Fantasy Filmfest 2019 Tag 2, Film 3: Come to Daddy
Themen: Fantasy Filmf. 19, Film, TV & Presse, Neues |Kanada/Neuseeland/Irland/USA 2019. Regie: Ant Timpson. Darsteller: Elijah Wood, Stephen McHattie, Martin Donovan, Michael Smiley, Madeleine Sami, Simon Chin
Offizielle Synopsis: Hipster-DJ Norval aus L.A. besucht seinen entfremdeten Vater in einer abgeschiedenen Küstenstadt in Oregon. Die beiden haben sich ewig nicht gesehen. Trotzdem ist Papa nicht allzu begeistert, als sein Sprössling nach Erhalt seines letzten Briefes auf der Türschwelle steht. Das erste Gespräch zwischen dem etwas unbeholfenen Großstädter und seinem hartgesottenen Erzeuger mündet schnell in einer Kaskade wüster Beschimpfungen. Doch schon bald werden die Komplexe von Vater und Sohn immer gewalttätiger ausgetragen…
Kritik: Ein Treffen zweier FFF-Größen, Horror in jung und in alt: Elijah Wood (u.a. in OPEN WINDOWS) und Stephen McHattie (u.a. in PONTYPOOL) geben sich in einer SEHR schrägen Gangster-Komödie mit blutigen Horror-Elementen die Ehre. Und das alles produziert von dem Mann, dem wir auch TURBO KID, THE FIELD GUIDE TO EVIL, HOUSEBOUND, DEATHGASM und… na ja… GREASY STRANGLER verdanken.
Machen wir uns nichts vor: DAS ist Festival-Futter, getragen von schrägen Figuren, schrägen Dialogen, furchtlosen Darstellern, einer großartigen Location und jener Form von beiläufigem Splatter, der FFF-Veteranen "fuckyeah" rufen lässt.
Jede einzelne Schauspieler hier ist gut, aber Elijah Wood sticht mal wieder heraus, auch wegen der Präzision, mit der er Norval verkörpert: angefangen bei den saublöden Namen und der fremdschämenden Erklärung seines Berufes passt da auch die unfassbare Frisur, die in einigen LA-Kreisen vermutlich tatsächlich hip ist. An seiner Garderobe aus scheusslich androgynen, aber sicher unfassbar teuren Klamotten könnte man sich stundenlang abarbeiten. Norval ist der Versuch, ein "homo neo" zu sein, ein moderner Mann für eine moderne, post-patriarchalische und post-normative Welt. In Wirklichkeit ist er ein totales Wrack mit mehr Psychosen als Haaren auf dem Kopf und seine Rettung kann nur sein, Eier zu entwickeln. Damit erzählt COME TO DADDY eigentlich einen prima Gegenentwurf zu RIOT GIRLS. Der Mann muss das Mann-Sein nicht überwinden – er hat es überwunden und es hat ihn zu einer lebensunfähigen Lusche gemacht. Es gilt, das Rad zurück zu drehen.
Ja, da kann man viel Spaß mit haben. Kein echter Horror, keine übernatürlichen Elemente, aber sattes Entertainment mit knackigen Dialogen und üppigen Figuren.
Scheiß auf Otto Waalkes – Stephen McHattie muss der nächste CATWEAZLE sein!
"I’m out of here like Vladimir" – den merke ich mir.
Fazit: Elijah Wood beweist erneut, dass er neben Daniel Radcliffe der "go to guy" für schräge, aber sympathische Crowdpleaser ist. Hier hatten die Macher so viel Spaß wie die Zuschauer. 8 von 10 Punkten.
Philipp sagt: "Bislang das Highlight. Interessanter Twist, wunderbare Loser, gut sitzende Gags. Da verzeihe ich auch mal echt idiotisches Verhalten."
Ein wirklich rundum 8/10.
Ein Film, dem ein Quentchen zum Klassiker fehlt, aber ich könnte nirgendwo genau den Finger drauflegen und sagen: "Das da, dass hätte besser gemacht werden müssen!"
Vielleicht ist das hier aber auch einfach 9,75 Punkte der Konzeptverwirklichung und mehr geht nicht.
Hier sind durchweg Profis mit Lust and der Sache am Werk und ich möchte jedem, der auch nur etwas Interesse hat, dringend raten, den hier zu sehen.
Wood ist wunderbar anzusehen und zeigt, wie ein Topschauspieler einen mit Norval mitfühlen lässt, ohne ihn dabei weniger luschig erscheinen zu lassen.
In München wird das übrigens der vorletzte Film sein. Gibt es eigentlich einen Grund, warum es für jeden Spielort einen anderen Plan gibt und manche Film mal um kurz vor Mitternacht laufen und an anderen Orten dann am frühen Nachmittag?