15
Apr 2018

Die Rechnung wird mit Kalorien bezahlt

Themen: Diet Diary, Neues |

Vierter Tag ohne Essen. Die ersten drei waren leicht – heute tue ich mich deutlich schwerer. Weil ich mittags körperlich im Garten gearbeitet habe. Das zehrt an den Kräften, deren Reserven der Körper nun unbedingt wieder auffüllen will. Es ist jetzt 14.00 Uhr und ich schiebe mächtig Kohldampf. Aber wenn’s einfach wäre, würd’s ja jeder machen. Ich halte das bis morgen früh durch.

Habe ich gerade bis morgen früh gesagt? Grundgütiger…

Weil ich mich während der Diät gerne mit dem Thema Essen auseinander setze, habe ich einen weiteren Ratschlag diverser Leser aufgegriffen, den ich jahrelang als Schnickschnack abgewunken habe: Kalorien zählen.

Kalorienzählen. Das klingt so entsetzlich freudlos nach “mit der Gabel die Erbsen in Dreiergruppen aufteilen”. Kalorienzählen ist gelebte Entsagung, die Reduktion von Genuss auf Mathematik. Schokolade tabu, aber mmmhhh… ein halbes Glas saure Gurken wäre noch okay. Man möchte sich erschießen.

Wie bringt man den Wortvogel dazu, sich mit etwas zu beschäftigen, das ihn aktiv anödet? Man macht ein Spiel draus, bringt Herrschaftswissen ein, tackert oben noch eine schicke App drauf. Wenn aus Genuss Mathematik wird, muss aus Mathematik wiederum Technik werden.

Und so bin ich auf die FDDB gestoßen, die Food Database.

Ja, man kann sich zu wirklich allen Nahrungsmitteln – von der Zutat bis zum Fertiggericht – die Kalorien und andere Nährstoffe anzeigen lassen. Wie viel Kalorien hat ein Brötchen? Wie viel ein Fischfilet Bordelaise? Ist die BBQ-Sauce von McDonald’s schlimmer als die McNuggets, in die man sie tunkt? Hier sind die Antworten nur eine Abfrage entfernt.

Aber wie gesagt – es geht noch viel mehr. Als registrierter User kann man sich eigene Ernährungstagebücher anlegen. Das Interface mag zwar mager sein, aber es ist durchdacht – mit wenigen Mausklicks erfasst man wirklich alle Nahrungsmittel, die man an einem Tag zu sich genommen hat – inklusive der Uhrzeiten, der Portionsgrößen und der Beilagen.  Die Database errechnet daraus (und den hinterlegten Basisdaten zur Person) den Tagesverbrauch.

Die FDDB verkürzt das Protokoll und erleichtert die Analyse. Damit kann die Haupterkenntnis des großartigen Buches “Fettlogik überwinden” von Nadja Hermann perfekt im Auge behalten werden: Reduktion des Kalorieninputs bei (idealerweise) Erhöhung des Kalorienoutputs. Schlank wird man eben nur, wenn mehr raus- als reingeht. Die Crux JEDER Diät.

Nehmen wir den gestrigen Tag. Da musste ich nicht fasten und die LvA war daheim, also wurde ordentlich gegessen. Großes Frühstück mit Kaffee, viel Orangensaft, griechischem Joghurt mit Banane, einer Käselaugenstange mit Hühnerbrust-Scheibchen und Rührei. Über den Tag verteilt ein weiterer Kaffee, ein Magnum Mini, ein Schokocroissant und abends Hühnerbrust vom Grill (mariniert), Salzkartoffeln & Erbsen.

Schnell und sauber erfasst sah das in der FDDB so aus:

So weiß ich schon mal – das waren 93 Prozent meines Tagesbedarfs an Energie in Form von Kalorien. Mehr als erwartet, aber immer noch weniger als Durchschnitt. Mit den Fastentagen gegengerechnet bin ich also momentan beim Klassiker FdH (friss die Hälfte). Das ist deutlich mehr, als ich durch simples “bewusstes” Essen schaffen würde.

Der Effekt des Ernährungsprotokolls ist erstaunlich: man kann sich selber nicht mehr belügen. Heute habe ich sehr wenig gegessen! Habe ich heute sehr wenig gegessen? Die Zahlen lügen nicht – wenn man sie vollständig erfasst. Das führt zu einer deutlich nüchterneren Betrachtung der eigenen Ernährung, die sich nicht nach Mutmaßungen, sondern nach kalten Fakten richtet. Nicht immer schön, aber wenigstens wahr.

