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Mrz 2013

Gezielt vorbei: Mein Problem mit dem ZEIT-Dossier "Filmpiraten: Aufnahme läuft!"

Themen: Film, TV & Presse, Neues |

Cloud-Atlas1Ich habe vor drei Wochen das ZEIT-Dossier "Aufnahme läuft!" gelesen, in dem minutiös protokolliert wird, wie anstrengend der Wettlauf eines Film-Releases gegen die Raubkopien mittlerweile ist. Jetzt steht der endlich auch online zur Verfügung und ich rate dringend zur Lektüre, bevor wir hier weiter machen.

Alles klar soweit? Schön.

Bereits der Anreißer gibt die Marschrichtung vor:

"Der Produzent Stefan Arndt hat mit "Cloud Atlas" den teuersten deutschen Film aller Zeiten herausgebracht. Er braucht Zuschauer, die Kinokarten und DVDs kaufen. Das Geschäft funktioniert – bis Piraten illegale Kopien des Films ins Internet stellen."

Die Kausalkette ist klar: "Cloud Atlas" ist auf dem Weg, ein Erfolg zu werden, bis ihm die bösen Raubkopierer dazwischen kommen. Und das ist schon grundfalsch, wie wir gleich sehen werden.

Zuerst einmal wird das Klischee von der Kamera in der Popcorn-Tüte bedient: "Er drückt auf »Record«, und die Kamera läuft, bis der Abspann erscheint. So wird er Stefan Arndt seinen Film wegnehmen."

Ich halte die These, dass schwammig und wackelig abgefilmte Raubkopien einen Film ernsthaft schädigen können, für abwegig, Und die Autorin des Beitrags, so penibel sie auch alles andere recherchiert, lässt ihre Behauptung einfach mal so stehen. Aber es erscheint nicht einmal im Ansatz logisch: lieber auf dem PC-Monitor die Wackelversion schauen, als mit der Freundin ins Kino gehen? Die DVD bei Saturn stehen lassen, weil auf der Festplatte noch eine matschige Raubkopie liegt? Bei RTL oder Pro7 nicht einschalten, weil man den Film ja schon mal in einer Drecksqualität gestreamt hat?

Nach meiner Erfahrung sind sogenannte "Cam-Rips" nur was für beinharte "Ich zuerst!"-Freaks, die kein Leben haben und die mir als Filmfans außerordentlich suspekt sind.
Aber weiter im Text. Es wird sehr schön die Verwertungskette von Filmen beschrieben, die Mühen, die hinter der Finanzierung von "Cloud Atlas" stecken.

Dann wieder: "Heute kann es passieren, dass die Zuschauer Cloud Atlas lieben oder mit der Zeit lieben lernen und Arndt trotzdem umsonst arbeitet. Weil irgendjemand den Film heimlich kopiert und ins Internet stellt. Er wird womöglich tausendfach heruntergeladen, millionenfach angesehen."

Wieder: die Behauptung, irgendein mieser Cam-Rip könne dem Film wirtschaftlich schaden. Unbelegt. Wenigstens findet sich mal das Wort "womöglich".
CLOUD ATLAS
Ich wiederhole mich vielleicht, aber: ich kenne NIEMANDEN, der sich einen Film wie "Cloud Atlas" nicht auf DVD oder im Kino anschauen würde, selbst wenn es einen Cam-Rip im Netz gibt. Voraussetzung: es muss ein tatsächliches Interesse am Film bestehen. Aber dazu kommen wir noch.

"Es kann dann passieren, dass kaum jemand noch die DVD kauft, dass kein Fernsehsender noch viel Geld dafür bezahlt, dass er den Film zeigen kann." – nein. Die Existenz von DVDs wird mittlerweile massiv von Online-Anbietern wie Netflix bedroht, nicht von Raubkopien. Und nach dem Kinoflop von "Cloud Atlas" ist eher ein robustes DVD-Geschäft zu erwarten. Vor allem aber: die TV-Sender haben "Cloud Atlas" längst gekauft, waren teilweise an seiner Produktion beteiligt. Ich kann mir nicht mal ein theoretisches Szenario ausmalen, in dem ein Einkäufer sagt: "Tja, den hätten wir schon gerne im Programm, aber nachdem es überall Raubkopien gibt…". Auf den Punkt gebracht: Bullshit.

Es folgt eine großartige, wieder sehr detailverliebte Beschreibung, wie hoch die Sicherheitsvorkehrungen bei Screenings sind. Dann geht der Autorin allerdings die Paranoia durch: "Eine Sondervorstellung für 20 Mitarbeiter der Mitteldeutschen Medienförderung. Ein Risiko. Jemand könnte den Film kopieren, ein Zuschauer, ein Angestellter des Kinos."
Echt jetzt? 20 Mitarbeiter der Mitteldeutschen Medienförderung, von denen einer womöglich das Handy zückt, um "Cloud Atlas" auf seinem iPhone mitzuschneiden? Man sollte das Interesse der Welt an dem Film und die kriminelle Energie von Mitarbeitern der Mitteldeutschen Medienförderung vielleicht nicht überbewerten.

Und dann verstolpert sich Kerstin Kohlenberg ganz böse: "Alles schon vorgekommen. Vor drei Jahren verbreitete sich eine Raubkopie des amerikanischen Actionfilms X-Men Origins: Wolverine im Internet, einen Monat vor der Premiere. Der Film wurde vier Millionen Mal heruntergeladen. Branchenexperten beziffern den dadurch entstandenen Verlust auf zwölf Millionen Dollar."

In der Tat: "Wolverine" ist ein gutes Beispiel. Nämlich dafür, dass eine blitzsaubere Raubkopie, die lange vor dem Kinostart überall im Netz verfügbar ist, KEINEN nennenswerten Einfluss auf den Release hat. Zuerst einmal war es kein Raubkopie aus dem Kino, niemand saß mit Kamera im Saal. Es war wohl ein Mitarbeiter einer an der Produktion betrauten Firma, der eine Arbeitsversion auf DVD kopierte. Trotz miserabler Kritiken spielte "Wolverine" dennoch weltweit 373 Millionen Dollar ein – und das nur im Kino! Selbst wenn die ungenannt bleibenden "Branchenexperten" Recht hätten, wären 12 Millionen gerade mal drei Prozent des Kino-Umsatzes. Daran die ruinösen Praktiken der Raubkopierer aufzeigen zu wollen, zeigt die Dürftigkeit der Beweisführung.
Cloud-Atlas-Old-Georgie
"Die Leute von der Medienförderung sollen Cloud Atlas am nächsten Morgen um zehn Uhr im Leipziger CineStar sehen. Ursprünglich hatte Arndt ein anderes Kino gebucht, aber das informierte die Presse über die geheime Vorführung. Arndt tobte. Je mehr Leute davon wissen, desto eher wird das Ding abgefilmt, sagte er."

Dieses Absatz verstehe ich nicht ganz. Das Kino informiert die Presse darüber, dass ein Screening für die Mitteldeutsche Medienförderung ansteht? Unwahrscheinlich. Und selbst wenn die Presse informiert würde – damit käme immer noch niemand in das Screening, der nicht vorne auf der Gästeliste steht, die vom Produzenten kontrolliert wird. Das klingt alles SEHR fischig.

Seit mehr als zehn Jahren werden relevante Screenings von Security überwacht, die Handys einsammelt, Taschen durchwühlt, Journalisten abgetastet und mit Nachtsichtgeräten während des Screenings im Saal Wache hält. Ich halte es für ausgeschlossen, dass hier eine Raubkopie erstellt werden kann. Panikmache, die nichts mit der Realität zu tun hat.

Die nächsten paar Absätze sind wieder lobenswert: es geht um weltweite Starttermine und die Probleme, die entstehen können, wenn ein Film in einem Land noch nicht läuft, während woanders schon Kopien kursieren. Ein spannender Einblick, bei dem mir nur zwei Aussagen als drollig aufstoßen:

"Cloud Atlas ist ein komplizierter Film, über den man tagelang nachdenken kann." – das würde ich nach meiner Kritik heftig bestreiten.

"Das Drehbuch hat 200 Seiten, doppelt so viel wie bei einem gewöhnlichen Film." – nun ja, das hat wohl eher damit zu tun, dass "Cloud Atlas" auch doppelt so lang ist wie ein "gewöhnlicher Film".

Nun kommen wir von der Theorie zur Praxis. "Cloud Atlas" startet sehr verhalten in den USA, wie auch die Autorin des Artikels zugeben muss: "In den USA spielt Cloud Atlas am ersten Wochenende knapp zehn Millionen Dollar ein. Arndt hatte sich mehr erhofft. Der Film wird noch mehr Zeit als erwartet brauchen, um das Geld hereinzuholen."
Cloud-Atlas-1930s
Ihrer Meinung nach geht es jetzt also nur noch darum, den Wettlauf gegen die Raubkopierer zu gewinnen, um den Film in die Profitzone zu bringen. Ich sage es nur sehr ungern, aber: das ist kompletter Blödsinn. Am 26.10.2012 ist "Cloud Atlas" in Amerika GEFLOPPT und bei einem Gesamtbudget von 200 Millionen Dollar waren damit die Chancen, das Geld einzuspielen, praktisch verspielt. Weil der Flop in den USA auch die anderen Märkte erschlaffen lässt. Das Vertrauen der Zuschauer, einen guten Film präsentiert zu bekommen, sinkt ebenso wie die Bereitschaft der Kinobetreiber, dem Film breiten Raum zu geben. Auch wenn mittlerweile der größte Teil der Einnahmen von den internationalen Märkten kommt: Die USA sind der Taktgeber – sie bestimmen, was ein Hit und was ein Flop ist.

Wir halten außerdem fest: Der schwache Start von "Cloud Atlas" kann nichts mit Raubkopien zu tun gehabt haben, weil es zu diesem Zeitpunkt noch keine gab. Aber genau dieser Aspekt wird interessanterweise komplett ausgeblendet. Weil er nicht zur Narrative dieses Artikels passt, die lautet: Raubkopien haben "Cloud Atlas" kaputt gemacht.

Danach wird es wieder spannend, teilweise sogar faszinierend: wir folgen (fiktionalisiert, aber sicher nah an der Wahrheit) einem Raubkopierer in ein russisches Kino, wo die erste illegale Kopie von "Cloud Atlas" abgefilmt wird.

Laut Aussage von Kerstin Kohlenberg steht am 7. November die erste Raubkopie von "Cloud Atlas" im Netz. Meine eigenen Recherchen listen den 16. November, aber vielleicht bin ich auch nur nicht ganz so gut im Thema.

Wirklich baff machen mich die nächsten Absätze, die so beginnen: "Er ahnte schon, dass die Piraten seinen Film erbeuten würden. Deshalb hat er Helfer engagiert, Piratenjäger, in allen wichtigen Ländern. In Russland ist es Olia Valigourskaia. 10.000 Euro zahlt er ihr im Monat."

Der Produzent von "Cloud Atlas" zahlt einer russischen Piratenjägerin unglaubliche 10.000 Euro im Monat? Und er ist nur einer ihrer Auftraggeber? Die muss MILLIONEN verdienen – mehr, als die Raubkopien an Schaden verursachen. Wo kann ich mich für DEN Job bewerben?!
Besonders deshalb, weil es letztlich ein wirkloses Wuseln ist:  "Schon 5.500 Mal hat Olia Valigourskaia per E-Mail die Aufforderung verschickt, den Link zu löschen und die Kopie vom Netz zu nehmen. (…) Manche Website-Betreiber ignorieren die Aufforderung. Manche halten sich daran und löschen den Link zum Film, oft aber taucht er kurz danach wieder auf."
CLOUD ATLAS
Indiskutabel dann der folgende Rundumschlag gegen den russischen Markt: "Die russische Justiz lässt sie meist in Ruhe. Die Leidtragenden sind ja Amerikaner, Deutsche, Engländer. In Russland gibt es längst keine nennenswerte Filmindustrie mehr."
WTF?

Nun schwenkt der Artikel zum Deutschlandstart von "Cloud Atlas". Man achte mal drauf: angeblich gab es die erste Raubkopie 7.November. Ich habe 16. November recherchiert. Deutschlandstart? 15. November. Ich will keine bewusste Täuschung um der Narrative willen unterstellen, aber auffällig ist es schon, dass es Kerstin Kohlenberg sehr gut in den Kram passt, dass eine russische Raubkopie VOR dem Deutschlandstart erhältlich war. Ich habe schon ausgeführt, dass das kaum eine Auswirkung auf die Besucherzahlen gehabt haben kann, aber zumindest hat die Unterstellung so Bestand.

Wir kommen zu totalem Nonsens angesichts der mauen Kritiken: "Arndt weiß aus Erfahrung, was das bedeutet: Der Film wird in Deutschland ein gutes Ergebnis einfahren, aber er wird kein Kassenschlager werden. Zeit wird immer wichtiger für den Film. Je weniger Geld er durch Kinokarten einspielt, desto länger dauert es, bis die Kosten über DVD-Verkäufe oder legale Onlineplattformen wie iTunes wieder hereingekommen sind. Aber jeden Tag steigt das Risiko, dass sich die Raubkopien im Internet weiterverbreiten."

Das klingt gut, ergibt aber tatsächlich keinen Sinn. Ein Cam-Rip aus einem russischen Kino hat keine Auswirkungen auf DVD-Verkäufe, Onlineplattformen oder Streaming-Dienste. Eine wirkliche Gefahr geht erst von blitzsauberen DVD- und BlueRay-Rips aus, die für den User die gleiche Bild- und Tonqualität wie kommerzielle Angebote liefern.

Als der erste DVD-Rip erscheint, am 16. Dezember, ist "Cloud Atlas" längst in allen relevanten weltweiten Märkten gestartet. Und gefloppt. Der Film scheitert nicht an den Raubkopien, er scheitert am Desinteresse der Zuschauer. Die Hoffnung, er werde all das auf DVD und im TV wieder rein holen, ist bemitleidenswert. Die Behauptung, Raubkopien würden das verhindern, ist durchschaubar.

Zeit, mal die Spuren der Raubkopierer zu verfolgen. Ein eher Mitleid erweckender "Cyber-Cop" kommt zu Wort, ein paar Handlanger wollen offensichtlich nicht in die Zeitung. Briefkastenfirmen, internationale Serverparks, Decknamen – ich hatte mir das Metier wirklich kleinbürgerlicher vorgestellt.

