nun Zeit für einen weiteren “frechen musikalischen Einschub”, diesmal dargeboten von Lore Lorentz. Ich habe mir sagen lassen, dass es sich dabei um ein Couplet handelt, also ein (Wikipedia sei Dank) “mehrstrophiges witzig-zweideutiges, politisches oder satirisches Lied mit markantem Refrain”. Ich fand’s arschlangweilig, aber ich verstehe ja auch nix davon.
Aus irgendeinem Grund ist Erwin überzeugt, dass Hillermann der Schlüssel zum Mord UND dem Videoband ist und folgt ihm in den Bundestag. Dort kommt es zu einem weiteren Skript-Aussetzer, der zeigt, wie wenig die Beteiligten sich um so etwas wie Sorgfalt und Plausibilität scheren:
ERWIN: “Entschuldigen Sie bitte, ich muss unbedingt ins Plenum, Herrn Hillermann sprechen.”
SAALDIENER (ins Telefon): “Herr Präsident, hier ist ein Herr von der Mordkommission, der zu Herrn Hillermann möchte.”
Na, ist es euch auch aufgefallen?
Ebenfalls auffallen könnte dem geneigten Zuschauer an dieser Stelle, dass der Soundtrack von Jazztrompeter Manfred Schnoof primär aus zwei Kompositionen besteht, einer launigen Saxophon-Nummer und einem brutal beim PETER GUNN Theme geklauten Spannungs-Stück. Beide werden bis zum Erbrechen wiederholt.
Erwin geht bei seinem Besuch im Bundestag übrigens auch an Günter Wallraff vorbei – ich erwähne das so nonchalant, weil es ab-so-lut nichts zur Sache tut:
In einer elend langen Sequenz bekommt Erwin mit, wie sich die CDU/CSU-Abgeordneten auf der Toilette schmieren lassen. Tja, wenn man sich Umschläge mit Geldscheinen zuschiebt, sollte man wenigstens Klokabinen NEBENEINANDER wählen. Nostalgie-Bonus für das Edding-Geschmiere “Petting statt Pershing”:
Eher beiläufig wird danach erzählt, Rosemarie sei ermordet worden – die Tatsache, dass die Leiche wegen Gesichtsverletzung nicht identifiziert werden kann, lässt uns schon ahnen, dass Constanze Engelbrecht natürlich nicht nach dem ersten Akt aus dem Film geschrieben wurde.
Auftritt Rainer Basedow, ein weiteres Kabarett-Urgestein u.a. von der Münchner Lach- und Schießgesellschaft. Die Wikipedia weist ihn als CIA-Führungsoffizier in Washington aus, aber im Film ist er nur ein willkürlicher Verhör-Bulle, der eine erstaunliche Ähnlichkeit mit dem neo-rechten amerikanischen Schreihals Alex Jones besitzt:
Das ist übrigens die einzig milde lustige Szene im Film, denn die verhörte Vera unterläuft alle Erwartungen und gibt bereitwillig preis, was man ihr mit Gusto abpressen will. So funktioniert Comedy.
Im Hintergrund all dieser Ereignisse findet die Abwahl Schmidts und die Ernennung Kohls zum Kanzler statt. Kommentiert wird das Geschehen im Bundestag von einem Fernsehreporter – und man wird das Gefühl nicht los, dass Dieter Hildebrandt einfach beliebige zwei Minuten aus einem damals aktuellen “Scheibenwischer”-Skript zum Besten gab. Oberlehrerhafte Politik-Kritik, als komisch missverstanden:
Das reicht euch noch nicht als Holzhammer? Wie wäre es mit dem Politiker, der bei einer Pressekonferenz verkündet, keine Marionette der Amis zu sein – während der CIA-Agent mit dem Revolver hinter ihm steht?
Ich habe schon als Sechsjähriger potentere Gesellschaftskritik geschrieben.
Und klar – der Hallervorden darf auch nicht fehlen. Der gummigesichtige Hampelmann gab sich jenseits des TVs ja gerne als politischer Kabarettist, was ich meistens NOCH unsäglicher fand als seine platten Klamotten.
