16
Jul 2014

Lost in Time (2): 50 Serien, die ihr verpasst habt

Themen: Film, TV & Presse, Neues, TV-Losers |

So, für den zweiten Beitrag hatte ich euch ein seifiges Weltraumabenteuer versprochen. Willkommen zur ersten und einzigen Daily Sci-Fi Opera:

Jupiter Moon

jm Ja, man glaubt es kaum, 1990 wurden für einen britischen Satellitenkanal 150 Episoden einer Daily Soap produziert, die komplett auf einem Raumschiff im Orbit um Jupiter spielen. Im Rahmen einer Soap macht das durchaus Sinn – die Sets sind begrenzt und können beliebig oft eingesetzt werden, der Cast ist überschaubar, es müssen nicht ständig neue Planeten zusammen geschustert werden. Hinzu kommt, dass Soaps und Science Fiction zwei Genres sind, die beide sehr loyale und große Fangruppen anziehen können – die Idee, das zu kombinieren, liegt in meinen Augen näher, als man denkt.

Schaut man sich Bilder von den Modelleffekten an, wirkt das erstmal gar nicht so schlecht:

jmsmodel2

What’s not to like? Wenn man sich vor Augen führt, dass die Science Fiction ab den 90ern immer mehr Soap-Elemente übernahm (“Babylon 5”, “Battlestar Galactica”), könnte man “Jupiter Moon” sogar als konsequenten Vorgänger von “Deep Space Nine” betrachten. Und JEDEN TAG eine neue Folge – wie geil ist das denn?

Die Macher mühten sich zudem nach Kräften, mit wissenschaftlicher Akkuratesse ans Werk zu gehen – dieser Bericht des Produzenten liest sich fast schon drollig verbissen. Hier ist auch noch ein erhellendes Making of, das sich leider nicht direkt einbinden lässt.

Doch grau ist leider alle Theorie – und in der Praxis ist “Jupiter Moon” eher so eine Art “Gute Zeiten, schlechte Zeiten” mit ganz viel steifem Technobabble, ganz wenig echter Suspense und sehr peinlichen Frisuren, wie dieser (recht typische) Cliffhanger zeigt:

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

Tja, sechs Millionen Pfund Budget für 130 Folgen sind halt auch nicht ganz so viel…

In den späten 90ern Jahren, als ich im Zuge meiner Recherchen für die Science Fiction TV-Guides über Berichte zu “Jupiter Moon” stolperte, war die Serie so etwas wie das goldene Einhorn der SF – fast jeder hatte davon gehört, aber praktisch niemand hatte sie gesehen. Sie wurde ja auch lange Zeit nicht wiederholt. Ihr habt es da heute einfacher – 2005 wurden mindestens die ersten 50 Episoden endlich auf DVD veröffentlicht. Ob man sich das antun sollte, steht allerdings auf einem anderen Blatt.

Trotz der Defizite, die “binge watching” in diesem Fall zu seiner Strafe machen dürfte, ist “Jupiter Moon” ein faszinierendes und seiner Zeit verhaftetes Relikt – und damit perfekt für diese Reihe.

Hier noch der Vorspann:

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

Morgen kommt Kurt – ohne Helm und ohne Gurt. Es geht’s ins Affenhaus.



Abonnieren
Benachrichtige mich bei
guest

5 Kommentare
Älteste
Neueste
Inline Feedbacks
Alle Kommentare anzeigen
Moss
16. Juli, 2014 12:10

Kewl, ’ne Soap in einer interessanten Umgebung. Dass es sowas geben kann …

perseus
perseus
16. Juli, 2014 14:23

Halbmond-Fähnchen im Essen steckend, ein mit Wasserfarbe gemaltes Bild von Früchten an der Wand, versiffte Trommeln… da hat die Requisite aber Überstunden geschoben.

Wenigstens schön 90er authentisch, die fürchterlichen Overrolls mit den kleinen Metallstift des Reißverschlusses, der gerne gegen das Kinn schlägt, genauso wie diese Stühle mit der Metallrahmen, wo man sich beim Zurücklehnen den Hinterkopf malträtiert…

TomHorn
TomHorn
17. Juli, 2014 03:40

Das sieht ja geil scheiße aus…
*habenwill*

Notier…

DMJ
DMJ
17. Juli, 2014 12:14

Hm, die Grundidee ist gar nicht schlecht… durch den gleich bleibenden Ort ja relativ billig, man hätte ein völlig eigenes Gimmick und einige SF-Serien neigen ja auch gern zu Soap-Elementen… wäre halt nur die Frage, ob die Zielgruppen kompatibel sind, oder einander zu sehr gegenseitig ausschließen.

Wortvogel
Wortvogel
17. Juli, 2014 12:20

@ DMJ: Das sagte ich auch einer Bekannten, die mir vor 15 Jahren mal “Traumschiff im Weltall” vorschlug, also quasi eine Anthologieserie auf der Enterprise. Man kann Zielgruppen nicht beliebig addieren, weil sie sich auch subtrahieren – SF-Fans wollen keinen Kitschquatsch gucken, Romantikfans fragen sich, wozu es für ihre Storys alberne Raumschiffe braucht. Ein ähnliches Dilemma mit ganz anderen Genres werde ich in dieser Rubrik dieser Tage noch ansprechen.