26
Dez 2013

Bildlich gesprochen: Film-Fundstücke

Themen: Film, TV & Presse, Neues |

Über die Feiertage komme ich endlich dazu, wieder ein wenig mehr Filme und Serien zu schauen. Dabei stoße ich auf Sachen, die mich spontan auf den Screenshot-Button drücken lassen. Hier die weihnachtliche Ausbeute.
“Ninja: Shadow of a Tear” ist die zwar solide produzierte, aber schnarchlangweilige Fortsetzung des auch schon nicht weltbewegenden, aber wenigstens plotgetriebenen “Ninja“. Es kommen nicht wirklich Ninjas drin vor, dafür kann Scott Adkins alle fünf Minuten seine erstaunlichen Fighter-Fähigkeiten zeigen, was den Fans schon genügen dürfte. In meinen Augen hat sich Adkins bei Millennium in die gleiche Mainstream-Falle locken lassen wie Norris seinerzeit bei Cannon.
Aber darum soll es hier gar nicht gehen – wirklich überrascht hat mich die Schlampigkeit im Nachspann, wo jemand zu oft copy/paste gedrückt hat:
film1 Ein “guilty pleasure” ist für mich aktuell die Sichtung der Serie “Unheimliche Geschichten”, so eine Art Nachfolger der zehn Jahre zuvor entstandenen “Merkwürdigen Geschichten” vom gleichen Autor (den ich immer noch für ein Sammelpseudonym halte).
Genau genommen ist “Unheimliche Geschichten” ein tolles Beispiel dafür, wie scheiße und am Zuschauer vorbei in den 70er Jahren Fernsehen produziert wurde. Was hier als spannende Gruselmär verkauft wird, ist hilfloses ominöses Gequatsche ohne jede Schauwerte, das seine guten Darsteller in ein inszenatorisch Schwarzes Loch prügelt. Schon die erste Episode “Wenn das Blut gefriert” sorgt mehr für peinliches Gekicher als wohlige Gänsehaut. Der arme Uwe Friedrichsen recherchiert (als Gastro-Kritiker!) die Legende einer norddeutschen Hexe, die wir nie zu sehen bekommen und deren Existenz letztlich auch wurscht ist.
Mit was für “production value” wir es hier zu tun bekommen, möchte ich an zwei Screenshots illustrieren. Mehrfach wandert Friedrichsen ins Moor während einer (so explizit behauptet) “klaren Vollmondnacht”. Die sieht dann allen Ernstes so aus:
film2 Tja, Nachtaufnahmen muss man sich leisten können – einfach nachmittags eine Nebelmaschine aufstellen reicht nicht!
Der Küchenkritiker und die Hexe (?) schauen übrigens gerade zum Mond hinauf, der im Umschnitt dann etwas nächtlicher wirkt:
film3 Solche Patzer darf man sich wirklich nur erlauben, wenn man sie durch gute Dramaturgie und ein packendes Skript vergessen machen kann.
Dass auch an deutlich teureren Produktionen der Zahn der Zeit nagt, habe ich festgestellt, als ich mit der LvA “Indiana Jones and the Last Crusade” geschaut habe. Es fällt anno 2013 schon sehr deutlich auf, wie sehr Donovans Apartment nach überbelichteter Boulevard-Bühne aussieht:
film7Die fette Schminke unseres Helden war ebenfalls nicht für HD gedacht, als der Film 1989 in die Kinos kam:
film6
Und in der Erinnerung sahen diverse Greenscreen-Effekte nicht ganz so offensichtlich und veraltet aus:
film5 Tempora mutantur.
Vor fünf Jahren habe ich einen Artikel über “Splatter-TV” geschrieben. Meine damaligen Auslassungen über die Ekel-Exzesse in einigen Serien mag angesichts von “Walking Dead” und “Game of Thrones” mittlerweile antiquiert wirken. Den Preis für den heftigsten Gore-Effekt in einer an sich nicht horriblen Serie gewinnt heuer aber das leider mit der zweiten Staffel eingestellte Krimi-Kostümdrama “Ripper Street“:
film4 Yikes!



Abonnieren
Benachrichtige mich bei
guest

23 Kommentare
Älteste
Neueste
Inline Feedbacks
Alle Kommentare anzeigen
Marcus
Marcus
26. Dezember, 2013 12:08

“Dass auch an deutlich teureren Produktionen der Zahn der Zeit nagt, habe ich festgestellt, als ich mit der LvA “Indiana Jones and the Last Crusade” geschaut habe.”
Wenn ich mich so richtig auf einen Film einlasse, fällt mir sowas gar nicht mehr auf. Suspension of Disbelief: engaged!
Schlimmer als das Beispiel finde ich aber so Spät-90er-CGI. Die “Massenszenen” in “The Mummy Returns” z.B. sehen heute furchtbar nach Playstation 1-Game-Cutscene aus. Schon seltsam, dass practical effects in der Rückschau weniger “dated” aussehen als ältere CGI…

Wortvogel
Wortvogel
26. Dezember, 2013 12:12

Das meinte ich mit “Solche Patzer darf man sich wirklich nur erlauben, wenn man sie durch gute Dramaturgie und ein packendes Skript vergessen machen kann.”
Ich sage mal: CGI von 1983 bis 2000 ist mit wenigen Ausnahmen (“Tron”, “The Mask”) auf ewig als “Technologie in Entwicklung” offensichtlich. Selbst Odos sukzessiv immer weniger eingesetztes Morphing in “Deep Space Nine” wirkt heute eher drollig als überzeugend.

