DC Double Feature: “Legends of Tomorrow” & “Batman: Bad Blood”
Themen: Film, TV & Presse, Neues |USA 2016. Darsteller: Victor Garber, Brandon Routh, Arthur Darvill, Caity Lotz, Franz Drameh, Ciara Renée, Falk Hentschel, Amy Pemberton, Dominic Purcell, Wentworth Miller u.a.
Story: Im 22. Jahrhundert steht die Menschheit vor dem Untergang – geknechtet und vernichtet vom unsterblichen Vandal Savage. Der Zeitreisende Rip Hunter kehrt in das Jahr 2016 zurück, um ein Team von Superhelden und Bösewichten zu rekrutieren: Firestorm, Atom, White Canary, Hawkgirl, Hawkman, Heatwave und Captain Cold. Sie sollen an kritischen Stellen der Menschheitsgeschichte eingreifen, um am Ende die Vorherrschaft von Vandal Savage zu brechen. Zu dumm nur, dass die “Legends of Tomorrow” sich selbst nicht grün sind und Rip Hunter ihnen ein paar wichtige Details unterschlagen hat. Ihre erste Mission führt sie in das Jahr 1975…
Kritik: Wie ihr wisst, bin ich mit den DC-Serien nie warm geworden, angefangen bei “Smallville” über “Arrow” bis “Flash“, “Constantine“, “Gotham” und “Supergirl“. “Legends of Tomorrow” ist der offensichtliche Versuch, neben den “Avengers”, den “X-Men” und der “Justice League”, die sich auf der großen Leinwand balgen dürfen, auch ein Teamup für die Mattscheibe zu etablieren.
Nun ist es leider so, dass gerade Superhelden-Teams vom Spektakel leben, vom Remmidemmi. Und so wie schon “Mutant X” und “Agents of SHIELD” große Probleme hatten, jede Woche sämtliche Figuren adäquat zu beschäftigen und dabei im Budget zu bleiben, ist auch bei “Legends of Tomorrow” die Summe geringer als die einzelnen Teile: Selbst in der Pilotfolge wird, trotz des betriebenen Aufwands, letztlich nur Heldenkost light geboten. Captain Cold und Heatwave sind tumbe Haudraufs, deren Fähigkeiten nicht zum Einsatz kommen, White Canary wird primär in eine Kneipenschlägerei verwickelt, Firestorm hat mehr Charakter in seinen beiden Zivilcharakteren – und die bemerkenswerten Schrumpfkräfte von Atom werden lediglich einmal in einem von der Handlung unabhängigen Prolog gezeigt.
Klar will man zu Anfang zuerst einmal die Figuren und die Grundlagen des Plots etablieren, bevor man sich den Details der Fähigkeiten widmet – aber es ist auch die Aufgabe eines guten Skripts, das unter einen Hut zu bekommen. Und wie schon die anderen DC-Serien ist “Legends of Tomorrow” leider deutlich besser darin, gelackt auszusehen, als mit Inhalt zu punkten. Da helfen auch die üblich flachen Dialoge und die teilweise sehr willkürlich herbei geredeten Konflikte nicht.
Es fällt außerdem auf, dass man sich in der Tonalität und dem Umgang mit der exotischen SciFi-Technik sehr von “Doctor Who” hat… nennen wir es mal inspirieren lassen. Arthur Darvill war ja tatsächlich ein paar Jahre Companion des Doctors, der Waverider ist eine Tardis “by any other name”, die Time Master sind die Time Lords, der ganze Humor, die Kleidung, das Trauma – mag das Konstrukt auch originär aus den DC-Comics sein, ist es doch stilistisch und atmosphärisch arg nah an Whoverse (Whoniverse?). Wobei das gar nicht mal schlecht ist – eine gewisse Lässigkeit tut dem DC-Pack, das sich sonst notorisch ernst nimmt, ganz gut.
Wer seine Superhelden-Action locker und rasant mag und sich um innere Logik nicht nennenswert schert, der wird sich bei “Legends of Tomorrow” sicher nicht schlecht unterhalten. Ich selbst werde der Serie länger eine Chance geben als “Supergirl” oder “Flash”. Aber den großen Wurf hat DC wieder nicht geschafft. Man muss allerdings anerkennen, dass sie eine profitable Nische geschaffen haben – im traditionell schwierigen Network-Umfeld. Vermutlich vernünftiger, als sich auf Netflix mit Daredevil, Jessica Jones & Co. anzulegen…
https://www.youtube.com/watch?v=RpyzTpUEOZo
Fazit: “Doctor Who und die Junior Justice League” – sehr aufwändig produziert, aber inhaltlich, darstellerisch und in den Dialogen auf dem gleichen Mittelmaß wie die anderen DC-Serien. So, wie “Smallville” nur immer eine Magermilch-Variante des Superman-Mythos präsentierte, ist “Legends of Tomorrow” bisher nur ein halbgarer Abklatsch des “Avengers”-Konzepts.
