22
Jan 2020

Kino Kritik: BAD BOYS FOR LIFE

Themen: Film, TV & Presse |

USA 2020. Regie: Adil El Arbi und Bilall Fallah. Darsteller: Will Smith, Martin Lawrence, Joe Pantoliano, Vanessa Hudgens, Paola Nuñez, Kate del Castillo u.a.

Story: Mike und Marcus halten seit fast 25 Jahren die Straßen von Miami sauber. Nun will Marcus nach der Geburt seiner Enkelin endlich die Marke an den Nagel hängen. Dummerweise verdeutlicht ein Attentat auf Mike, dass es noch einen Fall gibt, der nie wirklich aufgearbeitet wurde. Dieser Fall wird Menschenleben kosten – und zum letzten Einsatz der legendären Bad Boys führen…

Kritik: Ich gestehe: ich habe die ersten beiden BAD BOYS-Filme nicht gesehen. In den 90ern galten sie als der Gipfel überdrehter Action-Scheiße aus dem Hause Bay, und alles ohne Genre-Bezug ist für mich ja eh weitgehend uninteressant. Ich habe die BAD BOYS in den 90ern deshalb so ausgelassen, wie ich in den 2000ern die FAST AND THE FURIOUS-Filme auslasse (Ausnahmen bestätigen die Regel). Mir reichen Videos wie dieses, um es für eine weise Entscheidung zu halten:

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Man darf durchaus die Frage stellen, ob die Welt 17 Jahre nach dem Sequel noch einen weiteren Teil braucht. Die aktuelle Generation Kino-Teens kennt die Bad Boys ja bestenfalls von Netflix. Andererseits: Will Smith ist auch schon jenseits der 50 und ich sehe lieber noch mal das Original-Team, bevor ich mich mit einer “next generation” oder gar einem BAD GIRLS-Film bestrafen lasse. Action geht sowieso immer.

Und siehe da: Action geht in der Tat immer. BAD BOYS FOR LIFE ist ein rasanter, sich zwar gänzlich an die Klischees des Genres haltender, aber nichtsdestotrotz sympathischer Eintopf aus quietschenden Reifen, wummernden Kanonen, pumpender Musik und torkelnder Kamera. Als Buddy Cop-Streifen orientiert er sich klar an den Vorgaben von LETHAL WEAPON, die er bonbon-bunt nach Miami verlegt.

Hier ist nichts neu, nichts anders, nichts mutig – und das verleiht der einstigen New Style-Actioner-Franchise im Jahr 2020 tatsächlich eine Art Oldschool-Charme. Das Kino hat sich hyper weiter entwickelt, nicht notwendigerweise zum Besseren – aber die BAD BOYS sind mit dem, was vor 20 Jahren noch überkandidelt war, fast schon nostalgisch geerdet. Die CGI-gestopfte Hysterie von FAST & FURIOUS mit ihrem ständigen Streben nach neuen Stunt-Superlativen wird hier gar nicht erst versucht.

Man hat zudem die problematischsten Ansätze, die auch im Honest Trailer oben angesprochen werden, etwas glatt geschliffen: weniger halbnackte Ärsche, weniger Homophobie, weniger Selbstjustiz. Kann man als Anbiedern an den PC-Zeitgeist sehen oder als Reife der Franchise wie ihrer Figuren.

Smith und Lawrence schlagen sich dabei erstaunlich gut, ihre Chemie ist intakt – und besonders Smith darf sich mittlerweile als der schwarze Tom Cruise feiern lassen: Ein Star, dessen Stern einfach nicht sinken will und an dem die Jahrzehnte spurlos vorbeizugehen scheinen (auch wenn in ein, zwei Fights sehr offensichtlich digital getrickst wurde, um Smiths Gesicht auf einen Stuntman zu kleistern).

Und so sind die BAD BOYS eben die BAD BOYS und die Frage, ob man sich den Film ansehen sollte, ist primär von der Frage abhängig, ob einem die ersten beiden Teile gefallen haben. Wenn ja, dann gibt’s hier erfreulich “more of the same”. Wenn nein, dann wird das hier auch niemanden bekehren. It is what it is. Whatcha gonna do?

Fazit: Ein hochoktaner, unterhaltsamer Actionstreifen, der keine neuen Maßstäbe setzt, aber seine Franchise besser in neue Jahrtausend hievt als z.B. SHAFT oder DIE HARD.

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Dietmar
22. Januar, 2020 22:57

Ich gestehe: ich habe die ersten beiden BAD BOYS-Filme nicht gesehen.

In meinen Augen wahrlich weise: Ich habe einen (keine Ahnung; wahrscheinlich den ersten) zum Teil gesehen und fand den super hohl. Lethal Weapon in schlecht und flach.

weniger halbnackte Ärsche

Na gut, ich gestehe: Das hat mich am wenigsten gestört.

dermax
dermax
23. Januar, 2020 15:21

Ich fand den ersten seinerzeit wirklich toll vom Stil, Athmosphäre, Soundtrack und Action her, ausserdem hat man da Lawrence auch noch die Action abgekauft.
Teil 2 ist menschenverachtender Klamauk, da hat man es wirklich komplett übertrieben, wie egal die Leichenberge waren.
Teil 3 ist für Heimkino gesetzt.

Rudi Ratlos
Rudi Ratlos
24. Januar, 2020 14:14

Teil 1 war nett, Teil 2 leider unterirdisch. Teil 3 geht in Ordnung, auch wenn teilweise mit dem erweiterten Team ja schon ein wenig die Jugend mit ins Boot geholt wird – allerdings nicht so ätzend wie z.B. bei “Expendables 3”. Ob es den Tod einer wichtigen Figur unbedingt gebraucht hätte, sei dahingestellt – ätzend war aber die Post-Credit-Szene, die das obligatorische Franchise-Building vorantreibt und vergangene Taten direkt null und nichtig macht (F&F, ick hör dir trapsen…).

Exverlobter
Exverlobter
1. Februar, 2020 15:26

“Ich gestehe: ich habe die ersten beiden BAD BOYS-Filme nicht gesehen.”

Nick Frost won’t be amused, lol.
Der erste Bad Boys ist einer meiner liebsten Action-FIlme der 90er, also wenn du einen der Filme nachholen solltest, dann diesen. Perfektes Guilty-Pleasure-Kino.
Teil 2 lohnt sich nur wegen Smith und Lawrence, aber als Action-Film steht er definitiv unter dem Erstling, weil Michael Bay hier die ersten Anzeichen seines Gigantismus zeigte, die in den Transformers-Filmen zur “Perfektion” getrieben wurden. Wenn eine Action-Szene über eine halbe Stunde dauert, schaltet das Gehirn irgendwann ab. Weniger ist oftmals mehr.
Die Homophobie hat mich im Kontext der Filme nie gestört, da es halt irgendwie zum Bad-Ass-Image eines schwarzen Ghetto-Cops angemessen scheint. Zumindest damals.

Falls du mal eine gute, interessante und vor allem inforeiche Rückschau sehen willst, empfehle ich folgende hier von Oliver Harper. Er macht natürlich auch andere Reviews wie Star Wars, etc.
Check him out.

https://www.youtube.com/watch?v=2i-rG8uGIeY