Frasier: Legende dreier Jahrzehnte
Themen: Film, TV & Presse |"Frasier" wird auf ewig meine Lieblings-Sitcom sein, knapp gefolgt von "Cybill", "Cheers", "How I met your Mother", "Rude Awakening", "My Family", etc. Es ist eine der wenigen Serien, die ich tatsächlich immer wieder schauen kann. Es gibt keine andere "sophisticated comedy", die einen derart perfekt eingespielten Cast vorweisen kann.
Weil es manchmal angemessen ist, daran zu erinnern – das erste Mal sehen wir Frasier Winslow Crane in einem beiläufigen, aber nicht zufälligen Kameraschwenk in der ersten Folge der dritten Staffel "Cheers" im September 1984:
Darsteller Kelsey Grammer ist 29 Jahre alt und praktisch unbekannt. Die nächsten neun Jahre wird Frasier als regelmäßiger Gaststar in der Bostoner Bar auftauchen, wird heiraten, sich scheiden lassen.
Kurioserweise versucht Grammer in den ersten zwei, drei Folgen, seine Stimmlage etwas abzudunkeln, was echten "Frasier"-Fans augenblicklich auffällt – ebenso wie die Tatsache, dass Frasier allen Ernstes in einer Kneipe eine Weinschorle bestellt. Die Figur war anfangs augenscheinlich noch nicht exakt definiert, der snobistische Anspruch fehlte.
Im Mai 1993 schließt das "Cheers" mit Sam Malones Worten "sorry, we’re closed". Vier Monate später tritt Frasier Crane seinen neuen Job als Radio-Pychologe in Seattle bei KACL an – in "Frasier".
Bis heute halte ich "Cheers" und "Frasier" für die Sitcoms mit den am besten austarierten Figurenkonstellationen, in denen jeder Nebencharakter perfekt modelliert ist und zum Gesamtvergnügen beiträgt. Ob Maulheld Cliff oder Neurotiker Niles, ob Herzensmensch Coach oder Dauer-Single Roz – perfekte Miniaturen.
Es ist nicht nur die außergewöhnlich hohe Qualität der Produktion und der Cast, die mich begeistern – "Frasier" beweist für mich, dass man hoch intelligent und doch total verunsichert sein kann, hoch kultiviert und doch komplett albern. Respekt und Jungenhaftigkeit schließen einander nicht aus, die Freude an der geschliffenen Rhetorik ist sich selbst Belohnung. Das drückt bei mir die genau richtigen Knöpfe.
Niles: Frasier. Where’s the birthday boy?
Daphne: Oh, he’s getting all dolled up for his lady friend.
You should see how excited he is.
Frasier: Not half as excited as he’s going to be when he sees these new
videotapes: twelve cassettes of the history of World War II!
Niles: For those who thought the original was fun but too short!
Ich würde übrigens für Frasiers luxuriöse Hochhauswohnung im Herzen von Seattle töten. Gefällt mir besser als die Southfork Ranch, das Haus der Addams Family oder das Boot von Sonny Crockett:
Weitere 11 Jahre wird "Frasier" laufen, gerade mal ein Dutzend Episoden weniger als "Cheers" haben und Kelsey Grammer zum bestbezahlten TV-Star seiner Generation machen. Fünf mal hintereinander bekommt die Serie den Emmy als „Outstanding Comedy Series“.
Im Mai 2004 läuft die letzte Folge "Frasier" – fast genau 20 Jahre, nachdem die Figur erstmals die Bar in Boston betreten hat. Kelsey Grammers letzter Shot:
Kelsey Grammer ist jetzt 49. Frasier ist auf dem Weg nach Chicago.
Seither hat Kelsey Grammer in immer neuen TV-Serien die Hauptrolle übernommen, von der "Frasier"-Variante "Back to you" über die entsetzlich generische Familien-Sitcom "Hank" bis zur katastrophalen Buddy-Comedy "Partners". Nicht notwendigerweise mehr Erfolg, aber mehr Respekt konnte er sich als Hauptdarsteller in der Dramaserie "Boss" erspielen. Aktuell ist er in "The last Tycoon" zu sehen:
Aber für mich gibt es keinen Kelsey Grammer, keinen Hank, keinen Brady – es gibt nur Frasier Crane. Und wenn es die Zeit erlaubt, werden wir uns noch oft auf einen Double Latte Espresso mit einem Hauch Zimt, aber wenig Schaum und ohne Biscotti im "Café Nervosa" treffen:
Behaltet "Game of Throne", "Sons of Anarchy", "Walking Dead", "Breaking Bad", "Mad Men" und den ganzen anderen neumodischen Serienkult.
