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Mrz 2015

Bodensatz-Double Feature: "Alien Outpost" & "Jurassic City"

Themen: Film, TV & Presse, Neues |

Outpost-37Alien Outpost

GB/SA 2015. Regie: Jabbar Raisani. Darsteller: Adrian Paul, Reiley McClendon, Douglas Tait, Darron Meyer, Rick Ravanello u.a.

Story: Irgendwann in naher Zukunft starten Aliens, die "heavies" genannt werden, eine Invasion auf der Erde. Unter großen Verlusten gelingt es, sie zurück zu schlagen. Außenposten weltweit sollen die letzten Außerirdischen finden und vernichten. Ein paar Jahre nach Kriegsende fährt ein Kamerateam mit Soldatennachschub zum abseits gelegenen Außenposten 37, um den herum sich etwas zu rühren scheint.

Kritik: Titel und Poster-Artwork (in Grenzen auch der Trailer) erwecken den Eindruck, es hier mit einer Art "Neill Blomkamp light" zu tun zu haben. Dicht am Boden bleibende, fast dokumentarische SF, die sich auf das menschliche Drama vor dem futuristischen Hintergrund fokussiert.

Tatsächlich ist "Alien Outpost" ein Propagandavideo aus der Bush/Cheney-Denkfabrik, das für Terroristen Aliens einsetzt, ansonsten aber der SF keinen Fußbreit Boden gibt. Dies hier ist ein Kriegsfilm, und ein ganz besonders schmieriger obendrein.

Es ist schwer zu begreifen, wie konsequent "Alien Outpost" seine Metapher durchzieht, die gar eine ist, weil eine Metapher eben nicht aus dem simplen Austausch von Taliban gegen Aliens besteht. Es geht an keiner Stelle um mehr als um eine Handvoll Infanteristen, die im Nahen Osten in einer Barracke hocken und vereinzelte Angriffe von meist schwer auszumachenden Gegnern abwehren. Auf die lokale Bevölkerung ist kein Verlass, weil die gerne mal mit dem Feind gemeinsame Sache macht und wenn es hart auf hart kommt, ruft man Luftunterstützung, um pakistanische Dörfer plattbomben zu lassen.

Der Science Fiction-Gehalt von "Alien Outpost" ist damit nur behauptet und äußerlich, besteht aus ein paar wenigen Raumschiffaufnahmen und ein paar "heavies", dir wir aber nie genau zu sehen bekommen. Der Rest ist Waffen-Fetisch, gegrunzte Befehle und wirre Gefechtsituationen. Es fällt schwer, die Charaktere auseinander zu halten – und noch schwerer, sich auch nur einen Dreck um sie zu scheren.

Auch wenn behauptet wird, es handele sich um eine globale Streitmacht, ist "Outpost 37" so amerikanisch, dass es kracht. Es geht auch ausschließlich um die amerikanische Weltsicht, das amerikanische Verständnis von "might makes right", von Männerfreundschaften und Soldatenpflicht. Wie wenig die Autoren der Rest der Welt schert, erkennt man schon daran, dass der einzige deutsche Soldat allen Ernstes "Alderich "Hans" Heilbronner" heißt. Das erinnert an Til Schweiger als "Beau Brandenburg" in "Driven".

Kleine Randbemerkung: In vielen Datenbanken und Artikeln wird Adrian "Highlander" Paul als Hauptdarsteller gelistet. Im Nachspann steht er an ZWANZIGSTER Stelle – und ich habe ihn im Film nicht gesehen. Erstaunlich.

Mich ärgert aber letztlich weniger die verkackt-militaristische Einstellung des Films oder das "USA! USA! USA!"-Szenario – es ist die Tatsache, dass hier viel mehr schaffbar gewesen wäre. Man hat die Locations, man hat die Darsteller, man hat die Ausrüstung, man hat die Pyrotechnik, man hat die Effekte – es fehlt am Willen, nicht an den Möglichkeiten. "Alien Outpost" stirbt an mangelnder Inspiration wie ein Inneneinrichter, dem man eine halbe Million gibt, dem aber doch nicht mehr einfällt als Raufaser und IVAR-Regale. Mit ein bisschen mehr Mut, das SF-Szenario auch in der Handlung zu spiegeln, hätte "Alien Outpost" tatsächlich in der Liga vom "Screamers 2", "Starship Troopers 3" oder "Hunter Prey" spielen können.

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Fazit: Ein zur SF umgepinselter Low Budget "Hurra Krieg!"-Film, den sein stolz zur Schau getragenes konservativ-imperialistisches Weltbild für jedes Zielpublikum außerhalb der USA unerträglich macht.

Jurassic_City_PosterJurassic City

USA 2015. Regie: Sean Cain, DarstellerRay Wise, Kevin GageDana Melanie, Vernon Wells u.a.