Nun kommt die Autorin des Artikels vom Hundertsten ins Tausendste und wirft in einem Absatz gleich einen ganzen Batzen unbelegter Behauptungen raus: "Seit die illegalen Kopien weltweit im Internet kursieren, ist der DVD-Verkauf der Filmindustrie um ein Viertel eingebrochen. Große Produktionsunternehmen wie Time Warner, Picturehouse, Universal haben inzwischen ihre Kunstfilm-Abteilungen geschlossen oder verkauft. Sie konzentrieren sich jetzt noch mehr auf einfach gestrickte Filme für das Massenpublikum, die innerhalb weniger Wochen ihre Kosten einspielen. Bevor der Mitschnitt im Netz kursiert."

Jeder Satz falsch. Bemerkenswert. Raubkopien gab es immer, auch vor der DVD. Die Verkäufe der DVD brechen wegen BlueRays und Streaming-Diensten ein, das Format nähert sich dem Ende seiner Lebenszeit. Produktionsfirmen bringen immer neue Labels auf den Markt, auch für Klassiker, Serien und Spartenproduktionen – aber eben nicht mehr exklusiv auf DVD. Es gibt nicht mehr oder weniger "einfach gestrickte" Filme als vor zehn oder zwanzig Jahren – eine kausalen Zusammenhang mit Raubkopien herstellen zu wollen, ist absurd.

Die nächsten Absätze bestätigen die Klischees: Politiker haben keine Ahnung, worum es geht, und den Firmen ist egal, ob sie auf Webseiten werben, die ihren Traffic mit Raubkopien generieren. Das ärgert mich auch – vor allem, weil es wahrlich nicht wie ein unlösbares Problem erscheint.
Cloud Atlas
Die Tatsache, dass heute im Bundestag über das Leistungsschutzgesetz debattiert wird, macht es umso bezeichnender, dass Frau Kohlenberg die Aussage einer Professorin, das Urheberrecht sei gar nicht so relevant, mit dem fiesest möglichen Rückschluss torpediert:

"Man kann es überraschend finden, dass die Wissenschaftlerin Hofmann sich so eindeutig auf die Seite derer stellt, die mit illegalen Filmkopien Geld verdienen. Allerdings nur für einen Moment. Bis man feststellt, dass Hofmann und die 26 weiteren Forscher des im vergangenen März gegründeten Instituts nicht von der Humboldt-Universität bezahlt werden, obwohl sie ihre Büros in deren juristischer Fakultät bezogen haben. Sondern von einem großen internationalen Unternehmen. Von Google. Der Konzern ist derzeit der alleinige Geldgeber des Instituts, 4,5 Millionen Euro hat er investiert, für die ersten drei Jahre. Man kann sagen, ein Teil des Geldes, das Google mit den Raubkopien erwirtschaftet, fließt in wissenschaftliche Studien, die zu dem Ergebnis kommen, dass Raubkopien keine schlechte Sache sind."

Das ist "gotcha!"-Journalismus der ganz ekelhaften Sorte.

Kommen wir zum wenig ruhmreichen Abschluss. In den USA gefloppt, in Russland gefloppt – wie lief "Cloud Atlas" eigentlich bei uns, noch bevor eine Raubkopie auf den Markt kam?

"Zwar konnte Cloud Atlas in Deutschland mehr als eine Million Zuschauer ins Kino locken. Das ist ganz ordentlich."

Ich würde gerne mal Frau Kohlenbergs Definition von "ganz ordentlich" hören. "Cloud Atlas" schaffte es nie auf Platz 1 der Charts, kam nicht mal unter die Jahres-Top 20.

"Aber trotzdem hat er erst 85 der 200 Millionen Dollar eingespielt, die er gekostet hat. Der große Rest muss jetzt über DVDs, Fernsehrechte und andere Verwertungen hereinkommen. Es sieht also nicht gut aus für Stefan Arndt."

Alles nur wegen der bösen Raubkopien – die es zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht gab.
Zeit für den pathetischen Schluss des Dramas: "Tom Tykwer und die Geschwister Wachowski werden dann in dunklen Anzügen über einen roten Teppich laufen und lächelnd den Fotografen zuwinken. Stefan Arndt wird den Journalisten erzählen, wie es kam, dass er diesen Film gemacht hat. Und wie er ihm wieder genommen wurde."

Unglaublich. Dem Produzenten wurde der Film "genommen". Per Wackelkamera und Filesharing. Sonst wäre "Cloud Atlas" selbstverständlich ein Welterfolg geworden, ach was – ein moderner Klassiker! Schändlich, diese Russen, diese Raubkopierer, vor allem aber diese russischen Raubkopierer! Da hat man einfach keine Chance gegen.

So, wie ich das sehe, bastelt Produzent Stefan Arndt an seiner eigenen Legende, um das Versagen von "Cloud Atlas" zu rechtfertigen – und eine Journalistin hat sich für den intimen Einblick in die Szene genau diese Narrative füttern lassen, ohne sie je zu hinterfragen. Handwerklich sauber geschrieben, exzellent recherchiert, aber absolut unseriös und fragwürdig in den Schlussfolgerungen.

Es wird nicht einmal die Frage gestellt, ob der Film einfach sein Publikum verfehlt hat, ob das Marketing falsch war, ob nicht alle Beteiligten zu besoffen von ihrer eigenen Brillanz waren. Nein, es waren die Raubkopien. Die sind schuld. Clever, den Leser mit derart vielen Details zu zu schütten, dass gar nicht auffällt, wie unbelegt die These bleibt. Viele Zahlen, aber keine konkrete, um die Kernthese des Artikels zu stützen.

Ich weiß nicht, ob ich das für schlechten oder angesichts der perfekten Ablenkung von den eigentlichen Problemen schon wieder für guten Journalismus halten soll.

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Dr. Acula
1. März, 2013 13:21

Immer wieder erstaunlich, dass die Schlussfolgerung "den Film wollte einfach keiner SEHEN" so verleugnet wird. Machten die Produzenten von "Ishtar" sicher auch so…

VolkerK
VolkerK
1. März, 2013 13:22

"…bastelt Produzent Stefan Arndt an seiner eigenen Legende, um das Versagen von “Cloud Office” zu rechtfertigen…"
So ist es.
Und die Journalistin geht ihm so wunderbar auf den Leim, dass man sich ihren Namen merken müsste, falls man man selber sein Ego polieren muss.

Dr. Acula
1. März, 2013 13:26

Darf man sich ein Interview mit Arndt wünschen? 🙂

Thomas
Thomas
1. März, 2013 13:50

Immerhin waren ausnahmsweise mal nicht die Ballerspiele schuld …

Baumi
1. März, 2013 13:51

Zu den Google-Unterstellungen gegen den Professor: Seit der Leistungsschutzrecht-Kampagne ist in der deutschen Presse Google doch eh das Böse. (Obwohl es jetzt wohl wieder von den Öffentlich-Rechtlichen abgelöst wird – schließlich hat das ZDF gerade die "heute"-App rausgebracht.)

Sarah
Sarah
1. März, 2013 13:58

Also ich kenne leider einige Leute, die sagen: "Wieso ins Kino gehen, auf Kino.to (oder wie auch immer das gerade heißt) gibt’s doch eh alles." Cloud Atlas mag dafür jetzt kein besonders gutes Beispiel sein und womöglich würden diese Leute auch ohne die Cam-Rips nicht ins Kino gehen, aber die schlechte Qualität scheint vergleichsweise wenige zu stören. Allerdings gibt’s ja auch immer mehr Leute, die beim "Film gucken" immer mal wieder alt+tab zu Facebook machen, ihr Handy und Mails checken etc…

headwires
headwires
1. März, 2013 14:00

Dennoch befremdlich, wenn ein Filmfreak wie du nicht mal Blu-ray richtig schreiben kann.

jojoschi
jojoschi
1. März, 2013 14:16

Ich habe auch eher die Erfahrung gemacht, dass die Qualität den meisten Leuten total schnurz ist. Wenn sie einen Film kostenlos kriegen, dann nehmen sie ihn. Wenn die Qualität dann auch noch gut ist: super, aber sonst auch egal, war ja schließlich umsonst.
Abgesehen davon dachte ich immer dass das meiste Geld im "Film-Business" heutzutage eh mit den Zweitverwertungen gemacht wird. Daher ist der Satz "der Rest muss jetzt über weitere Verwertungswege reinkommen" doch auch ein bisschen vorbei an der Realität. Das ist doch anscheinend immer der Fall, dass man nicht mehr den Hauptteil des Geldes im Kino verdient.
Außerdem: wenn man soviel Geld mit der Werbung auf den "Raubkopier"-Seiten verdienen kann, warum bietet die Filmindustrie dann nicht selbst etwas in der Art in bestimmten Märkten (Russland?) an?

Wortvogel
Wortvogel
1. März, 2013 14:16

@ headwires: Ich habe kein "Blu-ray", nutze kein "Blu-ray" – und es ist mir massiv schnuppe weil ich irgendwie nicht das Gefühl habe, dass meine Eignung als Filmfreak an der Schreibweise von "Blu-ray" hängt.

Uli
Uli
1. März, 2013 14:28

Ich habe nach dem ersten Drittel aufgehört den Artikel zu lesen, weil es so albern wurde. Der russische Markt ist dann "tot" , ja ne is klar.
Fun Fact: Ich habe mal Matrix 2 als Cam-Rip gesehen (einmal und nie wieder) und bin danach tatsächlich nicht mehr in’s Kino gegangen, weil er so grottig war.

comicfreak
1. März, 2013 14:34

..die Frage ist nicht, ob Leute etwas kostenloses konsumieren, sondern ob dieselben Leute bereit wären, für eben diesen Konsum Geld aus zu geben?
Ich kenne auch Leute, die jeden noch so grieseligen Rotz gucken; wenn aber der Rechner kaputt ist, sitzen sie 14 Tage mit ein und derselben Bildzeitung auf dem Balkon.
Da wird der Branche kein Geld entzogen.

Wortvogel
Wortvogel
1. März, 2013 14:34

@ Sarah: Diese Leute sind aber keine kritische Masse, wie "Wolverine" beweist.
@ Jojoschi: Du irrst in einigen Annahmen. Zweitverwertungen machen nicht den Löwenanteil aus. Bei DVDs wird 80 Prozent des Umsatzes mit Filmen gemacht, die im Kino mindestens in den Top20 waren. Ein Misserfolg im Kino macht einen DVD-Erfolg unwahrscheinlicher. Ausnahmen sind nur Filme, die als Blockbuster gedacht waren, aber gefloppt sind. Viele Leute denken dann "Ach, den hatte ich ja im Kino verpasst". Darum prophezeie ich "Cloud Atlas" ein solides Leben auf Silberscheibe. Aber er wird sich damit nicht in die schwarzen Zahlen retten.
Natürlich gibt es in Russland legale Angebote. Die nutzt nur kaum einer.
@ Uli: Der einzige Cam-Rip, den ich je gesehen habe: "Spider-Man". Weil wir wegen der Überfüllung nicht ins Presse-Screening kamen. Da war ich stinkig. Habe den Film später dann noch mal "richtig" im Kino gesehen.

heino
heino
1. März, 2013 14:41

Für mich war der hiesige Flop schon absehbar, als der erste Teaser in den Kinos auftauchte (zu einem zeitpunkt, als schon ein grandioser 6 min-Trailer im Internet kursierte), der absolut gar nichts über den Film aussagte, aber darauf herumritt, dass hier ja ein großes Kunstwerk zu erwarten sei. Damals konnte man im Kino nur irritiertes Kichern hören. Hätte man stattdessen den richtigen Trailer genommen, der alle optischen Stärken des Films betonte, wären vielleicht mehr Leute an dem Film interessiert gewesen

noyse
noyse
1. März, 2013 14:59

Tom Hanks spielt mit – in mehreren Rollen. Für mich ein NoGo fürs Kino -eventuell mal was zu leihen.
Ansonsten wundert mich dieser Artikel keineswegs. Es gibt auch bisher keine Studie die sich ernsthaft mit den angeblichen Verlusten oder eben den angeblich nichtverlusten durch filesharing beschäftigt. Dann muss man nämlich auch berücksichtigen welche Auswirkungen es hat wenn zum Beispiel hannes ins kino geht und all seinen Kumpels sagt wie käsig der film ist. die gehen dann nicht ins kino und ein paar saugen das teil und ein paar erzählen dann den anderen wie mies das teil ist usw. das ist zwar auch nichts anderes als vorher nur der Zeitraum zwischen Hannes Meinungsäusserung udn deren Auswirkung ist halt in der heutigen Zeit viel kleiner geworden. früher konnte man nur entweder trotzdem ins kino gehen oder auf die dvd/video in der videothek warten und dann losätzen.

Wortvogel
Wortvogel
1. März, 2013 15:00

@ noyse: Wer ist dieser Hannes? 🙂

DMJ
DMJ
1. März, 2013 15:20

Eine Leistung des Textes muss man anerkennen: Er schafft es, das Leben eines Filmrproduzenten wie das eines armen Tagelöhners klingen zu lassen, der täglich von der Gnade der grausamen Welt abhängig ist. Und zudem natürlich als sensible Seele, der einst ein Film "gehörte", den ihm nun böse Piraten weggenommen haben, weshalb er jetzt Angst vor allen Kinobesuchern haben muss. Da unterstütze ich ihn doch gern, wenn ich weiß, dass er mich als potentiellen Verbrecher betrachtet.
Das Beispiel "Cloud Atlas" ist dann noch dazu schön gewählt, weil der Film, völlig zurecht gefloppt ist. Aber so können wir die Schuld schön wieder auf die Piraten schieben, statt an die eigene Nase zu fassen. Und die lächerliche Behauptung, der Film biete soviel Nachdenklichkeitspotential, deutet eher für mich auf die Ahnungslosigkeit oder Geistlosigkeit des Verfassers hin.
Die dramatische Schilderung des Pirateneinsatzes war aber irgendwie süß. Erinnerte mich an die Rekonstruktionen von Terroranschlägen oder Schulmassakern, in deren Schrecklichkeitsgrad man das Mitfilmen hier wohl auch sieht.
Ist ja schließlich auch ein böser Russe und denen, weiß die ZEIT, muss man alles zutrauen.
Der Mythos, das kleine und künstlerische Filme die ersten Opfer der Piraten wären, obwohl diese es doch bekanntlich vor allem auf Blockbuster abgesehen haben, bedarf wohl keiner weiteren Kommentierung.
Zum Schluss dann natürlich nocht der Klassiker, dass Leute mit einer anderen Meinung diese natürlich nur haben können, weil sie gekauft sind (wie Baumi schon sagt, noch dazu vom Google-Satan persönlich) und eine weitere Runde Mitleid für das tiefe persönliche Elend, welches die Macher dadurch erleben, dass ihnen der Film geraubtmordet wurde.

