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Jun 2013

Der zunehmend abnehmende Wortvogel (19): Neues vom Spocht

Themen: Diet Diary, Neues |

Gestern war mal wieder Zeit für ein Food-Experiment. Die zweite Schüssel Haferbrei habe ich durch Spaghetti Bolognese ersetzt – und die Nudeln durch Shirataki, einen Gelee-artigen Nudelersatz aus Japan, auf den Diätisten schwören, weil er praktisch nichts enthält: keine Kalorien, keine Kohlehydrate, kein Gluten. Ist so eine Art nudelförmiges Wasser:
conpic2
(Symbolbild, btw.)

Im Internet gab es diverse Beschreibungen von Shirataki, die von “exzellenter Ersatz” bis “ungenießbare Schnürsenkel” reichten. Ich habe die zwei Packungen (fast unbegrenzt haltbar) seit fast einem halben Jahr im Kühlschrank und mich erst jetzt getraut, das mal zu probieren. Dafür habe ich die “Nudeln” gut abgespült (um einen leichten Fischgeruch aus der Verpackung zu eliminieren) und mit der Bolognese-Soße zusammen in der Pfanne gut durchgekocht. Das ist wichtig, weil Shirataki praktisch keinen Eigengeschmack besitzt und nur dann brauchbar nach was schmeckt, wenn es Zeit und Hitze bekommt, die umgebende Soße anzunehmen.

Was soll ich sagen? Eiernudeln sind besser, ganz klar. Shirataki gibt dem Esser das Gefühl, Nudeln in der Soße zu haben – undefinierbare, eher glitschig-knackige als pasta-eske Nudeln. Mich erinnern die an Glasnudeln, was vielleicht auch das Problem ist: kaum jemand isst Spaghetti Bolognese mit Glasnudeln. Aber das Bissgefühl ist mehr ungewohnt als unangenehm und am Ende der Mahlzeit hatte ich mich schon dran gewöhnt. Letztlich wie Haferbrei: man freut sich nicht den ganzen Tag drauf, aber es simuliert das gewünschte Essen in ausreichendem Maße, um nicht hungrig und frustriert ins Bett zu gehen oder – schlimmer – den Kühlschrank nach Süßkram zu plündern.

Nach meiner Berechnung hat ein großer Teller Shirataki mit Bolognese-Soße aus gemischtem Hackfleisch gerade 400 Kalorien, die fast vollständig der Soße zu verdanken sind. Das ist immer noch wenig. Allerdings bezweifle ich, dass Shirataki künftig öfter auf meinem Speiseplan stehen wird. Da faste ich lieber einen Tag extra und esse dann “richtige” Nudeln.
Zum nächsten Thema, das ich schon angedeutet hatte: Sport. Zwar komme ich derzeit nicht dazu, mich regelmäßig fit zu halten, aber kürzlich drängte sich mir über Umwege eine Idee auf. Die Umwege gingen so: im August fahre ich ja wieder zum Fantasy Filmfest nach Berlin. Letztes Jahr mit dem Auto – das Fahrrad hinten drin. Das war durchaus praktisch, weil ich in Berlin für die Fahrten vom Hotel zum Kino und zurück nur den Drahtesel brauche. Dafür stand der Wagen aber eine Woche dumm rum. Also dachte ich mir: dieses mal kannst du ja ausprobieren, wie das mit diesen neuen preiswerten Fernbus-Linien funktioniert, die für ein paar Euro extra auch das Fahrrad mitnehmen. Dann kann ich während der Fahrt auch ein wenig arbeiten (die Busse haben Wifi). Dieses “Abenteuer” sollte zudem einen eigenen Blog-Beitrag wert sein.

Oder vielleicht doch nur Fernbus buchen und in Berlin die überall mietbaren City-Bikes nehmen?

Aber dann… dann traf mich die Erkenntnis genau zwischen die Augen. Alles Quatsch bis hier her. Die Reise nach Berlin ist eine ideale Gelegenheit, Deutschland kennen zu lernen, auszuspannen UND etwas für meinen Körper zu tun. Und so beschloss ich – MIT DEM FAHRRAD NACH BERLIN ZU FAHREN.

Selten war mir bei einer Idee so spontan und so unumstößlich klar: DAS will ich machen. Andere rennen ins Fitnessstudio oder nehmen an einem Marathon teil – ich fahre mit meinem Fahrrad von München nach Berlin!
bike
Die Strecke, wie ich sie gleich checkte, ist nicht sehr schwierig. Es liegen keine Alpen zwischen den deutschen Metropolen, die Infrastruktur ist gut und eine Versorgung mit Getränken und Unterkünften dürfte auch kein Problem sein. Wie zur Motivation schaltete Google Maps ein paar Tage später die Navigation per Fahrrad frei.

