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Sep 2019

Fantasy Film Fest 2019 Berlin: Lasst Bilder sprechen!

Themen: Fantasy Filmf. 19, Film, TV & Presse |

Auch das ist nicht neu – nach dem Fantasy Film Fest durchforste ich den Speicher meines Smartphones nach den Bildern, die ich während der 12 Tage aufgenommen habe. Meistens Sachen, die ich kurios, bedenklich oder zumindest festhaltenswert fand.

Von Baden-Baden nach Berlin sind es übrigens genau

Und die bin ich dieses Jahr mit meinem Aygo gefahren. Ist etwas rappeliger als unser primäres Kraftfahrzeug, aber bei einer Reisegeschwindigkeit von 130 km/h ist die Gefahr, in eine Radarfalle zu “rasen”, eher gering. Ich habe auf der etwas über siebenstündigen Fahrt dieses, dieses, dieses, dieses, dieses und dieses Feature gehört. Allesamt sehr hörenswert. Von meiner Playlist besonders ans Herz legen möchte ich euch die Erzählung “Aus dem Bauch der Digitalisierung”.

Schon auf dem Weg von der Autobahn ins Hotel kam ich an vielen Plakaten vorbei, die Veranstaltungen anpriesen, die mich reizten – allerdings wunderte ich mich, dass der olle Hallervorden sich echt noch den abendlichen Stress einer Theaterrolle antut – bis ich sah, dass er damit wohl auch seinen Sohn fördern möchte:

Nun halte ich humanitäres Ansinnen für ein edles Gut und ich bezweifle nicht den guten Willen, aber diese Empörung hätte man sicher etwas geschickter formulieren können:

Ich muss gestehen, dass ich jedes Mal dachte “das ist doch nicht so schwer – da gibt es sicher auch YouTube-Tutorials zu!”…

Und dann – schon wieder Hallervorden auf der Bühne!

Wow – der Mann ist immerhin 84. Das nötigt mir dann doch Respekt ab.

Dass in Berlin immer was los ist, ist eine Binsenweisheit. Hätte ich meine Tage nicht im Kino verbracht, wäre ich sicher dauernd unterwegs gewesen. Am ersten Wochenende präsentierte sich die Berliner Feuerwehr mit einer Art “American Ninja”-Parkour:

Und gleich nebenan blockierte fremdländisches Kulturgut den Gehweg:

Zur Nacht wurde ich Zeuge eines seltsamen Vorgangs: ein junger Mann in schwarzer Kleidung schnappte sich auf dem Gehweg in der Stresemannstraße eine Art Brechstange und hob damit ein schweres Gitter, um gleich darauf in den Untergrund zu verschwinden. Es handelte sich definitiv NICHT um einen städtischen Angestellten – was sollte der auch nach Mitternacht in den Katakomben?

Erst ein paar Tage später lüftete sich das Geheimnis:

Da findet sich tatsächlich eine Laser-Arena im Untergrund!

Auch bei der MALL OF BERLIN am Leipziger Platz war eigentlich immer Programm – diesmal wieder eine Modenschau, von der die ansässigen Shops profitieren sollen:

Dass das Cinestar am Potsdamer Platz dicht machen soll, ist bekannt. Wenn es soweit kommt, muss das FFF für 2020 umziehen. Es scheinen aber jetzt schon erste Verfallserscheinungen sichtbar zu werden – so wurden die “blue screen of death”-Displays, auf denen eigentlich Programm und Werbung angezeigt werden sollen, eine ganze Woche lang nicht neu gestartet:

Ich habe auch das erste Mal einen Feueralarm erlebt – mitten in ANGEL OF MINE heulte auf einmal eine Sirene los und eine ernste Stimme (vom Band) forderte uns auf, sofort den Saal zu verlassen und das Gebäude auch.

War natürlich und erfreulicherweise ein Fehlalarm und nach 15 Minuten konnten wir wieder zurück ins Kino.

A propos Kino: so RICHTIG triggern wollten die Veranstalter uns vermutlich durch die permanente Wiederholung des SCARY STORIES TO TELL IN THE DARK-Trailers und einer Werbung für das Game BORDERLANDS 3, die uns nicht nur schnell auf die Nerven ging, sondern auch diesen unverzeihlichen Fehler mitbrachte:

Arrrrgghhhh!!! Macht das weg! Macht das weg!

