27
Aug 2016

Fantasy Filmfest 2016: We go on

Themen: Fantasy Filmf. 16, Film, TV & Presse, Neues |

We go on

we-go-on-poster USA 2016. Regie: Jesse Holland, Andy Mitton. Darsteller: Annette O’Toole, Clark Freeman, John Glover, Giovanna Zacarius, Jay Dunn, Laura Heisler

Offizielle Synopsis: Miles Grissom ist ein einsamer junger Mann mit vielen Phobien. Seine größte Angst ist die Furcht vor einem frühen Tod, so wie er es Nacht für Nacht in immer wiederkehrenden Albträumen erlebt. Deshalb setzt Miles eine Belohnung aus: 30.000$ für denjenigen, der ihm zweifelsfrei nachweisen kann, dass es ein Leben nach dem Tod gibt. Neben zahlreichen Spinnern zieht seine skurrile Anzeige auch einige Leute an, die scheinbar tatsächlich in der Lage sind, den erwünschten Beweis zu erbringen. Gemeinsam mit seiner Mutter macht sich Miles auf die Suche nach der Wahrheit hinter den Behauptungen und muss voller Entsetzen erkennen, dass es da draußen eine andere Welt gibt, die unbemerkt neben der unsrigen existiert. Und diese Welt hält einige schreckliche Überraschungen für ihn bereit.

Kritik: “We go on” ist der Film, den ich nach einem Tag mit “Into the Forest”, “Greasy Strangler” und “Creepy” gebraucht habe. Ein Film, der dem entspricht, was ich am ehesten als “phantastischen Film” bezeichnen würde, als Vertreter des Genres, dessen Fan ich in den 70er Jahren wurde. Ein Film, der sich nicht für besser hält als das Genre, weil er höhere Ansprüche hat – aber auch kein Film, der sich für besser hält als das Genre, weswegen er drittklassigen Trash für völlig ausreichend hält.

Erfreulich, dass “We go on” die etablierten Pfade des Geisterfilm verlässt und eben nicht von einem Haus oder einer Person handelt, die Zentrum des Konflikts sind. Er geht eher “on the road”, verbringt eine sehr launige halbe Stunde damit, die Scharlatane der Geisterjäger-Branche zu entlarven. Und dann, wenn wir gerade entspannt sarkastisch glauben, alles sei nur Humbug, legt er die Daumenschrauben an…

Einen großen Anteil an der Frische haben die Figuren, die ebenfalls komplett gegen den Strich gebürstet sind. Miles ist kein Held, er ist eine von Phobien verkrüppelte arme Sau. Ihm hilft keine Freundin, kein Love Interest, sondern seine starke und selbstbestimmte Mutter, die wie ein Schild zwischen ihm und den paranormalen Schaumschlägern steht.

we go on

Die Einführung der tatsächlichen Geister baut einen ganz neuen Mythos auf, bringt Spielregeln mit, die die Dramaturgie der zweiten Filmhälfte bestimmen – und die unsere Figuren zwingen, sich mit der eigenen Vergangenheit neu auseinander zu setzen. Dabei sind alle Entwicklungen so spannend wie folgerichtig und so manche Erwartung wird clever unterlaufen.

An keiner Stelle übernimmt sich “We go on” – die Spezialeffekte sind auf das begrenzt, was die Story benötigt, die preiswerten LA Locations (Straßen in Gewerbegebieten, Industriebrachen, leerstehende Häuser) haben das Budget geschont, um sich mit Glover und Annette O’Toole zwei Charakterdarsteller leisten zu können, die dem Film Gewicht geben.

Das Ergebnis ist ein perfekter kleiner Geisterfilm mit frischen Ideen und einem sympathisch unkonventionellen Aufbau, dem ich letztlich nur den Hauptdarsteller Clark Freeman vorwerfen kann. Freeman ist seit ein paar Jahren in Hollywood als Nebendarsteller unterwegs, huscht in TV-Serien gerne als “Cop” oder “Park Ranger” durchs Bild. Für den traumatisierten Miles ist er zu attraktiv und durchtrainiert und seine Darstellung von Phobie und Panik wirkt immer wieder kindisch und plakativ. Hier hätte ein ausgezehrter, fokussierter Schauspieler vielleicht mehr rausgeholt.

gruen Fazit: Ein B-Movie im besten Sinne des Wortes, das mit wenig Geld ein interessantes Konzept packend umsetzt und sich an den eigenen Twists bis zum Nachspann auch nicht verstolpert. Ein gelungener Gegenentwurf zu Ekelspektakeln und introvertierten Depri-Dramen.

Philipp meint: Funktioniert prima. Ein interessantes Setup, die Logik des Films wird sauber eingehalten. Klein aber fein.

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Marcus
Marcus
13. September, 2016 09:32

Genau. 8/10.

P.S.: ich wusste natürlich, dass der Hauptdarsteller unmöglich Channing Tatum sein kann. Aber mein übermüdetes Hirn wollte mir das den ganzen Film über einreden, dass er das ist. Also hab ich sogar die Special Edition mit der A-liga-Besetzung gesehen und ihr nicht. 😉