Mit fünf Tagen muss ich rechnen, einen sechsten gebe ich mir zur Vorsicht. Das Gepäck für das FFF 2013 schicke ich per Paket vorab ins Hotel, die Rückfahrt wird mit dem Bus absolviert. Nicht aus Faulheit: ich kann nur nicht insgesamt drei Wochen in der Redaktion fehlen.

Ich bin ziemlich hibbelig, wenn ich nur daran denke. Ich habe derart LUST auf die Tour, dass es mich selbst überrascht. Es klingt nach Herausforderung, aber nicht nach Quälerei. Genau das, was ich schaffen kann, trotzdem aber als Leistung empfinde. Ich werde vermutlich Seiten von Deutschland sehen, die ich trotz meiner vielen Reportagen noch nie gesehen habe – und ich werde darüber schreiben, logo.

Einen Haken hat die Sache aber: sollte sich kurzfristig herausstellen, dass es zeitlich einfach nicht geht, muss ich den Plan vielleicht doch ad acta legen. Als Ersatz würde ich dann zumindest mit dem Roller über die Landstraßen der Republik nach Berlin fahren. Das dauert nur zwei Tage.



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Nikolai
Nikolai
1. Juni, 2013 08:07

Wenn du nicht gewohnheitsmäßig Rad fährst, wird dein Hintern nach einem Tag derbe schmerzen.
Die Tour solltest du auf keinen Fall unvorbereitet antreten.

Dietmar
Dietmar
1. Juni, 2013 08:11

Saucoole Idee! Das mit dem Fahrrad. Die “Nudeln”: Örks!

Mario
1. Juni, 2013 09:04

Klasse Projekt, aber Du solltest wirklich vorher trainieren. 100km/am Tag sind nicht ohne.

Wortvogel
Wortvogel
1. Juni, 2013 09:16

@ Nikolai/Mario: Ich werde trainieren. Nicht exzessiv, aber definitiv.

Howie Munson
Howie Munson
1. Juni, 2013 09:20

Also auf jedenfall solltest du vorher zweimal 120 km jeweils an einen Tag fahren und/oder eine Woche lang jedne Tag über 20 km, mir erscheint das doch sehr ambitioniert. Plane lieber mit sieben Tagen, dann kannst du dir wenigsten einen Tag mit unangenehmen Wetter (Hitze, Wind oder Regen) ersparen.
Und rechne damit das du Umwege fahren muss, weil du eben nicht an geplanter Stelle Fluß/Schnellstrasse/Eisenbahntrasse überqueren kannst, weil sich Google maps geirrt hat.
Kenne zumindestens das gegenteilige Beispiel, bei dem die Fussstrecke richtig ist, aber Googlemaps glaubt ein Bahnhof wäre mit dem Auto ausschließlich über eine eigene Autobahnabfahrt, die nicht exsitiert, erreichbar… *g*
LINK

Marko
1. Juni, 2013 11:13

Von Nudeln bin ich schon lange weg, unnützes Kohlenhydratezeugs. Ein für mich idealer Ersatz: Zucchinis. Die kann man in feine Streifen hobeln und in der Pfanne leicht anbraten, sehen dann aus und fühlen sich an wie Bandnudeln. Da sie auch so gut wie keinen Eigengeschmack haben, sind sie für mich die ideale “Beilage” zu Nudelsaucen (und denkbar gesund und kalorienarm). Kann ich nur empfehlen!

Kai
Kai
1. Juni, 2013 12:56

Geniale Idee, freue mich schon auf die Unterwegs-Berichte!
Kleiner Tipp am Rande: Die meisten Smartphones geben nach 4, 5 Stunden Navigation auf, und die wenigsten Fahrräder haben eine Zigarettenanzünder-Buchse.
Ich nutze für längere Strecken ein Garmin-GPSMap, das kann man am Lenker festmachen, das hält mit guten Akkus zwei Tage durch, man kann das Display bei allen Licht- und Wetterverhältnissen gut ablesen UND es gibt mit der Openstreetmap / Openbikemap eine sehr gute Offline-Fahrrad-Navigation.