Story: Ein Forschungsanstalt der Regierung in Los Angeles muss ein paar (wohl künstlich gezüchtete) Velociraptoren kurzfristig anderweitig unterbringen. Man fährt die Bestien kurzerhand in ein benachbartes Gefängnis, wo an diesem Abend auch ein lange gesuchter Killer und drei Studentinnen eingeknastet werden. Schon bald sind die Saurier frei und hinter den Gefangenen her und machen standesgemäß… na ja, keine Gefangenen.

Kritik: Oh boy. The things we do for love.

Muss man "Alien Outpost" primär das dramaturgische Konzept und die unterliegende Ideologie vorwerfen, schießt man bei "Jurassic City" damit ins Leere. Der Film hat keine Agenda, kein Thema, keine Botschaft – er will einfach nur als Mockbuster ein paar Kröten einfahren, bevor "Jurassic World" ins Kino kommt. Das wird ihm gelingen.

Nun lassen sich Horrorfans seit Jahren mit billigem Schund aus der "CobraGator"-Ecke mästen, was macht "Jurassic City" da zu einem besonders ablehnenswerten Beispiel? Nichts, eigentlich. Und alles.

Es ist eine Sache, wenn ein Film an seinem Mangel an Möglichkeiten scheitert, an zu wenig Geld und zu wenig Zeit, vielleicht auch an zu schlechten Darstellern. Das gehört beim aktuellen C-Movie zum Spiel, das subtrahiert man als Kritiker so unbewusst wie automatisch. Aber Sean Cain (eigentlich Editor bei nicht weniger schrottigen Produktionen) legt selbst angesichts dieser Maßstäbe einen besonders rotzigen Zynismus an den Tag. "Jurassic City" zeichnet sich durch eine zur Schau getragene "Scheiß drauf, die Leute werden’s schon fressen"-Einstellung aus, die den Zuschauer auslacht, von dem sie sich bezahlen lässt. Es ist Dreck, der nie mehr als Dreck sein will, der Dienst nach Vorschrift leistet und Vorschrift dabei als Minimalleistung definiert. Es gibt nicht eine Rolle, nicht einen Dialog, nicht eine Szene oder auch nur einen Effekt, der über das hinaus geht, was als "gerade noch" durchgeht.

Das fängt bei der Story an oder besser gesagt deren Mangel. Warum das M1-Institut Raptoren züchtet? Keine Ahnung. Warum man glaubt, diese seien ausgerechnet in einem Gefängnis gut aufbewahrt? Beats me. Warum Sorority-Girls wegen eines Parkunfalls gleich im Knast landen? Weil Autor Cain es so bestimmt hat. Die Elemente werden einfach zusammen geführt und aufeinander los gelassen. Der Rest ist Geschrei, Rennerei und billigster Digitalsplatter, mit dem man nicht mal mehr bei einem Browserspiel durchkommen sollte.

Die Menge der Figuren und Subplots dient nicht etwa der Vertiefung des menschlichen Dramas, es muss nur mit endlosen statischen Dialogszenen kaschiert werden, dass mehr als fünf Minuten grottiger Dino-CGI einfach nicht drin waren. Der Rest muss gefüllt werden.

Überhaupt die Dinos: Echt? 20 Jahre nach "Jurassic Park" ist das C-Kino immer noch auf dem Stand von "Raptor Island"? Das geht wirklich nicht besser, auch wenn man nur wenig Kohle hat? Es ist erschütternd.

Am meisten ins Bein schießt sich "Jurassic City" aber damit, dass der Film vor lauter Figuren vergisst, einen Protagonisten zu etablieren. Wir schalten permanent zwischen einem Dutzend Charaktere hin und her, von denen jeder zwischen zwei und zehn Minuten Screentime bekommt. Weder gibt es einen Helden, noch eine Hauptfigur mit irgendeinem definierten Ziel. Es gibt nur Dino-Futter. Mechanisch reiht sich plumpe Exposition an schlecht inszenierte "action", bis die Laufzeit rum ist.

Während Genre-Gesichtsverleiher Ray Wise sich auf Autopilot aus der Affäre zieht, wirkt "Mad Max"-Bösewicht Vernon Wells, als lese er mühsam und leicht betrunken Textkarten ab, die hinter der Kamera hoch gehalten werden. Und auch der Rest der No Name-Besetzung hat anscheinend keinerlei Hinweise bekommen, in welchem emotionalen Kontext man seine Szenen spielen soll. Das wechselt teilweise mit der Kameraperspektive.

Die Tatsache, dass die produzierende Entität laut Nachspann "Jurassic Block" heißt, lässt darauf schließen, dass "Jurassic City" eben nie stadtweites Drama sein sollte, sondern immer als Knastfilm mit Dinos angelegt war. Dann hat man sich (auch angesichts des Titels "Jurassic World") wohl entschlossen, dass das zu kurz gedacht war und Zuschauer mehr Spektakel wünschen. Nun gibt man ihnen zwar nicht mehr Spektakel, aber immerhin die Behauptung desselben.

