Wortvogels Wochenspiegel (3)
Themen: Film, TV & Presse, Leseliste, Neues |Ich denke: Dass ich Schattenrasen bis letzte Woche für das Gegenteil von Schattenparken gehalten habe. Dass ein "Denver Clan"-Reboot ohne Schulterpolster und ozonfeindliches Haarspray nicht funktionieren kann. Dass Kürbiskerne in Schokolade zu lecker sind. Dass Oettinger so ziemlich der peinlicheste Büttel der Medien-Mogule ist, den man sich vorstellen kann (aber nicht will). Dass wir einen wunderschönen Sommer hatten. Dass der Oktober richtig gut startet.
Ich lese: Den SPIEGEL. Erstmals seit Monaten. Weil ich ihn wieder lesen KANN. Dank meiner ersten Gleitsichtbrille. Der Wortvogel ist nun offiziell ein alter Mann. Außerdem: John Sinclair. Aus Gründen.
Ich schaffe: Ein Romankonzept. Ist lange genug her. Die Grundidee ist klar, nur die Dreiakt-Struktur drängt sich mir noch nicht auf.
Ich schaue: "Ghostbusters 2016" (extended version). Fuck the haters and the horses they rode in on – das Problem des Films hat nichts mit der geschlechtlichen Umstellung zu tun. Die Dynamik zwischen den weiblichen Darstellern ist so ziemlich das Einzige, was hier funktioniert – und Kate McKinnon ist ein Hammer. Es ist der Rest des Film, der so flüssig wie ein Würfel auf Schotter rollt – zu zahm inszeniert, zu flau oldschool, zu uninteressiert am eigentlichen Plot, zu redundant in der Action. Als Komödie für einen beiläufigen Abend in Ordnung – aber wer zur Hölle hat gedacht, dieses untertourige Leichtgewicht könne ein Blockbuster werden?
Playhouse presents: Eine Serie mit drei Staffeln und Darstellern wie Stephen Fry, David Tennant, Tom Jones, Emma Thompson, Kylie Minogue, Vanessa Redgrave, Matthew Perry, Mark Strong, Billie Piper und Kiefer Sutherland, von der ihr nie etwas gehört habt? Gibt’s nicht! Gibt’s doch?
"Playhouse presents" ist hochkarätiges Darsteller-Fernsehen von Sky Arts, produziert 2012 bis 2014, jede Folge nur 22 Minuten lang. Es geht durch alle Genres, inklusive Science Fiction und Horror. Warum eine solche Produktion so durch das Raster fallen kann? Vielleicht ist "Playhouse" letztlich zu gefangen in der Tradition der literarischen Adaption, entspricht nicht dem "horizontal storytelling" der aktuellen TV-Generation und verweigert sich daher dem "binge watching". Es sind einfach hochkarätige Geschichten, premium inszeniert und erstklassig gespielt. I love it.
Wer nun neugierig geworden ist – das Problem mit der geräuschlosen Versendung hatte Sky Arts schon mit der sehr reduzierten, aber sehr sehenswerten Adaption "The nightmare worlds of H.G. Wells":
https://www.youtube.com/watch?v=y-QayE9VGHg
Ich empfehle: Diese zehn Artikel:
Why Calvin and Hobbes is great literature
Desperately holding on to the debunked idea of gender wage gap
Worst Film Ever – "The legend of El Dorado"
"Welcher Schriftsteller ist kein Kotzbrocken?"
The Challenge of getting rid of stuff
Belted, Booted and Buckled: B-Movie Title Design of the 1960s
Rekonstruktion eines Doppellebens: Wie der Tod die Lüge schützt
The Hateful Life And Spiteful Death Of The Man Who Was Vigo The Carpathian
Horrorfilme: Die Hölle sind wir
BONUS: Leser "G" (alias Udo Seelhofer) hat einen Artikel über das Thema "Bloggen – Eine Leidenschaft" geschrieben – und jau, der Wortvogel kommt ausgiebig zu Wort.
Ich verweise: Google Trips ist ein perfektes Beispiel für Traum und Alptraum von "data mining" – eine potente App für die Planung von Reisen, die deshalb so leistungsfähig ist, weil sie sich wie der Ceti-Egel in das Gehirn meiner Online-Identität gebohrt hat. Sie weiß jetzt schon mehr über meine geplante Reise nach Oslo als ich. Yay oder nay?
Ich wiege: 102 Kilo.
Die Katzen:
Becky:
Rufus:
Hey, hast du nicht was vergessen? 😉
Aber war nicht genau dies das Problem mit den ganzen Ghostbusters Kritiken? Egal wie oft argumentiert wurde, dass es nicht an den Frauen lag, sondern der Rest einfach nicht taugte – es war egal. Jeder der den Film nicht mochte war ein sexistischer Frauenhasser.