Torsten
1. Juni, 2013 13:43

Coole Idee (das mit dem Radl).
Aber (nur Stichwörter):
– Trainieren, trainieren, trainieren.
– Plan B? (mit der Bahn ab Nürnberg?)
– Wetterfest (falls fünf Tage Regen) oder Astronauten-Regenanzug?
– Kannst Du einen Reifen in – sagen wir – einer Stunde flicken?
– und immer dran denken: jedes Kilo am Rad zählt doppelt

comicfreak
comicfreak
1. Juni, 2013 19:45

..auf DIE Berichte freu ich mich besonders 🙂

Vineyard
Vineyard
1. Juni, 2013 23:17

Toi, toi, toi.
Aber Training + Gelenkschoner müssen schon sein.
@Nudeln: Versuche sie auch zu vermeiden, aber was bei einer Diät wirklich No-Go ist REIS. Das ist eine viel schlimmere Kohlenhydratbombe.

Proesterchen
Proesterchen
2. Juni, 2013 15:30

Wenn ich Deinen bisherigen Aussagen zum Sport folge, würde ich die Strecke als ambitioniert bis mutig bezeichnen.
Ich fahre fast jeden Tag Rad, im Monat knapp 1k, über die letzten Jahre je nach Schneelage zwischen 8 und 10k/a. Ich fahre im Sommer auch gern mal eine längere Strecke, sagen wir 60 oder 70 km, aber das merk ich dann natürlich auch in den Knochen.
Von nahe Null auf 6 Tage á >100 km (bzw. 5 á >125 km) kann ich mir daher nicht so richtig vorstellen, jedenfalls nicht ohne 4-6 Wochen stramme Vorbereitung um Grundlagen zu schaffen.
Das soll Dich hoffentlich nicht verschrecken, aber vielleicht hilft es Dir, bei Deinen geplanten Vorbereitungen schon mal früher anzutesten, wie viel Streckenhärte Du schon hast und wie viel Training noch fehlt.
Darüber hinaus ein paar Tipps, die zwar alle irgendwie offensichtlich klingen, aber vielleicht hilft ja doch das eine oder andere Detail:
(1) Kleidung
Wenn Du so viele Stunden auf dem Rad unterwegs bist, will Du Dich dabei sicher wohl fühlen, und nichts ist nerviger, als bei 12 Grad und Nieselregen durchnässt noch 50 km radeln zu müssen.
Ich habe mir vor 1 1/2 Jahren eine Radjacke von Gore zugelegt, die einfach spitze ist. Von -5° bis >+20 kann man sie mit einem einfachen T-Shirt drunter fahren, darüber sogar noch die Ärmel abtrennen und als Weste benutzen. Dazu eine (gepolsterte!) Hose und ein Paar ordentliche Handschuhe gegen Kälte, Nässe und Wind und man sollte gut durch den deutschen August kommen. 😛
(2) Logistik
Denk dran, dass Du für jeden Tag mehrfach Sachen brauchst – Hosen, T-Shirts, Hemden, Schuhe, da läppert sich ganz schnell mehr zusammen als Rucksack oder Gepäcktaschen tragen können oder wollen, wenn man nicht bewusst Waschstopps einplant oder vor Ort nachkauft.
Ist eine Abwägung zwischen Flexibilität und Gepäckgröße bzw. -gewicht, bei mehr als ein paar Tagen kommt man aber schnell die Kategorie Fahrradanhänger, was dann wieder ganz eigene Einschränkungen mit sich bringt.
(3) Unterhaltung
Ja, Du fährst, um was vom Land zu sehen, aber realistisch wirst Du zwischen den Oberzentren 85 und 95% der Zeit zwischen Feldern unterwegs sein, und das wird früher oder später gähnend langweilig.
Ich höre auf dem Rad gern Podcasts oder Hörbücher, gerade letzteres hat den Vorteil (wegen der Wiederhörbarkeit eines Hörbuches), dass man sich später mit dem selben Buch hinsetzen kann, und beim erneuten Hören wieder an die Stationen der alten Reise erinnert wird.
Natürlich sind im öffentlichen Verkehr in-ears und active noise cancellation tabu, und weil der Frust/Gewicht-Faktor so groß ist gehört im Zweifel noch ein zweites Paar Kopfhörer direkt ins Flickzeug.
(3)a Strom
Wie oben schon richtig erwähnt braucht das Handy beim Navigieren reichlich Strom, zwischendurch willst Du sicher Fotos machen und ganz generell online sein, und wenn es dann noch obendrein was auf die Ohren geben soll, kann ich Dir nur zu einem großen externen Akku (z.B. Energizer Energi-to-go und vergleichbare) raten, wenn Du den in der Gepäcktasche oder im Rucksack hast, dazu ein sauber verlegtes Kabel zum Handy-Halter, brauchst Du Dir auch bei dauerhafter Benutzung keine Sorgen über den Ladestand machen.
Ich drücke Dir auf jeden Fall die Daumen, und wenn Du die Strecke tatsächlich in einer Woche schaffst, nehme ich das als persönlichen Ansporn, doch mal mit dem Rad zur Ostsee zu fahren, wie es mir seit einiger Zeit im Hinterkopf schwebt.

