09
Apr 2015

FSK 16: Leseprobe – Stilfrage – Schweinkram

Themen: Film, TV & Presse, Neues |

Ich bin auf Facebook einer Gruppe zum Thema Heftromane beigetreten. Da gibt es wunderbare Cover und Leseproben alter Schundschmöker zu bewundern und in manchen Fällen preisen die Autoren selbst die eBook-Versionen ihrer “Klassiker” an. Dazu gehört auch Walter Appel, den so ziemlich jeder eifrige Heftchenleser meiner Generation als Westernautor “Earl Warren” kennt. Oder als Horrorerzähler “Frank de Lorca”. Oder als “Zamorra”-Schreiber “Robert Lamont”. Er hat so ziemlich jedes Genre drauf und eine Karriere hinter sich, um die ich ihn beneidet hätte, wäre ich 20 Jahre früher geboren worden.

Appel postet “Leseproben” auf Facebook – und zur heutigen fühle ich mich berufen, etwas Textkritik zu betreiben. Da die Grenzen zur Pornographie in diesem “Lust-Western” mitunter klar überschritten werden, lege ich das Werk zum gegebenen Zeitpunkt hinter einen Break.


Leseprobe Jack Slade 772 – Adas Leibwächter – erscheint jetzt.

20827_965516656822444_3782725903580031167_n Erklärung: Der Revolvermann Joe wurde als Leibwächter der heißblütigen Verlegerstochter Ada Preston engagiert. Sie hat es sich in den Kopf gesetzt, den Wilden Westen zu bereisen und eine Artikelserie darüber zu schreiben. Sie sucht die Gefahr – und den Sex, Joe hat alle Hände – und nicht nur die – um sie zu schützen, und nicht nur das.

In Salt Lake City nun, bei den Mormonen, wird ihnen ein Doppelzimmer verwehrt. Doch Joe will oder muss zu der heißen Ada.

Text:

»Kein Doppelzimmer für Miss Preston. Sie muss allein schlafen, in Keuschheit und Frömmigkeit. Wagen Sie es nicht, keiner soll wagen, sich in der Nacht zu ihr schleichen zu wollen und mit ihr der Wollust zu pflegen. Im Buch Mormon steht geschrieben…«

»Geschenkt«, sagte Joe. »Wir haben es schon kapiert. Dann werden die Hotelgänge wohl des Nachts überwacht?«

»Das Auge des Herrn ist überall.«

Joe hatte bei der Ankunft gesehen, dass an der Außenwand des Hotels ein Sims verlief. Der befand sich im dritten Stock. Der Texaner richtete es so ein, dass sie alle ihre Zimmer im dritten Stock erhielten. Er wusste weshalb. Es zog ihn zur scharfen Ada, auch wenn er dabei eine waghalsige Kletterpartie auf sich nehmen musste und seinen Hals riskierte.

Er stieg also aus dem Fenster, eine Weile nachdem sie zu Abend gegessen hatten. Ada war schon in ihrem Zimmer. Es passte den beiden, dass sie diesmal kein Doppelzimmer und keine Suite mit Brian DeForbes zusammen hatte. Joe ging barfuß, so hatte er ein besseres Gefühl auf dem schmalen Sims. Der Wind pfiff um ihn herum, und er sah die Lichter von Salt Lake City, auf den mit Gaslaternen erleuchteten Straßen Fuhrwerke und sehr wenige Reiter, dafür eine Menge Fußgänger.

Gläubige Mormonen strömten der Kathedrale zu einem spätabendlichen Gottesdienst zu. Der Sims war grade mal fünfzehn Zentimeter breit, und es war ein höchst waghalsiger Akt, auf ihm entlangzubalancieren.
Zumal Joe kein Artist oder Trapezkünstler war. Doch das Verlangen nach Adas reizvollem Körper, ihrem Mund, der ihn mit heißen Küssen bedeckte und an ihm leckte und lutschte und nach ihrer wunderbaren Pussy trieb den Texaner. Eine Pussy zieht mehr als zehn Pferde, hatte ihm ein alter Cowboy aus seiner Erfahrung heraus gesagt, als er noch ein Jungspund gewesen war, der kaum wusste, was er mit dem Ding zwischen seinen Beinen alles anfangen konnte.