USA 2016. Regie: Jay Oliva. Sprecher: Jason O’Mara, Yvonne Strahovski, Stuart Allan, Sean Maher, Morena Baccarin u.a.
Story: Nach einer Konfrontation mit einem neuen, fast unüberwindlich starken Gegner ist Batman verschwunden. Um in Gotham kein Chaos aufkommen zu lassen, übernimmt Dick Grayson die Rolle des Dark Knight zeitweise. Auch Damian Wayne kehrt in die Stadt seines Vaters zurück. Beim Versuch, Batman aufzuspüren, bekommt das Duo unerwartete Hilfe von einer neuen Batwoman und einem fliegenden Waffenarsenal, das sich Batwing nennt.
Kritik: Tscha, da kann man gar nicht so viel drüber schreiben. Jay Oliva ist mittlerweile so etwas wie der Stamm-Regisseur des DC Animated Universe, er hat das Handling der Figuren ebenso drauf wie die Choreographie der Actionszenen. Das Voice Acting ist diesmal wieder aus der soliden B-Liga, da gibt es auch nichts zu kritteln. Letztlich stehen und fallen diese eigentlich immer solide 70-75 Minuten langen Scheibenreleases mit den Skripts – bzw. oftmals mit den Comic-Vorlagen.
“Bad Blood” ist dabei eine originale wie originelle Story, die Elemente aus vorherigen Filmen aufgreift, insbesondere die weiterhin schwierige Beziehung von Bruce Wayne und seinem Sohn Damian, der wenigstens nicht ganz so nervt wie eigentlich alle anderen Robins nach Dick Grayson.
Inhaltlich wird weniger auf Drama gesetzt, dafür auf schnittige Team-Action im Avengers-Stil, was durchaus passt: Batwing als Iron Man, Nightwing als Captain America, Batwoman als Black Widow, etc. Die Entfernung von Batman als zentralem Charakter zwingt die Figuren, die Beziehungen untereinander genauer zu definieren, was den Großteil der Dialogszenen tatsächlich trägt.
“Bad Blood” erzählt keine der ganz großen DC-Geschichten, leistet für den Batman-Mythos eher Fleißarbeit als Spektakel. Da die Frage, ob Batman tot ist (als ob!), schon nach der Hälfte eher beiläufig aufgelöst und der Haupt-Antagonist etwas arg nonchalant entsorgt wird, läuft der Dritte Akt ein wenig auf Standgas – es passiert viel, aber es kommt nichts mehr wirklich voran.
Trotzdem unterhält man sich anständig, hübsche Momente sind wie Schokostreusel über die Laufzeit gesprengselt und allein für die Erfindung der “Nunjas” gebührt den Machern Respekt gezollt. They are ninja nuns!
Fazit: Ein Standalone-Trickfilm in gewohnter Jay Oliva-Qualität mit durchaus spannender Story und solidem Interplay der Charaktere, bei dem nur das zentrale Mystery ein wenig zu schwach aufgelöst wird.
Schade, dass du dem DC TV Universum keine große Chance gibst. Ja, natürlich ist das ganze nicht großes Kino, sondern eben nur TV, aber wenn man den Gesamtplot der Staffeln verfolgt, ist das doch schon sehr gute Unterhaltung was da The CW leistet. Grade Flash hat richtig reingehauen mit seiner ersten Staffel und die Burrows Zwillinge (Heatwave und Captain Cold) waren meine heimlichen Lieblinge der ersten Staffel. Und bei Arrow hat Brandon Routh vollzügliche Superhelden-Rehab begangen, schade, dass er da noch nicht als Atom auftauchen durfte.
Ich gucke jedenfalls zuversichtlich in die Zukunft und freu mich besonders auf Staffel 2 von Flash, weil die wohl das Multiverse einführen. Ich mag die Leichtigkeit der Serien.
@Batman Bad Blood: Ach, ist Damian jetzt ganz offiziel (wohl so ein New 52 Ding)? Finds bisschen schade, hab doch die alte Zeitlinie besser gefunden mit Terry als heimlichen Sohn von Bruce. Hatte damals die Liga der Gerechten Trickserie (und das alte DC Zeichentrickuniversum) schön beendet.
@ warrior: Routh ist im Piloten von “Legends of Tomorrow” mal wieder erschütternd blass. Und die Leichtigkeit der DC-Serien ist für mich Substanzlosigkeit. Aber das ist sicher Geschmackssache.
Ich kann mit den DC-Comics an sich gar nichts anfangen, muss aber sagen, dass ich die Flash Serie tatsächlich sehr gut finde. Fängt zwar mit dem Bösewicht der Woche an, wird später aber richtig interessant und gar nicht substanzlos.
