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Jun 2015

Micro-Reviews (2): B-Kino der 80er

Themen: Film, TV & Presse, Neues |

Heute bespreche ich mal völlig willkürlich und sehr knapp ein paar Filme aus der Zeit, als Kino noch Taschengeld und Eiskonfekt war, Straßenbahn und Nachmittagsvorstellung. Was damals so alles in die großen Säle des Rex kam, in die kleineren des Residenz-Centers, ins Savoy…

Grundbedingung für diese Liste: Alle Filme habe ich mir damals tatsächlich beim Erst-Release auf der großen Leinwand gegönnt. Nicht später auf Video, nicht in den letzten Jahren auf YouTube. Meine Erinnerungen sind damit absolut unverfälscht und authentisch.

Timerider – Mit der Cross-Maschine auf Zeitreise

Ein launiger Action/Western/SF-Hybrid, der mich mit Fred Ward bekannt machte und dessen depperte Grundidee (ein Motocross-Fahrer landet durch ein Zeitexperiment im Wilden Westen) vom Skript voll erkannt und ausgeschlachtet wird. Ein Film, über den niemals Magisterarbeiten geschrieben werden und der bei Retrospektiven der 80er konsequent ausgelassen wird. Trotzdem big fun.

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Mutant – Das Grauen im All

Klar fanden wir “Planet des Schreckens” damals cooler, weil der mehr so Konzept-SF mit viel Mystery war. Aber “Mutant” hatte die besseren Boobies – für einen 15jährigen der Vor-Internet-Ära ein unschlagbares Argument. Außerdem ist “Mutant” für mich bis heute der beste “Alien”-Ripoff. Viele dunkle Gänge, viele blutige Tode, viele eklige Tentakel: So sah damals gutes Kino aus.

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Hercules

Die Aushangfotos sahen toll aus, Ferrigno hatte den perfekten Look für die Rolle und “Conan” hatte ich wegen der Altersfreigabe ja sowieso ausfallen lassen müssen. Leider entpuppte sich Cozzis “Hercules” als Mogelpackung, die versprochenen Heldentaten des Plakates kamen im Film nicht vor und generell herrschte eine Atmosphäre der allgemeinen Inkompetenz, die auch das Dekolleté von Sybil Danning nicht wettmachen konnte:

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Octagon

Noch vor “Enter the Ninja” der erste amerikanische Ninja-Film – und meine erste Begegnung mit Chuck Norris. Für damalige B-Verhältnisse knackige Action, coole Stunts, Martial Arts – und was soll ich sagen? Boobies! Alles in allem einer meiner Lieblings-Norris-Filme neben “Cusack” und “McQuade” – sollte ich mir digital remastered noch mal geben:

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Near Dark – Die Nacht hat ihren Preis

Ein Neo-Noir-Vampirfilm, beeinflusst von MTV und der Werbefilmästhetik der 80er. Was ich damals nicht verstanden habe: Auch ein Film über den Drang nach Zugehörigkeit, die Suche nach der Familie außerhalb der Familie. Exzellente Dialoge lassen “Near Dark” auch heute noch frisch wirken und ich halte ihn für unfair der Vergessenheit anheim gefallen.

https://www.youtube.com/watch?v=mWdoTQpOwBk

Krull

Wurde als “next big thing” der Fantasy angekündigt, verstolperte sich an diesem Anspruch wie schon “Willow”. Vieles wirkt heute unausgegoren und peinlich, von den “pew pew”-Effekten über die blassen Charaktere bis zur extrem generischen Story. Aber ich mochte den Film damals – weil Ken Marshall einen eher untypischen Heldenlook pflegte und das Fünfklingenschwert (so absurd es konzeptionell auch sein mochte) eine geile Waffe war. Mit 15 kann man viel verzeihen.