Ich war ebenfalls so eingenommen von dem harmonierenden Zusammenspiel der Darstellerinnen in "Ghostbusters" – eine der finalen Szenen ließ tatsächlich meine Augen feucht werden – dass mir die meisten seiner Defizite nur noch sekundär erschienen.
Mit einer Ausnahme!
Bill Murrays Cameo hätte bei jedem anderen Darsteller zu einer Streichung der Szene bzw. Neubesetzung der Rolle geführt. Bei allem Respekt für ihn, aber ich hoffe er hat seine Gage nach dem Dreh gespendet. Verdient hat er sie sich mit seinem "I don’t give a fuck what’s going on here"-Auftritt nicht.
Danke für den Verweis auf den Artikel, Torsten!
Hab mir Google Trips für meinen London Trip aktiviert. Schaut nicht schlecht aus, aber die eingeschränkte Anzahl an Restauranttips stört jetzt schon. Werde vielleicht berichten.
Auch wenn ich jetzt Dresche bekomme aber hmm?? Ich habe schon damals den Hype um den original Ghostbuster-Film nicht verstanden!
Vor vier Wochen auch die erste Gleitsichtbrille bekommen, ein Gang die Treppe hinab sah für mich aus wie der freie Fall, mittlerweile geht’s.
IBAN drei mal falsch eingegeben am Rolli-Terminal in der Sparkasse, danach auf die Idee gekommen, mich hinzuknien.
Mittlerweile hat sich mein Gehirn auf die neuen Gläser adaptiert, und der Lesegewinn war es natürlich sofort wert.
Und geht es Jason Dark wirklich sooo schlecht?
Bin ich der einzige der ,,Ghostbusters" 2016 richtig gut fand? Und ich halte den ersten für ein komödiantisches Meisterwerk der 80er Jahre! Ja, es gab Schwachstellen. Unwiedersprochen. Aber alleine die von Chris Hemsworth gespielte Figur und die Interaktion mit den anderen war genial. Just my two Cents.
Ghostbusters 2016 haette besser auf dem Niveau des Anfangs in der Mansion sein sollen, der war einfach grossartig, danach gings leider bergab, weil ja nix Konsequenz hatte. Hatte ja gehofft, dass der Typ wenigstens auch tot ist, aber nein, der macht nur nen (immerhin gelungenen) Scherz. Ich empfand das Team aber als Vollkatastrophe, da die einfach nicht zusammenpassten bzw zu gekuenstelt zusammengewuerfelt wirkten. Auch unglaubwuerdig wie fix die McKinnon ihre Sachen weiterenwickelt. Und wenn was sexistisch an dem Film war, dann ja wohl nur Hemsworth, der dann doch zu viel Comic Relief/Satire war. Haette man besser als Art Inspektor Clouseau als Tippse aufbauen sollen, aber so debil war nicht einmal der Martin Closseau. Und das Ende war dann ja totaler Stuss (keine Ahnung ob die Extended jetzt die Moonwalker Szene im Film hat, die Kinofassung war da immerhin sinnvoll gecuttet).
DJ Doena
Soweit ich das online mitbekommen haben, wurden nur die Kommentatoren sexistische Idioten genannt, die ihre Ablehnung des Films auf sexistische Idiotie begründeten.
Und dann kam auf einmal die Masche auf, sich als das Opfer zu präsentieren, wenn man den Film ohne gute Begründung "blöd" fand. Mach das bei irgend einem anderen Film, und Du wirst den gleichen Gegenwind kriegen.
Kritiken wie die vom Wortvogel waren eigentlich nie ein Problem.
Natürlich, nachdem sich anfangs ein paar sexistische Kleinkinder auf den Film eingeschossen hatten, kann es sein, dass unbegründeten Kritiken irrtümlich dieser Gruppe zugerechnet wurden. Ist halt schwer zu sagen, wenn einer nur "film doof, menno" schreibt, ob er nun den Plot nicht gut fand, oder auch zu denen gehört, die keine Frauen in "Männerrollen" wollten.
Darum ist es so wichtig, gerade innerhalb solcher Kontroversen klar zu schreiben (ha! als ob ich das immer schaffte… ^^ )
Als Frau, und als jemand, der den Film hinlänglich unterhaltsam fand, kann ich z.B. an Wortvogels Kritik nichts Schlimmes finden und muss ihn auch nicht Sexisten nennen. Pizzavernichter vermutlich, Katzensklave mit Sicherheit, B(ester)vA wahrscheinlich, aber sexistisch war er noch nie. Er verachtet offenbar alle Ladies, Gentlemen and Variations thereof gleichermaßen, wenn sie schlechte Filme machen…
🙂
@Pascal
Bist Du nicht, s.o.
Und ja, Chris Helmsworth' Rolle wurde albern und dämlich präsentiert, aber das habe ich als ironische Überspitzung als Antwort auf die albernen und dämlichen, aber in dieser Form ernst gemeinten "Sekretärinnenrollen" von Frauen angesehen.