Die Tatsache, dass die Bar im Untergeschoss des Cinestar nur selten besetzt ist, habe ich mir zunutze gemacht, in dem ich dort Texte u.a. für die LIEBES LAND geschrieben habe. So sieht es aus, wenn der Wortvogel über seinem kreativen Output brütet:

In der zweiten Festival-Woche wurde für jeden Abend am Potsdamer Platz eine fette Licht & Sound-Show versprochen. Da kaufte ich mir gleich mal einen Strawberry Daiquiri und machte es mir gemütlich:

Ehrlich? Es war… unterwältigend. Ein bisschen generische Mucke, wechselnde Farben und Muster an der Decke, Trockennebel – Event geht anders, gerade in Berlin. Eine gewisse Ähnlichkeit zu Raumschiffen in BABYLON 5 war allerdings nicht zu bestreiten:

Es hat übrigens während des Festivals an genau einem Tag geregnet – und an dem hatte ich tatsächlich einen Slot “zur freien Verfügung”, wie man bei Pauschalreisen gerne sagt. Also ging ich mit wenig Hoffnung ins Filmmuseum am Potsdamer Platz, bei dem ich letztes Jahr die große Science Fiction-Ausstellung verpasst hatte. Dieses Jahr war eine Sonderschau zur Moderne im Kino der Weimarer Zeit zu sehen. Na ja.

Zu meiner Überraschung ist das Museum wirklich super spannend, hat tolle Exponate und gute Begleittexte zu bieten. Da kann man locker einen ganzen Nachmittag drin rumbringen. Es empfiehlt sich aber auf jeden Fall, einen Audio Guide zu leihen, um den jeweiligen Kontext des Gezeigten zu verstehen.

Weil man im Museum nicht fotografieren darf, habe ich nur bei einer Wand aus deutschen Filmplakaten mal schnell auf den Auslöser gedrückt:

Auf dem Weg zum Hotel kam ich übrigens immer an diesem Schild vorbei, das mich als knallharten Atheisten immer kopfschütteln lässt. Ewige Anbetung?! Exerzitien am Wochenende? Echt?! Keine Zeit für sowas, die Zombies warten.

Dass ich mich dieses Jahr mit ein paar Ausreißern sehr gut ernährt habe, wisst ihr aus meinem Abschlussbericht von vorgestern. Trotzdem wäre der Wortvogel nicht der Wortvogel, wenn ihn so etwas nicht massiv triggern würde:

Ein Popup-Store für löffelbaren Keksteig! Her damit!

Durchaus lecker – Keksteig halt. Aber die Zucker-Synapsen werden fast augenblicklich überladen und signalisieren nach drei Löffelchen bereits: stop, stop, STOP!!! Wer so etwas häufiger isst, dem kann ich kein langes Leben prognostizieren.

Danke an dieser Stelle an die Veranstalter des FFF, die auch mal ausgegeben haben:

In den Arcaden am Potsdamer Platz wurde pünktlich zu Festival eine Bodenbemalung enthüllt, die von einem bestimmten Winkel aus einen erstaunlichen 3D-Effekt erzeugt, für den sich Leser S-Man als Versuchskaninchen hergeben musste:

GOREZILLA!

Im Supermarkt des gleichen Einkaufszentrums stieß ich auf die hier:

Habe ich nicht gekauft, weil es mit Sicherheit eben NICHT high macht.

Wie schon erwähnt, war es ein recht stressfreies und durch und durch nettes Festival. Und weil ich gut geschlafen und mich gut ernährt habe, sah ich drei Tage vor Ende auch noch so frisch aus:

Zum Zwecke der Frisenrenovierung suchte ich mir standesgemäß einen Scherenschwinger in Kreuzberg. Außer mir: nur arabische Jugendliche und Jungmänner in den Stühlen, Türkei-Flagge an der Wand und Bushido-Autogrammkarte am Spiegel. Da war ich genau richtig. Einzig das Radio störte die Bosporus-Idylle: es lief permanent Milchtoast-Pop wie “I wanna know what love is” und “Fast Car”. Aber der Mann mit dem scharfen Werkzeug hinter meinem Stuhl leistete für wenig Geld ganze Arbeit – der Wortvogel hat die Haare schön.

Und mit diesem Selfie schließe ich das Kapitel Fantasy Film Fest Berlin 2019.



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noyse
noyse
23. September, 2019 13:06

Das Schlossparktheater wird auch seit 2008 von Hallervorden betrieben. Er ist ja jetzt auch vermehrt wieder im Kino bzw Fernsehen aktiv vermutlich wegen der Verluste des Theaters 😉 Er steckt so 100k jährlich aus eigener Tasche ins Theater- habe ich jedenfalls mal gehört.

Wortvogel
Wortvogel
23. September, 2019 13:35
Reply to  noyse

Das erschien mir auch wahrscheinlich, als ich sah, dass beide Stücke im selben Theater aufgeführt werden.

S-Man
S-Man
23. September, 2019 22:16
Reply to  Wortvogel

Ich wohne da quasi nebenan. Gefühlt spielt er jede Woche eine andere Rolle. Das ist jedenfalls echt beeindruckend, wie viel er da auf die Beine stellt.