Fantasy Filmfest 2019 Tag 12, Film 3: Dark Encounter
Themen: Fantasy Filmf. 19, Film, TV & Presse, Neues |Großbritannien 2019. Regie: Carl Strathie. Darsteller: Laura Fraser, Mel Raido, Vincent Regan, Alice Lowe, Grant Masters, Sid Phoenix
Offizielle Synopsis: Im November 1982 verschwindet die kleine Maisie spurlos aus ihrem Elternhaus. Als sich die trauernde Familie ein Jahr später gemeinsam mit dem Sheriff zu einer Gedenkfeier versammelt, zwingen beunruhigende Lichter aus dem nahen Wald die Männer nach draußen. Die unerklärlichen Phänomene, denen nicht nur sie, sondern auch die Frauen im Haus plötzlich ausgesetzt sind, erschüttern alle bis ins Mark. Dann ist die Hälfte von ihnen wie vom Erdbeben verschluckt. Während die Hinterbliebenen Laura, Billy und Noah alle Mühe haben, die Situation der Polizei zu erklären, beginnt der Spuk von vorn: heftig scharrende Geräusche, blendende Strahlen vom Himmel – eine unheimliche Kraft attackiert das Haus und versucht sich mit aller Macht Zutritt zu verschaffen. Doch zu welchem Zweck?
Kritik: Das musste jetzt kommen, oder? Einfach weil ich gedacht habe, RED LETTER DAY und THE FURIES wären der Bodensatz des Festivals, musste das Festival aus Prinzip beweisen, dass immer noch Luft nach unten ist, oder?
Alder…
DARK ENCOUNTER ist ein Film wie sein generischer Titel, ein Throwback zu den dumpfen kanadischen TV-Filmen über Entführungen durch Außerirdische, die in den späten 70ern und frühen 80ern angesagt waren, als die Menschen tatsächlich noch auf breiter Front glaubten “wir sind nicht allein”. Ein Film, der nicht nur 1982 spielt, sondern auf dem Niveau von 1982.
Ich weiß nicht, wo ich anfangen soll. Das Skript ist so unfassbar vage, dass es kaum konkrete Angriffspunkte bietet. Die kleine Maisie ist verschwunden und nach einem Jahr kommt ihre Familie zusammen, um ihr zu gedenken. Und dann sieht man am Himmel Lichter. Elektrogeräte gehen an und aus. Der Hund verhält sich komisch.
Man ist sich augenblicklich einig: ALIENS! Darum reagiert auch niemand mehr als milde verwundert, dass nach und nach Familienmitglieder verschwinden. Oder dass in den Fenstern des Hauses auf einmal die Ereignisse von vor einem Jahr gespiegelt zu sehen sind. ALIENS!
Wohlgemerkt: Außer ein paar Lichtern und Stromschwankungen ist NICHTS zu sehen oder zu hören. Aber wenn man 1982 lebt und genug Däniken gelesen hat, dann weiß man eben sofort: ALIENS!
Irgendwann kommt raus, was mit der kleinen Maisie passiert ist: ALIENS! Oder eben… eigentlich nicht. Die wurde von ihrem Onkel gemeuchelt. Aber drauf gekommen ist man erst dank: ALIENS! Oder wie die Mutter sie nun dankbar nennt: Engel. Und der Scheriff, der nix davon mitbekommen hat und dem man vermutlich auch nur von ein paar Lichtern erzählen konnte, setzt sich mit der wilden These sogar ins Fernsehen: ALIENS!
Und dann müsste der Film eigentlich zu Ende sein. Aber weil 97 Minuten nach 85 noch nicht rum sind, wird einfach weiter gemacht. Das ist ungefähr so, als ob der Tatort-Kommissar den Täter verhaftet und wir ihn danach noch eine Weile begleiten, wie er Obst einkaufen geht, nach Hause fährt, eine DVD einlegt und irgendwann noch mit seinem Hund Gassi muss.
Ich habe selten einen so inhaltsleeren Film gesehen, dessen Figuren derart aktionslos Dinge erleben und dann aus dem Stegreif Schlüsse ziehen, die durch nichts gedeckt sind – und die dann immer noch wie sediert rumstehen und mal schauen, was kommt. Keine Handlung, keine Entwicklung, keine Erkenntnis. Nur: Dinge passieren. Lichter.
Ein Zitat aus dem Programmheft:
“Die atmosphärisch dichte Sciencefiction von Carl Strathie (SOLIS) mit Laura Fraser und Alice Lowe berührt mit einer starken Geschichte voller ungeahnter Wendungen.”
Die Person, die das geschrieben hat, soll sich bei mir für eine Ohrfeige melden.
Fazit: Ein unsäglicher, unguckbarer Scheiß, der sich in esoterischem UFO-Unfug suhlt und dem Festival auf der Zielgeraden noch mal die Messlatte für den Bodensatz neu definiert. Seltene, aber verdiente 0 von 10 Punkten.
Philipp sagt: “Das 0° Kelvin des Alien-Films. Mir wurde Science-Fiction versprochen und ich bekam eine Obergurke!”
P.S.: Carl Strathie dürfte der erste Regisseur sein, der es mit seinen ersten beiden Filmen von 8 runter auf 0 Punkte schafft, auch eine Leistung.
Ich bin immer ein überaus williges Opfer bei solchen “Close Encounter” Streifen. Da warte ich also 85% des Films darauf das die Aliens endlich mal ankommen und dann diese Auflösung. Kommen die jetzt bei jedem toten Kind oder nur bei weißen Hinterwäldlern?
Klugscheißer-Modus: Die absolute Temperatur wird in Kelvin, nicht in ° Kelvin angegeben.
“Und dann müsste der Film eigentlich zu Ende sein. Aber weil 97 Minuten nach 85 noch nicht rum sind, wird einfach weiter gemacht.”
Die zweite rhetorische Figur in deinen Reviews, die Szenenapplaus und Abspeicherung für zukünftige Verwendung verdient.
“Die Person, die das geschrieben hat, soll sich bei mir für eine Ohrfeige melden.”
Leute ohrfeigen zu wollen ist so ne neue fixe Idee von dir, oder? 😀
Mir ist gerade aufgefallen, dass ich Mel Gibson im Review zu THE PROFESSOR AND THE MADMAN auch Prügel androhe. Ich sollte mal in mich gehen…
Solange du nicht auf Facebook drohst…