Fantasy Filmfest 2016: Into the Forest
Themen: Fantasy Filmf. 16, Film, TV & Presse, Neues |Into the Forest
Frankreich/Schweden 2016. Regie: Gilles Marchand. Darsteller: Jérémie Elkaïm, Timothé Vom Dorp, Sophie Quinton, Théo Van de Voorde
Offizielle Synopsis: Etwas Schlimmes wird passieren, der kleine Tom kann es spüren. Mehr noch, er kann das Unheil in dämonischer Form manchmal sogar mit seinen eigenen Augen sehen. Die Kinderpsychologin rechnet seine Ängste allerdings der Scheidung der Eltern zu und hat keine Einwände, als Tom mit seinem großen Bruder zum Vater ins weit entfernte Stockholm reist. Daddy hat bereits den perfekten Vater-Söhne-Trip im Sinn: Mit brandneuen Schlafsäcken ausgestattet, starten François und seine Schutzbefohlenen zu einer Hütte tief verborgen in den schwedischen Wäldern. Kein Strom. Kein fließend Wasser. Keine Handyverbindung zur Mutter in Paris. Horror ist besonders grauenerregend, wenn wir ihn durch die vor Schreck geweiteten Augen eines Kindes erleben. Jedes Geräusch, jeder Schatten wird zur überlebensgroßen Bedrohung.
Kritik: Die Inhaltsangabe ist mal wieder Kappes, weil sie den Leser in eine gänzliche falsche Richtung lenkt. Und Verwirrung stiften gehört in meinen Augen nicht zur Aufgabe einer Synopsis. Ich ergänze daher: Das Problem ist Toms Papa selbst, der nachts nicht schläft, die Bilder seiner Ex zerkratzt, verdächtig viele Medikamente schluckt und überzeugt ist, dass sein jüngster Sohn telepathische Kräfte besitzt. Nicht die Familie ist in Gefahr – die Familie IST die Gefahr…
Somit ist “Into the forest” auch weniger Horrorfilm und mehr die Studie des Zerfalls einer Familie. Aus den Augen des kleinen Jungen wird beobachtet, wie der Vater mehr und mehr abdriftet, in schizophrenen Schüben den Kontakt zur Realität und damit seinen Söhnen verliert. Es ist ein schmerzhafter Prozess, denn wir verstehen erheblich früher als Tom und Ben, was passiert.
Seine Spannung bezieht “Into the Forest” primär daraus, dass der Vater seine Söhne parallel zu deren Erkenntnissen immer weiter aus der Zivilisation heraus nimmt. Je mehr sie verstehen, dass etwas schief läuft, desto geringer werden ihre Chancen, sich der Situation zu entziehen.
Gut erzählt, gut gespielt – aber man muss schon ein Faible für langsam erzählte Dramen haben. Die Gorehounds und Phantastik-Fans kommen hier nicht auf ihre Kosten. Den Bereich Mystery bedient der Film auch nur in dem etwas vagen Ende, das sich trefflich diskutieren lässt – wer ist der verunstaltete Mann? Ich habe meine eigene Theorie, möchte aber nichts spoilern.
Fazit: Sehr gemächlich und aus Kindersicht erzähltes Drama über den Bruch im Urvertrauen von Vater und Sohn, über die Distanz, die eine psychische Krankheit innerhalb der Familie schaffen kann. Nicht ansatzweise so dröge, wie es klingt – aber ein Burner ist der Film auch nicht.
Philipp meint: Langsam erzähltes, auf den Kern reduziertes Drama. Kann man so machen.
Kein Poster, kein Trailer – was ist das denn für eine Scheiße? Na ja, wenigstens ein Interview zum Film mit dem Regisseur – auf französisch:
..der klingt interessant..
Sehr hilfreich wie immer, dass Wortvogels Fazit von Philipp nochmal inhaltlich und hier sogar fast wörtlich zusammengefasst wird 🙂
@ Trantor: Da wir uns nicht absprechen, kann das schon passieren.