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Mai 2019

Tag der Arbeit gegen das Vergessen: Obskure Superhelden-Serien

Themen: Film, TV & Presse |

Aller Voraussicht nach schreibe ich morgen mal wieder einen längeren Beitrag, aber heute bin ich müde – ja, auch fünf Tage München können (angenehm) schlauchen.

Da heute aber neue Serien zu "Ghostrider" und "Helstrom" angekündigt wurden, dachte ich mir, es wäre mal an der Zeit, ein paar Superhelden-Serien auszubuddeln, die ihr entweder nie kanntet oder schon vergessen habt. Also eben NICHT "Lois & Clark", "MANTIS", "The Flash" oder "Wonder Woman", sondern die anderen. Jene, über die nach der Erstausstrahlung das Vergessen seinen weisen Mantel legte.

Es geht auch nicht um "unaired pilots" wie "Justice League" oder "Wonder Woman" mit Adrienne Palicki – wir reden wir hier von Serien, die tatsächlich auf Sendung gingen. Manche davon hatten sogar mehrere Staffeln!

Fangen wir mit "Once a hero" an – einer Serie, die ein wenig an Disneys "Condorman" erinnert und ihren Superhelden als klares Phantasieprodukt für Kinder darstellt. Gerade mal sieben Folgen schaffte man damit 1987 auf ABC . Spannend finde ich die Frage, was eigentlich aus den vier niemals ausgestrahlten Episoden wurde. In der Prä-Internet-Ära konnte man mit viel Mühe aus den USA eine Kaufkassette mit zwei zusammen geschnittenen Folgen importieren.

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Kurioserweise versuchte es ABC einen Monat nach dem Flop von "Once a hero" gleich noch mal – "Sable" war allerdings deutlich erwachsener angelegt. Geholfen hat es nicht: nach sieben Folgen war erneut Schicht im Schacht. Auch eine Serie, die heute nur sehr schwer in akzeptabler Qualität zu bekommen ist.

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Um "Witchblade" hingegen ist es richtig schade. Die Serie basierte auf einem in den 90ern sehr erfolgreichen Comic, hatte einen exzellenten Look und echtes Drama zu bieten. Yancy Butler war toll in der Hauptrolle, auch wenn man sich (wie damals leider üblich) scheute, Witchblade komplett in das extravagante Kostüm zu stecken. TNT wäre sicher gewillt gewesen, nach zwei erfolgreichen Staffeln mit 23 Folgen (plus Pilotfilm) weiterzumachen, aber Yancy Butlers zunehmende Alkoholsucht machte der Serie den Garaus (über andere Probleme der Darstellerin wurde zumindest gemunkelt).

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Ich bin ehrlich gesagt überrascht, dass Roger Corman sich im Laufe seiner Karriere nicht häufiger an Comics und Superhelden versucht hat. Sein einziges größeres Projekt in der Richtung bleibt "Black Scorpion", eine 22teilige Serie mit Michelle Lintel, die auf zwei TV-Filmen mit der sehr erotischen Joan Severance basierte. Für die Serie castete man dann auch gerne Playmates, deren primäre Begabung daraus bestand, die knappen Kostümchen zu füllen. Das ist reiner Trash, aufgeblasen mit haufenweise billiger Stock Footage aus alten Corman-Heulern – aber eben auch ein Heidenspaß und dem Comic-Spirit treu. Das DVD Box Set ist sein Geld allemal wert, auch wegen der Extras.

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Zugegeben, "Mutant X" nehme ich rein, obwohl ihr euch vermutlich vage an die Serie erinnert, die zum abebbenden Boom der Syndication-Fantasy-Shows wie "Xena" und "Baywatch" gehörte und mit 66 Folgen über drei Staffeln die erfolgreichste Produktion dieser Auflistung darstellt. Schlecht gemacht war sie nicht, das Casting passte – aber erneut wurde der Spaß getrübt, weil die Macher ihre Superhelden einfach nicht wie Superhelden aussehen lassen wollten. Es gab keine interessanten Kostüme keine coolen Codenamen – sicher auch, um sich nicht den Zorn von Fox wegen des Konzeptklaus von "X-Men" zu zu ziehen. Klappte nicht: es gab einen langen Gerichtsstreit.