Um’s mit einer Videospiel-Analogie zu erklären: Es gab Pac-Man. Es gab Ms. Pac-Man. Es gab Jr. Pac-Man. Wenn man das mit "Jurassic Park" gleich setzt, dann ist "Jurassic City" das schrabbelige Modul mit dem nordkoreanischen Ripoff "Snuckman", das man ohne Verpackung für drei Euro auf dem Polen-Trödelmarkt gekauft hat und das beim dritten Level grundsätzlich abstürzt. Ich rate zum Original.

Aber wie gesagt: alles Wumpe. Der Film wird seine Zielgruppe finden, weil es auch dem Trailer empörend und doch beneidenswert gelingt, erheblich mehr dicke Hose vorzutäuschen, als im Film drin ist (praktisch alle Szenen städteweiter Verwüstung stammen aus dem Epilog):

https://www.youtube.com/watch?v=eFxiY7Iq2RA

Fazit: Sinn- und spaßfreier Regalfüller, für den sich alle Beteiligten schämen müssten, wenn sie nicht gut an den Spacken verdienen würden, die das mit dem Argument "geil schlecht, ey" trotzdem kaufen. Sogar Jim Wynsorki würde sich schämen – und der schämt sich für nix!



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Tom
Tom
2. März, 2015 08:55

Eine “Scheiß drauf, die Leute werden’s schon fressen”-Einstellung hatte allerdings auch Michael Bay in einem Interview zu "Transformers 4", und angesichts des Budgets schmerz mich das noch wesentlich mehr – gerade auch, weil er Recht hat.

Dietmar
2. März, 2015 09:05

für jedes Zielpublikum außerhalb der USA unerträglich macht.

und damit genau das Richtige, um beim Radikalisieren zu helfen.

Mencken
Mencken
2. März, 2015 20:30

@Dietmar: Das halte ich nun allerdings auch für eine recht gewagte These.

Wortvogel
Wortvogel
2. März, 2015 21:38

@ Mencken: Doch doch, "Alien Outpost" kann schon prima die Werbetrommel der US-Verteufelung rühren.

Dietmar
2. März, 2015 21:44

@Mencken: Ist ja nicht so gemeint, dass jeder, der Film sieht, unmittelbar zum Jihad gegen die USA schreitet.

DMJ
DMJ
6. März, 2015 16:11

Mich amüsierte die, ja durchaus angebrachte Erwähnung von "Starship Troopers 3": Anscheinend will der Film ja so etwas wie der Roman ST sein, und wird dann qualitativ von einer Fortsetzung der Verfilmung desselben geschlagen, wobei diese es noch schafft, seine Verwerflichkeit zu vermeiden. ^^

Marcus
Marcus
6. März, 2015 19:38

" “Mad Max”-Bösewicht Vernon Wells"

LET OFF SOME STEAM, BENNETT!!!!

Peroy
Peroy
6. März, 2015 20:43

"Starshit Poopers 3″…

Charles Lopez
Charles Lopez
18. April, 2017 18:54

Hallo Guten Abend Zusammen. Ich habe den Film Outpost 37 gesehen und finde das er sehr Realistisch dargestellt und gezeigt wurde. Abgesehen von den Aliens, die sind meines Erachtens pure Fiction. Der Krieg ist immer eine schlimme Sache. Das weiß Ich zu gut. Denn Ich habe selber Kameraden verloren. Deswegen finde Ich es beschämend was dieser Mann über diesen Film schreibt, der nunmal vom Krieg handelt und dieser Typ höchstwahrscheinlich null Ahnung hat vom Krieg. Ich war selber Soldat. Und es ist unser Gottverdammtes Recht unser Land und unsere Bevölkerung zu Beschützen sei es gegen den Islam ISS oder gegen sonst irgendeinen Feind. Der Mann scheint nicht zu verstehen was es Bedeutet sein Vaterland und deren Menschen zu Beschützen. Ich hingegen schon. Also mein Resume von dieser Type und sein Kommentar über diesen Film. Schnauze halten und nicht mehr solche Kommentierungen über eine SACHE Schreiben. Krieg ist schrecklich genug. Wohlbehütet dies zu Schreiben ist IMENS BESCHÄMEND. SIE NULLINGER!!!!!

Peroy
Peroy
18. April, 2017 20:15

"Hallo Guten Abend Zusammen. Ich habe den Film Outpost 37 gesehen und finde das er sehr Realistisch dargestellt und gezeigt wurde. Abgesehen von den Aliens, die sind meines Erachtens pure Fiction."

Was weißt du schon, du Blödpupe?!? Schlafschaf… :/

Sigur Ros
Sigur Ros
18. April, 2017 20:42

Ja, stimmt, die Aliens sind wahrscheinlich fiktiv, aber sonst ist dieser Alien-Science-Fiction-Film echt total realistisch… Ich würde auch gerne wissen, was der "Islam ISS" sein soll – ist die Raumstation ISS eine islamische Einrichtung? Oder nimmt Charles' Ahnung vom Krieg so große Teile seines Hirns ein, dass er mit dem Rest nicht mal IS buchstabieren kann? Der einzige Krieg, in dem dieser Held Chancen hat, zu gewinnen, ist der um den Troll-Post des Jahres.