Fantasy Filmfest 2019 Tag 4, Film 2: It comes
Themen: Fantasy Filmf. 19, Film, TV & Presse, Neues |Japan 2018. Regie: Tetsuya Nakashima. Darsteller: Junichi Okada, Haru Kuroki, Nana Komatsu, Takako Matsu, Satoshi Tsumabuki
Offizielle Synopsis: So perfekt wie der Verlauf seiner Karriere scheint auch das Leben des Protagonisten in IT COMES zu sein: mit einer wunderschönen Frau verheiratet und einem süßen Töchterlein gesegnet. Für seine zahlreichen Freunde ist er zweifelsohne der Vater/Ehemann/Kollege des Jahrzehnts! Doch über dem Mustermann pendelt ein Damoklesschwert: Ein erbarmungsloser Geist hat es seit Hidekis Kindheit auf ihn abgesehen. Und er wird zuschlagen – mit einer Grausamkeit und Konsequenz, wie sie in dieser Filmgattung beispiellos sind.
Kritik: Nakashima ist einer der Guten. WORLD OF KANAKO war brillant. Kein Wunder, dass ich mir IT COMES als echtes Highlight vorgemerkt hatte. Zumal der Regisseur hier untermischt, was mir in KANAKO gerade noch gefehlt hatte: paranormale Elemente. Stehe ich drauf.
Nach ca. 10 von 135 Minuten war ich raus. Und kam nicht mehr rein.
IT COMES ist ein Film, der gefühlt alle drei Minuten den Erzählstrang durchschneidet und neu anfängt. Hideko ist der Held, der seit seiner Kindheit… nein warte mal, die junge Familie wird von Geistern bedroht… Moment, Hideko ist ein Psychopath… wie wäre es mal mit einer Exorzistin… scheiß auf Hideko, machen wir lieber mit der Frau weiter… die Exorzistin hat eine große Schwester mit internationalen Verbindungen… eigentlich geht es um die Affäre des alten Schulfreundes… oder um Exorzismus als öffentlichen Event… wo ist eigentlich das Kind geblieben?
Man kann den Film nicht rezipieren, wenn man ihn verstehen will. Es gibt nichts zu verstehen. Dinge passieren willkürlich, ständig und mit einer eierschaukelnden Selbstverständlichkeit, als müsse das so sein. Wer sich einlässt, der sitzt Popcorn kauend im Kino und lässt sich überraschen, welchen Hasen Nakashima als Nächstes aus dem Hut zieht. Ihr kommt nicht drauf.
Nun ist Chaos keine Geschichte und üblicherweise finden unfokussierte Filme bei mir keine Gnade. Aber bei IT COMES mache ich eine Ausnahme, denn man hat nie das Gefühl, dass Nakashima was entglitten ist. Er wollte das. Genau so. Es ist geplantes Chaos und auch wenn ich das Motiv dahinter nicht kenne, bewundere ich doch die sehr präzise Ausführung. Nichts mag zusammen hängen, aber die einzelnen Schnipsel sind immer wieder überraschend effektiv.
20 Stunden nach dem Ende der Vorstellung kann ich sagen, was ich nach dem Ende der Vorstellung nicht sagen konnte: mir hat der Film gefallen. Allerdings kann ich ihn meinen Lesern nicht guten Gewissens empfehlen. Das hier ist eine ganz schräge Nummer, anders schräg als CLIMAX oder BLISS und ich habe meine Zweifel, ob mein Eindruck eurer sein kann.
Fazit: Ein stark erzählter, aber auf inhaltlicher Ebene rettungslos konfuser, im Minutentakt Haken schlagender Geisterfilm ohne jeden Fokus. Sehenswertes Chaos, aber in seiner Zügellosigkeit nicht zu bewerten.
Philipp sagt: "Ich habe mehr gut gefunden als ich verstanden habe. Obwohl mich der Film eindeutig abgehängt hat, war er spannend."
Der Film ist anscheinend so konfus das sogar die Ampel beim Fazit nicht erscheint… 😉
Wie ich schrub: Keine Wertung.
Bei Miike geht’s mir da teilweise ja auch so. Nur dass bei ihm wahrscheinlich einfach mal die Metaphern an mir vorbeirauschen, sei es nun durch mangelnde Grundkenntnisse der japanischen Kultur oder mangelndes Verständnis generell. Gozu war da so ein Film beispielsweise.
Das hier klingt aber jetzt weniger nach überbordenden Metaphern sondern eher nach dem fehlenden roten Faden und das verzeihe ich unterhaltsamen Filmen doch immer mal. Kann man so sagen? Dann schaue ich da sicherlich mal rein.
Eine irre Achterbahnfahrt. Auf, ab, ruhig, dann den Berg hinauf, nur um plötzlich abzuklappen. Wie? Ihr dachtet es gibt ne Warnung? Ihr könntet die Strecke vorher sehen? Nichts da!
Wild werden falsche Fährten gelegt, die oft nicht so falsch sind und doch gerne auf etwas zeigen, das man so nicht sieht, nicht sehen kann.
Alte Flüche und Wahnsinn, Familien-Beziehungsdrama und Charakterstudie, Rückblenden, Protagonistenwechsel, vielleicht ein bischen Gesellschaftskritik zum Dessert (?), dieser Film hat all das, irgwendwo, irgendwie.
Chaos ist das Wort, aber kontolliert. Hier entgleist Nichts, der Streckenarchitekt hat einen Plan, aber wer sich nicht fest hält, fällt vor der Ankunft aus dem Wagen.
Ich schließe mich nach Überlegung an: Nicht generell empfehlbar, da nur subjektiv bewertbar.
Ich mag das. Sehr.
Hamburg, Tag 3, Film 1
Der erste Höhepunkt des Festivals. Zuerst war ich verwundert wie schnell der Film auf ein böses Finale zusteuerte. Zumindest fühlte sich das garstige Schicksal von Hideko wie ein FInale an und wenn danach das Geschehen noch mal kurz aus Sicht seiner Witwe aufgerollt wird, wirkte es wie ein etwas lang geratener Epilog. Dabei hätte mir ein Blick auf die Uhr verraten können, dass noch eine gute Stunde Spielzeit über ist und der Film sich offenbar nur eine kurze Verschnaufpause gönnt.
Vor dem Film hatte ich noch zu meinem Sitz-Nachbar gemeint, dass man bei japanischen Regisseuren auf dem FFF auf alles gefasst sein muss. Und tatsächlich konnte ich am Ende erstmal nur ungläubig mit dem Kopf schütteln darüber welche Purzelbäume die Handlung noch schlug bis sie endlich zum Abschluss fand. Die letzten Worte der Protagonistin: "That’s just weird". Yep, weird but wunderful.
Ich weiss auch nicht, ob ich je einen Film gesehen habe, der so oft die Perspektive wechselt wie "It Comes" – aber mir hat´s auch gefallen. Was immer er auch als nächstes aufgetischt hat, es hat gereicht, um mich bei der Stange zu halten: Ein bisschen Social-Media-Kritik, ein bisschen japanische Folklore (auch wenn mich der Verdacht beschleicht, dass da etwas mehr Wissen vorausgesetzt wurde, als wir hier im Westen allgemein haben).
Nur gegruselt hätte ich mich gern etwas mehr. Es gab grade mal eine Szene im Film, wo mir so halbwegs bange wurde.