FFF 2015: Cop Car
Themen: Fantasy Filmf. 15, Film, TV & Presse, Neues |Cop Car
REGIE
Jon Watts
DARSTELLER
Kevin Bacon, Shea Whigham, Camryn Manheim, James Freedson-Jackson, Hays Wellford, Kathleen Bentley
Offizielle Synopsis: Harrison und Travis sind erst zehn Jahre alt, frisch von Zuhause ausgerissen und die Welt um sie herum ist ein einziger großer Spielplatz. In der gottverlassenen Weite von Colorado genießen die Jungs ihre neugewonnene Freiheit, bis sie plötzlich auf ein Polizeiauto mitten im Nirgendwo stoßen. Die Türen sind offen, der Schlüssel steckt, der Waffengurt liegt auf dem Rücksitz – was liegt für zwei naseweise Kinder da näher, als das Ganze als Einladung zu einer spaßigen Spritztour zu verstehen? Kurze Zeit später fegen die beiden mit halsbrecherischer Geschwindigkeit den Highway entlang! Aber sie haben die Rechnung ohne Cop Kevin Bacon gemacht. Der ursprüngliche Besitzer des Wagens hat nämlich mehr als nur die sprichwörtliche Leiche im Kofferraum und fordert äußerst nachdrücklich sein Eigentum zurück. Harrison und Travis befinden sich plötzlich mitten im Kreuzfeuer einer blutigen Verfolgungsjagd. Also aufs Gas! Entlang der unendlich einsamen Straße stoßen sie dabei auf ein paar Gestalten, mit denen wirklich nicht gut Kirschen essen ist …
Kritik: Der “kleine” Roadmovie-Thriller, der irgendwo in der amerikanischen Ödnis spielt und eskalierende Katz & Maus-Spielchen mit Blech & Blei bietet, ist eine weitere Tradition des FFF. Fast jedes Jahr wird mindestens eine Version gespielt, und ich bin immer dabei. Diesmal ist mit Kevin Bacon auch wieder ein “Festival-Veteran” dabei, der hier in 20 Jahren schon knapp ein halbes Dutzend Filme am Start hatte.
Die Prämisse von “Cop Car” ist reines Klischee: Ein junges Paar stolpert unbeabsichtigt in die dreckigen Geschäfte eines korrupten Cops, nimmt dabei etwas mit, das für alle Seiten hohen Wert besitzt – und findet sich zwischen allen Fronten wieder. Zieht man das ordentlich durch, reicht es auch für kurzweilige 86 Minuten B-Thrill.
Aber “Cop Car” setzt von Anfang an auf einen Twist, wie ihr schon in der Inhaltsangabe lesen konntet – das “junge Paar” besteht aus zwei 10jährigen Steppkes, die völlig mit der Situation überfordert sind, kaum zur Gegenwehr fähig, und der Hinterlistigkeit der Erwachsenen relativ hilflos ausgeliefert. Ihr Blickwinkel ist es, der das Konzept frisch macht und ihm neue Facetten abgewinnt.
Ebenso erfreulich: Die Charaktere sind plausibel gezeichnet. Weder sind die Jungs präpotente Klugscheißer, die weit über ihr Alter hinaus planen und handeln, noch sind die Erwachsenen hysterische Vollidioten, die den Kindern blindlings ins Messer laufen. Der korrupte Sheriff ist sogar sehr smart, wenn es darum geht, von sich abzulenken und die eigenen Leute aus der Sache heraus zu halten – am Ende scheitert er primär am Druck der Situation, nicht an sich selbst.
Aber leider: So schön diese Idee auch sein mag, so panoramisch trostlos die Kameraarbeit, so überzeugend die Performances, so slick die Regie – “Cop Car” überhebt sich an seinem Konzept, weil der erwünschte Realismus bedingt, dass die Kids den Erwachsenen heillos unterlegen sind. Und deshalb wird die erste echte Konfrontation bis ans Ende des zweiten Akts hinaus gezögert. Fast eine Stunde lang laufen die beiden Handlungsstränge (der Cop auf der Suche nach dem Auto, die Jungs auf Spritztour) parallel, ohne sich je zu kreuzen.
Weil die tatsächliche Konfrontation Sheriff/Kids angesichts der ungerecht verteilten Möglichkeiten sehr kurz wäre, muss Regisseur Watts dann auch noch zwei weitere Figuren in die Narrative schubsen, die für Action sorgen und die längst überfällige Konfrontation bis kurz vor den Nachspann verschieben.
So wird der Zuschauer das Gefühl nicht los, dass hier zwar mit einer passablen Grundidee gearbeitet wurde, diese sich aber der traditionellen Thriller-Dramaturgie nicht beugen wollte. Da klatscht man eher für den Anspruch als für das Ergebnis.
Fazit: Ein durch die Wahl der Protagonisten clever die üblichen Klischees umschiffender Roadmovie-Thriller, der jedoch zu lange braucht, um die Figuren aufeinander treffen zu lassen und selbst bei 86 Minuten Laufzeit in der ersten Hälfte überdehnt wirkt. 6/10.
Der war leider wirklich nicht gut, da hatte ich mir mehr von erhofft. Sehr zähe Angelegenheit mit wenig Handlung. 5/10