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Firefox

Streng genommen kein B-Movie, aber dem Cannon-Spirit absolut verpflichtet. Clint Eastwood ist wahrlich kein Genre-Schauspieler und hat sich von Spezialeffekten immer nach Möglichkeit fern gehalten. Trotzdem passt es in die Zeit, dass er mit “Firefox” einen hochoktanen Kalter Krieg/Actionthriller ablieferte, dessen Flugverfolgungsjagden nicht ohne Grund an “Star Wars” erinnerten. War damals ziemlich knackig – heute ist das präsentierte Weltbild extrem veraltet und es dauert halt doch sehr lange, bis man zur Action im letzten Drittel kommt.

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Starfight

Oberflächlich ein typisches Teenager-Abenteuer aus der Spielberg/Dante/Zemeckis-Ecke, seinerzeit vom “Lexikon des SF-Films” als empörende Lobpreisung von Videospielen verdammt, mit einem guten Gespür für die Sensibilitäten der 80er inszeniert. Sein Vermächtnis ist allerdings die Vorreiterrolle als erster Kinofilm, der bei den Weltraumschlachten komplett auf CGI setzte. Das war damals Neuland, sicher nicht perfekt – aber irgendwie saucool.

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Sprengkommando Atlantik

Roger Moore als schrulliger Anti-Bond gegen ein paar Terroristen, die eine Ölplattform gekapert haben. Genau genommen von 1979, kam bei uns aber erst 1980 ins Kino. In Regie, Story und Besetzung mehr ein Kind des 70er-Kriegsfilms à la “Die Wildgänse/Seewölfe kommen” und “Flucht nach Athena” sowie der vormals trendigen Katastrophenfilme, als der 007-Reihe. Teilweise hochgradig zynisch und frauenfeindlich, aber auch sympathisch englisch in seiner Arroganz.

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Moontrap – Gefangen in Raum und Zeit

Bruce Campbell war cool, Walter Koenig war Star Trek, Monsterroboter auf dem Mond: all systems go! Leider entpuppte sich “Moontrap” schnell als lieblos herunter geschludertes, inhaltlich inakzeptables C-Filmchen, bei dem man auf dem Mond im Hintergrund die Studiovorhänge sehen konnte und das zum Lachen gewesen wäre, wenn man nicht vollends damit beschäftigt gewesen wäre, fassungslos zu sein. Vielleicht wäre ich gnädiger gewesen, wenn der Film am Anfang und nicht am Ende meiner Geek–Jugend herausgekommen wäre:

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P.S.: Bonusinfo: Der deutsche Wikipedia-Eintrag versucht den Film deutlich wertiger erscheinen zu lassen, als er ist, und versteigt sich sogar in die Behauptung (natürlich ohne Beleg), der erheblich aufwändigere “Apollo 18” wäre davon inspiriert worden. Kein Wunder: Autor dieser Passagen ist Ekmar, der erkenntnisresistente Steigbügelhalter von Bernd P. Kammermeier, der ja dereinst die Fortsetzung von “Moontrap” realisieren wollte…

Es war ein tolles Jahrzehnt. Vielleicht kein wirklich gutes, aber ein tolles.



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Kevin
Kevin
27. Juni, 2015 15:17

Sehr coole Auswahl. Wobei ich sagen muss, dass mir “Starfight” irgendwie durchgerutscht ist. Mein Favorit: Timerider! Einer jener Filme, die ich damals als erstes auf VHS aufgenommen habe. Müsste ich mir echt mal wieder geben.

McCluskey
McCluskey
27. Juni, 2015 15:58

“Krull” ist der einzige Film aus obiger Liste, der (mit der üblichen Verspätung, ab November 1985 sagt das Netz) auch in den DDR-Kinos lief. Ich hab den damals nicht gesehen, da ich mit dem Genre bis heute herzlich wenig anfangen kann, erinnere mich jedoch noch an die begeisterten Kommentare meiner Klassenkumpel bezüglich des Fünfklingenschwerts, Jungskram halt. Erst vor maximal fünf Jahren hab ich den dann auf irgendeinem Sender dann endlich mal gesehen, ja, war schon irgendwie unfreiwillig komisch…

Martin
Martin
27. Juni, 2015 16:25

fuck yeah. mit time rider bin ich gross geworden. war bei uns einer der ersten selbst auf vhs aufgenommen filme und hab ich deshalb viel zu oft gesehen.

edit: grad kevins kommentar gesehn. dann bin ich ja nicht alleine..