Tim
Tim
3. Juni, 2013 06:58

Ich stimme den Sachen mit Training und den vielen Vorbereitungen prinzipiell zu.
Was mir aber ebenso wichtig erscheint:
Geile Idee, gute Entscheidung, du wirst das Packen und viel Spaß haben!
🙂

gerrit
gerrit
3. Juni, 2013 12:27

Proesterchen, das war der beste Kommentar seit langem in diesem Internet.
Zur Unterhaltung möchte ich noch was anfügen: Auf langen Strecken bin ich mit Pulsmesser unterwegs. Je gleichmässiger ich daherradle, desto länger halte ich ohne Rast durch. Wenn man sich medial ablenkt, könnte man zu trödelig werden. Oder noch schlimmer: Zu früh zu schnell.
Mit Puls < 140 kann ich 15 Stunden ohne Pause.

Wortvogel
Wortvogel
3. Juni, 2013 18:50

@ alle: Danke für die vielen Tips, von denen ich viele beherzigen werde. Da dem Wetter momentan nicht zu trauen ist, habe ich heute einen Fahrrad-Heimtrainer bestellt. Da kann ich “Doctor Who” gucken, während ich strampel. Training muss sein.

S-Man
4. Juni, 2013 11:04

Ich sag nur: Viel Erfolg. Wenn du es schaffst winkt in Berlin ein von mir gesponsorter Sieger-Drink 🙂

Howie Munson
Howie Munson
14. Juli, 2013 18:19

Von quasi null auf 100km “Wochenleistung” hat bei mir diese Woche (von mir selbst unerwartet) geklappt… Mit echter 3-Gang-28″-Gurke. *g*
30km waren es gestern und heute nochmal 20km, die dann aber wirklich kein Spass mehr für die Oberschenkel waren, da bin ich ja mal gespannt, ab wann ich 30 Kilometer täglich verkrafte und jederzeit sagen könnte: “ist nicht schlimm, wenn es mal 10km mehr als geplant werden.” (dann könnte ich regelmäßige Autofahrten einsparen, zumindestens bei guten Wetter)
Aber ich kann das ja ruhig angehen, muss ja nicht gleich abheben… *g*
http://www.youtube.com/watch?&v=syJq10EQkog

Howie Munson
Howie Munson
28. Juli, 2013 14:14

Nach besagten 100 km waren das nun 135 km und 170 km, bin jetzt also bei 405 km insgesamt nach drei Wochen.
Mein Hinterradschlauch hatte sich auch einmal mit lauten Knall verabschiedet, seitdem hab ich einen passenden Ersatzschlauch immer dabei, wechseln geht schneller und leichter als paar Kilometer schieben…

Proesterchen
Proesterchen
28. Juli, 2013 14:28

Glückwunsch, Howie, wenn Du Dich weiter so steigerst, überholst Du mich mit meinen ca. 35 km/Tag in ein paar kurzen Wochen!
Platte Reifen nerven wirklich, aber weil mir das zum Glück nur so 6-8 Mal im Jahr passiert, fahr’ ich trotzdem nicht immer mit Pumpe, Schlauch und Werkzeug durch die Gegend – Telefonverbindung zu netten Kombibesitzern reichen im Zweifel auch. Und manchmal hat man ja Glück und es passiert nahe der Heimat.
Letzten Winter allerdings habe ich mal richtig in die Kacke gegriffen – Platter fast genau am entferntesten Punkt meiner Runde, Dunkelheit, Kälte und ‘ne halbe Stunde Wartezeit auf den Aufsammelservice. Das wurde dann schon eher ungemütlich.

Howie Munson
Howie Munson
28. Juli, 2013 17:37

Danke, 30-35 km/Tag ist ja auch meine ungefähres “zu ersetzende Zielstrecke”, aber da sind dann auch paar Steigungen mehr drin, als ich momentan fahre. Die halbwegs schnell zu bewältigen, ohne völlig im Eimer zu sein, scheint mir die größte Hürde vorm “produktiven” Einsatz. Und halt die (hoch-)sommerlichen Temperaturen, fahre momentan nur frühmorgens…
Aufsammelservice fällt leider flach, aber so schlimm finde ich es auch nicht das Zeug mitzunehmen. Ist ja auch nicht mehr an Volumen und Gewicht als ein Liter Getränk.