Fantasy Filmfest 2016: Desierto
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Mexiko/Frankreich 2015. Regie: Jonás Cuarón. Darsteller: Gael García Bernal, Jeffrey Dean Morgan, Alondra Hidalgo, Diego Cataño, Marco Pérez, Oscar Flores
Offizielle Synopsis: Eine Gruppe Mexikaner muss zu Fuß durch die Wüste in Richtung USA stapfen – bei 48 Grad. Ein Jäger beschließt, noch mal rauszufahren. Das Ergebnis: Eine gnadenlose Hetzjagd, die nur Verlierer produziert.
Kritik: Schau an – der Sohn des „Gravity“-Regisseurs gibt sich die Ehre. Und ähnlich wie Papa bevorzugt Jonás Cuarón die reduzierte Dramaturgie im asketischen Umfeld. „Desierto“ schert sich nicht um die Backstory seiner Figuren, um die größeren Zusammenhänge des Themas illegale Einwanderung. Im besten Stil des 70er Jahre Männerkinos sieht er die Wüste im Grenzgebiet als Arena, den Gringo als entseelten „great white hunter“ und die Mexikaner als Haken schlagende Hasen in einem besonders zynischen „most dangerous game“. Wir wissen von Minute 1 an, was passieren wird – und dass es am Ende nur um den „last man standing“ gehen kann. Das dominierende Geräusch des Films wird das Klacken des Gewehrs sein und das Pfeifen der großkalibrigen Projektile.
Gerade die sture Perfektion des Films, seine Konzentration auf das Wesentliche, sein hochkarätiges Handwerk machen eine ausführlichere Kritik fast unmöglich. Dass die Ödnis im amerikanischen Grenzland so gnadenlos wie glühend schön gezeigt wird, dass die Darsteller sich keine Fehler leisten, dass die Action sehr kompakt und schmerzhaft inszeniert ist – keine Überraschung und deshalb eigentlich keine Erwähnung wert.
Natürlich muss man diese Sorte Film mögen – wer für „McQuade – Der Wolf“, „Im Visier des Falken“ und „Duell“ nichts übrig, wird hier auch kein Entertainment finden. Ich selbst bin allerdings ziemlich begeistert, dass Hollywood immer noch ab und an diese fast autistisch fokussierten Filme raushaut.
Es ist dabei eine hübsche Fußnote, dass „Desierto“ eigentlich das perfekte Prequel zu „Kidnap Capital“ darstellt und die beiden Filme (mit der entsprechenden Übernahme eines Darstellers) als Double Feature einen stimmigen Langfilm ergeben würden.
Fazit: Ein harter, kompromissloser, natürlich auch symbolischer Zweikampf zwischen „Amerika“ und „Mexiko“ im lebensfeindlichen Grenzland, der in seiner erzählerischen Reduktion viel Platz für großartige Schauspieler und atemlose Spannung bietet.
Philipp meint: Wunderschöne Bilder, spannend erzählt und dabei sehr reduziert auf das, was für die Dramaturgie relevant ist.
"Vom Sohn vom Regisseur von "Grave Titty"…"
Guter, sehr spannender Thriller, der es schafft, eine Verfolgungsjagd über knapp 90 min nie langweilig werden zu lassen. Allerdings waren mir die Figuren (besonders der Weiße) etwas zu stereotyp.
Eine besondere Erwähnung verdient der Praktikant, der hier die deutschen Untertitel beisteuern durfte und nicht ein einziges Komma an die richtige Stelle gesetzt hat.