Seinen Waffengurt mit dem Smith & Wesson in der Halfter hatte Joe umgeschnallt. Die Lightning Rifle führte er nicht mit sich.
Der Wind ließ sein Hemd flattern. Der Schweiß brach ihm aus, denn wenn er abstürzte, würde er sich ein paar Knochen und wenn er Pech hatte sogar seinen Hals brechen. Der dritte Stock bei den hohen Räumen, das bedeutete eine Höhe von zwölf Metern – die fiel man nicht unbeschädigt auf den harten Boden.

Joe drückte sich an beleuchteten Fenstern vorbei. Eine an der Hausfront angebrachte Fahne mit dem Wappen von Utah wurde vom Wind bewegt. Der Fahnenstoff schlug ihm ins Gesicht. Fast wäre Joe abgestürzt. Er riskierte seine Knochen – vielleicht sogar sein Leben. Die Schusswunde an seinem Bein schmerzte und brach wieder auf.

So sehr lockte ihn das Weib. Endlich erreichte er Adas Fenster und klopfte daran. Er sah die brünette Schöne auf dem Bett liegen. Ada trug nur einen Bademantel. Sie hatte die Haare frisch gewaschen und ein Tuch darum gewunden. Sie lag auf dem Bauch und las in einer Modezeitschrift. Das linke Bein hatte sie angewinkelt und spielte mit den Zehen in der Luft, anscheinend ganz in ihre Lektüre vertieft. Dabei war ihre rasierte Pussy entblößt.

Als Joe klopfte und ihr winkte, schaute sie zum Fenster. Dann erhob sie sich ohne Eile, ging zum Fenster und schob es hoch.

»Wo bist du denn so lange geblieben?«, fragte sie Joe. »Ich dachte schon, du kommst überhaupt nicht mehr.«

Joe verschlug es die Sprache. Er wusste nicht, was er antworten sollte. Ada griff ihm zwischen die Beine.

»Du hast ja nicht mal einen Steifen. Spürst du denn kein Verlangen nach mir?«

»Erlaube mal, bei der Kletterpartie habe ich an andere Dinge gedacht als an Sex. Ich hätte mir den Hals brechen können.«

»Hast du aber nicht. Komm rein, Cowboy.«

Joe zögerte. Am liebsten wäre er wieder zurückbalanciert. Doch das wäre dumm gewesen. Na warte, du Luder, dachte er. Dir werde ich zeigen, wo der Hammer hängt und was ich draufhabe. Dich rammele ich von vorn und von hinten, dass du die Engelchen singen hörst und schreist wie eine Sirene. Dir zeige ich was.

Er stieg ein. Ada schloss das Fenster. Joe packte sie grob und riss ihr den Bademantel vom Leib. Sie trug nichts darunter. In Windeseile streifte Joe sich die Kleider ab. Sein Lustspeer stand jetzt wie eine Eins.

Fest packte er Ada, seine nervigen Finger waren überall an ihr und in ihr auf der Wanderschaft. Er küsste Ada so heftig, dass ihr die Luft wegblieb, und saugte an ihrem Hals, dass große Knutschflecke sich zeigen würden.

»Du bist aber stürmisch«, gurrte Ada. »Das habe ich gern.«
Joe warf sie aufs Bett, knetete ihre Brüste, den Po, biss und leckte sie, reizte sie mit den Fingern, rieb ihre Klitoris und den G-Punkt in ihrer Scheide. Ada war feucht, sie wand sich, stöhnte.

»Ja, ja, ja, weiter so, du wilder Bulle. Mach’s mir, zeig, was du drauf hast.«

Joe schob drei Finger in ihre Lustgrotte. Dann bog er ihre Beine hoch und drang mit Wucht in sie ein. Ada schrie auf. Ihr heißer, zuckender, warmer, williger Schoß nahm Joes Lustspeer bis zum letzten Zentimeter auf.

Er rammelte, als ob es sein Leben gälte, hielt inne, damit er nicht vorschnell kam, presste Adas Brüste und ihren Po und trieb allerlei Dinge mit ihr, die er bei ausgepichten Huren gelernt hatte. Es war eine wilde, ekstatische Nummer, die beide an den Rand der Raserei brachte.