Marcus
Marcus
26. Dezember, 2013 12:19

Und manche Sachen funktionieren in CGI einfach nicht so richtig. Z.B. habe ich bis jetzt nur ganz wenige überzeugende CGI-Splattereffekte gesehen. (Und nein, den oben finde ich auch nicht gelungen.)

Wortvogel
Wortvogel
26. Dezember, 2013 12:23

Im Rahmen der Episode sieht der Effekt extrem überzeugend aus. Generell bin ich auch kein Freund von CGI-Splatter – so wenig wie von CGI-Fights.

DMJ
DMJ
26. Dezember, 2013 12:31

Autsch! – Das “Ripper Street”-Bild ist wirklich hübsch eklig… die Krone des vierten Staffelfinales von “Breaking Bad” kratzt es aber zumindest als Standbild doch nicht an. 😉

Marcus
Marcus
26. Dezember, 2013 12:31

Das Problem ist, dass es 1. zu “trocken” und blutlos und “innen” zu plastikmäßig aussieht und 2. alles rechts oben von der Verletzung komplett unverändert ist. Hack du dir mal den halben Unterkiefer weg und guck, ob dann die Wange darüber immer noch so rosig und straff aussieht wie vorher. 😀
Aber vermutlich hat man in der Episode keine Zeit, sich das ausführlich genug anzugucken. Als kurzer “Schock” wirkt es bestimmt.

Wortvogel
Wortvogel
26. Dezember, 2013 12:38

@ Marcus: Das ist vernarbtes Gewebe, da gibt es weder Blut noch Speichel mehr. Schau dir mal das Buch “Krieg dem Kriege” an, da wird dir ganz anders…

Marcus
Marcus
26. Dezember, 2013 12:55

Well, Kritikpunkt 2 steht. 😉

Wortvogel
Wortvogel
26. Dezember, 2013 13:17

Auch Kritikpunkt 2 greift so nicht, weil es sich um Schwefelverbrennungen handelt, die langsam das Gesicht fressen.

Teleprompter
Teleprompter
26. Dezember, 2013 13:26

“Game of Thrones” ist sicher nicht zimperlich, enthält aber eigentlich keine oder nur ganz wenige echte Splattereffekte, das haben die auch gar nicht nötig.
Sinnvolles Beispiel für eine moderne/modische CGI-Splatter Serie ist da eher “Spartacus”, der zeigt nach der tricktechnisch eher flauen Pilotfolge auch, dass TV-CGI-Splatter durchaus ansehbar sein kann (ich weise da nur mal auf das ziemlich heftige Finale aus dem Prequel GotA hin).
Wer das Ende von “Ripper-Street” bedauert – einfach “Copper” weitersehen, ist eh das gleiche jenseits des Atlantiks, bis hin zur Figurenkonstellation. Wobei, ich sehe gerade, die kommt auch nicht in eine Staffel 3. Für Kostümkrimis ist das Publikum doch wohl begrenzt oder die Kosten sind zu hoch.

Exverlobter
Exverlobter
26. Dezember, 2013 13:39

“Ich sage mal: CGI von 1983 bis 2000 ist mit wenigen Ausnahmen (“Tron”, “The Mask”) auf ewig als “Technologie in Entwicklung” offensichtlich. Selbst Odos sukzessiv immer weniger eingesetztes Morphing in “Deep Space Nine” wirkt heute eher drollig als überzeugend.”
Mr. Plinkett bezeichnete diese Ära mal als “golden”, weil CGI noch meist mit klassischen Trickeffekten kombiniert wurde (Titanic, Jurassic Park).
Heutzutage gibt es ja eher einen wenig überzeugenden CGI-Overkill.
Und bei Serien fand ich DS9 tricktechnisch auch am besten, weil die gerade bei der Serie der Übergang von Modellen zu CGI- Raumschlachten stattfand und beides relativ gut verknüpfte.

Marcus
Marcus
26. Dezember, 2013 14:17

@Ex:
“Mr. Plinkett bezeichnete diese Ära mal als “golden”, weil CGI noch meist mit klassischen Trickeffekten kombiniert wurde (Titanic, Jurassic Park).
Heutzutage gibt es ja eher einen wenig überzeugenden CGI-Overkill.”
Naja, es ist ja nun wirklich nicht so, als würde es heute keine handgemachten Effekte mehr geben. Siehe LotR, siehe The Dark Knight. Die wirklich guten Filmemacher wissen schon, wann es sich lohnt, sich nicht nur auf CGI zu verlassen.

