Fantasy Filmfest 2016: My Big Night
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Spanien 2015. Regie: Álex de la Iglesia. Darsteller: Mario Casas, Pepón Nieto, Hugo Silva, Carmen Machi, Santiago Segura, Carlos Areces, Raphael, Jaime Ordóñez, Terele Pávez, Carolina Bang, Enrique Villén
Offizielle Synopsis: Beim Dreh des Silvesterspecials eines spanischen Fernsehsenders geht so ziemlich alles Denkbare schief. Wenn gleich in den ersten Minuten ein Zuschauer von einem Kamerakran erschlagen wird, ist es wohl ratsam, sich besser anzuschnallen. Da ist zum Beispiel der alternde Schlagerstar Raphael, der seinen blutjungen Konkurrenten Adanne am liebsten um die Ecke bringen würde. Der wiederum kann seine Hosen einfach nicht anbehalten und gerät dadurch in das Erpressungskomplott eines Groupies, während Raphaels Sohn Yuri derart unter seinem jähzornigen Vater leidet, dass er seine eigene Verschwörung plant, um den Tyrannen loszuwerden. Und dann gibt es im Studio noch zwei überforderte Moderatoren, die sich gemeinsam mit der Crew so einiges ausdenken müssen, um dieses Monstrum namens Fernsehen unter Kontrolle zu bekommen.
Kritik: Álex de la Iglesia ist – wie Mike Mendez – ein zuverlässiger Lieferant echter Crowdpleaser, zuletzt mit dem hilariösen “Witching & Bitching“. Sein Einfallsreichtum sprengt alle Maßstäbe, seine Fähigkeit, kontrolliertes Chaos auf die Leinwand zu bringen, ist ohnegleichen – und “My big night” das perfekte Beispiel dafür.
Dieser Film sollte nach keinem Maßstab für das Fantasy Filmfest geeignet sein – er besitzt keinerlei phantastische Gimmicks, ist nicht brutal, hat keine traditionellen Actionszenen oder Crime-Elemente. Es geht um nicht mehr und nicht weniger als das “behind the scenes”-Durcheinander bei einer geschmacklos-kitschigen Silvester-Show, die der Logistik wegen schon im Oktober aufgezeichnet wird und bei der die Beteiligten das Studio eine Woche lang nicht verlassen dürfen, weil draußen gewalttätige Demonstranten das Gelände belagern.
In Deutschland würde sich so ein Film um Dieter Thomas Heck und Michelle Hunziker drehen, um Udo Jürgens und Andreas Gabalier.
Was “My big night” so sensationell und für das FFF tauglich macht, ist das atemberaubende Tempo und die gleichzeitige Kontrolle, mit der de la Iglesia alle Handlungsstränge im Griff behält, kombiniert, ergänzt und entwickelt. Die Dutzenden von Figuren bilden einen so hysterischen wie funktionierenden Mikrokosmos aus Liebe und Verrat, Sieg und Niederlage. Selbst für Leben und Tod sind nur Sekunden Zeit, dann müssen die Kameras wieder laufen. Alles auf Anfang!
Dass “My big night” zudem noch brüllend komisch, sexy und medienkritisch ist, verwundert dann auch nicht mehr. Álex de la Iglesia hat auch diesmal keine Mühe, das alles unter einen Hut zu bringen. So einen gibt es nicht in Deutschland, wie FFF-Moderator Matthias korrekt anmerkte. Und gäbe es ihn, würde man ihn nicht solche Filme drehen lassen. Und würde man ihn solche Filme drehen lassen, würde sie niemand anschauen.
Bonuspunkt für Mario Casas, der als strunzdumme und dauergeile Ein Mann Boygroup zeigt, dass er nicht nur harte Action kann.
Fazit: Komödie, Romanze, Krimi, Chaos – mehr Film geht nicht. Wer sich bei “My big night” nicht prächtig unterhält, ist ein japanischer Abteilungsleiter mit einem kleinen Mäusepimmel ( (c) Walter Moers).
Philipp meint: Totales Chaos – der Film. Geniale Verwebung diverser Handlungsfäden, brüllend komisch und spannend zugleich.
Quasi der spanische ROSSINI, nur halt mit hohlen Showbizspacken anstelle der Münchner Bussi-Bussi-Gesellschaft. DER Film des Festivals, und wer das anders sieht… naja, s.o., re: Mäusepimmel. 10/10.