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Nachdem ziemlich klar war, dass Wesley Snipes keinen weiteren Blade-Film mehr drehen würde, versuchte Spike TV die Franchise 2006 ins Fernsehen zu retten. Leider war "Blade: The Series" eine ziemlich fade Angelegenheit und Rapper Sticky Fingaz in der Hauptrolle sichtlich überfordert. Nach 13 Folgen wurde der Deckel zugemacht.

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"The Phantom" von 2010 war genau genommen keine Serie, sondern nur ein zweiteiliger Pilotfilm – und ein brutaler Totalausfall, der versuchte, die legendäre Comic-Figur mit Gewalt in ein teen-taugliches Actiondrama umzustricken. Ich hätte vieles verkraftet – aber das neue Kostüm dieses "Phantoms" war eine Frechheit.

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"No Ordinary Family" wiederum machte 2011 den Versuch, aus dem Superheldenstoff eine Familienserie zu quetschen. Für Fans von Familienserien zu strange, für Superheldenfans eindeutig zu bieder. Schade um dem guten Cast. Wenigstens hielt ABC eine ganze Staffel mit 20 Folgen durch.

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"The Cape" 2011 (nicht zu verwechseln mit "The Cape" 1998) war der Versuch von NBC, eine Superheldenserie aufzuziehen, ohne ZU SEHR die visuellen Eckpunkte von Superheldenserien zu bedienen. Eine halbgare Idee mit einem halbgaren Pseudo-Batman, der die meiste Arbeit seinem titelgebenden Umhang überlässt. 10 Folgen.

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Um "Alphas" tut es mir richtig leid – die Serie mühte sich sichtlich um Anspruch, was sich auch im Cast (David Strathairn, Malik Yoba) widerspiegelte. Aber wieder drückte man sich um echtes Comic-Feeling und machte aus dem Konzept eher ein Crime-Drama, bei dem die Ermittler zufällig ungewöhnliche Kräfte haben.

https://www.youtube.com/watch?v=v-FE0VhQLIo

"Phantom", "The Cape", "No Ordinary Family" und "Alphas" sind letzten Endes verschiedene Ausprägungen des gleichen Problems: TV-Sender wollten am Superhelden-Boom teilhaben, trauten sich aber nicht, das Genre konsequent zu bedienen. Die Produzenten unterstellten immer noch ein Stigma der "kindischen Comics". Man muss aber fairerweise sagen, dass im nächsten Jahr mit "Arrow"endlich erkannt wurde, dass man auch im Fernsehen mit Superhelden "all in" gehen kann und dass die bis dahin vorherrschende Scheu dem Genre gegenüber unbegründet war.

Nach diesen erfolglosen Superheldenserien ging der große Boom los: Das Arrowverse, "Gotham", die Netflix/Marvel-Miniserien, Kult wie "Powers". Aber wo Licht ist, ist auch Schatten – und die aktuellste "vergessene" Serie ist gerade mal zwei Jahre alt und kommt erstaunlicherweise von DC. Es ist die im Batman-Universum angesiedelte Sitcom "Powerless" mit der durchaus überzeugenden Vanessa Hudgens in einem sehr konfusen Konzept, das ein paar Jahre zuvor als "Better off Ted" deutlich besser funktioniert hatte:

https://www.youtube.com/watch?v=IQeG7u2MgEE

Okay, das ist nun alles amerikanischer (bzw. kanadischer) Kram gewesen. Aber es ist nicht so, dass die Briten sich nicht auch an Superhelden versucht hätten, auch wenn das Genre ja eigentlich gar nicht ihrs ist.

"My Hero" brachte es von 2000 bis 2006 auf immerhin sechs Staffeln mit 50 Folgen, Ich habe diese sehr lockere Sitcom über die Familienprobleme von "Thermoman" geliebt, aber eine katastrophale Umbesetzung der Hauptfigur in der letzten Staffel nahm komplett die Luft raus und die BBC zog den Stecker.

