20
Jul 2017

Here’s what happened: Die steinhartgekochten Eier

Themen: Neues |

Da ich in den nächsten 9 Tagen in der Republik unterwegs bin und kaum dazu komme, substanzielle Beiträge zu schreiben, werde ich nicht die Klappe halten (das wäre vernünftig, aber spaßfrei), sondern einfach mild kuriose bis irrwitzige Anekdoten aus meinem Leben teilen. Die Idee verdanke ich dem Herrn Spiegelberg, der mich heute dahingehend provoziert hat.

Fangen wir mit dem Tag im Jahre ca. 1997 an, an dem ich drei Eier mit Wasser in einen kleinen Kochtopf warf, alles auf den Herd stellte – und dann zur Arbeit ging.

Picture this.

Ich komme nach acht Stunden ermattet heim, öffne die Wohnungstür und stehe vor einer Wand aus Rauch. Einer Wand. Aus Rauch.

Die ganze Wohnung ist gefüllt mit dickem, grauen, beißenden Rauch. Sichtweite 30 Zentimeter. Glücklicherweise gibt es noch keine Rauchmelder, sonst wäre schon die Feuerwehr da. Es ist erstaunlich genug, dass keiner der Nachbarn gemerkt hat, wie sich die Fenster von innen zuwölkten. Die Anonymität der Großstadt, ja ja…

Ich ahne, was passiert ist, kämpfe mich zur Küche durch, reiße die Fenster auf. Der Topf auf dem Herd – glüht. Die Herdplatte – glüht. Der Bereich um die Herdplatte – glüht.

Ich greife ein Spültuch und halte es mir als Atemmaske vor den Mund. Das kenne ich aus Filmen. Dann versuche ich, den Topf von der Platte zu nehmen, aber angesichts der Gluthitze ist er mit der Herdplatte eine Schicksalsgemeinschaft eingegangen. Zur Abkühlung schütte ich ein Glas kaltes Wasser hinein. Fehler. Es zischt, erst der Lack, dann das Metall platzen. Der Topf spring förmlich hoch, ich werfe ihn todesmutig in die unschuldige Spüle, die schwer in Mitleidenschaft gezogen wird. Aus Sicherheitsgründen drehe ich den Herd nicht runter, sondern ziehe gleich den Stecker. Armageddon droht.

Wieder Wasser in den Topf. Es zischt weiter. Balkontür aufreißen. Langsam, langsam lichtet sich der Nebel, das Glühen ebbt ab. Durchatmen.

Neue Eier auf den Einkaufszettel schreiben – für mich und für den Kühlschrank.

Erkenntnisse: Wie es aussieht, verkocht zuerst das Wasser. Ohne Wasser werden die Eier so heiß, dass sie im Topf erst verbrennen und dann schwarz zu Asche zerfallen. Den seltsam beißenden Geruch des Rauchs habe ich ein halbes Jahr nicht mehr aus den Tapeten bekommen. Meine Schildkröte hat die Rauchvergiftung schadfrei überstanden. Der Herd arbeitet, als wäre nie etwas passiert. Qualität von Siemens. Der Topf ist hin.



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6 Kommentare
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Lothar
Lothar
20. Juli, 2017 09:48

Deine Beschreibung erinnert mich an eine Szene aus einem Tati-Film (ich glaube es war Playtime), wo in einer Küchenszene in einem Restaurant ein Radio läuft, in der ein Kochrezept für Männer vorgestellt wird: Eben das Kochen von Eiern. Das Vorgehen wurde exakt so beschrieben wie du es durchgeführt hast, der Ausgang unterscheidet sich etwas. In dem vorgestellten Rezept sollte man mit einem Feuerzeug in den Topf hineinleuchten. Die darauf folgende Explosion befördert einen zwar ins Krankenhaus, nach der Rückkehr habe man dann aber einen hervorragenden Terpentinersatz.

Comicfreak
Comicfreak
20. Juli, 2017 11:06

..du hattest Glück, dass dich nicht noch die Splitter vom Topf verschrapnellisiert haben

Dietmar
20. Juli, 2017 13:36

Hammer!

DH
DH
24. Juli, 2017 11:23

Ein Freund von mir hat vor 3 Jahren ähnliches produziert – SO sieht das dann aus: http://fs5.directupload.net/images/170724/i6zkzbqe.jpg

Tatjana
Tatjana
24. Juli, 2017 19:05

@ Lothar

“Der Partyschreck” mit Peter Sellers ist der korrekte Film für diese spezielle Art der Eierzubereitung 🙂

Ich habe sowas ähnliches auch mal ausprobiert. Aber zum Glück auf Induktion. Als das Wasser verkocht war, wurden die Eier von der Resthitze nur etwas geröstet und ich habe erst am seltsamen Knistern aus der Küche gemerkt, dass sie jetzt um sind.