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Sep 2019

Fantasy Filmfest 2019 Tag 10, Film 4: Darlin’

Themen: Fantasy Filmf. 19, Film, TV & Presse, Neues |

USA 2019. Regie: Pollyanna McIntosh. Darsteller: Lauryn Canny, Nora-Jane Noone, Pollyanna McIntosh, Cooper Andrews, Bryan Batt, Sabrina Gennarino, Eugenie Bondurant, Charlie Talbert, Peyton Wich

Offizielle Synopsis: Darlin, ein verdrecktes und verwildertes Teenagermädchen, wird vor einem Krankenhaus angefahren, eingeliefert und kurz darauf in ein katholisches Heim für Mädchen verfrachtet. Sie beißt und schlägt um sich und scheint nicht mal richtig sprechen zu können. Ein Wunder für den örtlichen Bischof, der in der Zähmung der Wilden eine Chance sieht, seine Gemeinde vor dem Bankrott zu bewahren. Mit allen Mitteln versuchen er und seine Nonnen aus Darlin ein respektables Mitglied der Gesellschaft zu machen. Was sie nicht wissen: das Mädchen ist von einer ebenso wilden Frau großgezogen worden, und die ist schon auf der Suche nach ihr.

Kritik: Die Inhaltsangabe kann ich so stehen lassen, würde den Veranstaltern aber gerne ins Stammbuch schreiben, dass es allemal hilfreich ist, die Hauptdarstellerin auch in die Besetzungsliste zu schreiben. Ich musste Lauryn Canny händisch nachtragen.

Fortsetzung von OFFSPRING und THE WOMAN. Jetzt wird’s hakelig: habe ich beide nicht gesehen. Wieso nicht? Ich weiß es doch auch nicht. Allerdings scheint mir die Backstory der Figuren für das Verständnis hier nicht unerlässlich.

DARLIN’ geht sehr straight und schnörkelfrei in den Plot: die WOMAN liefert ihr Ziehkind DARLIN’ im Krankenhaus ab und verschwindet. Darlin’ wird mangels Befund in ein Heim verbracht (rückblickend übrigens ein MASSIVES Loch in der Logik), wo sie in ein paar Monaten sprechen lernt und fromm hofft, der liebe Gott möge den Satan aus ihrem Leib holen. Was in gewisser Weise wörtlich zu nehmen ist.

All das ist nicht mehr als ein Drama mit sehr herkömmlichen Beats: eine nette Nonne nimmt sich des Mädchens an, macht Übungen mit ihr, bringt ihr Seife, Kleidung und die Bibel näher. Währenddessen wartet der lachhaft schmierige Bischof im Hintergrund nur darauf, sich zeitnah an ihr vergehen zu können.

Gut und schön, aber das macht nicht wirklich einen Horrorfilm aus, zumal DARLIN’ auf die meisten Klosterschulen-Gruselklischees verzichtet. Den Mädchen wird keine Gewalt angetan, es gibt keine lesbischen Orgien und im Keller wird keinem Gehörnten gehuldigt. Alles eher normal also.

Tatsächlich schiebt DARLIN’ seinen Horrorgehalt aufs Abstellgleis in eine Nebenhandlung. Immer wieder mal sehen wir die WOMAN, wie sie in der Peripherie herum schnüffelt und nach Darlin’ sucht. Das ist ausschließlich Füllmaterial, Platzhalter, um sie nicht nur für das Finale einfach aus dem Hut zu ziehen. Dabei zeigen sich weitere Fragwürdigkeiten des Stoffes: man lässt die WOMAN einfach so gewähren? Keine Polizei, keine Behörden, niemand greift ein? Und notorisch misstrauische Obdachlose lassen sich einfach für ihre Zwecke rekrutieren? Ich mag’s nicht glauben.

Mit der grundlegenden Annahme, man würde ein “feral child” ohne jegliches staatliches Eingreifen einfach der Kirche überlassen, gehe ich auch nicht konform.

Und so stolpert der gut gemeinte, aufrichtige Film etwas mühsam durch die Laufzeit, ohne je wirklich sein Thema oder seinen Rhythmus zu finden. Da können weder die guten Darsteller noch die schön geschriebenen Nebenrollen (mit Ausnahme des überzeichneten Bischofs) helfen.

Ich mag Pollyanna McIntosh. Die war toll in LET US PREY. Und sie hat durchaus Potenzial als Regisseurin. Als Drehbuchautorin fehlt ihr allerdings teilweise das Basiswissen in Sachen Storybau und Thema. Der hier hätte viel besser sein können, eigentlich sogar besser sein müssen

Fazit: Ein ernsthafter und bemühter Horrorfilm mit kirchenkritischen Elementen, insgesamt aber zu dünn und inkonsequent aufgebaut. 6 von 10 Punkten.

Philipp sagt: “Maue Standard-Kirchenkritik, aber gut gespielte Nebenrollen. Blödfeministischer Unsinn: Männer müssen schwul sein, sonst haben sie kein Lebensrecht außer als Samenspender. Die naturbelassene Frau hingegen darf morden und wird belohnt. Dabei darf sie die Zivilisation nutzen, wenn es ihr in den Kram passt.”

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DMJ
DMJ
22. September, 2019 15:38

Ach du liebe Güte… THE WOMAN hat noch eine Fortsetzung gekriegt? Schon der war dumm und regte mich besonders dadurch auf, dass er ein paar Knöpfe drückte, die schlichte Gemüter glauben ließen, er sage etwas Hintergründiges.
Und jetzt noch eine Runde davon …