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"No heroics" wiederum war die Sorte Serie, die etablierte Superhelden-Klischees großartig aufs Korn nimmt – und damit war sie 2008 vielleicht einfach zehn Jahre zu früh dran. Sehr sarkastisch, teilweise sehr gemein uns insgesamt gut gemacht, hätte "No heroics" mehr als sechs Folgen und einen besseren Sender als ITV2 verdient gehabt.

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Karsten
Karsten
1. Mai, 2019 20:02

Bei "No ordinary family" tat mir das leid, weil ich die Serie vollkommen ok fand. Das einzige, was es in der Richtung heute noch gibt, sind "The thundermans" auf Nickelodeon. Allerdings ist das eher eine kindgerechte Sitcom. ^^ Meine Kurze guckt das gerne..

Um den Rest ist es echt nicht schade. 😉

Teleprompter
Teleprompter
1. Mai, 2019 20:12

An Witchblade kann ich mich für eine "vergessene" Serie noch recht ordentlich erinnern; Butler und die Musik waren in der Tat cool, aber die Serie hatte auch etwas sehr Seltsames. Irgendwie ging das in Staffel 2 noch mal quasi von vorne los, meine ich, und Butler trat in ein paar Episoden auch kaum auf. Vielleicht Folge der persönlichen Probleme.
Ganz ähnlich in der Machart und auch ganz gut in die Reihe passend wäre vielleicht noch "Painkiller Jane" mit Frau Loken, auch ganz cool und mit passender Mukke, aber letztlich auch fix gescheitert.
Dagegen waren die Alphas fast schon zu gut für die Aufzählung.

Wortvogel
Wortvogel
1. Mai, 2019 21:10
Reply to  Teleprompter

Witchblade erlaubte sich am Ende der ersten Staffel einen Total-Reset, das war sogar irgendwie cool. Aber ja, Yancy Butler war dann wohl so schwer zu bändigen, dass man am Ende von Staffel 2 entschied, dass es mit ihr gar nicht ging. "Painkiller Jane" wurde ja teilweise von der Produktionsfirma vertrieben, bei der ich damals angestellt war. Mit der Loken habe ich mich auf Partys nett unterhalten – aber sowohl in Form als auch in Inhalt war ich mit dem Ergebnis unzufrieden.

heino
heino
2. Mai, 2019 07:01

Da gehen wir doch mal der Reihe nach vor:

– !Witchblade" war als Serie total langweiliger Käse und Yancy Butler sah da schon deutlich zu alt für die Rolle aus, obwohl sie es nicht war.

– von "Black Scorpion" fand ich den ersten Film ziemlich gut, den zweiten katastrophal und die Serie ist nach heutigen Standards nur als Trash erträglich. Und die Mondpreise für das DVD-Boxset sollte niemand zahlen

– bei "Painkiller Jane" hatte schon der Pilotfilm mit Emanuelle Vaugier nichts mehr mit den Comics zu tun, die Serie war da auch keinen Deut besser

– "Mutant X" war auch ein echter Scheiss. Schöne Menschen liefern sich bedeutungslose Kämpfe in Matrix-Manier auf damaligem TV-Niveau und John Shea (den ich generell sehr gerne sehe) läuft herum und salbadert blödes Zeug. Wie das über 4 Folgen hinauskommen konnte, wird mir auf ewig ein Rätsel bleiben

– die "Blade"-Serie war leider auch Kappes und der Hauptdarsteller eine komplette Fehlbesetzung. Vielleicht lässt sich Marvel ja nochmal dazu hinreißen, eine neue Serie zu produzieren. Würde ja zu "Ghost Rider" und "Hellstrom" passen

– bei der Phantom-Neuauflage habe ich damals schon nach 5 min weggeschaltet, das ging gar nicht.