Martin Däniken
Martin Däniken
27. Juni, 2015 16:27

Sprengkommando Atlantik (ein typischer Fall von DeutschenTitelWahnsinn) fand ich schweinebacken geil das der Kauf des Buches obligatorisch war!

Kevin
Kevin
27. Juni, 2015 16:38

@ Martin
Das kann kein Zufall sein 😀

Martin
Martin
27. Juni, 2015 16:59

Last Starfighter fand ich übrigens grässlich. den habe ich letztens erst gesehn, da er eine der unzähligen 80s referenzen in Ready Player One ist (ich hoffe, das haben hier alle gelesen/gehört, #PFLICHTLEKTÜRE oder so).

so bis 10 wär ich sicher voll drauf abgefahren, aber die furchbare CG (hätt man ja verschmerzen können) und vor allen die grausame story/dialoge von allen parts, die nicht auf der erde gespielt haben, machen den film aus heutiger sicht echt scheisse. selbst wenn man ihn mögen will.
als nächstes versuch ich dann mal Explorers, der soll ja etwas besser sein.

Peroy
Peroy
27. Juni, 2015 17:03

Timerider (** von ****)
Mutant – Das Grauen im All (**1/2 von ****)
Near Dark – Die Nacht hat ihren Preis (***1/2 von ****)
Krull (1/2 von ****)
Firefox (** von ****)
Starfight (** von ****)
Sprengkommando Atlantik (*** von ****)
Moontrap – Gefangen in Raum und Zeit (* von ****)

Wortvogel
Wortvogel
27. Juni, 2015 17:12

@ Kevin/Martin: Zwillinge – bei der Geburt getrennt?

Peroy
Peroy
27. Juni, 2015 22:07

Zufall? “Sprengkommando Atlantik” läuft nachher um 3.55 auf RTL II… tja, der muss wohl dann mal wieder…

DMJ
DMJ
11. Juli, 2015 12:30

“Ein Film, über den niemals Magisterarbeiten geschrieben werden”
Damn! Ich wollte gerade darauf hinweisen, dass in meiner der ähnlich klingende “Mit Vollgas in die Tafelrunde” zumindest erwähnt wird, aber ein kurzes Nachschlagen zeigt, dass ich mich dann wohl doch genierte und nur eine Sekundärquelle zitierte. 😛

Whatever: Den Ferrigno-“Hercules” habe ich auch gesehen und frage bis heute “ROBOTER? WTF?!?”

“Near Dark” hat mich zusammen mit “Strange Days” zum Bigelow-Fan gemacht, aber das hat die Welt sofort bemerkt und sie auf erfolgreiches, aber mich nicht begeisterndes Militär-Kino umschwenken lassen. O Fortuna!

Auf “Sprengkommando Atlantik” lasse ich nichts kommen. War mein erster Thriller/Actionfilm überhaupt und hat auch in der Zweitsichtung vor einigen Jahren noch begeistert (wobei ich allerdings nicht sagen würde, dass er wirklich frauenfeindlich ist, sondern die brachiale Frauenfeindlichkeit seines Helden eher als Gag bringt).

kuhbaert
kuhbaert
7. März, 2017 14:22

Die Moontrap Fortsetzung ist zwischenzeitlich wohl ohne Kammermeiers Unterstützung und ohne Walter Koenig realisiert worden.

https://www.amazon.com/Moontrap-Target-Earth-Sarah-Butler/dp/B01N55Z05G

http://www.imdb.com/title/tt3705822/