Hier singt er (lasst es euch auf der Zunge zergehen) “Ich glaube wirklich jeden Mist, bloß nicht dass Birne Kanzler ist”. Gut gegeben, Didi!
Der Versuch einer Anarcho-Komödie wurde mittlerweile aufgegeben, was wir hier erleben, ist eine billige Nummernrevue von mäßig lustigen Fernseh-Beamten, die sich für erheblich witziger halten, als sie sind – befeuert von einem Publikum, das ihnen aus falsch verstandener politischer Loyalität Beifall spendet.
Und wenn’s eh schon egal ist, kann man auch Kabarett-Steinzeitler Wolfgang Neuss (den HALSTUCH-Verräter!) zeigen, wie er sich als Annemarie Renger verkleidet. Bonus: die komplette Szene ist aus unerfindlichen Gründen von einem TV-Bildschirm abgefilmt:
Ach ja: Handlung hat’s auch noch ein bisschen.
Es taucht – gänzlich (un)erwartet – Constanze wieder auf und Erwin folgt ihr auf das Dach der CDU-Parteizentrale, wo es unter den leuchtende Lettern der Partei zu einem Kampf kommt, der fast so etwas wie eine dramatische Atmosphäre besitzt:
Erwin will Antworten, verdammt nochmal, Antworten!
Doch siehe: ein Killer auf einem anderen Hausdach scheint die Begegnung hellseherisch erahnt zu haben und legt auf die Liebenden an:
Bäng – fort mit der Christlichkeit, nur das “DU” verbleibt – symbolisch zu nehmen?
Wer jetzt einwirft, das klinge doch alles eher nach Krimi, vielleicht sogar nach Thriller, und gar nicht nach Komödie, dem sei versichert: das ist auch so. IS WAS KANZLER!?! entscheidet sich, auf relativ breiter Front die Polit-Satire ad acta zu legen es lieber mit Mord, Erpressung und Doppelspiel zu versuchen.
Nun dürfen wir auch erfahren, was auf dem allseits gesuchten Videoband zu sehen ist: die Abservierung und Ersetzung Helmut Kohls durch einen DOPPELGÄNGER!
Es stellt sich heraus, dass schon seit Jahren diverse hochrangige Politiker von den Amerikanern durch willfährige Kopien ersetzt wurden. Natürlich nur innerhalb der CDU/CSU, selbstverständlich – die aufrechte Sozialdemokratie scheint gegen solche Subversion immun.
Erwin will die ganze miese Nummer publik machen, wird aber von seinem Chef nieder geschlagen, der mit dem Video ganz eigene Ziele verfolgt:
Kurz zusammen gefasst: er kommt damit nicht durch, das Video landet bei den beiden CIA-Agenten, die übrigens nach Schlüsselfiguren der Watergate-Affäre benannt sind. Diese stellen Hillermann zur Rede, der die Doppelgänger-Affäre anscheinend steuert. Überraschung: am Ende des Gesprächs wissen die beiden Agenten nicht mal mehr, ob sie selber noch die Originale sind.
Helmut Kohl ist Kanzler, ruft die Wende aus – aber ist es der Echte? Niemand weiß es.
Nun könnten Erwin und Rosemarie glücklich werden, aber ach: das Visier eines Scharfschützen ist bereits auf sie gerichtet. Man fühlt sich an I WIE IKARUS erinnert, einen in jeder Beziehung überlegenen Film.
IS WAS KANZLER!?! endet mit der Androhung eines Sequels, das uns erspart blieb:
Puhhh… ganz harte Kost. Was zwar nicht gut, aber wenigstens angemessen banane anfängt, entwickelt sich zu einem hanebüchenen Kleinbürger-Krimi mit kabarettistischen Kurzeinlagen. An keiner Stelle hat man das Gefühl, die Macher hätten an einem tatsächlichen Film Interesse gehabt – IS WAS KANZLER!?! ist ein politischer Hahnenschrei, ein eitles Getue sich selbst überschätzender Systemkritiker, die sich sehr auffällig auf die Schultern klopfen, ohne irgend etwas geleistet zu haben. Was hier als politische Satire durchgehen soll, ist eine Aneinanderreihung von szenischen Blindgängern, die von einer total Unkenntnis der Mechanik des Kinos zeugt.