Soviel zu dieser Leseprobe. Ich will mich gar nicht lange mit der Frage auseinander setzen, warum Erotik im Groschenroman scheinbar immer durch schmierige Geilheiten erzählt werden muss und warum Sex hier wie eine pubertäre Masturbationsphantasie beschrieben wird. Das mag für die Zielgruppe angebracht sein oder einfach dem Menschenbild des Autors entsprechen.

Ein paar Anmerkungen hätte ich aber dennoch, und die betreffen mehr die verblüffende Modernität des besprochenen Aktes, die jedes Zeitkolorit, das ein Westernroman in meinen Augen haben sollte, zunichte macht.

Gleich zum Einstieg aber erstmal einen Bonuspunkt für diese grandios wirre Satzkonstruktion aus der Einleitung:

“Sie sucht die Gefahr – und den Sex, Joe hat alle Hände – und nicht nur die – um sie zu schützen, und nicht nur das.”

Endlich jemand, der noch mehr wilde Gedankenstriche setzt als ich!

“Sie hatte die Haare frisch gewaschen”

Schon das war meines Wissens in jener Zeit unüblich. Hotelzimmer im Wilden Westen hatten weder die Sanitärinstallationen für eine Damen-Haarwäsche, noch die Möglichkeiten, danach eine anständige Frisur zu toupieren.

“Dabei war ihre rasierte Pussy entblößt.”

Abgesehen davon, dass in Bauchlage nur sehr schwer das weibliche Geschlechtsteil zu entblößen ist, stoße ich mich primär an der beschriebenen Rasur der Vagina. Das war im 19. Jahrhundert nicht unüblich, sondern meines Wissens nach absolut indiskutabel.

“Dir werde ich zeigen, wo der Hammer hängt und was ich draufhabe. Dich rammele ich von vorn und von hinten, dass du die Engelchen singen hörst und schreist wie eine Sirene. Dir zeige ich was.”

Zweimal zeigt er ihr was in einem Absatz – das gibt Punktabzug bei der Stilbewertung.

“Joe packte sie grob und riss ihr den Bademantel vom Leib. Sie trug nichts darunter.”

Es mag den Autor überraschen, aber es ist nicht ungewöhnlich, dass Frauen nach dem Bad unter dem Bademantel nichts tragen. Der Bademantel selbst war damals allerdings kein verbreitetes Kleidungsstück.

 “seine nervigen Finger waren überall an ihr”

Entweder meint der Autor hier “sehnig” statt “nervig” – oder er ist zu einer doppeldeutigen Ironie fähig, die mir im Rest der Szene abgeht.

“saugte an ihrem Hals, dass große Knutschflecke sich zeigen würden”

Joe, der 13jährige Revolverheld. Am nächsten Morgen wird er ihr einen Zettel zuschieben, auf dem “Willst du mit mir gehen?” steht, samt Kästchen zum ankreuzen.

“rieb ihre Klitoris und den G-Punkt in ihrer Scheide”

Ich bin dankbar für die Ortsangabe in Sachen G-Punkt – ich hätte vermutlich hinter dem linken Ohr danach gesucht. Die Chronistenpflicht zwingt mich allerdings zu der Anmerkung, dass Joe hier echte Pionierarbeit leistet – wurde der G-Punkt doch erst 1950 erstmals beschrieben und benannt.

“und trieb allerlei Dinge mit ihr, die er bei ausgepichten Huren gelernt hatte”

Ausgepicht? AUSGEPICHT? Ich möchte glauben, dass Appel damit die neue Definition dieses seltsam antiquierten Ausdrucks meint: abgefeimt, ausgefuchst, clever, durchtrieben, gerissen, gewieft. Die mittelalterliche Definition treibt mir die ganz falschen Bilder vor die Augen: inwendig mit Pech verschmieren. Da bräuchte ich dann auch nicht mehr die Frage nach der Verhütung zu stellen.

Fazit: Wenn ich wissen will, wie der Wilde Westen wirklich war, bleibe ich weiterhin lieber bei “Lucky Luke”…

P.S.: Den Daumen hoch (aber auch nur den!) bekommt von mir die bezaubernd willkürliche und trostlose Einfügung einer halbnackten Dame in einen dafür gänzlich ungeeigneten Kontext bei diesem Jack Slade-Roman:
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Kai Meyer
Kai Meyer
9. April, 2015 10:44

Nicht unerwähnt bleiben sollte auch der clevere Trick, seine “drei Finger” in “ihrer Lustgrotte” zu belassen, während er ihre Beine hochhebt (mit der anderen Hand?) UND “in sie eindringt”. Sage noch mal einer, Männer könnten sich nicht auf mehrere Dinge gleichzeitig konzentrieren.