– von "Alphas" habe ich die ersten 2 Folgen gesehen, das hat mich aber gar nicht angesprochen

von den restlichen Serien habe ich nichts gesehen und dabei wohl auch nichts verpasst

Wortvogel
Wortvogel
2. Mai, 2019 10:31
Matts
Matts
2. Mai, 2019 16:50

Ah, nicht zuletzt wegen solchen Sachen lese diesen Blog!
Ein paar von den Sachen kenne ich auch noch. "Witchblade" hab ich damals im Fernsehen ganz gern geguckt – es war einigermaßen unterhaltsam. Dass Butlers Alkoholismus der Grund für die Einstellung war, wusste ich noch nicht. Ich hab mir die Comics auch erst danach angesehen. Und als ich gesehen hab, wie Sarah Pezzini dort aussieht wenn sie Witchblade trägt, war ich aber ordentlich sauer, dass das in der Serie weggelassen wurde!
"Mutant X" hab ich nicht länger als 2 Folgen durchgehalten. Was für ein Müll! Das Beste daran war da noch die Tagline unter der es (bei RTL2, wenn ich mich nicht irre) lief: "Der Mensch war ein Plan Gottes – aber der Plan hat sich geändert!"
Was ich tatsächlich gern noch etwas länger gesehen hätte, ist die "Blade" Serie. Nicht wegen dem Hauptdarsteller, der ging gar nicht. Aber die Plotline der weiblichen Hauptfigur hat mich schon interessiert.

Exverlobter
Exverlobter
2. Mai, 2019 20:44

Tja, da falle ich mal wieder aus dem Rahmen. Das hier sind wahrscheinlich für die meisten die obskursten Serien ever, aber Mutant X ist tatsächlich die einzige! Superheldenserie die ich von Anfang bis Ende gesehen habe. Lag aber zum großen Teil an dem Sendeplatz. Man mag es kaum glauben, aber vor gut 15 Jahren war Trash-Sender RTL2 für Sci-Fi Geeks unverzichtbar. Ich erinnere mich noch an den Mittwochabend, da lief Stargate stets im Doppelpack, was für mich natürlich Pflicht war. Mutant X immer im Anschluss. Da mir die X-Men-Filme gefielen, (was wenn ich ehrlich bin, zum großen Teil an dem Casting von Star Trek Veteran Patrick Stewart lag, sonst hätte ich die wahrscheinlich auch nicht gesehen) stieß die Knock-Off-Serie daher auf Interesse bei mir. Dass die Serie (ähnlich wie bei den X-Men Filmen) damals versuchten, den typischen Comic-Look rauszunehmen, hab ich damals wohl eher als Vorteil als Nachteil gesehen.
DIe Serie gefiel mir, trotz der miesen Reputation, die die Serie vor allem heutzutage hat, hab aber ehrlich gesagt wenig Referenzpunkte, da ich Superhelden im TV bis zum heutigen Tag nie wirklich verfolgt hab. Meine Nerd-Sozialisation erfolgte eher durch die 3 großen S-Franchises: Star Trek/Wars und Stargate. Mittlerweile kommt am (zumindest im Kino) um Superhelden nicht mehr herum,, aber zumindest was das TV anbelangt bleibt Mutant X meine einzige Erfahrung.

heino
heino
3. Mai, 2019 06:46
Reply to  Exverlobter

Naja, ich bin auch ein SF-Geek und konnte gut ohne RTL2 und Stargate leben. Aber stimmt, damals hat RTL2 relativ viel SF gezeigt, u.a. auch Andromeda, wenn ich mich recht entsinne

Exverlobter
Exverlobter
5. Mai, 2019 17:22
Reply to  heino

Ohne RTL2 hätte man halt zumindest auf Stargate verzichten müssen. Dann wäre noch SAT1 als ehemaliger Star Trek Sender übriggeblieben. Diese Funktion hat mittlerweile Tele5 komplett übernommen. Vor allem Star Trek , Stargate, BAbylon 5 (das in den 90ern auf Pro7 lief), stimmt Andromeda gab es ja auch noch, und mittlerweile findet man sogar das vom Wortvogel geschmähte Dark Matter bei Tele 5 im Nachtprogramm. Ist neben den ganzen Nachrichtensendern eigentlich der Einzige im regulären TV, den ich noch regelmäßig einschalte.

heino
heino
6. Mai, 2019 07:21
Reply to  Exverlobter

Ja, momentan sieht es da im TV wirklich mau aus. Die 90er sind halt doch schon lange vorbei, als praktisch jeder Sender irgendeine SF-Serie im Programm hatte. Da muss man heute auf die Streaming-Anbieter zurück greifen