09
Sep 2017

Fantasy Filmfest 2017: Super Dark Times

Themen: Fantasy Filmf. 17, Film, TV & Presse |

USA 2017. Regie: Kevin Phillips. Darsteller: Amy Hargreaves, Owen Campbell, Charlie Tahan, Elizabeth Cappuccino, Max Talisman, Sawyer Barth

Offizielle Synopsis: In den etikettenhaft sauberen Vororten einer Kleinstadt sind die Zeiten vor allen Dingen langweilig. Zumindest für Charlie, Daryl, Josh und Zach. So tun die vier Jungs das, was Heranwachsende auf der Schwelle zur Pubertät eben so tun: Videospiele zocken, den Mädels hinterher- schmachten, den ersten Joint ausprobieren und sich alberne Mutproben ausdenken. Doch die Zeit der Unschuld ist mit einem furchtbaren Schlag vorbei und jeder wird seine eigene Art entwickeln, daran zu zerbrechen. Superfinstere Zeiten brechen an.

Kritik: Es stimmt: „Coming of age“-Filme liegen voll im Trend, vor allem, wenn sie in den 80ern oder den frühen 90ern spielen. Vielleicht hängt das damit zusammen, dass die Kids von damals heute einen beträchtlichen Teil des Festivalpublikums ausmachen – mich eingerechnet. Die Jugend, die hier nostalgisch aufgearbeitet wird, war unsere Jugend. Die Fahrräder, die Bruce Lee-Poster, die ersten Heimcomputer. Das waren wir.

Ähnlich wie „IT“ und vor allem „Stand by me“ baut „Super dark times“ ein typisches Stephen King-Szenario auf, etabliert eine kleine Clique von Außenseitern, die sich von Highschool-Bullys triezen lassen und ihre Zeit heimlich rauchend in Industriebrachen verbringen. Und wie bei „Stand by me“ ist es die Konfrontation mit einer Leiche, die ihre Freundschaft in Frage stellt, die sie zwingt, schneller erwachsen zu werden, als sie es sich gewünscht hatten. Und es ist eine Leiche aus ihrer eigenen Mitte…

Das Zeitkolorit von „Super dark times“ sitzt, keine Frage. Die Darsteller sind wieder mal makellos, als hätte man sie mit einer Zeitmaschine aus der Epoche gerissen. Pickel, zu lange Haare, billige ausgewaschene T-Shirts – hier dominiert noch nicht der Style, ist die Außenwirkung noch nicht der primäre Fokus beim Griff in den Kleiderschrank. Josh und seine Kumpel sind weder die Cool Kids noch die Außenseiter. Sie sind die Normalos, die es heute im Film oft gar nicht mehr gibt, weil alles in die Extreme aufgeteilt werden muss.

Und dann passiert es. Ein Unfall, eine Unachtsamkeit, die den Erwachsenen kaum zu erklären sein wird. Panik. Fehlentscheidungen machen alles nur schlimmer. Ein Schweigegelübde, das alle schnell überfordern wird. Teilweise erinnerte mich das an „On the ice“, der einen ganz ähnlichen Plot bedient.

Letztlich läuft „Super dark times“ dann auch genau so ab, wie wir es erwarten können. Das Geheimnis ist zu groß, der Druck dadurch auch. Misstrauen entsteht, Paranoia. Die Freundschaften zerbrechen. Aus Opfern werden Täter, das tödliche Missgeschick wird andere Tragödien nach sich ziehen. Am Ende haben alle verloren – weit mehr als nur die Unschuld.

Fazit: Ein gut erzähltes Jugenddrama im Stephen King-Stil, dem gegen Ende ein wenig die Ideen ausgehen, das aber seine Grundsituation spannend und nachvollziehbar eskalieren lässt. Streng genommen kein FFF-Muss, aber dennoch 8 von 10 Punkten.

Fragt Philipp: “Finger weg von Gras und Waffen. Wenig überzeugend. Mir sind die Figuren auch zu gleichgültig geblieben.”

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Thies
Thies
10. September, 2017 00:32

Ich kann Deiner Kritik weitgehend zustimmen, obwohl ich fand, dass die letzte Eskalation der Handlung nicht zwingend herbeigeführt wurde. Dank dichter Inszenierung und guten Darstellern trotzdem eine klare Empfehlung.

P.S. Bin ich der Einzige der das Verhältnis von Zach zu seiner Mutter creepy as hell fand?

Thies
Thies
10. September, 2017 01:15
Reply to  Torsten Dewi

Vielleicht interpretiere ich da zuviel rein, aber ich hatte das Gefühl, dass es nicht nur an natürlicher Schüchternheit und dem inneren Tumult lag, dass er bei Allison nicht zum Zug kam, sondern auch tiefer liegende Mommy-Issues eine Rolle spielen.

Marcus
Marcus
2. Oktober, 2017 23:55

Wenn schon Coming of Age, dann so. 9/10.