DMJ
DMJ
1. März, 2013 15:24

@Wortvogel, #15: "Wer ist dieser Hannes?"
Der Kumpel von Dingo:
http://online.buddelfisch.de/2012/11/23/hannes-und-dingo-und-der-limonadenstand/

perseus
perseus
1. März, 2013 15:34

"um das Versagen von “Cloud Office” zu rechtfertigen"
Absichtliches Wortspiel oder schöner Gedankenmischmaschflüchtigkeitsfehler?

Wortvogel
Wortvogel
1. März, 2013 15:47

@ Perseus: Gedankenmischmaschflüchtigkeitsfehler – schöner Begriff übrigens!

Fake
Fake
1. März, 2013 15:58

Bei dem Thema heisst mein Lieblings"totschlagsargument" immer: Seht auf die Pornoindustrie! Die haben, zum Teil weil als sittenwiedrig eingestuft, einen viel schwächeren juristischen Schutz; eine viel stärkere Konkurenzsituation aber sie lebt trotzdem. Die haben halt schneller kapiert und akzeptiert das technische Spielereien (3D, HD) nur was bringen wenn man _Inhalt_ hat, der das nutzt.
Vorallem wissen die das die Kopierer keine Kunden sind, auch keine potenziellen, sondern die die trotzdem zahlen und die muss man mit guten Angeboten beglücken, zB Flatrates, Abos, statt sie wie zukünftige Kopierer zu behandeln.
… hab ich irgendwo gelesen … 😉

jimmy1138
jimmy1138
1. März, 2013 15:59

Warum drehen Leute Filme in wundertollstem 3D, wenn sich die Leute das doch so gerne in 2D anschauen, halb abgeschnitten, schief und alle 2 Sekunden out of focus?
Dazu wundert mich die ganze Strategie: auf "word of mouth" und "legs" hoffen? Also da hätte ich so oder so meine Zweifel daran gehabt. Wie im Artikel zurecht steht: das ist eine Taktik vergangender Tage. Heutzutage macht ein Film beinahe 50% innerhalb der ersten Woche, 75% innerhalb der ersten zwei Wochen. Außer Dezember, Jänner, wenn die Studios ihre Oscarkandidaten rausschicken und die Feiertage sind. Aber da war Cloud Atlas mMn ein wenig zu früh dran, noch dazu kam zwei Wochen später Skyfall, der alles wegplaniert hat.
Hinsichtlich der angedachten Strategie ist mMn daher relativ unerheblich, ob der Cam-Rip ein paar Tage früher oder später rauskommt (daß er rauskommt ist unerheblich). Aber warum startet man Cloud Atlas z.B. so spät in Großbritannien? Da wurden schon längst die Screener-DVDs an die Oscar-Juroren verschickt und sobald das geschieht ist in Sachen Raubkopien praktisch Game Over. Ein anderer Aspekt: wenn man schon auf "word of mouth" setzt – könnten da nicht sogar Leute, die sich das auf einem Rip ansehen (und sich das sonst nie angesehen hätten), einen positiven Effekt hervorrufen. Game of Thrones Regiesseur Petrarca hat ja vor wenigen Tagen nix anderes behauptet – mußte dann aber (?auf Druck des Studios?) zurückrudern.
PS: bei der letzten größeren Diskussion um Cloud Atlas, habe ich einen Vergleich mit "Life of Pi" versucht. Da kann man schon zumindest eine Zwischenbilanz ziehen: Oscar-Gewinner, etwas unter 600 Mio $ weltweit eingenommen. Die haben wohl irgendwas besser gemacht…

Jens
Jens
1. März, 2013 16:11

Es ist eben immer einfacher, Jemand anderen für das eigene Versagen die Schuld zu geben, als sich selbst zu hinterfragen. Dass die bösen Filmkopierer die Schuld an allem haben, was mit Urheberrecht zu tun hat ist ja nun nichts Neues, die Musikindustrie hat das ja fabelhaft vorgemacht. Mittlerweile ist es mir ehrlich gesagt auch egal, ob die grossen Konzerne irgendwann mal verstehen, dass sie Falsch handeln oder nicht. Wer meint, mich beschimpfen zu müssen (Raubkopiererspots) oder mich sonst nerven zu müssen (z.B. nicht überspringbare Trailer auf einer DVD), der kriegt dann eben kein Geld mehr von mir. In den letzten 5 Jahren war ich glaube ich nur einmal im Kino, und das hat sich für Iron Sky auch gelohnt.

Bjoern
Bjoern
1. März, 2013 16:28

Unglaublich…
Zitat 1:
"Eine 33-jährige, zierliche Frau, Gründerin der kleinen Firma WebKontrol, die im Auftrag von Arndt und seinem russischen Co-Produzenten versucht, die Verbreitung der Raubkopien im Netz zu verhindern. Minütlich durchsucht ihre Software das russische Internet nach Links zu illegalen Kopien von Cloud Atlas . Ständig findet sie neue, oder eigentlich immer dieselbe: Die Kopie des Piraten aus Chimki hat sich im Internet wie ein Virus verbreitet.
Schon 5.500 Mal hat Olia Valigourskaia per E-Mail die Aufforderung verschickt, den Link zu löschen und die Kopie vom Netz zu nehmen. Cloud Atlas sei kein kostenloses Allgemeingut, schreibt sie in den E-Mails. »Alle Rechte an diesem Film sind geschützt.« Er gehört Stefan Arndt."
Zitat 2:
"Auf der Piratenwebsite steht dann nur ein Link, der zu dem Mitschnitt von Cloud Atlas führt. Links sind nicht illegal. Fast alle Piratengruppen arbeiten nach diesem Prinzip, egal ob Epidemz, Matine oder NTG. Illegal wird es erst, wenn man ihnen nachweisen kann, dass sie zusammenarbeiten – die Piratenseiten und die Online-Datenspeicher, wie es bei dem Leipziger Ex-Fußbodenleger ausnahmsweise gelang."
Ich will auch 10.000 € im Monat für Spam, was anderes ist es bei dem Vergleich beider Zitate ja scheinbar nicht.
Der ganze Artikel zeigt die klassische ewig gestrige Denke des Produzenten, besonders ironisch dass der Film die Zeiten überbrücken will.
Es ist mir nach wie vor schleierhaft dass noch niemand in der Filmindustrie auf die Idee gekommen ist zeitgleich einen Film weltweit im Kino, per Netflix Stream, per iTunes Kauf und auf DVD (andere Verteilwege/Unternehmen nach eigenem Gusto hier dazu denken) raus zu bringen.
Die Musikindustrie ist 10 Jahre den steinigen Weg gegangen "Raubkopien" im Netz nachzujagen bis sie dann gemerkt haben dass es einfacher ist komfortable legale Angebote zu machen, die dann auch von den Verbrauchern angenommen werden.
Das hätte man sich einfach ansehen können und aus den Fehlern anderer lernen.
Ich glaube dass viele Leute auf Rips zurück greifen weil es kein adäquates legales Angebot gibt.
Ich kann da nur von meinem Bekanntenkreis reden, daher ist das sicher nicht Statistik tauglich, aber was hier so rumläuft sind Filme oder Serien die hier noch nicht angelaufen sind. Django unchained war so ein Fall, Homeland auch zB.
Ich bin auch unmotiviert 12-24 Monate zu warten bis House of Cards endlich hier erhältlich ist weil sich im Zweifel vielleicht Arte erbarmt, finde aber dass man für Dinge die man mag bezahlen sollte, weil es sonst über kurz oder lang solche Sachen sonst nicht mehr geben wird.
Da hole ich mir die Serie per Proxy vom amerikanischen Netflix Account. Klarer Fall von selber schuld finde ich, geb ich halt denen das Geld die auch die Serie produziert haben und nicht den deutschen Verwertern (so es denn einer inzwischen gekauft hat).
Und dann gibts den Rest der eh für nix bezahlt, die kann man sowieso nicht abholen. Die schauen sich dann eine englische Version mit russischen Untertiteln in mieser Bild- und Tonqualität bei den üblichen Verdächtigen an.

Pogopuschel
1. März, 2013 17:07

"Es ist mir nach wie vor schleierhaft dass noch niemand in der Filmindustrie auf die Idee gekommen ist zeitgleich einen Film weltweit im Kino, per Netflix Stream, per iTunes Kauf und auf DVD (andere Verteilwege/Unternehmen nach eigenem Gusto hier dazu denken) raus zu bringen."
Ich glaube, Steven Soderberg hat das mal gemacht.

Pogopuschel
1. März, 2013 17:11

Ich hatte gestern schon einen Kommentar zu dem Artikel im Forum bei SF-Netzwerk.de geschrieben: http://www.scifinet.org/scifinetboard/topic/15521-film-mitschneider-in-kinos-verhelfen-letzteren-zu-fruherem-tod/unread/
"Die deutschen Kinos haben 2012 die höchsten Einnahmen ihrer Geschichte erzielt und erstmals Eintrittskarten für über eine Milliarde Euro verkauft"
Quelle: http://www.sz-online.de/nachrichten/kultur/ziemlich-erfolgreichste-freunde-2502020.html
Irgendwie passt das nicht zu der Untergangsstimmung, die von der Filmindustrie gerne verbreitet wird.
Avengers hat weltweit: 1.511.800.000 $ eingespielt. Skyfall 1.108.100.000 $ und The Dark Knight Rises 1.081.000.000 $ Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Filmjahr_2012#Weltweit
Das alles trotz Raubkopien, die es ja schon seit über zehn Jahren über das Internet gibt.
Ich bezweifel stark, dass Cloud Atlas ein Flop wurde, weil es Raubkopien davon gab, sondern weil er einfach zu sperrig und kompliziert für ein großes Publikum war. Aber soviel wie ein Blockbuster gekostet hat.
Jeder, der das Buch gelesen hat, konnte doch ahnen, dass das niemals ein Film für die großen Massen wird.
Das die Studios fast nur noch große, mainstreamige Blockbuster produzieren, liegt eher an der Gier der Studios, weil sie eben weltweit Geld einnehmen wollen und dafür Filme brauchen, die in vielen Ländern und Kulturen funktionieren.
Auf Arte lief mal eine gute Doku darüber, warum die ganzen kreativen Autoren zum Fernsehen abwandern und in Hollywood nur noch massentaugliches, weichgespültes Zeug produziert wird. Mir fällt nur gerade der Titel nicht ein.
Dazu kommt, dass in den großen Studios eben nicht mehr einzelne Bosse wie Darryl F. Zanuck haben, sondern zu großen, multinationalen Konzernen gehören, die Wert auf ihre Quartalsergebnisse legen und nur noch kurzfristig denken.
Auch die Verleihe und Kinos haben keine Geduld mehr, Filme sich über mehrere Wochen entwickeln zu lassen. Ausnahmen wie Ziemlich beste Freunde zeigen, dass eine Film auch über ein halbes Jahr ein gutes Ergebnis einspielen kann, aber die meisten Filme erhalten keine Chance mehr dazu.
Dazu kommt auch noch die beschleunigte Mund-zu-Mund-Propaganda. Kritiken zu den Filmen verbreiten sich während des ersten Startwochenendes rasend schnell und es wird schnell deutlich, welcher Film eine Gurke ist. Früher mussten die Zuschauer mehrere Tage auf Kritiken in den Zeitungen warten, oder bis sie ihre Freunde getroffen haben. Heute geht es per Smartphone und Tablet schon während des Abspanns los.
Außerdem haben sich die Sehgewohnheiten der jüngeren Generationen drastisch geändert. Inzwischen gibt es unzählige Alternativen zu den angestaubten Medien TV und Kino. Jugendliche schauen sich heute Filme über Tablet und Smartphones an. Wenn man sich die DVD-Verkaufscharts anschaut, sieht man, dass Serien den Filmen inzwischen den Rang ablaufen.
Der Zeitartikel liest sich für mich eher, als würde Stefan Arndt die Schuld für den Flop lieber den Raubkopierern zuschieben, als seiner eigenen Fehlkalkulation.
Dass es inzwischen eine ganze Industrie gibt, die sich mit Raubkopien eine goldene Nase verdient, finde ich aber auch sehr ärgerlich.
Ich wünsche mir ja auch mehr gute Filme fürs Kino,

Wortvogel
Wortvogel
1. März, 2013 18:21

@ Pogopuschel: Da stimme ich soweit zu. Mit tut Arndt aber auch sehr leid, weil ich die Kalkulation durchaus verstehe: internationaler Bestseller, mehrere große Hollywood-Stars, viele Action-Elemente, die Regisseure von "Matrix" UND "Lola rennt" – hätte man mir dieses Projekt als Package vorgeschlagen, ich hätte es auch abgenickt.

Gnimli
Gnimli
1. März, 2013 18:23

Ich habe mir das Buch angetan, als ich das erste mal von dem Film gehört habe. Hochgelobt muss das ja für mich als SF Fan was sein. Naja hab schon besseres gelesen, ich habe die Lektüre nur beendet, weil ich das Buch ja gekauft habe. Der Film war damit für mich gestorben, aus der Vorlage konnte nichts gutes wachsen. Selbst für eine kostenlose Raubkopie in höchster Qualität ist mir meine Zeit zu wichtig.

Marcus
Marcus
1. März, 2013 19:28

Sehr schön auseinandergeommen, Torsten.
Nur den irgendwie süßen Sendung mit der Maus-Tonfall des Artikels hast du nicht gebührend gewürdigt:
"Und jetzt kann sich jeder, der will, Cloud Atlas ansehen. Ohne zu bezahlen."
"Je mehr Kinofilme man im Internet kostenlos ansehen kann, desto mehr Geld verdienen die Raubkopierer. "
Klingt komisch, ist aber so. 🙂

Wortvogel
Wortvogel
1. März, 2013 19:32

@ Marcus: Ich hab’s da mehr mit Jean Pütz: "Ja, heute brennen wir uns eine CD. Ich hab' da schon mal was vorbereitet…"

Pogopuschel
1. März, 2013 20:11

Ich hätte dem Film ja auch einen großen Erfolg gegönnt. Die Buchvorlage finde ich großartig und es verdient auch Respekt, was dort für ein ambitioniertes Filmprojekt gestemmt wurde. Schade.

Krigge
Krigge
1. März, 2013 20:42

Als ich damals die Titelseite der Zeit gesehen habe, war mir schon klar, wo die Reise hingeht. Schade, es gibt dort auch immer noch sehr gute Titelgeschichten. Ich habe nach der Lektüre darüber nachgedacht, einen Leserbrief zu schreiben. (@Torsten: Schick doch einen Link zum Blogeintrag, vielleicht antwortet jemand. Bei Niggemeiers Blog hat sogar der Chefredakteur mal was kommentiert.) Aber was bringt’s? Alle, die eine abweichende Meinung haben, sind doch gekauft oder anderweitig befangen, wie es schon in dem Artikel selbst heißt. Ergebnisoffen recherchiert hat da niemand. Niggemeier und einige andere dokumentieren in Sachen Leistungsschutzrecht, wie voreingenommen Journalisten bzw. ihre Vorgesetzten bei manchen Themen sind. Man darf sich also eigentlich nicht mehr wundern. Ich finde zunehmend Gefallen an der taz, die zwar nicht auf meiner Linie ist und manchmal recht quengelig im Ton, in der ich aber durchaus Meinungen und Recherchen finde, die anderswo nicht vorkommen. Wurden zu dem Artikel Leserbriefe in der Zeit veröffentlicht, die "unsere" Sichtweise vertreten?