Exverlobter
Exverlobter
26. Dezember, 2013 16:30

Stimmt, z.B Peter Jackson gilt/galt diesbezüglich als gutes Beispiel (siehe HDR). Aber das scheint er beim jüngsten Hobbit irgendwie verlernt zu haben.

Marcus
Marcus
26. Dezember, 2013 20:09

Würde ich nicht sagen. War gerade drin, sah wieder sehr gut aus. Da dürfte viel Handarbeit in Form von Masken, Kulissen und seinen berühmten megadetaillierten Miniaturbauten drinstecken. Dass der Drache und ein paar andere Kreaturen CGI sind, war ja wohl kaum vermeidbar.

Baumi
Baumi
27. Dezember, 2013 00:20

Bei Indy war ich immer von Absicht ausgegangen. Diese Art von extremer High-Key-Ausleuchtung war doch bei Komödien der 30er und 40er Jahre (also der Zeit, in der der Film spielt) Standard. Ich dachte, die wollten mit der Bildsprache einfach einen subtilen Clue geben.
Das fette Make-Up entschuldigt das allerdings nicht.

Exverlobter
Exverlobter
27. Dezember, 2013 10:48

@Marcus
Manchmal hatte ich bei den Landschaftsaufnahmen das Gefühl Kingdom of the Crystal Skull und nicht einenen HdR-Film zu sehen. Im Vergleich zu Lucas/Spielberg ist das aber in der Tat noch marginal.

Wortvogel
Wortvogel
27. Dezember, 2013 13:58

@ Baumi: Das kann man wohl ausschließen. Warum sollte Spielberg ein komplett anderes Genre referenzieren (mich erinnert die Szene immer an Fred Astaire-Filme)? Und im Rest der Film wird ja auch immer filmisch aktuelle Standard verwendet. Es passt einfach nicht.

Mencken
Mencken
27. Dezember, 2013 15:05

Bei Indiana Jones scheint mir das Problem eher das HD zu sein. Sehe ich nicht unbedingt als Zeichne schlechten Alterns, sondern eher vergleichbar mit den Versuchen, alte S/W Filmen nachträglich zu Farbfilmen zu machen.

Wortvogel
Wortvogel
27. Dezember, 2013 15:13

@ Mencken: Das Problem des Makeups mag man dem HD zuschieben (was ich ja auch tue), eventuell die offensichtlicheren Greenscreen-Effekte – auch wenn das früher in großen Kinos lief und da auch schon nicht perfekt ausgesehen haben kann. Die Einleuchtung der Räume ist allerdings eine künstlerische Entscheidung gewesen.
Vor allem aber: Man hat hier nicht einen SD-Film in HD umgewandelt, der vergleich mit kolorierten Schwarzweiß-Filmen geht komplett ins Leere. Hier wird nichts hinzugefügt, was vorher nicht da war. Das beleuchtete Zelluloid hatte diese Details, sie sind nur dank der dem Zelluloid angepassteren Abtastung in HD (im Gegensatz zur alten TV-Auflösung) sichtbarer.

heino
heino
27. Dezember, 2013 16:47

Was den dritten Indy-Film angeht, ist mir das damals schon im Kino sauer aufgestoßen. Besonders in der Kampfszene mit dem Panzer sieht man sehr
deutlich, dass es sich um einen Blue Screen-Effekt handelt. Der insgesamt sehr hohe Unterhaltungswert ließ mich das dann aber doch verzeihen.

Mencken
Mencken
27. Dezember, 2013 21:53

@Wortvogel: Klar, technisch ist der Vergleich unsinnig. Mir ging es nur darum, dass Dinge, die künstlerisch gut waren, manchmal einfach durch den Fortschritt der Technik zum Nachteil werden können.
Ich glaube, Donovans Apartment fällt auch in diese Kategorie, da meines Wissens auch die Beleuchtung bei HD “sichtbarer” wird (ähnlich den Licht/Schatten Effekten bei SW-Filmen, wobei diese durch Farbe ja oftmals zerstört oder zumindest deutlich weniger effektiv wurden).

Wortvogel
Wortvogel
27. Dezember, 2013 21:55

@ Mencken: Dem kann ich klar widersprechen, weil ich mich gut erinnere, wie störend auffällig ich die Beleuchtung schon damals im Kino fand.
Fords Makeup war auf der Leinwand seinerzeit allerdings unsichtbar.

Mencken
Mencken
29. Dezember, 2013 13:07

@Wortvogel: Alles klar, dachte es ging nur um Fehler, die erst jetzt sichtbar sind, aber damals gar nicht auffielen.
Ich kann mich nicht erinnern, die Beleuchtung jemals bemerkt zu haben (anders als etwa manch offensichtlichen Blue Screen Effekt, Heino hat da vollkommen recht), daher dachte ich, dies wäre möglicherweise eine Folge des HDs.