16
Sep 2014

Retourkutschen

Themen: Neues |

Zuerst einmal – ich halte dieses Video für einen Fake:

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Es spricht aber einen ziemlich guten Punkt an, über den ich mich vor ein paar Jahren schon mal ausgelassen habe und zu dem mir gerade noch eine Anekdote einfällt.

Schon immer habe ich mich darüber aufgeregt, dass Leute ihre Zigarettenkippen aus dem Auto schmeißen. Aus Autos, die allesamt Aschenbecher haben. Aber beim Tankvorgang den Aschenbecher auszuleeren, ist vermutlich zuviel verlangt. Auch immer wieder gerne gesehen: Den Aschenbecher beim Parken einfach am Bürgersteig ausklopfen.

Rechnet man das nur sehr konservativ hoch, landen jedes Jahr Millionen Kippen aus Celluloseacetat und Triacetin, vollgeladen mit karzinogenen Giftstoffen, in der freien Natur. Sie werden nach links rausgeschmissen, wo rechts der passende Entsorgungsbehälter steht. Das kotzt mich noch mehr an als Leute, die den Dreck ihrer Hunde nicht wegschaufeln – das ist wenigstens organischer Abfall und die stehen eben auch nicht immer neben einer Tonne. Aber Kippen aus dem Auto werfen? Meiner rheinischen Herkunft gemäß bekomme ich da SO’N HALS.

So’n Hals hatte ich auch vor ca. 15 Jahren während eines sehr heißen Sommers, was allerdings primär an einer brutalen Grippe lag, die mich zum Einwurf heftiger Medikamente zwang. Ich beging den Fehler, mich nicht krankschreiben zu lassen, sondern zugedröhnt in Richtung ProSieben zu gondeln. Auf dem Mittleren Ring in Höhe Olympiastadion dann: Stau.

Noch mal zur Erinnerung: Hitze, Medikamente, Stau.

Hinter mir ein Jaguar. Ich sehe im Rückspiegel, dass der Fahrer raucht und der Bequemlichkeit halber aus dem Fenster ascht. Benebelt fabuliert mein Gehirn ein paar Flüche zusammen, denkt sich adäquate Foltermethoden für diesen Arsch aus, der MIT SICHERHEIT die Kippe gleich aus dem Wagenfenster werfen wird.

Er wirft die Kippe aus dem Wagenfenster.

Hitze, Medikamente, Stau.

Ich ziehe die Handbremse an, steige aus meinem VW Golf, gehe die paar Schritte zurück zum Jaguar, hebe die Kippe auf – und bevor er das Fenster schließen kann, werfe ich die noch glimmende Rest-Zigarette so in seinen Wagen, dass sie im Bodenbereich des Beifahrersitzes landet. Dann gehe ich entspannt zu meinem Wagen zurück und fahre in den sich auflösenden Stau.

Im Rückspiegel sehe ich, wie der wild gestikulierende Jaguar-Fahrer aussteigen will (vermutlich, um mich zu hauen), nachdem es ihm endlich gelungen ist, die Kippe erneut zu entsorgen (diesmal im Aschenbecher seiner Luxuskarre). Dann aber wird er hupend vom nachfolgenden Verkehr davon abgehalten, alttestamentarische Rache zu nehmen.

Es waren die Hitze, die Medikamente, der Stau. Sonst wäre ich vernünftiger gewesen. Was ich heute, 15 Jahre später, schade finden würde. Denn im Jahr 1999 hat sich ausnahmsweise mal das Arschloch geärgert und nicht ich.

Mittlerweile würde ich so etwas nicht mehr machen. Nicht aus Feigheit, nicht aus Einsicht – aber KEINER, bei dem man es macht, würde daraus lernen. Es ist einfach den Stress nicht wert.



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Dietmar
16. September, 2014 15:39

Es ist einfach den Stress nicht wert.

Och, ich weiß ja nicht …

Zumindest sehr lustig ist es.

comicfreak
comicfreak
16. September, 2014 15:45

..so im Nachhinein, als Zuhörer, ist das ein schönes Bild 😀

Peroy
Peroy
16. September, 2014 16:12

Ich kippe auch immer aus dem Fenster. Der Aschenbecher ist für Kleingeld.

Wolfgang
16. September, 2014 16:35

Das mit den brennenden Kippen hat ja noch andere Aspekte: Als Motorradfahrer kann ich so ein Ding ins Gesicht bekommen (offener Helm) – eventuell lebensbedrohlich wg. riskanter Ausweichmanöver. Durch die vorderen Kühlöffnungen im Auto könnten sie auch fliegen und dort Motorbrände etc. auslösen. Im Sommer gibt’s nachgewiesenermaßen Wiesen- und Waldbrände durch weggeworfene Kippen.

Ich bin selbst Raucher, würde aber gerne auch öfter mal so ‘ne Retourkutsche wagen. Gilt allerdings wohl als “gefährlicher Eingriff in den Straßenverkehr”.

Dietmar
16. September, 2014 18:03

Ich kippe auch immer aus dem Fenster.

Surprise, surprise …

Peroy
Peroy
16. September, 2014 18:31

Aber erst seit ich saufe…

McCluskey
McCluskey
16. September, 2014 19:05

William „D-Fens“ Foster in Munich… 😀

Dietmar
16. September, 2014 22:00

Aber erst seit ich saufe…

Also mit 12 schon Kippen aus dem Fenster werfen: tststs …

Gottloser
Gottloser
17. September, 2014 10:50

Ich habe zwar noch nie ne Kippe zurückgeworfen, aber mich durchaus als Motorradfahrer zu einigen sehr lautstarken Beschimpfungen hinreissen lassen. An sich bräuchte man immer ein eine Wasserbombe voll stinkendem Brackwasser die man reinwerfen könnte.

Thomas R.
Thomas R.
18. September, 2014 21:48

Wow, das finde ich -wirklich- sehr unsympatisch.

Wortvogel
Wortvogel
18. September, 2014 22:02

@ Thomas: Wow, und das ist mir -wirklich- sehr egal.

Dietmar
19. September, 2014 08:02

Wow, das finde ich -wirklich- sehr unsympatisch.

Wie unsympathisch von Dir!

Peroy
Peroy
19. September, 2014 08:47

Wenn der Dewi in den alttestamentarischen Zorn-der-Gerechten-Modus schaltet, dann scheisst er auf Sympathien… 😛

Wortvogel
Wortvogel
19. September, 2014 08:55

@ Peroy: Das Wahrste, was du vermutlich je von dir gegeben hast.

G
G
20. September, 2014 16:36

“Wow, das finde ich -wirklich- sehr unsympatisch.”

Und was genau soll daran jetzt unsympathisch sein? Warst du damals der Jaguar-Fahrer? 😀

Peroy
Peroy
20. September, 2014 17:20

“Und was genau soll daran jetzt unsympathisch sein?”

ALLES was der Dewi macht, ist per se unsympathisch…