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Aug 2013

Fantasy Filmfest 2013 (12): Odd Thomas

Themen: Fantasy Filmf. 13, Film, TV & Presse, Movie-Mania 2013 |

FFF13odd-thomas
USA 2013 / 100 MIN / ENGLISCHE OV
Von: Stephen Sommers Mit: Anton Yelchin, Addison Timlin, Willem Dafoe, Patton Oswalt, Gugu Mbatha-Raw, Nico Tortorella
Darum geht’s: Odd Thomas sieht Geister. Weshalb das charmante Kerlchen seinem schrägen Vornamen, der seiner Geburtsurkunde per Schreibfehler entsprang, alle Ehre macht. In seinem kalifornischen Heimatstädtchen wird er als Freak belächelt. Doch dank seiner Gabe kann er tote Mädchenseelen in den Frieden geleiten und ihre bislang unerkannten Mörder zur Strecke bringen. Chief Porter sammelt sie dann auf. In der restlichen Zeit brät Odd im Diner Burger und flirtet mit seiner süßen Freundin Stormy. Wenn da nicht die Bodacks wären: Höllische Kreaturen, die als böse Omen fungieren und überall dort auftauchen, wo Schreckliches passieren wird. Der ganze Ort ist plötzlich verseucht mit teuflischen Vorboten einer Apokalypse, die in wenigen Stunden über dem idyllischen Pico Mundo hereinbricht.
Gesammelte Gedanken: Ich bin mittlerweile wirklich froh, dass ich oft erst zum Nachspann erfahre, wer hinter einem Film steckt. Bei “Odd Thomas” hatte ich dem Titel nach einen psychologisierenden Kleinstadt-Grusler mit viel Melancholie und einer vermutlich tragischen Liebesgeschichte erwartet. Hätte ich geahnt, dass Regisseur Stephen “Tatsache, man hat mich wegen Van Helsing nicht aus der Stadt gejagt” Sommers und Romanautor Dean “Ich werde nie so gut wie King, aber King ist mittlerweile so schlecht wie ich” Koontz diesen Film gestemmt haben, hätte ich vermutlich alle Vorurteile im Gepäck gehabt, die ihr in diesem langen Satz zwischen den Anführungszeichen lesen konntet.
Da ich das aber nicht wußte, kinnte ich mich überraschen lassen. Und überrascht wurde ich tatsächlich. Zuerst einmal davon, dass “Odd Thomas” zwar kein Big Budget-Film ist, aber preislich definitiv nicht vom Grabbeltisch kommt. Hier wird an Ausstattung, Komparsen, Effekten und Action nicht gespart. 100 Minuten Vollgas, knallbunt und so verkitscht amerikanisch, dass es an die Filme von Spielberg und Dante aus den 80ern erinnert.
Die Figuren sind so sympathisch wie ihre Darsteller, sogar Willem Dafoe darf mal freundlich gucken, ohne dabei zu planen, wie er deine Haut in Streifen schneidet. Die Gefahr für dieses Bonbon-Wirklichkeit kommt natürlich von außen, auch wenn der Feind schon in der Mitte sitzt. Das ist allemal spaßig anzuschauen und mit einem so hohen Tempo erzählt, dass man sogar vergessen könnte, mit der Freundin zu knutschen – für die “Odd Thomas” allemal tauglich ist.
Mein einziges Problem? “Odd Thomas” macht es sich manchmal ein wenig zu leicht. Odd hat zu viele, oft schlecht definierte Kräfte, die ihn zu perfekt wirken lassen und kaum eine wirkliche Gefahr ernöglichen. Zu Gunsten der Lockerheit und des Spaß-Faktors werden wirklich beängstigende Szenen wie die Verfolgung des Mädchens durch die Hunde nicht ausreichend ausgespielt, um uns als Zuschauer wirklich zu packen. Immer wieder glaubt man “JETZT fängt der Horror an, JETZT geht es richtig los” – und es endet doch wieder mit ein bisschen Piffpaffpuff und ein zwei, drei lässigen Sprüchen. Die Zuckerwatte-Welt von Pico Mundo hat eine “dark side” – aber “Odd Thomas” traut sich nicht konsequent genug, sie auch zu zeigen.
Nach ungefähr der Hälfte der Laufzeit wurde mir klar, dass der permanente Voice Over das Problem ist. Odds Stimme führt uns durch den ganzen Film, erklärt Figuren, reißt Witze, verdeutlicht Zusammenhänge. In 90 Prozent ist das redundant und nimmt dem, was wir SEHEN, die Luft raus. Könnte man den Voice Over abschalten, würde der Film vielleicht weniger Sprüche haben, aber deutlich mehr Atmosphäre und Drama.
Trotzdem ist “Odd Thomas” rundweg sympathisch und als Auftakt einer (offensichtlich angedachten) Reihe von hohem Unterhaltungswert. Nicht jeder Genrefilm muss den Zuschauer mit Selbstmordgedanken oder Rachegelüsten aus dem Kino entlassen. Nach “Vanishing Waves” das perfekte Kontrastprogramm.
ampel-gruenFazit: Ein knallbunter, temporeicher Comedy-Grusler, der an “Gremlins” und “Ghost” erinnert und daran, dass Stephen Sommers eigentlich ein gutes Händchen für Action und Effekte hat – solange er es nicht übertreibt.
Ein Film… wie die zweistündige Pilotepisode eines launigen “Buffy”-Spinoffs.

