Four days of Brosnan (3): Survivor
Themen: Film, TV & Presse |
Survivor
England/USA 2015. Regie: James McTeigue Darsteller: Milla Jovovich, Pierce Brosnan, Angela Bassett, Robert Forster, Dylan McDermott u.a.
Offizielle Synopsis: Kate Abbott, Top-Agentin der Homeland Security, ist in der US-Botschaft in London stationiert. Dort soll sie Terroristen, die versuchen unerkannt in die USA einzureisen, aufspüren. Als ein maltesischer Staatsbürger beim Versuch mit gefälschten Papieren einzureisen ums Leben kommt, schöpft Kate Verdacht. Nachforschungen bringen sie auf die Spur von vier Wissenschaftlern, alle auf explosive Chemikalien spezialisiert, die bereits Visa für die Einreise in die USA beantragt haben. Doch bevor Kate ihre Ermittlungsergebnisse den Behörden mitteilen kann, kommt es zu einem Bombenattentat, dem alle ihre Kollegen zum Opfer fallen. Kates Welt steht Kopf: Als einzige Überlebende wird sie nämlich von den Behörden für den Anschlag verantwortlich gemacht und ist nun selbst zum Abschuss freigeben. Außerdem ist ihr der mysteriöse Auftragskiller "The Watchmaker" auf den Fersen. Auf der Flucht vor ihren neuen Feinden folgt Kate den Spuren der Terroristen nach New York. Ein Wettlauf gegen die Zeit und um ihr Leben beginnt, als Kate das Ziel für den geplanten Anschlag herausfindet: die Neujahrsfeier auf dem Times Square…
Kritik: Auch "Survivor" wäre in den 80ern sicher größer gelaufen, hätte einen anständigen Kinorelease bekommen und sechsseitige Berichte in der "Cinema". Ich rate mal wieder den Cast: Kim Basinger als Kate, Robert de Niro als Watchmaker, Brian Dennehy als Bill, Matthew Modine als Sam. Dazu passt, dass die Produktionsfirma Millennium als Wiedergänger von Cannon gilt – und denen hätte ich die 80er-Version locker zugetraut.
"The Foreigner" wie "Survivor" beginnen im Grunde genommen mit einer riesigen Explosion und bauen von dort aus einen größeren Terrorismus-Plot auf, den nur eine einzelne Person verhindern kann, die von der Polizei UND den Bösewichten gejagt wird. Das ist ein recht klassisches Setup. Aber sehr schnell wird deutlich, dass "Survivor" mit gröberen Strichen gepinselt ist, eher auf holzschnittartige Figuren aus der Klischeekiste Hollywoods setzt. Unsere Heldin ist tough, aber verletzlich, kann niemandem vertrauen, entwickelt ungeheure Energien bei der Suche nach der Wahrheit. Ihr Gegenspieler: Ein gesichtsloser Mischmasch aus dem terroristisch-industriellen Komplex, repräsentiert durch einen albern souveränen Superkiller mit dem Spitznamen "The Watchmaker" (Brosnan im stoischen Stahlblickmodus) und einen schmierigen Kapitalisten (Benno Fürmann!). Natürlich ist zwischen den Verfolgungsjagden Zeit für eine Intrige oder zwei und die aufrichtige Romanze mit dem Kollegen von der Botschaft. Und auch beim Finale wird nicht tiefgestapelt: nicht weniger als die Menschenmassen bei der Silvesterfeier am Times Square sollen gemeuchelt werden.
Für diese Sorte hochoktanes Comic-Kino ist James McTeigue genau der richtige Regisseur (vor 25 Jahren hätte vermutlich Renny Harlin auf dem Stuhl gesessen). Zwar hat er nie die Vorschusslorbeeren von "V for Vendetta" wirklich verdienen und/oder einlösen können, aber knallige B-Action mit hohem Einsatz kann er. Und so mag die ein oder andere CGI-Explosion etwas wackelig sein (ein bekanntes Millennium-Problem), aber in Sachen Tempo und Zugkraft macht "Survivor" niemand was vor. Der Film profitiert zudem von vielen echten Drehorten an teilweise berühmten Stellen in London, die ihn deutlich größer und teurer aussehen lassen, als er ist.
Mit dieser Produktionsfirma, diesem Regisseur und diesem Cast schafft man keinen Klassiker, nicht mal einen "The Foreigner" – aber die Kombi liefert hart an der Obergrenze dessen ab, was man sich wünschen durfte: "Survivor" ist knallige, kurzweilige Unterhaltung mit bekannte Gesichtern und ein paar sorgsam unter die überschaubare Laufzeit gemischte Highlights. 20 gut angelegte Millionen Dollar für Millennium und mit der FreeTV-Premiere beim ZDF vor einem halben Jahr sträflich unterverkauft. Nachzuholen auf jedem besseren Wühltisch.
Brosnan-Faktor: Als eiskalter Killer etwas zu methodisch und nüchtern – je nach Auftraggeber könnte er auch für die CIA oder den MI6 arbeiten.
Fazit: Ein fast auf A-Niveau produzierter B-Actionfilm, der zwar nicht die inszenatorische Souveränität von "The Foreigner" aufweist, aber erneut belegt, dass die Produktionsfirma Millennium sich in den letzten Jahren deutlich gesteigert hat.
P.S.: Hierzulande heißt der Streifen übrigens "Jagd durch London".
..bei der offiziellen Synopsis hätte mich so ziemlich alles vom Kauf abgehalten..
Hat nix damit zu tun, aber bei mir sofort "Die drei Tage des Condor" getriggert: Schon hätte ich ihn mitgenommen.
..und ich ihn genau deshalb nicht, weil ich einen schlechteren Abklatsch vermutet hätte
Ja, auch so ein Film, den man meiner Meinung nicht besser machen kann.
Ich hatte auch überlegt, ob ich "Die drei Tage des Condor" referenzieren soll, aber es dann doch gelassen. Den kennt heute kaum einer.
Ich bin kaum einer 😀
Ich bin kaum der andere. 😉
Ich hatte schon bei "Four Days of Brosnan" diese assoziation, scheinbar ist dir das unterschwellig doch reingerutscht.
Aber nur scheinbar.
..jetzt bin ich offiziell alt 🙁
Dabei steht der noch auf meiner "MitJuniorsehen"-Liste
Den kenn sogar ich und ich bin noch (relativ) jung :O