Krigge
Krigge
1. März, 2013 21:07

Ich kann mir meine Frage selbst beantworten: Die Zeit 9/2013, S. 87.

Howie Munson
Howie Munson
1. März, 2013 21:38

Wenn "guter Journalismus" mittlerweile nur noch über die wirtschaftlichen Interessen des Verlages definiert werden, dann war es wohl solcher, von nun an leistungsgeschützter Qualitätsinhalt.
Für mich sind aber einige Fragen offen:
1. wieso wurde nicht erwähnt das der Film schon Wochen vor der US-Premiere auf dem Toronto International Film Festival lief?
2. wieso ist die russische Strafverfolgung schuld das man einen holländischen Server nicht dichtmachen kann?
3. Wieso besteht ein _russischer_ Geldgeber darauf das "im toten russischen Markt" der Film als zweites anläuft? Dem kann doch egal sein WO die Kohle eingespielt wird.
4. Das mit der Berlinale versteh ich komplett nicht, wieso zum Geier ist dann der US-Start so früh, wenn man doch angeblich vorher schon Angst vor Raubkopien hat?
5. Wieso glaubte man überhaupt, dass es besser sei, nicht in Deutschland mit dem "teuersten deutschen Film" die Weltpremiere zu machen? HIER konnt man ja einige mit den 100 Mio. beeindrucken…. Oder wenigsten gleichzeitig mit den Amerikanern??
Das mit der Filmanpreisung in Wetten Dass und dem Filmstart dann Wochen später, hatte ich ja eh nicht verstanden. Und das es gegen 007 schwer wird, hätte man sich ja auch ausrechnen können.

Christian H.
Christian H.
1. März, 2013 23:03

Ich stehe zwischen den Fronten.
Am Beispiel "Cloud Atlas": Ich wusste bis zur Sekundärquelle ("Spiegel.de" über "Wetten, dass?!") nicht, dass es den Film gibt. Klang dann interessant. Ich habe ihn mir Anfang Dezember heruntergeladen auf mein Note 2, um ihn im Zug zu schauen. Qualität von Video und Ton war okay für das Handy. Auf jeden Fall keine "Cam". War inhaltlich bereits nach 10 Min so sehr gelangweilt, dass ich die Alternative "aus dem leeren Fenster schauen" bevorzugt habe.
Ich bin aber kein genereller "Umsonst-Schauer". Filme wie "Fucking Amal" habe ich erst durch "Raub"kopien kennengelernt. Und mir danach die DVD gekauft. Ich halte es auch für eine generelle Fehlannahme, dass Raubkopierer Filme nicht im Kino schauen.
Ich gehe nicht oft ins Kino. Für "The Dark Knight Returns", "Prometheus" und "An Unexpected Journey" habe ich aktiv Raubkopien vermieden (obwohl es die vor Kinostart gab) und bin mit DailyDeal-Gutschein ins Kino gegangen.
Die Gutscheine habe ich vor 2 Jahren gekauft und habe noch zwei über. Weil ich nicht fand, dass es einen Film gab den ich im Kino sehen möchte. "Star Trek" wäre wieder der Fall. Ohne vorher die Kritiken gelesen zu haben. Kino ist zu teuer.
Es gibt tatsächlich Filme, die ich als Rip gesehen habe, ohne ins Kino zu gehen. Aber die hätte ich sowieso nicht im Kino gesehen. Ich weiß nicht mal mehr welche. Wenn ich "heiß" bin, sehe ich den Film (mit Freunden) im Kino, weil die Atmosphäre eine andere ist. Nicht nur Ton und Bild, sondern auch das Erlebnis das Publikum um sich zu haben.
Kurzum: Aus meiner Sicht finde ich das Problem der Raubkopien ebenfalls stark übertrieben.

Magineer
Magineer
1. März, 2013 23:26

@Bjoern:
Gerade "House of Cards" ist allerdings so ziemlich das schlechteste Beispiel – die Serie erschien/erscheint in Deutschland und den USA zeitgleich.
Ansonsten:
Der ZEIT-Artikel ist tatsächlich weniger nüchtern-objektive Tatsachenbetrachtung als vielmehr emotional gefärbtes Feuilleton – das ist vor allem ärgerlich, weil sachliche Fehler gerade im Umfeld dieses Themas oft zum genüsslichen Auseinandernehmen einladen. Man kann sich bei der Diskussion oftmals nicht des Eindrucks von Häme erwehren; polemische Argumentationsketten gibt es auf beiden Seiten, weil der Streit nun mal sehr klischeehaft auf Schwarz-Weiß-Basis geführt wird: Die Produzenten und Verleiher haben wenig Ahnung vom klassischen Endnutzer (oder zumindest andere Vorstellungen von der Zielgruppe), während die andere Seite oftmals genauso wenig subtil vorgeht und die gesamte Filmindustrie zum dämonischen Kapitalistenschwein hochstilisiert – jede Bewegung braucht nun mal ihr Feindbild. Von peinlichen Ausrutschern wie der Piratenpartei mal abgesehen, haben sicherlich auch beide Seiten ihre Berechtigung, allerdings wird die Debatte bereits so emotional geführt, dass ich eine zeitnahe Einigung eher bezweifle.
Die Stefan-Arndt-Nummer ist in ihrem jammernden Tonfall allerdings wirklich ärgerlich, zumal "Cloud Atlas" wohl sicher auch nicht der Film ist, anhand dessen man eine solche Debatte führen sollte – zumal Arndts Rolle als EINER der Produzenten auch ein wenig aufgebauscht wird. Und Camrips sind nicht das Ende der westlichen Zivilisation.

Frodo19
Frodo19
1. März, 2013 23:32

Ich habe mir Cloud Atlas im Kino angetan. Optisch ganz nett, die Story hat aber weder mich noch meine Freunde zu großen Diskussionen angeregt, entsprecht sah meine Funktion als Multiplikator in meiner Umgebung aus. Völlig anders sah es bei Argo aus, ein Film der mich gefesselt hat und entsprechend habe ich in meinem Bekanntenkreis Werbung gemacht.
Die Wachowski Brüder haben einen Hammerfilm gemacht und zwar Matrix, alles andere was ich von ihnen gesehen habe war bestenfalls mittelprächtig.
Das Raubkopien die Produzenten Geld kosten ist unbestritten, das sie aber die Filmindustrie daran hindern die Kosten wieder einzuspielen wird ja ständig im Kino wiederlegt, durch Filme die den Geschmack des Publikums treffen.
Kinoflops gab es ja auch schon zu analogen Zeiten, damals musste man sich nur andere Erklärungen suchen um das Versagen schönzureden. Das ist heute natürlich mit den bösen Raubkopien einfacher und man hat auch noch das Verständnis der Leute die keinen Computer besitzen und eh nicht ins Kino gehen.

Peroy
Peroy
2. März, 2013 00:08

"Die Wachowski Brüder haben einen Hammerfilm gemacht und zwar Matrix"
… … … … nee, heute nich’…

Dietmar
2. März, 2013 00:22

Der war toll, bis Du ihn mir kaputt geredet hast! Mit Argumenten! Ich glaub´, es hackt …
Äh … zum Thema: Großartige Text-Analyse!

Trantor
Trantor
2. März, 2013 01:05

@frodo19: Geschwister. Nicht Brüder 🙂
@peroy: du bist so knuffig, erinnerst mich immer an die Uli Stein Maus mit dem 'dagegen' Schild in der Hand.

turtle of doom
turtle of doom
2. März, 2013 01:10

Ein sehr schönes Beispiel für einen manipulierenden Propaganda-Artikel. Er zielt genau auf jene Leute, die über kein Hintergrundwissen über Filmproduktion und -vermarktung verfügen. "Ahh, soviele Details" – und schon glaubt man der Journalistin.
Das Problem mit den Raubkopien besteht bloss darin, dass eine gewaltige Nachfrage nach Filmen besteht, und die Filmproduzenten sind bislang dabei gescheitert, diese zu befriedigen. Dabei ersparen "Raubkopierer" ihnen sogar den Vertrieb von DVDs, und niemand muss eine BluRay in ein Regal räumen und niemand muss an einer Kasse sitzen.
Während Blockbuster ziemlich schnell verheizt und verbrannt werden, sind ältere Liebhaberfilme (z.B. "The Day of the Jackal") nur schwer erhältlich. 14 € für eine DVD mit einem Film, der 1973 ins Kino kam? Nein danke, das ist nicht angemessen, wenn im Regal daneben für 8 € eine "Twilight"-Folge verramscht wird.
Wenn die Herstellung und der Versand der DVD wegfallen, könnten besonders ältere Spielfilme für 2-3 € zum Download angeboten werden. 3 € und das Gefühl, als Konsument fair behandelt zu werden dürften für die Produzenten doch mehr wert ein als wenn der "Raubkopierer" für 0 € die Piratenbucht aufsucht.

Peroy
Peroy
2. März, 2013 01:30

"@frodo19: Geschwister. Nicht Brüder 🙂 "
Ein Bruder und ein amorphes, undefinierbares Etwas, ein Affront gegen Gott, die Natur und alles was gut und recht ist auf dieser Welt…
"@peroy: du bist so knuffig, erinnerst mich immer an die Uli Stein Maus mit dem ‘dagegen’ Schild in der Hand."
Mich ekelt vor mir selbst, dass ich weiß, wer Uli Stein ist… aber das Kompliment geb' ich zurück.

Trantor
Trantor
2. März, 2013 02:04

"…und ein amorphes, undefinierbares Etwas, ein Affront gegen Gott, die Natur und alles was gut und recht ist auf dieser Welt…"
Heute mit dem falschen Fuß und Lech Walesa aufgestanden, oder was?!

Peroy
Peroy
2. März, 2013 02:13

"Heute mit dem falschen Fuß und Lech Walesa aufgestanden, oder was?!"
Warte, das muss ich erst googeln…

Peroy
Peroy
2. März, 2013 02:15

Kapier' ich nich'.

Trantor
Trantor
2. März, 2013 02:31

Google News. Fast deckungsgleiche Stammtischparolen. Uh, warte, jetzt willst Du bestimmt sagen, Dein "ist ein Affront gegen Gott, Natur und Recht" war ironisch gemeint, oder

Peroy
Peroy
2. März, 2013 02:37

"Google News. Fast deckungsgleiche Stammtischparolen. Uh, warte, jetzt willst Du bestimmt sagen, Dein “ist ein Affront gegen Gott, Natur und Recht” war ironisch gemeint, oder"
Nein. Ich hab' Fotos gesehen. Burn it with fire.

Trantor
Trantor
2. März, 2013 02:45

Not funny. Und außerdem enttäuschst Du mich, mensch, Junge: Bist doch sonst immer hundertprozentig gegen die Meinung der Masse und verteidigst dafür jeden Minderheitenschrott. Und jetzt was Geschlechtsumwandlung angeht vertrittst Du eine Meinung, mit der Du in jedem Schützenverein und bayrischen Bierzelt gleich hunderte Brüder im Geiste hast. Im Herzen also doch ein Spießer.

Peroy
Peroy
2. März, 2013 02:57

"Not funny. Und außerdem enttäuschst Du mich, mensch, Junge: Bist doch sonst immer hundertprozentig gegen die Meinung der Masse und verteidigst dafür jeden Minderheitenschrott. Und jetzt was Geschlechtsumwandlung angeht vertrittst Du eine Meinung, mit der Du in jedem Schützenverein und bayrischen Bierzelt gleich hunderte Brüder im Geiste hast. Im Herzen also doch ein Spießer."
http://www.tagesspiegel.de/images/8422006/6940556/2-format1.jpg

Wortvogel
Wortvogel
2. März, 2013 08:53

@ Christian H.: Beim nächsten Hinweis auf regelmäßige Raubkopierei muss ich deine Beiträge löschen. Ich befürworte Raubkopien nicht und kann aus nachvollziehbaren Gründen hier keine Diskussionen darüber dulden.
@ Peroy: Mir gehen die Entschuldigungen für dich aus. Das war einfach nur "ass". Auch für dich gilt: letzte Warnung vor mindestens einmonatiger Sperre.

DMJ
DMJ
2. März, 2013 14:05

Obwohl man jetzt Peroys Exkurs eigentlich nicht weiterführen sollte (und, obwohl ich damit wieder Gerüchte über mich bestärke ;)): Lana Wachowski sehe ich gerade als einen sehr guten Fall dafür, dass Geschlechtsumwandlung möglich ist. Sie ist jetzt keine sonderlich hübsche Frau, aber meines Erachtens eindeutig weiblich. Nicht nur nach der "Genitalsituation", sondern auch optisch; gibt viele gebürtige Frauen, die maskuliner wirken.
Gerade darum ist es ja so tragikomisch, dass ihr Film eher die natürlichen Unterschiede betont, obwohl er das gerade nicht sollte (ich komme weder über Ghetto-Nigga-Tom-Hanks, noch die bizarre Transenmonstrosität Hugo Weavings hinweg). Da ist die Realität der Kunst tatsächlich mal überlegen.

Dietmar
2. März, 2013 14:29

Die Tochter des Bruders meines Großvaters (ja: Ich weiß nicht, was die dann zu mir ist) war früher ein Mann. Das fanden meine Mutter und Schwester heraus, als sie in die frühere Heimat meiner Mutter reisten und nach "Wurzeln" suchten. Die haben sich gut verstanden. (Finde ich immer wieder erstaunlich und macht mich auch ein wenig stolz, wie tolerant meine Mutter in solchen Dingen ist. Manchmal schießt sie in der Kinderzeit eingebleuten Unsinn heraus, aber das sind dann doch Worthülsen, denen keine Lebenswirklichkeit gegenüber steht.)

Peroy
Peroy
2. März, 2013 14:32

"Die Tochter des Bruders meines Großvaters (ja: Ich weiß nicht, was die dann zu mir ist)"
Großcousine…

Exverlobter
Exverlobter
2. März, 2013 14:34

@DMJ
Kim Petras: Die IMO einzig wirklich gelungene Geschlechtsumwandlung.
http://www.youtube.com/watch?v=XpsSXZT3X_Y

Dietmar
2. März, 2013 14:36

Ah, Danke, Peroy!
@Exverlobter: Ich weiß nicht, ob sie das einzige Beispiel dafür ist, aber sie ist ein sehr attraktives und sympathisches.

