13
Mai 2013

B-Film Basterds: der ganze dreckige Rest

Themen: B-Film Basterds, Film, TV & Presse, Neues |

Ich bin wieder in München, so ermüdet wie aufgekratzt. Es war ein tolles, sehr erfolgreiches und harmonisches Wochenende, das vor allem eins zeigt: das Festival wächst und gedeiht. Fast durchgehend ausverkauft und mit einem üppigeren Programm als in den Jahren zuvor, müssen sich alle Beteiligten jetzt schon Gedanken machen, wie sie dem Erfolg 2014 Rechnung tragen wollen.

Gegenüber des Kinos stand am Samstag übrigens ein Wagen, den ich euch nicht vorenthalten wollte:
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Persönlich gefreut hat mich die Anwesenheit von mindestens 20 Jungs und Mädels aus dem Wortvogel / Trashtalk / Fantasy Filmfest-Kontext, die mittlerweile so eine Art Posse bilden. Da geht man auch morgens zusammen frühstücken, nimmt noch einen Drink in der Hotelbar, räumt die DVD-Abteilung des lokalen “Müller” leer.
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Zum Abschluss (nachdem wir im Irish Pub wie immer brunchen waren) gab es noch drei Filme als “Rausschmeißer” – und das muss man fast wörtlich nehmen, denn nach den massenkompatiblen Funtrashern der zwei Tage davor war diesmal harte Kost angesagt.

Das Geständnis eines Mädchens
Bei der letzten “Spende” von “Buio Omega” handelt es sich um einen “Sittenreißer” der späten 60er, der vom Abstieg der braven Angela in Kriminalität und Promiskuität erzählt. In schwarzweiß mit viel Lokalkolorit an Originalschauplätzen gedreht (Supermärkte, Neckermann-Kaufhaus, Berliner Tanzlokale und Schwimmbäder), kann “Das Geständnis eines Mädchens” mehr als Schaufenster in eine vergangene Zeit punkten denn als authentische Fallstudie. Der Film ist in der Darstellung so brav wie in seiner Moral, allerdings auch erstaunlich zynisch in seiner Weltsicht – Männer sind durchweg korrupte, sexgierige Schweine, Frauen entweder berechnend oder verloren im Haifischbecken der Großstadt. Eine durchaus illustre Besetzung (Günter Pfitzmann! Horst Jüssen! Ulli Kinalzik!) und die bezaubernde Entdeckung Margitta Sonke heben den Film streckenweise deutlich über das Niveau seines sehr niedrigen Budgets.

Leider brach der Film gegen Ende ab – man hatte vergessen, die letzte Rolle mitzubringen! Einer der Veranstalter von “Buio Omega” war so nett, uns den Ausgang der Geschichte zu erzählen. Wir wollten ja nicht dumm sterben.
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Raumschiff Terra zum Planet der Affen
Oh boy. Da muss man wohl auch durch. Wie letztes Jahr mit “Raumschiff Alpha”, mussten wir auch heuer einen “Science Fiction”-Film italienischer Provinienz über uns ergehen lassen. Diesmal leider ohne Franco Nero, ohne nennenswerte Raumschiff-Modelle und ohne nennenswerte Ansätze, uns über das absolut notwendige Maß hinaus zu unterhalten. Das ist wirklich ganz dröger Unsinn, der keinen Deut dadurch gewinnt, dass die Amis noch eine Sequenz aus “Doomsday Machine” reingeschnitten haben und ein “Planet der Affen” nur in dem Sinn vorkommt, dass das Raumschiff “Terra” vom Planeten “Gamma” mal Zwischenlandung auf einem Himmelskörper macht, auf dem die Weltraumreisenden 10 Sekunden lang von Komparsen in Zottelkostümen attackiert werden. Das rettet den hanebüchenen, so kindertauglichen wie hoffnungslos veralteten Schnarch auch nicht.
Terra
Jungfrau unter Kannibalen
Ebenfalls unter “Pflichtübung” muss man wohl “Jungfrau unter Kannibalen” verbuchen, der im Gedenken an den kürzlich verstorbenen Jess Franco kurzfristig ins Programm genommen worden war. Italo-Rotz mit Al Cliver und Ursula Buchfellner, die wenigstens den Großteil der Laufzeit unbekleidet (wenn auch nicht als Jungfrau) verbringt und als Playmate auch die dafür geeigneten Qualitäten vorführt. Der Rest ist Franco-typische Inkompetenz mit einem Feigenblatt von Handlung, miesen Schmoddereffekten, erbarmungswürdiger Kameraarbeit und einem Showdown, in dem der Held sich mit einem nackten Neger prügelt. Muss man nicht mögen, aber… nein. Eigentlich kein “aber”. Muss man echt nicht mögen.
Jungfrau
And that’s all, folks!