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heino
heino
22. August, 2013 17:53

Immerhin einer meiner fest eingeplanten Filme kommt gut weg. Aber da es hier um Sommers geht, bin ich weiterhin skeptisch. Wer als besten Film im eigenen Schaffen “The Mummy” vorzuweisen hat, hat kein blindes Vertrauen verdient

Peroy
Peroy
22. August, 2013 18:31

Da hat einer wohl nie “Deep Rising” gesehen…

Marcus
Marcus
22. August, 2013 18:50

@Peroy: genau.

Howie Munson
Howie Munson
22. August, 2013 19:50

k_nnte ich mich überraschen lassen.

ich kauf mal ein “o”….
Und statt Buffy-Spin-Off hab ich beim “darum geht’s” an “Ghost Whisperer” gedacht, dass man auf eine männliche Hauptrolle umgeschrieben hat.

Der Karsten
Der Karsten
22. August, 2013 20:02

Also ich finde den Trailer richtig klasse.. hat ein bisschen was von “Constantine” am Tag anstatt in der Nacht. ^^ Mal schauen, wann der auf Blu Ray veröffentlicht wird.

heino
heino
22. August, 2013 20:12

@Peroy:hab ich tatsächlich nicht. Ist das nicht so ne Riesenoktopus-Kacke?

Gregor
22. August, 2013 20:32

“Deep Rising” ist ein Riesenoktopus-Meisterwerk, du Kulturbanause.

Wortvogel
Wortvogel
22. August, 2013 21:02

@ heino: “Deep Rising” nachholen. Sofort. Der rockt. Massiv.

heino
heino
22. August, 2013 21:55

Ich hab`s nicht mit solchen Filmen, die fand ich immer albern

Dr. Acula
22. August, 2013 23:01

Deep Rising rockt in der Tat die Hütte ohne Ende.

Pogopuschel
23. August, 2013 00:27

Voller Zustimmung zur Besprechung.
King und Koontz muss ich da mal in Schutz nehmen. Mit seinen letzten Werken knüpft King an seine besten Zeiten an und Koontz hat vor allem in den 80er und 90er Jahren einige gute Bücher geschrieben – wenn auch keine Klassiker wie King.

Goran
Goran
23. August, 2013 00:57

Also die grüne Ampel find ich nach der Sichtung dann doch übertrieben.
Dank der von Dir ja auch angeführten genannten Kritikpunkte kommt nämlich wirklich gar nix an Spannung auf.
Nichtmal Indiana Jones level von “Uiuiuiuiui, das wird aber knapp mit dem Hut!”
Dazu das ständige “State the obvious”-Monologerzählen von Odd selbst, und man kann gepflegt schlafen gehen.

Dietmar
Dietmar
23. August, 2013 10:43

“Deep Rising”, soso
*kritzel*

Wortvogel
Wortvogel
23. August, 2013 11:01

@ Dietmar: Wenn dein Junior auf Monster steht, wäre der sogar was für den.

Dietmar
Dietmar
23. August, 2013 12:47

@Wortvogel: Okay, danke!

Rudi Ratlos
Rudi Ratlos
27. August, 2013 13:24

Klingt ein wenig nach “The Frighteners” und ist mal notiert – genau wie das Kraken-Dingens 😀

heino
heino
9. September, 2013 22:19

Eben gesehen und für sehr, sehr gut befunden. Klar ist das kein Horrorfilm, aber das habe ich auch nicht erwartet. Dafür hat der Streifen einen enormen Unterhaltungswert, eine tatsächlich gut durchdachte Story und sogar Anton Yelchin, den ich sonst nie leiden konnte, hat mich hier restlos überzeugt. Kudos an Mr. Sommers für diesen Film, mit dem er einige Scharten ausgewetzt hat, sowie das ebenso traurige wie berührende Ende. Sollte das wirklich ein Franchise werden, war das verdammt mutig.
Nachtrag:hab es eben nochmal in der IMDB gecheckt und festgestellt, dass ich “Deep Rising” doch kenne. Allerdings unter dem deutschen Verleihtitel “Octalus”. Ich habe den auch nur einmal gesehen und kann mich nicht mehr allzu gut an den erinnern.

Marcus
Marcus
13. September, 2013 10:31

Großes Popcorn-Kino muss nicht seelenlos und/oder doof sein. 10/10.

Peroy
Peroy
17. August, 2014 20:49

So ein Kackfilm…