Dietmar
2. März, 2013 14:47

Beeindruckende junge Frau!

MrFox
MrFox
2. März, 2013 15:16

Solange es Filme gibt, werden Produzenten nach Ausreden und Gründen suchen, warum sie mit ihren Babys nicht den erhofften Erfolg haben. Das war schon immer so. Entweder ist das Publikum zu doof, der Verleiher und das Marketing unfähig, der Regisseur gescheitert, die Kritiker bescheuert oder die Raubkopierer haben’s vermasselt. Den Produzenten nach den Gründen des Misserfolgs zu fragen, ist letztendlich albern.
Ich hab den CLOUD ATLAS bisher nicht gesehen, werde das aber auf Blu-ray nachholen. Unabhängig davon sind komplexe, überlange Sci-Fi (Roman)Verfilmungen in der Geschichte des Kinos eigentlich nie finanziell wirklich erfolgreich. Schon gar nicht kurzfristig und nur im Kino. Die Anzahl der massiven Flops ist bei diesem Genrebereich unabhängig von Regisseur und Schauspielern extrem hoch. Das war schon 1927 bei Langs METROPOLIS so und selbst Kubricks Klassiker 2001, der jahrelang und immer wieder in den Kinos lief, war trotz großem Erfolg und Interesse weltweit aus finanzieller Sicht kein echter Überflieger. Von daher hat Herr Arndt mit "seinem" Film noch Glück gehabt.
Raubkopierer sind vor allem ein Problem, weil sie den Wert vom "Filme erleben" enorm gesenkt haben. Ein Kinobesuch war für mich als Kind etwas ganz besonderes und schon beim Gong zum Filmbeginn bekam ich feuchte Hände vor Aufregung. Heute ist das Anschauen eines Films auf jedem Handy jederzeit und überall nur 2 Klicks entfernt und ggf. sogar gratis. Das ist eben nichts besonderes und die Art, wie heute viele Leute sogar im Kino Filme schauen (inkl. 10 Min.-zu-spät-kommen, dauerhafter Nebenbeiunterhaltung, 10 x Smartphonecheck, SMS-Schreiben usw) zeigt das. Filme sind immer mehr Einweg-Wegwerf-Artikel und kein faszinierendes Leinwandabenteuer, von dem man noch Wochen später begeistert spricht. Das ist viel schlimmer.

Wortvogel
Wortvogel
2. März, 2013 15:21

@ Mr.Fox: Mein Problem sind nicht die Erklärungen von Arndt – die sind in der Tat vorhersehbar und verständlich. Problematisch ist es, wenn sich eine Journalistin für ein sechsseitiges ZEIT-Dossier davon so blenden lässt, statt kritisch nachzufragen.
Zum zweiten Punkt: Im Gegensatz zu Lang und Kubrick wollten die Macher von "Cloud Atlas" keine Kunst, sondern Kommerz erschaffen. Sie haben alles reingepackt, was "eigentlich" einen Blockbuster ausmacht. Das macht den Flop so problematisch.
Letztlich: Nicht die Raubkopierer haben das "Erlebnis Film" versaut. Es ist die immer weiter verkürzte Aufmerksamkeitsspanne der nächsten Generation, die Mobilsucht and jedem Ort und zu jeder Zeit, die Panik, auch nur zehn Minuten "off the grid" zu sein. Das ist ja nicht nur im Kino zu beobachten.

Magineer
Magineer
2. März, 2013 15:45

Da stimme ich Torsten und dem Fuchs zu: "Cloud Atlas" ist mit seinem Budget und dem Plot, den mal nicht mal eben im Vorbeilaufen erklärt, durchaus ein unternehmerisches Risiko, trotz Hanks, Berry & Co. – schon ganz und gar, wenn man dafür außerhalb des Studiosystem 100 Millionen stemmen muss (plus P&A) und als Gegenwert einen überlangen SF-Film bekommt, der nicht über die Actionszenen oder ähnlich kommerzielle Ansätze funktioniert. Es gibt schon einen Grund, warum das kein großes Studio als Tentpole riskieren wollte, aber da blendet in Deutschland dann schon mal ganz gern der Reiz der Möglichkeiten und das Gefühl, zu Hollywood aufzurücken.
Zum anderen ist Film tatsächlich mittlerweile Gebrauchsware, irgendwo zwischen Youtube, Videogames und dem Zugriff auf hundertausende Stunden Unterhaltung via VoD, Blu-ray, DVD oder einfach nur im Kabel/Sat-Bouquet mit mittlerweile Hunderten von Programmen. Der Filmfan wird mit sovielen Möglichkeiten konfrontiert, dass ein Kinoerlebnis heutzutage nicht mehr dasselbe ist – die Alternativen lauern an jeder Ecke. Das macht letztlich JEDE neue Produktion zum Risiko, weil die Auswertungsplattformen finanziell kaum noch kalkulierbar sind.
Trotzdem noch was anderes @turtleofdoom. Deine Theorie lässt sich natürlich auch wunderbar umdrehen:
"Das Problem mit den Raubkopien besteht bloss darin, dass eine gewaltige Nachfrage nach Filmen besteht, und die Filmproduzenten sind bislang dabei gescheitert, diese zu befriedigen. Dabei ersparen “Raubkopierer” ihnen sogar den Vertrieb von DVDs, und niemand muss eine BluRay in ein Regal räumen und niemand muss an einer Kasse sitzen."
(…)
"14 Euro … das ist nicht angemessen, wenn im Regal daneben für 8 € eine “Twilight”-Folge verramscht wird."
(…)
"Wenn die Herstellung und der Versand der DVD wegfallen, könnten besonders ältere Spielfilme für 2-3 € zum Download angeboten werden. 3 € und das Gefühl, als Konsument fair behandelt zu werden dürften für die Produzenten doch mehr wert ein als wenn der “Raubkopierer” für 0 € die Piratenbucht aufsucht."
————————
Ähm … nein.
Oder um deine eigenen Worte zu verwenden:
"Ein sehr schönes Beispiel für einen manipulierenden Propaganda-Artikel. Er zielt genau auf jene Leute, die über kein Hintergrundwissen über Filmproduktion und -vermarktung verfügen. “Ahh, soviele Details” – und schon glaubt man dem turtleofdoom." 😉

Milan8888
Milan8888
2. März, 2013 15:50

War das nicht Hitchkock der den Kinobetreibern untersagte Zuschauer nach vorstellungsbeginn in Psycho rein zu lassen? Wäre also eher kein Problem der Neuzeit…

Magineer
Magineer
2. März, 2013 16:26

Nein, das gab es sicher vorher auch. Das war ja auch kein Problem der Produzenten (bezahlt haben die Nachzügler den Eintritt ja auch), sondern eher ein künstlerisches. Heute ist das Zuspätkommen ja auch nur ein Symptom unter vielen, dass, wie oben angeführt, die Wertschätzung und Stellung der Ware Film verdeutlicht.

Nico
Nico
3. März, 2013 01:24

Ich möchte gerne einen Link hier hinterlassen bezüglich abgefilmten Raubkopien, der sogar noch älter ist als das, was im Artikel verlinkt wurde: "60 Minutes" über Videopiraterie aus dem Jahr 1979. Ab Minute 4:00 sieht man die erste verfügbare Bootleg-Version von Star Wars, angeblich abgefilmt in einem Kino.
http://www.youtube.com/watch?v=7Uln6HUXAmg
Ab Minute 4:15 sieht man dann legitime Reporter in Trenchcoats und einen Videopiraten mit Schnauzbart und Strickpullover, wie sie in Hinterzimmern über Raubkopien fachsimpeln.

JensE
JensE
3. März, 2013 12:47

Ich habe den Bericht tatsächlich gelesen bevor ich mit deinem Eintrag weitergelesen habe und muss feststellen, dass ich mich an den selben Stellen ungefähr mit den gleiche Gedanken aufgeregt habe.
Diese "Journalistin" sollte Bücher schreiben, aber von Artikeln die Finger lassen. So etwas gehört nicht in den Kontext einer seriösen Zeitung.
Das erinnert mich an den Artikel, wo ein Journalist Szenen im Hause eines Politikers detailgetreu beschrieben hatte, einen Preis dafür bekam, man herausfand, dass er nie im Hause des Politikers war und er den Preis am Ende wieder zurückgeben durfte.
Wie DMJ auch schrub, lässt der Artikel im Endeffekt den Produzent etwas ärmlich wirken. Da hätte ich mich aber als Produzent gegen gewehrt, so rüber zu kommen.
Die Filmindustrie, die Musikindustrie, und wie sie alle heißen, machen immer wieder die gleichen Fehler, aus welchen Gründen auch immer. Dann gibt es gratis Bashing auf eine beliebige externe Gruppe (sucht euch eine aus). Ich – verstehe – das – einfach – nicht!
Next Fun Fact: Ich habe Scott Pilgrim als Rip gesehen, und habe ihn so gut gefunden, das sich mir später die DVD gekauft habe.

Wonko
Wonko
3. März, 2013 14:09

Die Studios arbeiten aber auch anscheinend gut daran, dass das Online-Verleih-Geschäft den Absatz an physischen Trägern bloss nicht kannibalisiert. Anders kann ich es mir jedenfalls nicht erklären, warum die SD-Variante 4-5€ und HD 6€ im Verleih bei iTunes & Co kosten sollte. Die Blu-ray dagegen kann ich oftmals schon in den ersten Wochen für 9-12€ erwerben. Da fällt mir die Wahl wirklich nicht schwer, wenn ich auch noch bedenke, dass ich meistens Filme über die Zeit nicht nur ein einziges Mal schaue, bzw. gerne beide Sprachvarianten sehe.
So richtig sinnvoll erscheint mir das Vorgehen aus Konsumentensicht jedenfalls nicht.

Wonko
Wonko
3. März, 2013 14:13

PS: der Film ist einfach nicht gut und, da hast du Recht, wahrlich kein Kunstkino, sondern konsequent als Blockbuster geplant. Was der Artikel mir sagen will, ist mir eh schleierhaft, aber alle aufgeschreckten Buzzwords sind ja drin 😉

rrho
4. März, 2013 09:26

Ich darf dazu leider nichts en detail sagen, weil das Wissen ist, über das niemand offiziell reden dürfen sollte, aber ich weiß jedenfalls mit Sicherheit (und auch allein schon durch Außenbeobachtung), dass das Marketing für "Cloud Atlas" hundsmiserabel war, und das offenbar schon in der Planung. Das gilt m.E. insbesondere für das Online-Marketing, mit dem man womöglich die interessierteste Zielgruppe hätte treffen können. Aber natürlich sind eigentlich die Raubkopierer_innen schuld. Is klar.

Berdi
4. März, 2013 09:51

OT: Ich war mit einem Mädel (auf ihre Initiative hin) in "Cloud Atlas". Drittes Date. Wir haben uns danach nicht mehr getroffen. Der Streifen hat also nicht nur an den Kassen versagt 😉

Lutz
Lutz
4. März, 2013 10:33

@Sarah Wer Kino(x).to nutzt, geht sowieso nicht ins Kino und kauft sich auch keine DVD.
Auch wenn entsprechende Äußerungen hier nicht erwünscht sind, gehöre ich zu der Fraktion, die regelmäßig Filme aus "nicht lizensierten Quellen" konsumiert. Allerdings besitze ich auch über 1000 DVD, die ich allesamt gekauft habe. Wie passt das zusammen? Wenn mich ein Film interessiert, lade ich ihn mir herunter und sehe ihn an. Wenn er in meinen Augen gut ist wird die DVD gekauft. Allerdings tue ich mir keine Cam-rips an – das ist wirklich nur was für "Experten".

Christian H.
Christian H.
4. März, 2013 11:11

@Wortvogel:
Entschuldigung, das hatte ich irgendwie nicht bedacht.
Könntest Du bitte meinen Kommentar #34 dann komplett löschen.
Vielen Dank!

Bernd
Bernd
4. März, 2013 11:28

Ich hatte mich seinerzeit auch ueber den Artikel gewundert. Gestern bin ich in die USA geflogen, "Cloud Atlas" war Teil des Personal Entertainment Programms. Ich habe mich spasseshalber mal umgesehen, was die Leute so anschauen. Die meisten haben sich fuer "Skyfall", "Der Pate", oder den letzten Twilight-Teil entschieden, kein einziger hat "Cloud Atlas" geguckt.
Fakt ist: die Leute wollen den Film nichtmal fuer umsonst sehen.

Bjoern
Bjoern
4. März, 2013 11:45

@Magineer:
Ist mir da etwas entgangen? Wo kann ich denn in Deutschland legal die komplette erste Staffel House of Cards sehen?
Auf Netflix USA seit Anfange Februar im Original komplett.
Ich hab da grade extra mal rum gesucht, bei Atlantic HD läuft ab heute die 5. Folge (die ich mir auch nur zu bestimmten Zeiten ansehen könnte, und die früheren Folgen gar nicht mehr), bei iTunes gibts die Serie Stand heute gar nicht, bei Watchever ebenfalls nicht. Lovefilm ist da sowieso aussen vor.
Hab ich da irgendwas verpasst was ich besser kennen sollte?

Stefan
Stefan
4. März, 2013 12:10

@Bernd: Ich hab für Cloud Atlas bezahlt und es nicht bereut 🙂
@Wortvogel: Guter Post über diesen unsäglichen FAZ-Artikel. Ich hatte damals nur bei jemandem im Zug die Überschrift gesehen.
Meiner Meinung nach darf man nicht vergessen, was die FAZ für ein Zielpublikum hat – im Gegensatz zu Arndt scheinen dir ihr Produkt nämlich entsprechend aufzubereiten dass es den Lesern gefällt. Hier scheint das Thema "Internet ist Böse" sowie natürlich Google-Bashing gerne goutiert zu werden. Der Hinweis zu dem Copyright-Gutachten der "bösen käuflichen Professoren" fällt evtl. auch zusammen mit dem Leistungsrecht, an dem (vielleicht sogar die selben?) Professoren kein gutes Haar ließen und dafür in der deutschen Presse gebrandmarkt wurden: http://www.stefan-niggemeier.de/blog/luegen-fuers-leistungsschutzrecht-4/

Oimbubi
Oimbubi
4. März, 2013 12:38

Könnt ihr euch noch an Speedracer von 2008 erinnern, ein Film der zwar nicht vom Inhalt aber vom Rest sehr an Cloud Atlas erinnert.
Meiner Meinung nach haben beide Filme den Nachteil keine wirkliche amerikanische Produktion zu sein. "Es wurde nicht erkannt dass…." ist eine Aussage die durch Testscreenings und durch Marketing versucht wird zu verringern, was hier durch "stupid german money" wieder mal nicht passiert ist.

milan8888
milan8888
4. März, 2013 12:42

Die Zeit ist aber nicht die FAZ
Hab gelesen das der Film den größten Kinoumsatz in China und Russland gemacht hat. Lag dann wahrscheinlich an den vielen Raubkopierern die ins Kino gerannt sind um die Leinwand ab zu filmen…

Hives
Hives
4. März, 2013 12:59

Super Artikel!!

noyse
noyse
4. März, 2013 14:03

@milan
>>Lag dann wahrscheinlich an den vielen Raubkopierern die ins Kino gerannt sind um die Leinwand ab zu filmen<<
LOL genau
Aber auch die literarische Vorlage wird wohl überschätzt: in meiner kompletten (leseratten)Ver und bekanntschaft ist mir niemand bekannt der den vermeintlichen Bestseller gelesen geschweige denn von ihm gehört hat.