Wortvogel
Wortvogel
9. April, 2015 10:50

Kai Meyer: Das ist ja auch ein Typ, der seinen Revolvergurt mit zum Pimpern nimmt, aber vernünftigerweise das Gewehr in seinem Zimmer lässt. Der hat’s drauf.

Man kann tatsächlich auch ernsthaft über das hier gezeigte Frauenbild sprechen – als die Frau seinen Besuch mit Nonchalance und sexueller Erwartung empfängt, ist er erstmal total baff:

“Joe verschlug es die Sprache. Er wusste nicht, was er antworten sollte. Ada griff ihm zwischen die Beine.”

Die sexuelle Autonomie führt beim Mann sofort zu Fluchtverhalten, dann zu Aggression:

“Am liebsten wäre er wieder zurückbalanciert. Doch das wäre dumm gewesen. Na warte, du Luder, dachte er. Dir werde ich zeigen, wo der Hammer hängt und was ich draufhabe.”

Und prompt ist der Akt von Gewalt geprägt:

“Joe packte sie grob und riss ihr den Bademantel vom Leib.”

“Fest packte er Ada”

“Dann bog er ihre Beine hoch und drang mit Wucht in sie ein. Ada schrie auf.”

“Er rammelte, als ob es sein Leben gälte.”

Kaio
Kaio
9. April, 2015 11:13

“Abgesehen davon, dass in Bauchlage nur sehr schwer das weibliche Geschlechtsteil zu entblößen ist, stoße ich mich primär an der beschriebenen Rasur der Vagina. Das war im 19. Jahrhundert nicht unüblich, sondern meines Wissens nach absolut indiskutabel.”

Waren die Rasiermesser der Zeit nicht so 15cm lange Klopper? Eventuell für diese Regionen auch etwas zu grobschlächtig 😀

Pogopuschel
9. April, 2015 11:21

Die Sache mit den gewaschenen Haaren hat mich auch total rausgebracht.

McCluskey
9. April, 2015 12:14

Mir stellt sich nur eine Frage: Wer zur Hölle kauft das??? Und davon abgesehen: Band 773 und ich hab das noch nie gesehen??? Heiliger Sinclair, hilf!

Wortvogel
Wortvogel
9. April, 2015 12:30

Joes Kollege Lassiter setzt mehr auf romantischen Koitus:

„Der heiße Kuss, mit dem Lassiter das vertikale Lächeln verwöhnte, das ihm von dort entgegen strahlte, entlockte der jungen Frau einen hellen Aufschrei.”

“Großer Gott … das ist … meine Güte, so hat das bisher noch keiner mit mir gemacht … das … das ist genau das, wonach ich mich schon immer gesehnt habe …”

„Als seine Liebesquelle in heißem Strahl zu sprudeln begann, entlud sich die auch die gesamte Leidenschaft der jungen Frau in einem langgezogenen Schrei.“

Wortvogel
Wortvogel
9. April, 2015 12:45

Es geht noch romantischer:

„Wie selbstverständlich ließen sie sich auf das Bärenfell vor dem Kamin sinken und liebkosten gegenseitig ihre nackten Körper. “

„Lassiter nahm ihre großen Brüste in seine Hände, und ohne eine Sekunde zu überlegen, zeigte sie ihre Dankbarkeit, indem sie sein erigiertes Glied streichelte.“

„Nur mühsam konnte er sich nun noch zurückhalten, als sie ihm bedeutete, dass sie sich ein langsames, ausgedehntes Eindringen von ihm wünschte.“

„Ihr gemeinsamer Höhepunkt war wie der Ausbruch einer Naturgewalt, wie eine explosionsartige gemeinsame Eruption, die sie mit atemberaubend wohliger Macht in eine veränderte Welt hinausschleuderte.“

Goran
Goran
9. April, 2015 13:25

Na Lassiter klingt ja wenigstens irgendwie nach Spass an der Sache.

Aber nach “ausgepichten Huren” dann zu rammeln, als gält’s das Leben?
Irgendwie weckt das Bilder einer Duracel Werbung mit Running Man Einschlag.

