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Sep 2017

Fantasy Filmfest 2017: It came from the desert

Themen: Fantasy Filmf. 17, Film, TV & Presse |

Kanada/GB/Finnland 2017. Regie: Marko Mäkilaakso. Darsteller: Mark Arnold, Vanessa Grasse, Harry Lister Smith, Michael Majalahti, Alex Mills, Andrew Horton

 Offizielle Synopsis: Ein Meteor verteilt in der Wüste von New Mexico außerirdisches Erbgut auf die heimische Tierwelt. 67 Jahre später fällt die dort ansässige, natürlich streng geheime Militärforschungsbasis nach einem Laborunglück den selbst heraufbeschworenen und genetisch modifizierten Riesenameisen zum Opfer. Kurz darauf machen sich die Freunde Brian und Lucas zusammen mit der umwerfenden Lisa auf den Weg in die Gegend. Denn wie es das Genregesetz will, haben ein paar zugedröhnte Motorcross-Teams beschlossen, ausgerechnet in dieser Wüste eine fette Party mit Bier, Bikes und Chicks zu schmeißen. Selbstverständlich haben die angepissten Krabbelviecher etwas gegen diese Art der Freizeitbetätigung! Das fröhliche Schlachten beginnt.

Kritik: Regisseur Marko Mäkilaakso machte sich gleich zu Beginn mit einem Einspieler beliebt, in dem er die Zuschauer begrüßt. Das haben wir dieses Jahr schon mehrfach gesehen, aber Mäkilaakso stammelt eigentlich nur begeistert Unfug. Er ist offensichtlich total high, dass wir seinen Film anschauen werden. Das ist so gar nicht prätentiös, so sympathisch fahrig und wirklich witzig anzuschauen. Außerdem trägt er ein Bud Spencer & Terence Hill T-Shirt. Bonuspunkt.

Der Film selbst hat eine bizarre Genese hinter sich – es ist eine Art Fortsetzung zu einem auf dem Amiga sehr populären Strategie/Actionspiel:

https://www.youtube.com/watch?v=osNS8BbjQzA

Tatsächlich nimmt Mäkilaakso Rücksicht auf die Backstory, baut sogar den Erzähler und diverse Cut Scenes nach, bevor er sich dann auf seinen Plot über zwei Brüder konzentriert, die in der Neu-Mexiko Wüste auf Riesenameisen stoßen – gedreht übrigens in Spanien und Finnland.

Nun ist sehr offensichtlich, dass hier nicht aus Geldkoffern bezahlt wurde – das Budget ist sehr klein, mehr als ein bisschen Ödland, ein verlassenes Labor, CGI-Ameisen und ein paar Motorrad-Stunts (man hatte wohl ein entsprechendes Team zur Verfügung) sind nicht drin. Man muss nehmen, was man kriegen kann.

Einen Monsterfilm mit diesen Parametern kann man straight durchziehen, wie es in den 80ern üblich war – siehe Roger Cormans “The Terror within”:

https://www.youtube.com/watch?v=vbV9Ppyz5Gs

Das wäre heute vermutlich unansehbar. Erfreulicherweise weiß Mäkilaakso, wie beschränkt seine Mittel sind und geht “all in” – “It came from the desert” ist eine Hommage an den klassischen Monsterfilm, eine Parodie darauf und gleichzeitig eine große Packung Popcorn für die Kultcrowd. Bill & Ted’s extreme monster adventure!

Klar sind die Riesenameisen (wenn auch nett anzuschauen) miserabel in die Szenerie integriert, die Action sehr handgemacht, sämtliche Figuren abgesehen von den Helden dümmstes Kanonenfutter – aber damn it, man hat richtig Spaß dabei, wenn Brian und Lucas versuchen, sich mit ihrem umfangreichen Wissen über Horrorfilme über Wasser zu halten. “In a real movie this would be in slow motion”, indeed.

“It came from the desert” profitiert außerdem davon, dass der Film keinen zynischen Knochen im Körper hat. Er MAG seine Figuren, er MAG die Ameisen, er will unsere Helden nicht sterben sehen – ganz anders als z.B. der menschenverachtende “Game of Death”. Brian und Lucas sind Jungs, auf deren Seite man gerne steht.

Klar, hier wird niemand, der billigen Horrorschund ablehnt, bekehrt werden. “It came from the desert” IST billiger Horrorschund. Zur Rehabilitierung des Genres ist er ungeeignet. Aber gerade wenn man nach dem fünften “coming of age”-Drama das Gefühl hat, man wäre vielleicht doch besser mit 18 ins Kloster statt in die Videothek gegangen, kommt ein Film wie dieser und die Engelschöre stimmen ein Hallelujah an.

Fazit: Trash-Cinema der sympathischen Sorte. Ein Film, mit dem man ein Bier trinken gehen möchte und dem man unmöglich böse sein kann, wenn er danach ins Auto kotzt. Mike Mendez kann das vielleicht besser, aber Marko Mäkilaakso kann das auch richtig gut. 8 von 10 Punkten.

Fragt Philipp: “Hätte ich keine Ohren hätte ich nach dem Film im Kreis gegrinst. Herrlich lustig und spannend.”

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Tom
Tom
16. September, 2017 11:07

Ich erinnere mich gut an das Spiel; es war selbst eine Hommage an die Monsterfilme der 50er wie “Tarantula” und besonders “Them!” (“Formicula”). Bis auf die furchtbaren Ladezeiten war es auch recht atmosphärisch. Mal sehen, wie mir der Film gefallen wird.

Peroy
Peroy
16. September, 2017 11:23

Das Poster, ey…! 😀

Marcus
Marcus
2. Oktober, 2017 22:17

Die Einleitung mit dem Regisseur gab es bei uns in Köln nicht zu sehen. Das prangere ich an.

Was ich jedoch nicht anprangere, ist die platte, aber mitreißende Horrorkomödie mit den sympathischen Figuren, die ich zu sehen bekam. 7/10.