Chris
4. März, 2013 14:37

Cloud Atlas war aber auch ein viel zu komplexer Film, um wirklich die Masse anzusprechen. Ist eher sowas wie Magnolia oder L.A. Crash vom Anspruch her. Allein deshalb ist es schon gewagt, an sowas mit RIesen-Budget ranzugehen. Tom Hanks ist meinre Meinung auch eine grandiose Fehlbesetzung. Genau wie Berry. Da hat jemand einfach "Zutaten für einen guten Film" zusammengekauft und wundert sich dann, dass das Gerät nicht fliegen will…

Jeeves
4. März, 2013 14:45

Auf dieser illegalen Site kann man sich den Film ansehen (und wohl auch runterladen), und zwar in vier verschiedenen Sprachen (Deutsch, Englisch, Russisch, Italienisch):
GELÖSCHT – NUR IDIOTEN POSTEN LINKS ZU RAUBKOPIEN!
…und das ist nicht gut sondern kriminell.

ultrafrettchen
ultrafrettchen
4. März, 2013 14:46

Was mich am meisten wundert, ist, so einen Artikel aus der Zeit im Jahre 2013 lesen zu müssen.
Ja, es ist nicht mehr 1975 und es gibt Internet. Ambitionierte Science-Fiction Romanverfilmungen will immer noch keiner sehen (schon gar nicht mit Tom Hanks), aber die Crux ist doch eine andere.
Im Gegensatz zu früher, ist keiner darauf angewiesen ins Kino zu gehen. Seit 35 Jahren gibt es Video, Fernsehen, danach Dvd, streaming, bluray, whatever. Cloud Atlas läuft spätestens zu Weihnachten im Fernsehen und jeder weiß es. Das Alleinstellungsmerkmal des Kino, welches hier beschworen wird, gibt es schon lange nicht mehr. Und da können die Raubkopierer am wenigsten für.

Nesro
Nesro
4. März, 2013 15:05

Was mich auch wundert, ist das vollkommene Fehlen der Einschätzung von Kosten und Einspielergebnis. Denn wenn ich die Debatten um John Carter mitbekommen habe, geht vom Einspielergebnis (was die Leute an der Kinokasse zahlen) ja erstmal ein dicker Batzen ans Kino und nur der Rest an die Filmemacher. Damit ein Film mit 200 Millionen Kosten also Gewinn macht, muss er mindestens 300 Millionen einspielen. Das ist nicht entscheidend für den Flop von Cloud Atlas, beweist aber in einem weiteren Punkt die Unkenntnis der Autorin bzw. die Fehlende Fähigkeit solche Begriffe zu erklären, falls es bewusst war.

Stefan W.
4. März, 2013 15:07

Als alter Cineast muss ich mal fragen: Ist Cloud Atlas ein Stummfilm? Oder wie funktioniert dieses Raubkopieren in russischen Kinos, mit dem der dt. Markt bedient wird?
Synchronisieren die Piraten das selbst? Schauen die Russen die deutsche Fassung? Schauen Russen und Internetseher eine englische Version?

Kiki
4. März, 2013 15:09

„Große Produktionsunternehmen wie Time Warner, Picturehouse, Universal haben inzwischen ihre Kunstfilm-Abteilungen geschlossen oder verkauft. Sie konzentrieren sich jetzt noch mehr auf einfach gestrickte Filme für das Massenpublikum, die innerhalb weniger Wochen ihre Kosten einspielen. Bevor der Mitschnitt im Netz kursiert.“
Ich lach’ mich kaputt. Cloud Atlas ist und war nie Arthouse und auch gar nicht als solches geplant, wie man unschwer am Budget erkennen kann. Oder kennt hier jemand einen Arthousefilm, der 200 Millionen US $ zur Verfügung hatte?
Cloud Atlas ist ein gnadenlos gefloppter, als Tentpole Release geplanter und vermarkteter Film den niemand sehen wollte, weil … keine Ahnung. Weil der Inhalt nicht interessierte, weil er zu lang war, weil Hanks und Berry mitspielen (mein beiden Top 1 der persönlichen Kassengiftliste), weil der Regisseur keine internationale Zugkraft hat … was weiß ich. Jedenfalls habe ich ihn aus all diesen Gründen nicht gesehen.
Wenn der kleine Spacko mit der Handycam im Kino sitzt und kurbelt, ist der Film in aller Regel schon professionell „raubkopiert“ worden; in aller Regel von einem Vorführer. Und wenn es noch keine Kopie in den einschlägigen Börsen gibt, dann deshalb, weil sich besagter Vorführer die Mühe nicht erst gemacht hat (z.B. weil er erkannte, was das für eine Gurke ist). Es ist sicher keine all zu weit hergeholte Unterstellung, wenn man vermutet daß die Filmverleiher schon lange nicht mehr ausschliesslich auf Sneakpreviews setzen um die Wassertemperatur zu prüfen. Wenn ein Film (genau wie ein Musikalbum) in den Tauschbörsen gar nicht oder nur unter ‚ferner liefen‘ rangiert, dann wissen die Macher: das war ein Flop.
Ich liebe Film und Kino und hasse diese Kopierwichser und -portale wie die Pest. Aber das hier, liebe ZEIT, das war bestenfalls schlampige Recherche und unfähige Reportage und schlimmstenfalls Hofberichterstattung. Ein Armustzeugnis.

Ruediger
Ruediger
4. März, 2013 15:14

Was man auch noch anmerken sollte: Der Film muss nicht 200 Millionen einspielen um keine roten Zahlen mehr zu schreiben. Der Betrag liegt deutlich drüber, denn von allen Einnahmen – sei es Kino oder DVD – fließt nur ein Bruchteil in die Taschen der Studios.
Und die Behauptung der Zeit, dass sich die Studios immer mehr aus dem Independent-Genre zurückziehen ist wahr, hat aber nichts mit Raubkopien zu tun. Es geht darum, dass sie Marken kreieren wollen, die sich quasi selbst bewerben und – vor allem – weltweit bekannt sind. Das spart Marketingkosten und deshalb gibt es lauter Sequels, Reboots, Comic-Adaptionen etc.

Typ
Typ
4. März, 2013 15:32

@Stefan W.
Wenn es sich wirklich um eine in Russland abgefilmte Version handelt, die für ein Publikum in Deutschland bestimmt ist, wird der Film wahrscheinlich OmU gewesen sein. Kurze Recherche in der Versionsgeschichte der "Cloud Atlas"-Raubkopien zeigt, dass die erste verfügbare Version sowohl Bild und Ton in Englisch hat (und in Russland gefilmt wurde).
Sobald dann aber eine bessere R5-Videoversion vorhanden ist (die zumeist tatsächlich nur auf Russisch vorliegt, siehe Wikipedia-Link unten), wird so wie ich das verstehe der abgefilmte Ton von der Kamera-Version genommen und unter die bessere Video-Version gelegt (siehe zweiten Link unten), bis zumindest eine bessere englische Spur vorhanden ist.
http://en.wikipedia.org/wiki/R5_%28bootleg%29
http://de.wikipedia.org/wiki/Line_Dubbed

Lutz
Lutz
4. März, 2013 15:36

Wo Independent Produktionen angesprochen werden, fällt mir noch was interessantes ein. Ich kenne einige Filme, bei denen im Vorfeld DVDs verteilt wurden (an Unterstützer, Reporter, etc) jeweils mit einen Begleitschreiben, das bitte keine Kopien ins Netz gestellt werden, bevor ein bestimmtes Festival (wo dieser Film laufen sollte) vorbei ist. Weil sonst der Film aus dem Wettbewerb genommen würde. Und tatsächlich ist auch nichts dergleichen passiert.

Kinofan79
Kinofan79
4. März, 2013 16:36

Leider läßt sich Herr Dewi zu etlichen Pauschalisierungen und fragwürdigen Interpretationen speziell hinsichtlich der Box-Office-Thematik hinreißen, die ich als Film- und Statistikfan (dem "Cloud Atlas" übrigens gut gefallen hat) nicht einfach so stehenlassen kann – auch wenn vieles, was er an dem ZEIT-Artikel kritisiert, natürlich stimmt:
1. Ich zitiere: "Am 26.10.2012 ist “Cloud Atlas” in Amerika GEFLOPPT und bei einem Gesamtbudget von 200 Millionen Dollar waren damit die Chancen, das Geld einzuspielen, praktisch verspielt. Weil der Flop in den USA auch die anderen Märkte erschlaffen lässt. Das Vertrauen der Zuschauer, einen guten Film präsentiert zu bekommen, sinkt ebenso wie die Bereitschaft der Kinobetreiber, dem Film breiten Raum zu geben. Auch wenn mittlerweile der größte Teil der Einnahmen von den internationalen Märkten kommt: Die USA sind der Taktgeber – sie bestimmen, was ein Hit und was ein Flop ist."
Das mag noch vor wenigen Jahren gestimmt haben, heute tut es das nur noch bedingt. Nur ein paar Beispiele von Filmen aus jüngster Vergangenheit, die trotz (relativ) schwacher US-Ergebnisse weltweit erfolgreich liefen/laufen: "Hänsel & Gretel", "Zorn der Titanen", "Stirb Langsam 5", "Ice Age"-Reihe, "Battleship", "Ziemlich beste Freunde", "Resident Evil"-Reihe. In Zeiten weltweiter Synchronstarts oder teilweise ("Skyfall", "Battleship") sogar früherer internationaler Starts sind die USA als Indikator für globalen Erfolg zunehmend unzuverlässig.
Außerdem ist "Cloud Atlas" in den USA keineswegs am Startwochenende gefloppt – dieses mag zwar unter den Erwartungen von Herrn Arndt gelegen haben, es übertraf aber sogar leicht die Prognosen der meisten Branchenexperten. Das Problem war, daß die erhoffte Langlebigkeit nicht im Geringsten eintraf.
2. "Wir kommen zu totalem Nonsens angesichts der mauen Kritiken:"
Maue Kritiken? Der IMDB-Wert (ich weiß, das sind keine Kritiken, aber trotzdem) liegt derzeit bei hervorragenden 7,8 Punkten, bei Rotten Tomatoes werden gute 67% positiver Kritiken gezählt, selbst beim strengeren Metacritic liegt "Cloud Atlas" noch bei ordentlichen 55% (bei den Metactiric-Usern gibt es sogar eine Wertung von 8,3, die als "Universal acclaim" eingestuft wird). Unter "mauen Kritiken" verstehe ich jedenfalls etwas anderes …
3. "Als der erste DVD-Rip erscheint, am 16. Dezember, ist “Cloud Atlas” längst in allen relevanten weltweiten Märkten gestartet. Und gefloppt. Der Film scheitert nicht an den Raubkopien, er scheitert am Desinteresse der Zuschauer. Die Hoffnung, er werde all das auf DVD und im TV wieder rein holen, ist bemitleidenswert. Die Behauptung, Raubkopien würden das verhindern, ist durchschaubar."
Quatsch. "Cloud Atlas" ist in den USA gefloppt, das stimmt, auch in etlichen europäischen Ländern. In Deutschland war er jedoch mit über einer Million Zuschauern angesichts der Länge und Thematik in der Tat ein sehr ordentlicher Erfolg (bezeichnend an dieser Stelle Herrn Dewis Formulierung: "“Cloud Atlas” schaffte es nie auf Platz 1 der Charts, kam nicht mal unter die Jahres-Top 20"; das stimmt, er landete auf Platz 21 der Jahres-Charts …), in vielen Ländern Osteuropas und Asiens sogar ein echter Hit (5 Millionen Zuschauer in China!), weshalb das Gesamteinspielergebnis inzwischen übrigens auch schon bei über $115 Mio. liegt. Immer noch zu wenig, um die Kosten zu decken, aber keine ganz so dramatische Deckungslücke mehr.
4. Bezugnehmend auf Kommentator "Kiki": Es gibt bekanntlich keine einheitliche Definition von "Arthouse", aber es gibt in Deutschland sehr wohl Arthouse-Charts – und in denen belegte "Cloud Atlas" zwei Wochen lang den ersten Platz, ehe er von "Anna Karenina" abgelöst wurde.
Fazit: Daß der insgesamt mäßige Kino-Erfolg von "Cloud Atlas" an Raubkopien liegt, ist sicherlich ziemlicher Blödsinn (was Raubkopien an sich natürlich nicht weniger verdammenswert macht). Eine wirklich differenzierte Herangehensweise wäre aber nicht nur von Seiten Herrn Arndts oder der ZEIT-Journalisten wünschenswert …

Felix
Felix
4. März, 2013 16:51

Alles was es zu "böse Raubkopierer zerstören die Filmindustrie" zu sagen gibt, hat Seth McFarlane im seinem Oscars 2013 Opening Monolog in einem Satz zusammengefasst:
https://www.youtube.com/watch?feature=player_detailpage&v=fOCKl_R10ic#t=112s
@Wortvogel Btw gute Replik

gerrit
gerrit
4. März, 2013 17:33

Kinofan79: 5 Mio. Zuschauer in China! Das entspricht < 300 Tsd. Zuschauern in D. Ein Flop.

datenhalde
datenhalde
4. März, 2013 17:35

Angesichts der Reaktion der GVU-Sprecherin
https://twitter.com/ChrEhlers/status/299436278091481088
ist doch klar, wer hinter dem ganzen Dossier steckt. Arndt ist da auch nur Mittel zum Zweck. Vorgeschoben, um als Exempel zu dienen.
Übrigens hat die gute Prof. Jeanette Hofmann den Google-Bashing-Abschnitt, in dem sie angeblich zitiert wird, treffend kommentiert:
"Der #Zeit von heute zufolge habe ich gesagt, dass wir kein #Urheberrecht brauchen. Natürlich gibt’s kein wörtliches Zitat dazu. Wie auch?"
https://twitter.com/achdujeh/status/299463899776958464
Viel schlimmer als die ganzen Unsäglichkeiten der GVU-dienlichen Schlussfolgerungen finde ich im Übrigen, dass die Zeit sich nicht zu schade ist, so etwas an prominenter Stelle zur Schau zu stellen.