Sozialdemokratisches Improv-Kino mit systemkritischem Anspruch, das sich für ganz frech hält, aber lediglich unsagbar schnarchig die Eier der eigenen Klientel schaukelt.
Das LEXIKON DES INTERNATIONALEN FILMS hat es sehr schön zusammen gefasst:
“An komischen Einfällen arme Komödie um den Bonner Regierungswechsel im Oktober 1982. Satire, Nummernkabarett, Groteske und Ähnliches – eine Mischung aus zumeist blinden Einfällen und Motiven.”
Der SPIEGEL wiederum, 1983 schon in inniger Hassliebe mit der Kohl-Kanzlerschaft verbunden, fand das natürlich alles pflichtschuldig großartig:
“So hemmungslos albern ist deutsche Gegenwart auf der Leinwand noch nie vorgeführt worden (wobei am komischsten immer noch die Original-Einblendungen von Helmut Kohl sind): Schmidt überantwortet die Bonner Szene der blanken Lächerlichkeit. Die tötet zwar nicht, aber mit Sicherheit kann sie etwas demontieren.”
Der Artikel bestätigt auch den Verdacht, dass das Drehbuch zu IS WAS KANZLER!?! eher improvisierter und fluktuierender Natur war.
Allerdings schwante selbst dem SPIEGEL, dass das krude Machwerk wohl nicht die große Gnade der etablierten Kritik ernten würde:
Kaum einer der Beteiligten mag nachträglich so recht zum Produkt stehen. Regisseur Schmidt hat “Angst vor überzogenen Erwartungen”, und Günter Wallraff, der am Drehbuch mitgearbeitet hat, schränkt ein: “Aber das Publikum lacht.”
Letzteres darf man durchaus bezweifeln.
Gegen Ende des Artikels freuen sich die Macher, dass sie – zum Verdruss des Innenministers Zimmermann – nachträglich Staatsknete bekommen, wenn der Streifen schlappe 250.000 Zuschauer schafft. Die Pointe zündete nicht, wie so viele in diesem Film: Es wurden doch nur 172.537. Das ist übrigens nur eine Handvoll mehr als SCHULMÄDCHEN 84 im gleichen Jahr zusammen brachte – und eine Handvoll weniger als bei Roland Emmerichs Erstling DAS ARCHE NOAH PRINZIP.
Das Schlusswort möchte ich dieser bezaubernden Inhaltsangabe des Film bei der IMDB überlassen, die wohl aus dem Iran stammt:
Bonn, October 1982: The German political scene turns out to be illusory world, which is controlled by the United States. “For security reasons” lets the CIA stand in for important German politicians in public, including the Chancellor. But its doppelganger suffers massive loss of reality and should therefore be eliminated. Unfortunately, when the action of the real Chancellor is accidentally transported to the afterlife …
Wer will, kann sich den Film auch noch in seiner Gänze anschauen – in deutlich besserer Qualität als meine alte TV-Aufzeichnung:
Bitte mehr dieser Reviews, habe mich sehr beömmelt 😁😂
.. Ui, alleine der Trailer lässt mich froh sein, dass ich das nur klein am Handy sehe.
Irgendwie ist das symptomatisch, je mehr Stars, desto eher besteht der Film aus umpfzig zusammengetackerten Cameos.
Darf ich mir eine Besprechung wünschen?
Noch mehr hochkarätige comedy Stars aller Spaßrichtungen, vereint unter einem legendären Anführer und der zweitunlustigste Film, den ich kenne :
Germanikus
Meinst du den mit Gerhard Polt?
„Die Fallhöhe ist erwartungsgemäß beträchtlich.“ – Würde das nicht voraussetzen, dass man sich zumindest irgendwas von dem Zinnober verspricht?
Nein. Die Erwartung ist der Nullpunkt. Der kann übertroffen oder untertroffen werden.
Manchmal schäme ich mich für die 80-er.
Bester Satz im Trailer:
“Das hätte nicht passieren dürfen.”
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