FFF 2015: Tale of Tales
Themen: Fantasy Filmf. 15, Film, TV & Presse, Neues |Tale of Tales
Italien/Frankreich/GB 2015
REGIE
Matteo Garrone
DARSTELLER
Salma Hayek, Vincent Cassel, Toby Jones, John C. Reilly, Massimo Ceccherini, Alba Rohrwacher, Shirley Henderson
Offizielle Synopsis: Eine kaltherzige Königin muss das Herz eines Seeungeheuers verspeisen, um sich den Wunsch nach einem Sohn zu erfüllen. Einem König ist ein riesiger Floh wichtiger als seine Tochter, die er unbedacht versteigert. Ein liebestoller Monarch ist vernarrt in eine vermeintlich Schöne, ahnt aber nicht, dass sie und ihre Schwester alte Vetteln sind – das alles erzählt das Märchen der Märchen.
Kritik: Uiii, der Trailer sieht gut aus. Spektakuläre Bauten, Seemonster, nackte Waldnymphen – fast so eine Art „Game of Thrones: The Movie“. Auf einem Festival, das an teuren Großproduktionen nicht reich ist, freut man sich über so eine Abwechslung. Zumal „Tale of tales“ mit seinen theatralisch vorgetragenen Dialogen schwer nach Kultur klingt.
Allerdings geht es hier mehr um Kulturförderung als Kultur. Studiert man den Vor- und den Nachspann, stellt man fest, dass „Tale of tales“ so ziemlich jeden Fördertopf der EU und der Regionen angezapft hat, um Anspruchskino nach literarischem Muster auf die große Leinwand zu bringen. Und es ist dieser Anspruch, der den Film dann auch versenkt. Geräuschlos. Und langsam.
Ja, mag sein, dass die drei Legenden von drei Königen, die uns hier präsentiert werden, literaturhistorische Großtaten darstellen. Aber für sich genommen sind sie gerade mal unaugegorene Märchen mit fragwürdigen moralischen Konflikten und bizarren Verzweigungen, die isoliert voneinander erzählt werden, sich nicht befruchten und am Ende auch nicht aufgehen. Die Figuren handeln nicht plausibel, ihre Taten ziehen keine nachvollziehbaren Folgen nach sich, zum Nachspann müht man sich zu einem Ende, aber nicht zu einem Abschluss.
Für dieses opulente Theater-Kino wird ganz schön aufgefahren: Eine Riege gestandener Charakterschauspieler rezitiert gestelzte Texte, die sie offensichtlich selber nicht verstanden haben, schreiten erhaben in prächtigen Kostümen, die jede andere Bewegungsart verhindern. Die Kameraarbeit ist träge und nüchtern, was aber nicht auffällt, weil die Drehorte (u.a. Apulien) so frisch und spektakulär sind. Es ist die visuelle Ebene, auf de „Tale of tales“ punktet: Man kann die Szenerie förmlich saufen. Jodorowsky und Gilliam standen hier stolz Pate.
Aber es bleibt Theater, zu hochmütig, um dem Mob vulgäres Entertainment zu gönnen. Der Zuschauer soll froh sein, dass man ihn mit wahrer Kunst beschenkt. Wer’s nicht mag, hat’s nicht verstanden. Tja, nicht mit mir.
Fazit: Opulentes Triple parallel erzählter Märchenvignetten mit phantastischen Locations, Kostümen und Darstellern, das an einer erheblich zu trockenen Dramaturgie und mangelnden Erzählbögen hapert. Gerade noch 6 von 10.
Ich habe den düsteren Verdacht, dass das allzu oft die Masche ist. In der Musik jedenfalls.