FFF 2015: The Hallow
Themen: Fantasy Filmf. 15, Film, TV & Presse, Neues |The Hallow
REGIE
Corin Hardy
DARSTELLER
Joseph Mawle, Bojana Novakovic, Michael McElhatton, Steven Cromwell u.a.
Offizielle Synopsis: Im Rahmen eines Forschungsauftrags verschlägt es den Umweltexperten Adam mitsamt seiner Frau Clare und Baby Finn aus dem modernen London ins tiefste irische Hinterland. Schnell ist dort das mitten im Wald gelegene Häuschen bezogen und während Adam mit seiner Arbeit beginnt, richtet Clare den neuen Familiensitz gemütlich her. Die scheinbare Idylle entpuppt sich jedoch schon bald als trügerisch: Ein finsterer Nachbar warnt vor rachsüchtigen Waldgeistern, aus dem Kinderzimmer dringen unerklärliche Geräusche und in der Nähe einer Ruine entdeckt Adam einen Hirschkadaver, der von einem merkwürdigen Pilz befallen scheint. Als die Familie endlich anfängt, die Warnungen ernst zu nehmen, ist es zur Flucht aber bereits zu spät. In der undurchdringlichen Finsternis des Waldes lauert ein Schrecken, der immer dichter an das Haus heranrückt. Für Adam und Clare beginnt ein verzweifelter Kampf um ihr eigenes Leben und das ihres kleinen Sohnes.
Kritik: "The Hallow" scheint zuerst als "softer Grusler" anzutreten, der den Konflikt der kalten Zivilisation mit den verdrängten Waldgeistern thematisieren will. Sozialkritik und Creature-Kitsch, wie man ihn seit den 70ern schon oft gesehen hat. Aber weil Regisseur und Autor Hardy klar ist, dass das heute nicht mehr reicht, zieht er die dramaturgischen Daumenschrauben recht schnell an, setzt auf Schock- und Ekeleffekte, noch bevor die Hälfte der Laufzeit rum ist. Außerdem dreht er den Konflikt von außen nach innen: Adam wird sich und seiner Familie zum größten Feind, zum Wanderer zwischen den Welten. Am Ende geht es darum, welche sozialen Bande die stärksten sind, welche sozialen Sphären Hausrecht besitzen.
Trotz des modernen Splatters und der "high intensity suspense" bewahrt "The Hallow" dabei durchaus die Tugenden klassischen Horrorkinos: Nicht das Monster sorgt für Spannung, sondern die Erwartung. Die größte Angst hast du vor dir selbst. Erwachsene sind bessere Protagonisten als Teenager, weil ihre Persönlichkeiten und Beziehungen tiefer geprägt sind.
Auch wenn alle Darsteller solide und authentisch sind, ist "The Hallow" doch eindeutig Joseph Mawles Spielwiese – sein Adam ist ein gefestigter, aber doch zweifelnder Charakter, der für seine Familie jene archaische Männerrolle übernimmt, die so viele "wir gegen die"-Plots trägt, und der daran zerbricht, dass sein Beschützerinstinkt sich letztlich gegen ihn wendet. Man kann nach "Kill your friends" und "The Hallow" durchaus schon festhalten, dass Mawles einer der ganz großen aktuellen Charakterdarsteller ist.
Technisch spielt "The Hallow" trotz des sichtlich begrenzten Budgets auf sehr hohem Niveau, ist atmosphärisch dicht und durchtränkt von einer märchenhaften "In einem dunklen Wald"-Stimmung, die jeden Schritt aus der Haustür zu einem Ausflug in eine fremde Welt macht. Der Film lässt keinen Zweifel daran, dass dieser Landstrich mehr ist als eine Ansammlung von Bäumen, die man fällen kann – oder eben nicht.
Vor allem aber sind es die bizarren Kreaturen, die "The Hallow" voran treiben. Schrecklich, aber seltsam unbeholfen, alles durchdringend, aber seltsam vage, bilden sie eine Gemeinschaft, die Hardy zeigt, ohne sie zu erklären. Sie sind Zigeuner, letzte Überlebende eines einst stolzen Volkes. Oder Aliens. Oder Monsterwerdung des Waldgeistes selbst.
Fazit: Schauermär und Öko-Terror, ein bisschen "Evil Dead" und ein bisschen Clive Barker – Erwachsenenhorror, nicht fehlerfrei, aber erfreulich unironisch erzählt und mit sichtlicher Freude am Schrecken. 7 von 10.
Nach dem Facebook-Kommentar hätte ich jetzt eigentlich einen Verriss erwartet – bin aber froh, dass es doch keiner geworden ist, weil auf "The Hallow" habe ich nun schon länger einen freudig-erwartenden Blick geworfen. Schön, ihn ein weiteres Mal bestätigt zu bekommen :-).
..ich hoffe, ich kriegs mit, wenn der auf DVD kommt
Klingt für mich stark nach "Long Weekend". Kommt das hin?
@ G: Mit weniger Sozialkritik, aber dafür mit mehr del Toro.
@Wortvogel: Klingt gut, der kommt auf meine Liste.
Bizarre Kreaturen, die noch dazu gezeigt werden? In einem Film, der auch ansonsten gut ist? Da bin ich dabei! 😀
Hardy hat offensichtlich viel John Carpenter gechannelt – vor allem "The thing" – und der Film ist nicht die Spur originell, aber mir hat er aufgrund der durchweg creepy Atmosphäre gefallen. Marcus war da ungnädiger und wird ihn vermutlich noch ausführlicher in der Luft zerreissen. Von mir bekommt er 7/10