Wortvogel
Wortvogel
4. März, 2013 17:38

@ Kinofan79: Zwar neige ich mitunter dazu, Dinge zu vereinfachen und zu überspitzen, in diesem Fall erkläre ich mich aber weitgehend unschuldig.
"Das mag noch vor wenigen Jahren gestimmt haben, heute tut es das nur noch bedingt." – ich schrieb ja genau dies: "Auch wenn mittlerweile der größte Teil der Einnahmen von den internationalen Märkten kommt"
"Nur ein paar Beispiele von Filmen aus jüngster Vergangenheit, die trotz (relativ) schwacher US-Ergebnisse weltweit erfolgreich liefen/laufen: “Hänsel & Gretel”, “Zorn der Titanen”, “Stirb Langsam 5″, “Ice Age”-Reihe, “Battleship”, “Ziemlich beste Freunde”, “Resident Evil”-Reihe. In Zeiten weltweiter Synchronstarts oder teilweise (“Skyfall”, “Battleship”) sogar früherer internationaler Starts sind die USA als Indikator für globalen Erfolg zunehmend unzuverlässig." – erfolgreich laufen ist eine sehr relativer Begriff So ist abzusehen, dass Filme wie "Hänsel & Gretel" und "Battleship" primär deswegen keine Sequels bekommen, weil mit Amerika der Primärmarkt nicht ausreichend erreicht wurde. Dass es für Entwicklungen Ausnahmen gibt, macht die These nicht ungültig. Ein Flop in den USA schwächt den Weltstart – das habe ich geschrieben und das stimmt noch immer.
Mit Filmen, die weltweit vor den USA starten, verhält es sich (manchmal) anders. Aber die sind hier nicht Thema.
Außerdem ist “Cloud Atlas” in den USA keineswegs am Startwochenende "gefloppt – dieses mag zwar unter den Erwartungen von Herrn Arndt gelegen haben, es übertraf aber sogar leicht die Prognosen der meisten Branchenexperten. Das Problem war, daß die erhoffte Langlebigkeit nicht im Geringsten eintraf." – wenn selbst der Arndt-freundliche Artikel "zu wenig" konstatiert, finde ich es müßig darüber zu diskutieren, ob man mit der Zahl auch zufrieden sein könnte. Der Film hat weder in den USA noch weltweit das Geld eingespielt, um sich zu rechnen.
"Maue Kritiken? Der IMDB-Wert (ich weiß, das sind keine Kritiken, aber trotzdem)" – eben. Die Kritiken waren mau. Nicht vernichtend, mau. Auch das räumt sogar der Artikel ein.
"“Cloud Atlas” noch bei ordentlichen 55% (bei den Metactiric-Usern gibt es sogar eine Wertung von 8,3, die als “Universal acclaim” eingestuft wird)" – 55% Prozent halte ich nicht für ordentlich, sondern für… na?… mau, genau.
"Unter “mauen Kritiken” verstehe ich jedenfalls etwas anderes" – das bleibt Ihnen unbenommen. Ich nicht.
"Quatsch. “Cloud Atlas” ist in den USA gefloppt, das stimmt, auch in etlichen europäischen Ländern." – erst "Quatsch" rufen und dann meine These bestätigen? Seltsam.
"In Deutschland war er jedoch mit über einer Million Zuschauern angesichts der Länge und Thematik in der Tat ein sehr ordentlicher Erfolg (bezeichnend an dieser Stelle Herrn Dewis Formulierung: ““Cloud Atlas” schaffte es nie auf Platz 1 der Charts, kam nicht mal unter die Jahres-Top 20″" – wir definieren einfach den Begriff "ordentlicher Erfolg" genau so verschieden wie den Begriff "mau", habe ich das Gefühl.
"In vielen Ländern Osteuropas und Asiens sogar ein echter Hit (5 Millionen Zuschauer in China!), weshalb das Gesamteinspielergebnis inzwischen übrigens auch schon bei über $115 Mio. liegt." – keine relevanten Märkte. 115 ist immer noch 100 zu wenig.
"Immer noch zu wenig, um die Kosten zu decken, aber keine ganz so dramatische Deckungslücke mehr." – 100 Millionen halte ich schon für eine dramatische Deckungslücke. Niemand hat unterstellt, "Cloud Atlas" wäre ein Flop von "John Carter"-schem Ausmaß gewesen.
"es gibt in Deutschland sehr wohl Arthouse-Charts – und in denen belegte “Cloud Atlas” zwei Wochen lang den ersten Platz, ehe er von “Anna Karenina” abgelöst wurde." – was bei einem 100 Millionen-Film, der 200 Millionen einspielen, leider so gar nicht hilft.
"Fazit: Daß der insgesamt mäßige Kino-Erfolg von “Cloud Atlas” an Raubkopien liegt, ist sicherlich ziemlicher Blödsinn (was Raubkopien an sich natürlich nicht weniger verdammenswert macht)." – richtig und richtig.
"Eine wirklich differenzierte Herangehensweise wäre aber nicht nur von Seiten Herrn Arndts oder der ZEIT-Journalisten wünschenswert" – ich sehe keine meiner Aussagen widerlegt. Für eine NOCH differenziertere Herangehensweise darf mir die ZEIT gerne ein Gegen-Dossier bezahlen.

Tim
Tim
4. März, 2013 18:40

Wir haben am Rise & Fall von megaupload gesehen, dass die Streamingbranche den Umsatzzahlen eher zuträglich ist. Mündliche Propaganda in Form von Weiterempfehlungen sind der Grund. Wenn sich jemand einen gestreamten Film anschaut, den er sowieso nicht im Kino hätte sehen wollen, besteht die Chance, dass der Film bei Gefallen weiterempfohlen wird. Im Fall von Cloud-Atlas bedeutet dies sogar, dass schlechte Kritiken aus den USA wettgemacht werden könnten, wenn der Film wirklich die Qualität besitzt, die er haben soll. Nachdem megaupload dichtgemacht wurde, brachen die Umsatzzahlen der Filmindustrie daraufhin merklich ein.
Private Kopien sind kein Verbrechen! Recht auf Kopie!

Kiki
4. März, 2013 18:47

@Kinofan79: Mein Kommentar zum Arthouse bezog sich auf die Budgetfrage, bzw. das von mir genannte Zitat aus dem Dossier, das suggeriert, der 200 Mio-Film «Cloud Atlas» sei als Arthouse Film konzipiert und budgetiert gewesen und Filmkunst wäre so künftig nicht mehr durch die Studios finanzierbar. Das ist schlicht Unfug. Es gibt keinen 200 Mio Arthouse Film, schon deshalb, weil der sich nicht flächendeckend binnen eines vernünftigen Zeitfensters rentieren würde. Dafür gibt es nicht (mehr) genügend Leinwände und Kinogänger.

Stefan W.
4. März, 2013 18:53

@Typ:
Danke zur Klärung der Frage, in welcher Sprache der Film in Russland anlief. Ich nehme an, dass Filmenthusiasten sich Filme gerne, teils lieber auf Englisch anschauen. Dass das Gros der Zuschauer dem folgt halte ich aber für unwahrscheinlich, schon weil das Gros der Zuschauer nicht gut Englisch kann.

Typ
Typ
4. März, 2013 19:09

@Stefan W. – Ich vermag nicht zu sagen, ob der Film in Russland auf Englisch angelaufen ist. Zumindest ist in der begleitenden Piratennotiz (oder "NFO", wie der Jargon lautet) eine seperate Quelle für den Ton angegeben, die nicht unbedingt aus Russland stammen muss.
Weitere Recherchen deuten darauf hin, dass diese Person aber für mehrere russische Kamera-Operationen den zumindest englischsprachigen Ton beisteuert, indem sie in einem Kino eine englische Tonspur mit einem Mikrofon aufnimmt.
NB: Das Gerät, das die Datei aufnimmt, scheint maximal 120 Minuten Ton am Stück aufnehmen zu können, denn wann immer der Name dieses Tonräubers in den dazugehörigen NFOs auftaucht, fehlt mysteriöserweise nach 120 Minuten ein paar Minuten der englische Ton.
Diese mit einer schäbigen Kamera aufgenommene und mit Mikrofonton auf Englisch synchronisierte Kopie ist also dafür verantwortlich, dass Cloud Atlas weniger eingespielt hat? Ich habe Zweifel.

Wortvogel
Wortvogel
4. März, 2013 19:22

@ Typ: Meiner sehr begrenzten "Fachkenntnis" nach sind viele Filme in Russland nicht synchronisiert. Kurioserweise werden nur die Credits von einem Voice Over auf russisch gesprochen.
Es ist vergleichsweise einfach, in den verschiedenen Ländern eine Tonspur direkt vom Projektor abzugreifen – einfacher, als den ganzen Film zu kopieren. Die Tonspur wird dann auf eine internationale Bildspur angepasst.

G
G
4. März, 2013 20:01

Was ich an dem Artikel nicht verstehe: Selbst wenn ich dem Mann alles, was er sagt, glaube, kann mich das doch nicht abhalten, zu recherchieren, ob meine Arbeitsthese – in dem Fall "Raubkopien schädigen die Filmindustrie" – auch stimmig ist. Und wenn ich sie mit den ersten paar Filmen, die mir durch den Kopf gehen – sagen wir mal "Avatar", "Inception", "The Avengers" und "The Dark Knight Rises" um welche mit einem ähnlich hohen Budget gedreht wurden – meine Annahmen widerlegen kann, dann muss doch klar sein, dass ich meine These ändern muss und mir nicht die Fakten zurechtbiegen kann, bis sie passen.

keepshowkeeper
4. März, 2013 20:18

1. Wer tatsächlich seine ganze Kohle auf die Wachowski-Tröten (die seit Jahren nur noch Nieten zu produzieren) und Tom Tykwer (äußerst überschaubare Liste von wirklichen Erfolgsfilmen) setzt, dazu eine Story hernimmt, die an Prätentiösität und Pseudophilosophie kaum noch zu überbieten ist, und dafür noch Forrest Gump (sorry, aber dafür steht der Schauspieler nun mal) als Hauptdarsteller/-zugpferd hernimmt, dessen Gejammer interessiert mich nicht die Bohne.
2. Vor dann allem nicht, wenn diese Gejammer lautet "Wenn mein Werk den Pöbel nicht interessiert, ist das die Schuld des Pöbels, nicht meine!".
3. Frau Kohlenbergs Artikel fördert mein Vorurteil, dass viele sog. "Online"-Journalisten (und nicht nur die der "Zeit") nur eine amateurhafte Vorstellung von den Mechanismen der Onlinewelt haben.
4. Ist es denn ein Wunder, dass die Handlanger der selbsternannten (aber von der Realität längst abgehängten) "Meinungsmacher"-Medien sich im Rahmen der großen Leistungsrechtsdebatte ihren Brötchengebern nach dem Mund reden? Motto: "Böses, böses, BÖSES Internet (pfui!)".
5. Ich hoffe, die Botschaft dieses "Zeit"-Artikels ist nicht SO platt. Also, was will uns die "Zeit" sagen? Ist es dies: "Raubkopien verhindern heutzutage den wirtschaftlichen Erfolg eines Werkes, und damit die verdiente Aufnahme dieses Werkes in den Kanon des kulturellen Erbes als Klassiker"? Vielleicht wird meine Zusatz-Frage in einer anderen Sprache deutlicher: Are you serious?
6. Es geht um Kontrolle. "Clown Atlas" ist ein schlechter Film. Ich glaube, dass die Konzerne nicht wirklich Angst vor der unrechtlichen Verbreitung ihrer Produkte haben. Sie haben Angst, dass man als Konsument heutzutage die Möglichkeit hat, sich selbst von der Qualität ihres Produktes zu überzeugen, bevor man dafür Geld ausgibt. Ein Trailer sagt nullkommanix über den Film aus – ein wackeliger Screener allerdings schon.
7. Schon mal was von "Besitzerstolz" gehört? Ich hab mir The Police, Depeche Mode etc. aus dem Radio in den 80ern auf Audiocassetten mitgeschnitten – kreisch!! Raubkopien!!! Auch Star Wars – oh Schreck, Weltuntergang – auf Videocassette aus dem TV mitgeschnitten! Metallica-Alben von Freunden geliehen! Heute besitze ich den ganzen Shit auf DVDs. Ich sehe heute trotzdem nicht Sting, Dave Gahan, George Lucas und James Hetfield am Hungertuch nagen.
Den armen Jammerlappen Stefan Arndt bald vielleicht schon. Verdientermaßen, siehe Punkt 1.

teekay
teekay
4. März, 2013 20:23

Danke. So geht kritischer Journalismus. Haette ich ein ZEIT-Abo, waere es nun endgueltig gekuendigt…

Howie Munson
Howie Munson
4. März, 2013 20:47

Sagt mal seh ich das richtig das Cloud atlas in UK erst vor zwei Wochen angelaufen ist??
In dem Land, wo die Vorlage wirklich ein Bestseller war, weil es einen wichtigen Buchpreis gewonnen hatte…
Wieso tut man sowas??
im guardian wird arndt folgendermaßen zitiert:

"Our plan in the beginning was to have a much more coordinated release," says producer Stefan Arndt. "But what happens if you have 20 territories with 20 investors with 20 opinions – in the end you cannot force your distributors to follow one strategy."

komisch im Zeitartikel klingt das eher andersherum… Noch merkwürdiger das nun Warner angeblich diesen zerspliterten Release von sich aus entschieden haben soll. (oder mein englisch ist zu schlecht)

