15
Sep 2019

Fantasy Filmfest 2019 Tag 11, Film 3: A good woman is hard to find

Themen: Fantasy Filmf. 19, Film, TV & Presse, Neues |

Großbritannien/Belgien/Irland 2019. Regie: Abner Pastoll. Darsteller: Sarah Bolger, Edward Hogg, Andrew Simpson, Jane Brennan

Offizielle Synopsis: Die alleinerziehende Witwe Sarah ist seit der Ermordung ihres Mannes ganz auf sich gestellt. Die Polizei hat die Ermittlungen abgebrochen, das Jugendamt klopft neuerdings an die Tür und laut ihrer Mutter hat Sarah ohnehin nichts im Griff. Als der Dealer Tito beschließt, Sarahs Sozialbauwohnung als Drogenversteck zu nutzen, ist bald auch noch ein lokaler Gangsterboss hinter ihr her.

Kritik: Abner Pastoll debütierte mit dem ordentlichen, aber letztlich fruchtlosen ROAD GAMES bei den ersten White Nights vor vier Jahren. Seither hat er nach eigener Aussage an diesem Nachfolger gearbeitet, diesmal mit Sarah Bolger, die mich 2016 als psychopathischer Babysitter EMILIE beeindruckt hatte.

Wer nach der Inhaltsangabe oben noch glaubt, hier einen Genrefilm präsentiert zu bekommen, dem kann ich nicht helfen. Fantasy Film Fest hin oder her – A GOOD WOMAN ist letztlich ein hartes Frauendrama und kann im Gegensatz zu Road Games nicht mal als Thriller gelten. Andererseits haben wir oft genug erlebt, dass gerade die nicht strikt dem Genre verpflichteten Filme hier begeistern können. Und so ist A GOOD WOMAN in seinen selbstgesteckten Grenzen tatsächlich besser als so mancher Vampir- oder Zombie-Schmonzes.

Das fängt schon damit an, dass die perfekt gecasteten Darsteller das Drogenmilieu einer mittelgroßen Stadt perfekt repräsentieren. Die Sprache, die Gesten, die Mechanismen – all das sitzt. Hier ist jeder irgendwie ein Opfer der Rolle, in die er hineingeboren wurde. Eine Änderung der Umstände ist wie der Versuch, ein Quadrat in einen Kreis zu pressen. Tito ist trotz Drogen und Vergewaltigungsversuch nicht böse im klassischen Sinne – er ist dumm, unkontrolliert und ein Kind seiner Prägung.

Auch der Gangsterboss, die Polizei, die Sozialarbeiter – sie erfüllen nicht nur ihre Aufgaben, sondern auch ihre sozialen Klischees. Sie können nicht anders.

Sarah wiederum hat mit dem Tod ihres Mannes einen Bruch erlebt. Dem sozialen Abstieg hat sie zuerst nichts entgegen zu setzen – bis sie begreift, dass man sich durchaus wehren kann. Dass in ihre eine Kämpferin steckt, die nicht lautlos in die Nacht gehen wird. Wer vor einem Scherbenhaufen steht, kann auch gleich neu anfangen.

Das ist sehr gut beobachtet, sehr spannend gefilmt und immer wieder von unerwarteten Wendungen und Gewaltausbrüchen getragen. Koppelt man A GOOD WOMAN von der Erwartung ab, einen Genrefilm zu sehen, kann er prima unterhalten.

Ich gestehe allerdings, dass ich Sarahs finale Wandlung zum Rachegeist dann doch ein WENIG übertrieben fand. Mit etwas mehr erzählerischer Finesse wäre hier noch ein Punkt mehr zu holen gewesen. Aber man wollte wohl dem Affen Zucker geben.

Fazit: Kleiner Arbeiterklasse-Reißer, der im Finale etwas zu sehr abdreht und dessen primärer Verdienst in der präzisen Darstellung seines Milieus liegt. Das reicht für 7 von 10 Punkten.

Philipp sagt: “Milieufilm, der in einem Land mit weniger bürgernaher Polizei als dem UK noch besser funktionieren würde. Das Ende ist ein bisschen zu glatt.”

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3 Kommentare
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S-Man
15. September, 2019 11:08

Wir hatten drüber diskutiert, aber auch mit ein paar Stunden Abstand fällt dieser Film leider für mich am Mangel des Verständnisses für Notwehr. Ich muss mich da Philipp anschließen. Damit das überzeugend ist, MUSS der Film in einem deutlich korrupteren Staat spielen.

Und mir fällt gerade auf, dass ich bei 19 Filmen aufm FFF nicht einen Vampir, Zombie, Werwolf oder Alien gesehen habe. Irgendwas lief doch falsch 😀

Will Tippin
Will Tippin
15. September, 2019 19:38

Ich denke mal es ist ein Tippfehler, dass dieser Film aus Japan ist?

Wortvogel
Wortvogel
15. September, 2019 23:11
Reply to  Will Tippin

Das kommt, weil ich ein Review-Template 50 mal kopiere. Flüchtigkeitsfehler. Wird korrigiert, danke.