Generell – kann man eine Serie eigentlich anhand einer Pilotfolge beurteilen? Die sind ja oft wirklich ganz spezielle Folgen, wo eben oft in meinen Augen die Hauptaufgabe darin liegt, den Fernsehsender zu überzeugen, die Serie zu nehmen.
Da gibt’s dann einerseits wirklich miese Folgen, wo einfach alles reingestopft wird und krampfhaft ein Riesenspektakel versucht wird zu produzieren. Ganz persönliches Beispiel: Black Sails. Da war der Pilot, wo mehr passiert ist als beinahe in der kompletten restlichen Staffel, wirklich schlecht und wenn ich bin sehr froh, der Serie noch eine zweite Chance gegeben zu haben. Und dann gibt’s andererseits wirklich gute Folgen, wo dann aber die restliche Staffel dagegen abfällt.
Was “Legends of Tomorrow” betrifft: Die Pilotfolge steht offensichtlich unter dem Zeichen “Legends of Tomorrow Assemble”. Da war dann doch wieder ein wenig Zeit dafür. Ob nicht eine Doppelfolge besser gewesen wäre. Was mir z.B. ein wenig fehlt: Warum nimmt sich Rip Hunter nicht ein “All-Star-Team” sondern genau diese Leute. Bei Hawkman und Hawkgirl liegt’s wohl auf der Hand, aber der Rest?
Aber gut, der Rest der Staffel hat die Chance, dieses Manko zu beheben…
“Warum nimmt sich Rip Hunter nicht ein “All-Star-Team” sondern genau diese Leute. Bei Hawkman und Hawkgirl liegt’s wohl auf der Hand, aber der Rest?”
Erklärt er doch in der Episode am Ende – weil sie eben keinen bleibenden Eindruck für die Zukunft hinterlassen haben, weshalb er sie mitnehmen kann ohne seiner Zeitlinie zu schaden
Hmmm, das dürfte ich entweder verpaßt oder verdrängt haben. Was ich aber konkret meinte: Es wird nicht gezeigt, warum genau die Fähigkeiten der einzelnen Teammitglieder gefragt sind.
Üblicherweise ist es ja beim Zusammensetzen eines Teams (klassisches Beispiel ist ja z.B. “Sieben Samurai”) so, daß die einzelnen Teammitglieder aus bestimmten Gründen geholt werden und im Prinzip jeder eine spezielle Rolle im Team einnimmt.
Wie hier über die DC-Serien abgeledert wird ist einfach nur ignorant!
Bestes Beispiel Supergirl: Ja, die ersten 2-3 Folgen waren eher meh – aber mittlerweile haben die Autoren und Schauspieler ihren Stil gefunden und die Serie ist ganz fantastisch geworden. Besonders Kara hat sich hervorragend entwickelt, sämtliche Charaktere haben Tiefe bekommen (zuletzt Martian Manhunter), Superman selbst wird, wenn überhaupt, nur noch am Rande erwähnt und man baut sein eigenes Serienuniversum aus!
Wenn man sich ein adäquates Urteil über “Supergirl” machen möchte, dann doch mit den Folgen:
1×07: Human For a Day
1×08: Hostile Takeover
Spätestens hier merkt man die wunderbare Eigenständigkeit von “Supergirl” und das diese Serie alles andere ist als der Rückfall in 90er Jahre Girly-Kultur darstellt!
Genauso sieht es bei den letzten Staffeln des Arrowverse aus mit Arrow und Flash, wo es vergleichsweise wenige Soap-Anteile gibt und die Comicvorlagen mehr im Vordergrund gestellt werden.
Aber das kann man natürlich nicht nachvollziehen, wenn man anhand von PILOTEN meint sich ein “Urteil” zu bilden…
@ Axel: Durchatmen, runterkommen, Nase putzen. Ich habe von allen DC-Serien viele weitere Folgen geschaut und meine Meinung hat sich nicht geändert. Und nu?
Habe jetzt auch Legends of Tomorrow durchgeschaut, und anders als die anderen DCTV Serien ist das ne echte Gurke. Ich mag die Helden ja (bis auf die Damen), aber die Geschichte ist einfach nur blöd. Die einzig gute Erweiterung war die Charakterfolge von Captain Cold, der Rest war nur mau. Und was ich noch schlimmer finde ist, dass die Serie nichtmal richtig in den Kanon mit den anderen Serien passen will. Hier gibts also die Time-Master, die die Zeitlinie kontrollieren, aber in Flash reist Flash alle paar Folgen durch die Zeit und keiner schaut vorbei? Stattdessen gibts Zeitgeister, die sich aber wiederum nicht um die Einmischungen der Legends scheren? Ach komm… das geht doch besser!
Es ist auch blöd Vandal Savage Ursprung zu verändern. Die Origin als erster bewusster Höhlenmensch ist doch viel spannender anstatt der hier genommenen Origin als eifersüchtiger Nachsteller von Hawkgirl.