Nun ist die reine Addition von Kalorien zwar praktisch, aber längst nicht alles, was die FDDB bietet. Wirklich interessant wird es, wenn man auf “Details” klickt. Dann lassen sich die Werte sortieren, vergleichen und für die richtigen Schlussfolgerungen heranziehen. Sehen wir uns den Tag doch mal nach Kalorien geordnet an. Ich persönlich hätte z.B. das Mini-Magnum für einen bösen Ausrutscher gehalten.

Mitnichten:

Fakt ist: Wenn ich statt der Käse-Laugenstange und des Schokocroissants zwei Weizenbrötchen gegessen hätte, wären mir rund 500 Kalorien erspart geblieben.

Entscheidungshilfe nennt man so etwas.

Man kann mit solchen Angaben natürlich auch voraus planen. So weiß ich jetzt schon, dass ich morgen mit einer großen Portion Kartoffeln und einem ganzen Fischfilet Bordelaise gerade mal 750 Kalorien zu mir nehme – und damit nur ein Drittel des Tagesbedarf. Sofern ich keinen Pott Cookie Dough-Eis leer mache oder eine Tüte Chips futtere, ist das eine gute Grundlage, um unter 2000 Kalorien zu bleiben.

Ich habe noch nicht einmal die Oberfläche der Möglichkeiten angekratzt. Die FDDB hat noch viele, viele weitere Funktionen. In den nächsten Wochen werde ich mich einarbeiten. Ich kann aber jetzt schon sagen, dass die Webseite ein sehr potentes Tool zur bewussteren, gesünderen und kalorienarmeren Ernährung ist.

Und an alle Leser, die mir schon seit Jahren nahegelegt haben, es mal mit Kalorienzählen zu probieren: sorry für die Bockigkeit. Ihr hattet Recht.



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4 Kommentare
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Marko
15. April, 2018 15:07

Ha! Endlich. 😛

Ich bin da übrigens auch registriert. Wenn Du magst, können wir uns da “anfreunden”, ich find’s immer recht interessant, in den Tagebüchern des anderen zu sehen, wie er seine Brennwerte verteilt.

moepinat0r
moepinat0r
15. April, 2018 16:51

Dank moderner Technik ist Kalorien zählen wirklich einfacher als je zuvor, aber meins ist es immer noch nicht. Hab leztes Jahr mal den Versuch mit der Fitbit-App gewagt, deren Nahrungs-Datenbank mir ähnlich vollständig scheint und sogar erstaunlich viele Barcodes erkennt. Am Anfang macht es noch Spass alles zugenommene zu loggen und das eigene ‘Budget’ im Auge zu behalten. Aber irgendwann ging es mir nur noch auf den Sack, bei jedem Glas Saft und Löffel Senf die Waage rauskramen, austarieren und ablesen zu müssen. Denn man will es ja möglichst akkurat haben, sonst macht das ganze eh keinen Sinn, nicht? Nach nem Monat hab ich’s dann wieder gelassen und lieber mit Sport versucht.
übrigens, Respekt für den FDH-Selbstversuch, ich glaube nicht, dass ich das so lange durchhalten würde. Und danke auch für das Kartoffeldiät-Video von Penn Jillette, der Ansatz klingt durchaus interessant. Ich werd den Versuch damit mal nächste Woche wagen, mal sehen ob’s was wird.

Wortvogel
Wortvogel
15. April, 2018 17:04
Reply to  moepinat0r

“Denn man will es ja möglichst akkurat haben, sonst macht das ganze eh keinen Sinn, nicht? ” – allgemein ja, speziell nein: Ich rechne die ungefähren Portionen auf. Wenn ich mich beim Joghurt mal um 30 Gramm vertue oder 50 ML mehr O-Saft getrunken habe, dann ist das okay. Ich werde sicher nicht den halben Tag an der Waage verbringen.

Löwenohr
Löwenohr
15. April, 2018 23:33

Wieder Fastenzeit, wieder versucht.
Ich hab dazu die recht magere App Balance verwendet (siehe auch Runtastic – die dort verbrauchten Kalorien kann man neuerdings in Balance aufrechnen).
Zwar finden sich in Balance gute Listen, aber die fehlende Möglichkeit, sich eigene wiederkehrende Speisen (z.B. gemischte Salate) zusammenzustellen und fehlende Statistiken halten mich davon ab, die App weiter zu empfehlen.
Ich glaub, ich probier’s auch mal mit der fddb, wenn ich wieder zähl.