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Sep 2019

Fantasy Filmfest 2019 Tag 10, Film 2: Rabid

Themen: Fantasy Filmf. 19, Film, TV & Presse, Neues |

Kanada 2018. Regie: Soska Sisters. Darsteller: Laura Vandervoort, Mackenzie Grey, Ben Hollingsworth, Hanneke Talbot, Stephen McHattie, CM Punk

Offizielle Synopsis: Niemand nimmt Rose ernst. Obwohl sie kreativ begabt ist, sehen ihre Kollegen im Fashion-Hauptquartier „Haüs of Günter“ sie nur als hässliches Entlein und treiben grausame Späße mit ihr. Nach einem nächtlichen Unfall, der Rose mit entstelltem Gesicht zurücklässt, bietet sich ihr allerdings die Chance, ihr Leben umzukrempeln. In einer experimentellen Therapie soll Rose in eine wahre Schönheit verwandelt werden. Endlich scheinen alle ihre Probleme gelöst! Wäre da nicht die Begleiterscheinung, dass Rose plötzlich einen Mordsappetit auf rohes Fleisch entwickelt.

Kritik: Es ist schwer, eine Kritik über RABID zu schreiben, ohne zwei Punkte einzubeziehen, die genau genommen nichts mit der Qualität an und für sich zu tun haben. Eigentlich trenne ich Mensch und Werk, aber in diesem Fall…

  1. Es ist ein Remake von Cronenbergs RABID, einem Film, der mit minimalen Budget in den 70ern entstanden ist und mehr aus Not als aus Überzeugung eine Hardcore-Pornodarstellerin für die Protagonistin castete. Er ist zusammen mit SHIVERS und BROOD der Anbeginn der “neues Fleisch”-Philosophie von David Cronenberg und trotz seiner sehr rauen Machart ein Werk von unbestreitbarem Gehalt.
  2. Die Soska-Schwestern sind seit ein paar Jahren die hippen Darlings der Horror-Szene, spielen mit BDSM-Klischees und genießen die Förderung einflussreicher alter Männer wie Tim Lucas. Meine bisher einzige Begegnung mit einem ihrer Filme fand ich unterwältigend.

Irgendwie hätte ich mich gefreut, Vollzug vermelden zu können, das überzeugende RABID-Remake für das neue Jahrtausend, welches dem Stoff frische Aspekte ab(w)ringt und auch die technischen und finanziellen Möglichkeiten nutzt, um ein neues Publikum für das Transhumanismus-Thema zu begeistern.

Und wenn ich so rumeier, dann ahnt ihr es schon: nein.

RABID 2019 hält sich grob an den Plot des Originals, verlegt ihn aber in die Modebranche, denn den Soska-Schwestern ist der Transhmumanismus-Aspekt letztlich scheißegal. Sie wollen primär eine farblose “beauty and the beast”-Mär erzählen, in der die “unscheinbare” Rose sich zum schönen, aber mörderischen Schwan entwickelt.

Das erinnert teilweise an BITE, der Cronenberg auch nur zitiert, aber nicht versteht.

Das ist in der Tat schick gefilmt, weil ja Geld da war, und gut gespielt, weil man sich ordentliche Schauspieler leisten konnte. Die Soskas hatten einfach mehr Ressourcen als David Cronenberg, der ja nicht nur mit Geldproblemen kämpfte, sondern auch damit, dass sich in den 70er kein Schwein für kanadischen Body-Horror interessierte.

Aber bei Gott, ist das alles oberflächlich. Die Dialoge dünn, die Darsteller nie mehr als bemüht, ein bisschen Splatter und natürlich die bei den Soska-Schwestern unvermeidlichen Szenen in Nachtclubs. Es wird niemanden überraschen, dass die Zwillinge sich hier gleich viermal selbst in Szene setzen. Eitles Pack.

Und ehrlich? Wenn man ein ernstzunehmendes Remake eines ernstgenommenen Films drehen möchte, sollte man es nicht mit Insider-Gags und Referenzen vollpacken, die den Zuschauer ständig anzwinkern. Cronenberg ist nicht lustig, dammit!

RABID 2019 ist ein unsäglich leerer Film, der keinen Deut mehr Substanz hat als die Branche, die er kritisieren will. Er zeigt eine gewisse technische Kompetenz auf Seiten der Soska-Schwestern, die wir auch schon in AMERICAN MARY gesehen hatten:

“Somit bringt AMERICAN MARY alles mit, was ein Film an technischer Expertise braucht (Darsteller, Kamera, Effekte), aber nichts, was inhaltlich überzeugen könnte. Keine Story, keine Charaktere, keinen Spannungsbogen.”

Das hat sich leider nicht geändert. Nur hier ist es schlimmer, weil es kein eigenes Werk der Schwestern ist, sondern das Remake eines Klassiker.

Fazit: Als eitler und stylischer B-Movie völlig in Ordnung, aber als neue Interpretation von RABID ein krachender Totalausfall. Das gibt 7 Punkte für sich genommen, aber maximal 2 von 10 Punkten als Remake. Judge accordingly.

Philipp sagt: “Will die Oberflächlichkeit der Glitzerwelt kritisieren, wirkt dabei aber nicht überzeugend.”

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Oliver
Oliver
15. September, 2019 01:19

Die falsche Schreibweise von “Haüs of Günter” bringt es gleich am Anfang auf den Punkt. Nett versucht/voll verkackt. Außerdem lasst euch Mal was anderes einfallen um mangelndes Selbstbewusstsein darzustellen als einem Modellhasi ein paar Augengläser aufzusetzen.