Stefan
9. April, 2015 16:11

Hört auf, ich kann vor Lachen nicht mehr arbeiten!

Kai Meyer
Kai Meyer
9. April, 2015 17:25

Bei allen entfesselten Naturgewalten erschreckt mich aber tatsächlich doch, dass sowas heutzutage noch im Heftroman erscheint. Ich war tatsächlich der irrigen Ansicht, seit den Siebzigern hätte sich da auch qualitativ was getan. Und als jemand, der vor rund 25 Jahren selbst mal ein paar Jerry-Cotton-Hefte geschrieben hat, kann ich versichern, dass es von Verlagsseite keinerlei Druck gab, für unappetitliche, notgeile Männer zu schreiben.
Übrigens hat der gute Earl Warren mal auf meiner (von vielen jungen Frauen frequentierten) Facebook-Seite einen derart anzüglichen Kommentar hinterlassen (zu einem keineswegs anzüglichen Thema), dass ich ihn lieber gelöscht habe. Was ja irgendwie auch etwas aussagt.

sergej
sergej
9. April, 2015 22:11

Da hier ja Textkritik geübt wird:
“…der beschriebenen Rasur der Vagina. Das war im 19. Jahrhundert nicht unüblich, sondern meines Wissens nach absolut indiskutabel.”
Absolut indiskutabel, aber üblich zugleich?

Ausgepicht, wieder was gelernt. Auch wenn ich dieses Wort wohl nie nutzen werde.

lostNerd
lostNerd
9. April, 2015 22:39

Wow! Im Vergleich dazu sind die von mir, mit einer gewissen Scham, geliebten W40K Romane ja Shakespeare. Habe vor 10 Jahren einige John Sinclair Hefte gelesen, die waren afaik auch weit weniger peinlich.

Flossensauger
Flossensauger
9. April, 2015 23:44

Ich habe heute den Perry Rhodan Roman 2799 gelesen, Zyklusende.

Der ist sogar noch unbefriedigender wie obriger Textauszug.

w_p
w_p
10. April, 2015 01:44

Bei “Dich rammele ich von vorn und von hinten, dass du die Engelchen singen hörst und schreist wie eine Sirene.” habe ich mich schon gefragt welche Sirene(n) der Autor meint – das er damit auf die griechischen Fabelwesen verweist, schien mir bei dem Niveau des restlichen Textes eher unwahrscheinlich, zumal die gesungen und nicht geschrien haben – aber siehe da, die (andere) Sirene wurde schon ~1819 von einem Franzosen erfunden. Immerhin lag er damit nicht falsch.

Moss
10. April, 2015 03:34

You had me at

keiner soll wagen, […] mit ihr der Wollust zu pflegen.

Wortvogel
Wortvogel
10. April, 2015 07:45

@ sergej: Die Formulierung ist dank des “sondern” korrekt. Du liest das “nicht” falsch. Die Betonung liegt auf dem “unüblich”. Das wird klar, wenn du vor das “unüblich” im Kopf ein “nur” setzt.

Steffen
Steffen
10. April, 2015 08:00

Argh, ich sollte sowas nicht am frühen Morgen lesen – jetzt muss ich den Schreibtisch hier saubermachen 😀

dyson
dyson
10. April, 2015 08:38

@ Steffen:
DAS war jetzt zumindest doppeldeutiger als die obigen Abenteuer von Bumsi und Bumso.

Mal im Ernst, ich habe nie eines dieser “Slade”- oder “Lassiter”-Groschenheftchen gelesen und weiß jetzt auch, dass ich es (höchstwahrscheinlich ;)) nie tun werde. Da sind Sinclair, Gespenster-Krimi und Konsorten “qualitativ” tatsächlich noch deutlich höher angesiedelt. Wieder was gelernt.

Wortvogel
Wortvogel
10. April, 2015 08:53

@ dyson: Das stimmt SO nicht. Zwar sind Autoren wie Rellegerd und Morland selbst auf Autopilot besser gewesen als dieses schwiemelige Geschreibsel hier, aber viele Schreiber der B-Liga waren so gut oder so schlecht wie Walter Appel. Das darf man nicht idealisieren. Und gerade Rellegerd war katastrophal, wenn er sich mal an Erotik versuchte (ich erinnere mich an eine angedeutete Sexszene mit Sekretärin Glenda, die mir mehr Grusel verursachte als der restliche Heftinhalt).