Frasier has never left this building…
""Frasier" wird auf ewig meine Lieblings-Sitcom sein, knapp gefolgt von "Cybill", "Cheers", "How I met your Mother…"
Siehst du, und genau deswegen fährst du irgendwann zur Hölle… :/
Da ruf ich einfach mal:
Firefly …
Aber Frasier schau ich auch ab und zu ganz gern manchmal wenn es kommt …
Die Serie kenne ich bisher tatsächlich nur von den Nachtausstrahlungen aus dem TV. Will mir schon lange mal die Komplettbox zulegen und dein Eintrag bestärkt mich gerade darin. Ah, so verlockend…
@ HERDIR: Das ist kaum vergleichbar – "Firefly" war ein Flop, lief gerade mal drei Monate. Man kann die Serie lieben, aber sie hat keine Generation ihres Genres definiert wie "Cheers" und "Frasier".
@ bullion: Es ist tatsächlich ratsam, erst "Cheers" und dann "Frasier" zu schauen. Mit über 500 Episoden hat man dann auch eine Weile zu tun.
@Wortvogel: "Cheers" kenne ich auch nur in Ausschnitten, mochte ich tatsächlich auch. 500 Episoden sind aber ein krasses Gegenargument… 😉
Meine persönliche Sitcom für die einsame Insel wäre "Seinfeld". Da geht’s mir wie Dir mit "Frasier". Kann ich immer mal wieder schauen.
Ich kann mich nicht erinnern, wo ich die Blog-Adresse abgegriffen habe, aber vielleicht kennst du sie ja noch nicht: http://kenlevine.blogspot.de/
Er ist einer der Autoren u.a. von Cheers, Frasier, Mash etc. Sehr interessant manchmal.
@ McDuck: "Sehr interessant manchmal." – mehr als das. Levine ist klasse.
Ich habe zu meiner unvorstellbaren Überraschung Kelsey Grammer in Budapest in einem Restaurant am Nebentisch sitzen sehen – und war mir erst sicher, dass er es ist, als ihn immer wieder amerikanische Touristen einfach ansprachen (war schon gute 15 Meter entfernt).
Es hat eine halbe Stunde gedauert, bis ich den Mut hatte, ihn anzusprechen und ihm zu sagen, wie sehr ich "Frasier" liebe. Und ob wir ein Foto … auf dem ich so unfassbar schockstarr gucke, dass ich es niemandem zeigen kann.
Stellte sich raus, nicht nur er war in Budapest, um ein (wie sich später herausstellte) grottiges Weihnachtsmusical (er als Ebeneezer Scrooge) zu drehen, sondern auch Jason Alexander – aus meiner anderen Lieblingssitcom! Gut, dass der nicht mit am Tisch saß, sonst wäre ich wahrscheinlich auf der Stelle tot umgefallen vor Ehrfurcht und Aufregung.
@ John Lenin: Großartig! Her mit dem Foto – zack zack!
"Es hat eine halbe Stunde gedauert, bis ich den Mut hatte, ihn anzusprechen und ihm zu sagen, wie sehr ich "Frasier" liebe. Und ob wir ein Foto … auf dem ich so unfassbar schockstarr gucke, dass ich es niemandem zeigen kann."
Oh, das kann ich nachfühlen… 🙁
Frasier ist natürlich absolut großartig
Ich bin auch Fan eines Podcasts, bei dem jede Folge von Frasier besprochen wird:
http://www.smodcast.com/channel/talksaladandscrambledeggs
Von Kevin Smith (Clerks, Dogma, Chasing Amy…) und Matt Mira (The Nerdist) – beide schweifen zwar recht häufig vom Thema ab und dann gehts eher ne halbe Stunde um Batman oder Start Trek als um Frasier, aber zumindest für mich imemr unterhaltsam.
Bei manchen der Podcasts kommen dann auch Leute zu Worte die in der Show involviert waren wie Peri Gilpin (Roz) oder dem Produzenten und Regisseur Ken Levine…
Cheers hab ich leider nie komplett gesehn, nur die Sachen die ich in den 90ern ab und zu im Fernsehn gesehn hab.
Und jetzt fehlt leider die Zeit 200+ Episoden nachzuholen…
Mh, "How I met" hat den Legendenstatus durch zu lange Laufzeit und die katastophale neunte Staffel imo komplett verspielt.
@ Rudi Ratlos: Frasier hatte auch spätere, schwache Staffeln – die neunte Staffel von HIMYM macht die anderen acht nicht schlechter.
Wie auch…?