Danke für den Tipp, aber wie kann man die Playhouse presents-Reihe in Deutschland sehen?
für meinen persönlichen eindruck trifft es Fefes Analyse ziemlich gut
http://blog.fefe.de/?ts=a90c5968
@noyse
Man könnte jetzt sagen, dass Du und fefe halt feinfühlig genug seid, um schon beim bloßen Anblick von C.H. als Tippse zu wissen, worauf der Gag hinauslief. Während man es vielen anderen gaaaanz, ganz deutlich zeigen musste. 🙂
Immerhin weißt Du jetzt, wie es einen nervt, wenn wieder mal eine Mopsmaus durchs Bild läuft (nicht wegen unnötiger Überspitzung, sondern weil dieses Klischee einem auch dauernd nackig ins Gesicht springt).
Ich fand seinen Hinweis auf SNL interessant. Wusste ich nicht, und es könnte tatsächlich das Timing oder die Tonalität der Gags erklären. Hm, der letzte Film, der mir "Schenkelklopfer" im Sinne sehr deutlichen Humors präsentierte, war Deathpool, war das da ähnlich?
Haben die in ST:TWOK „ceti-eel“ tatsächlich mit „Ceti-Egel“ übersetzt? Falls ja: Ivar Combrinck?
Zu Bill Murrays Performance – nach den durch Wikileaks veröffentlichten Mails von Sony aus 2013 haben sie überlegt, ihn zu seinem Auftritt durch eine oder mehrere Klagen zu zwingen (weil Murray schlicht keinen Bock hatte, bei dem Film mitzumachen):
https://wikileaks.org/sony/emails/emailid/104704
Was daraus hinter den Kulissen noch wurde ist nicht bekannt, aber wenn ich unter solchen Umständen zu einem Auftritt gezwungen würde – dann wäre absolutes Minimalprogramm auch meine Antwort darauf.
"John Sinclair. Aus Gründen." – neben dem Romanprojekt, ein Sinclair aus deiner Feder?
@ koldir: Nein, das wäre vermessen. Ich sage nicht, dass es mich nicht reizen würde…
@noyse & Earonn:
Wobei der Artikel in Fefes Blog mit Vorsicht zu genießen ist, da der Autor sich nicht die Mühe gemacht hat genauer zu recherieren, bzw. es ihm anscheinend egal ist. Sonst hätte er ziemlich schnell gemerkt, dass das Grundkonzept von SNL seit über 40 Jahren die Live-Austrahlung vor Live-Publikum ist und da defintiv keine Lacher "vom Tape" kommen.
Desweiteren sollte man sich hüten, den Humor der Sendung anhand von ein paar kurzen youtube-clips zu kategorisieren, denn es gehört genauso zum Grundkonzept der Sendung, dass jede Folge vom jeweiligen Gaststar (host) geprägt wird. Und da ist dann natürlich vom albernen, kindischen Holzhammer-Gag bis zu eher subtileren Sketchen alles dabei. Anders ausgedrückt: eine Sendung mit Robert De Niro verläuft komplett anders als eine mit Jonah Hill.
Fefes These, dass der neue Ghostbusters-Film nicht funktioniert, weil so viele aktuelle oder Ex-SNL-Mitglieder mitspielen hinkt auch insofern, weil eine kurze Recherche zum Ur-Ghostbusters von 1984 ergeben hätte, dass der Film damals mit Bill Murray und Dan Aykroyd auch schon zwei Ex-SNL-Mitgliedern an Bord hatte. Ursprünglich war die Produktion sogar mit John Belushi (SNL-Mitglied von 75-79) und Eddie Murphy (SNL-Mitglied von 80-84) konzipiert. Nach dem Tod von John Belushi wurde dessen Rolle mit Bill Murray besetzt und Eddie Murphy wollte lieber Beverly Hills Cop drehen. Nach dessen Absage wurde die Rolle des Winston extrem zusammengekürzt, er wäre sonst schon viel früher im Film aufgetaucht.
Das sind jetzt keine Geheiminformationen, sondern lässt sich alles durch kurzes Überfliegen der jeweiligen wikipedia-Artikel herausfinden, wenn man sich die Mühe macht, bzw. es einem nicht ganz egal ist was man da so in sein Blog schreibt. 😉
Unabhängig davon, darf er den Film natürlich schlecht finden, mir geht nur die Hutschnur hoch, wenn versucht wird die Meinung mit falschen Fakten zu untermauern. 🙂
Gruß
Dharma
@DerGroßeDharma: bei fefe muss man alles mit Vorsicht genießen, das ist "Absicht" (mutmaßlich auch Faulheit….)
http://blog.fefe.de/faq.html
und eigentlich ist es ja nur ein Blog für Verschwörungslinks…. *duck*