Ich denke, Sexszenen in Groschenromanen sind auch wegen der Jugendfreigabe ein ganz schmaler Grat, auf dem einige Autoren besser, andere schlechter balancieren.

Earonn
Earonn
10. April, 2015 10:29

“nervig” = kräftig, stark
Kenn ich noch aus den alten Heldensagenbüchern aus den 1920ern.
Da hatten Achilles, Ajax und Siegfried auch “nervige” Arme.
Dank des Kontextes war damals für jung Earonn aber leicht zu erkennen, was gemeint war.

Wortvogel
Wortvogel
10. April, 2015 11:00

@ Earonn: Eben. Mir ist auch klar, was gemeint war. Das sagt heute aber kein Mensch mehr. Es hat sich ja auch bei “geil” die Bedeutung verschoben. Das kann man als Autor beachten.

Earonn
Earonn
10. April, 2015 12:31

Sorry, der Hinweis auf das ‘sehnig’ klang als ob Du an der Korrektheit des Worts selbst zweifeltest, so wie beim “ausgepicht”. Wunderte mich schon, dass dir dieser Schatz unserer Muttersprache entgangen sein sollte.
Naja, haben vielleicht ein paar andere Leser was gelernt.

Intergalactic Ape-Man
10. April, 2015 19:39

Das ist zwar pornographischer als der mir bekannte Sprachstil in Lassiter und Jack Slade, aber in der kurzen Phase, in der ich schnell zur offeneren Reihe des Verlagspseudonyms für den Westernhelden mit der knallenden Fleischpeitsche wechselte, begegnete mir dafür vor allem der Drang nach phantasievollen Bezeichnungen für Geschlechtsmerkmale, die sich dann jedoch gleich mehrfach über die jeweiligen Absätze ergossen. So las ich auf gerade zwei Seiten manchmal drei oder noch öfter den Begriff Liebeslanze.
Grundsätzlich ist Jack Slade nicht an die festen Stereotypen aus Lassiter gebunden, was nicht heisst, daß die Weibsbilder nicht doch einseitig sein können. Es gibt aber durchaus handlungsfähige Damen, deren Selbstbstimmtheit nur manchmal durch die Gewalt des stärkeren Geschlechts oder natürlich dem Gedanken an den persönlichen Vorteil erliegen.
Was mich hier wundert ist außerdem, daß Bastei den Stil der Lassiter Hefte, ich glaube, so ab Heft 300 radikal umstellte, was meines Halbwissens auch durch den Jugendschutz motiviert war. Jedenfalls ist mir so, als würden Fans diese Epochen unterscheiden. Da mag ich mich jedoch täuschen.
Generell empfehle ich dir, sofern du dich nicht doch heimlich an dem Trash ergötzt, der in diesen Heften durch zahlreiche Entgleisungen der Rechtschreibung noch weiter empor gehoben wird, den ritterlicheren G.F. Unger. In der Sonderedition, die über eine höhere Seitenzahl verfügt, werden auch seine Leihbücher zumeist ungekürzt nachgedruckt.

Dietmar
Dietmar
12. April, 2015 08:59

Ein paar Anmerkungen hätte ich aber dennoch, und die betreffen mehr die verblüffende Modernität des besprochenen Aktes, die in meinen Augen jedes Zeitkolorit, das ein Westernroman in meinen Augen haben sollte, zunichte macht.

Ich dachte, “Hä? das passt nicht.” Auch wochenlanges Einsperren im Kerker hätte mich nicht zu Deiner analytischen Wortwahl gebracht. 🙂

Wortvogel
Wortvogel
12. April, 2015 09:04

@ Dietmar: Primär ist da zweimal “in meinen Augen” drin – das gibt Abzug bei der Stilnote. Und wird sofort korrigiert.

Dietmar
Dietmar
12. April, 2015 09:14

@Wortvogel: Habe ich übersehen. Aber das hier

dass Joe hier echte Pionierarbeit leistet

finde ich auch schön. Waren das doch echte Pioniere damals.

Rasierer Frank
Rasierer Frank
23. April, 2015 11:52

ich bin begeistert vom gesamten weblog! hätte nicht gedacht, dass man meine leidenschaft teilt. ich schau nun öfter vorbei!

frank