Als Sahnehäubchen habe ich noch etwas Besonderes für euch. Ihr erinnert euch doch sicher an die “Paco”-Gedächtnispose, oder? Diesmal entwickelte sich der Gruß aus “Megaforce” ratzfatz zum Kult. Und weil der sich bildlich schlecht darstellen lässt, habe ich das Publikum des letzten Festival-Films für euch auf Video festgehalten:

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In diesem Sinne – wir sehen uns 2014!



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VideoRaider
13. Mai, 2013 16:34

Ich verspreche hoch und heilig, nächstes Jahr bin ich dabei.

Wortvogel
Wortvogel
13. Mai, 2013 16:44

Um mit dem Motto von “Megaforce” zu sprechen: Deeds not words!

CrazyEddie
CrazyEddie
13. Mai, 2013 19:18

Ich möchte anmerken, dass die vier überaus hübschen und grandios gutaussehenden Herren in Oliv NICHT das offizelle Festivalshirt tragen.
Lieber Wortvogel, kannst du mir die Originaldatei dieses Fotos schicken? Büdde büdde. *lieb guck*

heino
heino
13. Mai, 2013 19:33

Ich glaub, ich muß das auch mal für nächstes Jahr einplanen. Obwohl ich ja nicht so der Trashfilm-Fan bin….

Wortvogel
Wortvogel
13. Mai, 2013 19:45

@ CrazyEddie: Datei ist raus. Gern geschehen.

CrazyEddie
CrazyEddie
13. Mai, 2013 19:56

Juhu. Danke.

Marko
14. Mai, 2013 07:36

Vielleicht keine offiziellen, aber schicke Shirts! Sind die selbstangefertigt, oder kann man die irgendwo ordern?

Marko
14. Mai, 2013 07:41

Achja, und wenn nächstes Jahr Peroy und der böse Schmu mit dabei sind, würde ich das Festival auch mal mit meiner Anwesenheit belästigen …

Gregor
14. Mai, 2013 17:38

Oh Gott, Peroy in Echtfleisch, das will ich mir nicht einmal hypothetisch vorstellen. Aber wenn’s der VideoRaider tatsächlich schaffen würde …
Jedenfalls, das Festival hat derb gerockt und ich freu mich aufs nächste Jahr.

DMJ
DMJ
14. Mai, 2013 18:18

Und wieder jemand, der an Peroys Existenz glaubt! 😛

Peroy
Peroy
14. Mai, 2013 18:55

Absurde Vorstellung…

Marko
14. Mai, 2013 19:55

Jaja, spottet nur! Ich glaube halt an das, äh, schlechte im Menschen. *schmoll*

CrazyEddie
CrazyEddie
14. Mai, 2013 22:16

@Marko
Die sind selbst gefertigt. Auf jedem ist ein anderer Filmcharakterstereotyp. V.l.n.r.: Commander Contrarian, Captain Obvious, Major Know-it-all und General Ripper
Dazu jeweils ein passendes Zitat dazu. Die Idee dazu kam von dem Herren Nummer drei, wenn man wieder diese Reihenfolge nimmt.