Sibirischer Tiger
Sibirischer Tiger
4. März, 2013 21:30

Was mir in der insgesamt gelungenen Replik auf Frau Kohlenbergs Dossier noch fehlt ist eine Auseinandersetzung mit der These: "X Millionen illegale Downloads bzw. Abrufe eines illegalen Streams eines Films = Y Millionen [Währung] wirtschaftlicher Schaden."
Ich halte das nämlich für eine Milchmädchenrechnung, deren zu Grunde liegende Annahme – jeder, der sich einen Film auf illegalem Wege verschafft, wäre anderenfalls ein zahlender Konsument gewesen, und wird es nun gesichert nicht – absolut nicht stichhaltig ist.
Einen freilich nur exemplarischen und keinesfalls repräsentativen Einblick in das Verhalten der Nutzer von Tauschbörsen und Filehostern habe ich durch Mitarbeit in einer Rechtsanwaltskanzlei gewonnen, wo ich auch an der Bearbeitung von Mandaten beteiligt war, die sich um die Abwehr von Abmahnungen wegen Tauschbörsen- bzw. Filehosternutzung drehten.
Aus Gesprächen mit solchen Mandanten weiß ich, dass diese mitunter buchstäblich "24/7" irgendwelche Downloadprogramme laufen lassen, die sie mit Links zu Dateien füttern, deren Namen vielfach bloß vage vermuten oder erahnen lassen, was sie eigentlich tatsächlich enthalten. Und viele dieser so heruntergeladenen Dateien werden, wenn der Speicherplatz knapp wird, ganz einfach und sogar ungesichtet wieder gelöscht – "ungesichtet" meint dabei: Ohne dass der Betreffende überhaupt mal nachgeschaut hat, was er sich da überhaupt heruntergeladen hat!
Nun will ich solches Verhalten keinesfalls als akzeptabel oder zu tolerieren abtun, ganz im Gegenteil: Ich halte es deshalb für traurig und verwerflich, weil das keine Art ist, wie man mit den persönlich geistigen Schöpfungen anderer umgehen sollte.
Aber das ist erstens ein immaterieller Schaden, und Geschädigter ist hier zweitens in gewisser Weise viel mehr die Gesellschaft, die dadurch verarmt, dass in ihr die Wertschätzung für Immaterialgüter wie Filme (oder auch Musik) allmählich verloren geht.
Für eine Kinokarte habe ich immerhin Geld bezahlt, also schaue zumindest ich mir den Film auch zu Ende an, selbst wenn er mir nicht gefällt, und begründe dann später in Gesprächen über den Film, warum ich ihn schlecht fand.
Dieses Muster: "Film kostenlos herunterladen -> vielleicht mal reingucken -> mit einem Achselzucken wieder löschen", finde ich ganz erbärmlich. Dass es aber wirtschaftlichen Schaden verursacht ist nicht erwiesen.
Und welche Motive haben die Leute, die gezielt Schwarzkopien bestimmter Filme im Netz suchen und herunterladen bzw. streamen?
Nun, jene, mit denen ich darüber gesprochen habe, nannten da durchaus auch: "Vorab schon mal gucken, bevor man ihn sich im Kino ansieht", oder: "Die Wartezeit bis zum Erscheinen der DVD bzw. Blue-Ray überbrücken." Sehr bemerkenswert fand ich übrigens: "Ich hab alle Kinos weit und breit abgeklappert, aber nirgendwo gab es mal eine Vorstellung, in der der Film in der Originalsprache gezeigt wird!"
Natürlich rechtfertigen oder entschuldigen auch diese Beweggründe das Sichverschaffen (und im Falle des Herunterladens über eine Tauschbörse gleichzeitig auch Weiterverbreiten) von Schwarzkopien in keiner Weise.
Aber sie beißen sich doch extrem mit der Rechnung, für jeden festgestellten oder geschätzten Konsum einer Schwarzkopie den Ausfall des Kaufpreises für eine Kinokarte oder ein Trägermedium als Schaden zu veranschlagen.

Wortvogel
Wortvogel
4. März, 2013 21:58

@ Sibirischer Tiger: Toller Einblick, vielen Dank. Aber soweit ich weiß, gibt es durchaus einen Schlüssel, nach dem die Filmindustrie Raubkopien und verkaufte Originale aufrechnet, und der ist nicht 1:1. Eher so 1:100. Will sagen: man rechnet für 100 Raubkopien 1 nicht verkauftes Original (oder eine Kinokarte). SOOO dumm sind die dann doch wieder nicht…

Sibirischer Tiger
Sibirischer Tiger
4. März, 2013 23:45

@Wortvogel:
Meine Erfahrungen auf diesem Gebiet stützen sich wie gesagt nur auf die Mitarbeit an der Betreuung einer Handvoll Mandate in einer mittelständischen, nicht spezialisierten Anwaltskanzlei. Zugang zu seriösen wissenschaftlichen Erkenntnissen oder auch nur beruflichem Wissen von Branchenprofis habe ich nicht.
Aber ich habe einfach mal so herum überlegt:
Frau Kohlenberg rechnet für "Wolverine" vor, dass 4 Millionen illegale Downloads nach Schätzungen von Branchenexperten einen wirtschaftlichen Schaden von 12 Mio. Dollar verursacht haben sollen.
Sie schreibt leider nicht dazu, ob diese Schadensumme sich nur auf die Produzenten bezieht, oder immerhin doch auch den Verleih, die Kinobetreiber usw. mit einschließt. Da dass Dossier sich aber ganz um die Situation und Interessen der Produzenten dreht, nehme ich billigerweise einmal ersteres an.
Bei einer Schadenquote von einem ausgebliebenen Kinobesucher auf 100 illegale Downloads hätten die Produzenten von "Wolverine" also an jedem der dann noch 40.000 Downloader, der sich den Film deshalb nicht im Kino angesehen hat, Einnahmen in Höhe von 300 Dollar verloren!
Fingiert man hingegen mal, dass von einer verkauften Eintrittskarte für einen Film durchschnittlich 3 Dollar an die Produzenten fließen – ich weiß nicht, ob das ein realistischer Wert ist, hielte ihn aber jedenfalls auf den ersten Blick für nicht völlig abwegig – brauchte es schon eine Quote von 1:1.
Und mal zum Vergleich: Für das einige Minuten dauernde Anbieten eines Musikstücks in einer Tauschbörse, das in einem Online-Store legal vielleicht 1,49 Euro oder so kostet, werden in Abmahnungen in der Regel schon durchschnittliche "branchentypische" Schadensummen in vierstelliger Höhe veranschlagt!
Auch hier müssten also schon bei einer Schadenquote von 1:1 binnen Minuten tausende Schwarzkopierer zuschlagen, die den Titel ansonsten käuflich erworben hätten, bei einer Schadenquote von 1:100 entsprechend hunderttausende.
Ich vermag die von ungenannten "Branchenexperten" – in Wahrheit vielleicht sowieso nur die Buchhaltungen von Filmstudios und -verleihen, und niemand sonst? Grüße von der Debatte über das Leistungsschutzrecht? – lancierten Schadensummen durch Schwarzkopien also bei aller Liebe nicht nachzuvollziehen.
Und entsprechend sehe ich das Problem der Schwarzkopien auch vielmehr ganz im eigentlichen Sinne des deutschen Urheberrechts – das ja in Wahrheit die ideellen, nicht materiellen Interessen von Urhebern schützen will und soll!

datenhalde
datenhalde
5. März, 2013 00:01

Gerade Wolverine ist ein wirklich interessantes Beispiel. Was vielleicht nicht jedem klar ist:
Die offenbar von einem Mitarbeiter im Produktionsprozess schon vor der Kinopremiere ins Netz geleakte Film hatte eine ziemlich niedrige Qualität, die an Cam-Rips erinnert. Der eigentliche Hammer aber war, dass die Spezialeffekte zum großen Teil fehlten oder nur provisorische Effekte eingebaut waren. Der Film war gerade mal fertig geschnitten, aber ansonsten so unfertig wie nix gutes.
Freunde und ich hatten großen Spaß (Universitätsumfeld; Studenten und wissenschaftliche Mitarbeiter), den Film zu gucken, weil da ständig Halteseile, Blue- oder Greenscreens etc. im Bild waren. Das bedeutet nicht, dass jeder von uns sich den Film später im Kino angeschaut hätte. Ich vermute, der eine Filmbegeisterte hätte ihn sich später bei lovefilm geholt (was damit pauschal abgegolten wäre), und bei mir steht er als nie geschaute blu-ray im Schrank (ich kann nichts dafür, es war ein geschenk). Wir hatten den Film auch eher wegen des rohen Zustands als aus inhaltlichem Interesse geschaut. Wann sonst hat man die Gelegenheit, sehen zu können, durch was für Stadien ein Film im Entstehungsprozess geht?

OnkelFilmi
OnkelFilmi
5. März, 2013 00:41

"100 Millionen halte ich schon für eine dramatische Deckungslücke. Niemand hat unterstellt, “Cloud Atlas” wäre ein Flop von “John Carter”-schem Ausmaß gewesen."
Wobei JC nicht wirklich der Flop ist, der aus dem Film gemacht wird. Sicher, er ist extrem hinter den Erwartungen zurückgeblieben, hat aber trotzdem, bei einem Budget von etwa 250 Millionen, 280 Millionen an den Kinokassen eingespielt.
"Cloud Atlas" sieht da natürlich auf den ersten Blick ein wenig besser aus, mit (bisher) 114 Millionen Einspiel gegenüber 105 Millionen Budget.
Aber dafür lief JC in der Heimkino-Verwertung verdammt gut (in den USA spielte er mehr ein als zB "Wrath of the Titans", "Happy Feet 2", "The Bourne Legacy" oder "Prometheus" – und das nur auf DVD!), etwas das man bei "Cloud Atlas" nicht wirklich erwarten kann.

Dietmar
5. März, 2013 07:54

Bei mir persönlich hat Cloud Atlas folgendes Problem: Ich habe durch die Vermarktung in etwa erfahren, was er sagen will, und das gefällt mir nicht. Ich lehne diese Idee sogar ab. Das ist ähnlich wie bei "Knowing" (wo die Schraube völlig überdreht ist). Dieser Film will eine positivere Botschaft haben, hat sie vielleicht auch, ich habe auch an sich nichts gegen "esoterische" Filme ("Juda Ben Hur" ist ein absoluter Lieblingsfilm von mir), aber ich erwarte weder Spannung noch interessante Handlung sondern Vorhersagbarkeit und moralingetränkte Langeweile aufgrund des Sendungsbewusstseins.
Die Raubkopierer haben da definitiv keine Schuld.
Zu Raubkopien: Mein Schwiegervater hat mal ganz hip sein wollen und meinem Sohn vor Jahren eine geschenkt. Nicht "Nemo", sondern einen anderen animierten Unterwasser-Film, dessen Name mir ebenso entfallen ist, wie die Handlung. Fische betreiben eine Waschanlage oder so. Das ging uns allen nach kurzer Zeit, 10, 15 Minuten, so auf die Nerven, dass wir ersatzlos ausgeschaltet haben. Nichts für Filmfreunde, meine ich.

McCluskey
McCluskey
5. März, 2013 08:41

@Dietmar: "Zu Raubkopien: Mein Schwiegervater hat mal ganz hip sein wollen und meinem Sohn vor Jahren eine geschenkt. Nicht “Nemo”, sondern einen anderen animierten Unterwasser-Film, dessen Name mir ebenso entfallen ist, wie die Handlung. Fische betreiben eine Waschanlage oder so. Das ging uns allen nach kurzer Zeit, 10, 15 Minuten, so auf die Nerven, dass wir ersatzlos ausgeschaltet haben. Nichts für Filmfreunde, meine ich."
"Große Haie – Kleine Fische"… 😉

sandokan
sandokan
5. März, 2013 11:03

https://www.youtube.com/watch?feature=player_detailpage&v=fOCKl_R10ic#t=112s
"Dieses Video ist aufgrund des Urheberrechtsanspruchs von The Academy of Motion Picture Arts and Sciences nicht mehr verfügbar."
Denen passte der Kommentar wohl nicht ins Konzept. Schon doof, wenn man behauptet, die Raubkopierer würden einen ruinieren, man aber dennoch Rekordjahr nach Rekordjahr im Box Office einfährt.

datenhalde
datenhalde
5. März, 2013 11:34
Exverlobter
Exverlobter
5. März, 2013 15:00

Was denkt ihr. Seht ihr eine Chance, dass Cloud Atlas in ein paar Jahren den Weg von Blade Runner gehen wird? Anfangs von Publikum UND Kritikern geschmäht, könnte er evtl. in ein paar Jahren als Klassiker gesehen werden. Wie stehen die CHancen?
Ich hab ihn noch nicht gesehen, kann das also noch nicht beurteilen.

Peroy
Peroy
5. März, 2013 15:50

"Was denkt ihr. Seht ihr eine Chance, dass Cloud Atlas in ein paar Jahren den Weg von Blade Runner gehen wird? Anfangs von Publikum UND Kritikern geschmäht, könnte er evtl. in ein paar Jahren als Klassiker gesehen werden. Wie stehen die CHancen?"
Die Leute sind blöd genug. Alles drin.

milan8888
milan8888
5. März, 2013 15:55

Der wird den selben Weg gehen wie Speed Racer…

Peroy
Peroy
5. März, 2013 16:01

"Der wird den selben Weg gehen wie Speed Racer…"
Ein Meisterwerk.

ultrafrettchen
ultrafrettchen
5. März, 2013 16:43

Cloud Racer, ähh Atlas ist einfach ein schlechtes Beispiel für die Zeit, um Mißerfolg wegen illegalem Download zu beweisen.
Der Film spricht keine Zielgruppe direkt an, und wer das Buch gelesen hat, und gut fand, wird sich den Film wahrscheinlich sparen. Es gibt auch manche Stoffe, die mit Recht als unverfilmbar gelten, weil es eben problematisch ist, sowas als Film zu transportieren. Hollywood schafft das aber immer wieder Bestseller und auch Comics in einer Art und Weise zu verfilmen, die mit der Vorlage gar nichts mehr zu tun hat.
Ergebnis: wer das Orginalwerk gut findet, hasst den Film, wer es nicht kennt, kann nichts damit anfangen.
Bestes Beispiel(für mich): The Spirit von Frank Miller -kann man sich noch nichtmal als Raubkopie für umsonst bis zum Ende ansehen.

Marcus
Marcus
5. März, 2013 18:31

"The Spirit von Frank Miller -kann man sich noch nichtmal als Raubkopie für umsonst bis zum Ende ansehen."
ALLERDINGS.
Ich muss es wissen. Ich war für den im Kino.

Marcus
Marcus
5. März, 2013 18:35

@Ex:
“Was denkt ihr. Seht ihr eine Chance, dass Cloud Atlas in ein paar Jahren den Weg von Blade Runner gehen wird? Anfangs von Publikum UND Kritikern geschmäht, könnte er evtl. in ein paar Jahren als Klassiker gesehen werden. Wie stehen die CHancen?”
Ich mag mich täuschen, aber mir scheint, dass es sowas heute gar nicht mehr gibt. Mir fällt kein aktuellerer Film ein, der einen solchen Werdegang hingelegt hat – diese Art von Kultfilmen sind meistens aus den 60ern, 70ern, 80ern.

heino
heino
5. März, 2013 18:37

"Der Film spricht keine Zielgruppe direkt an, und wer das Buch gelesen hat, und gut fand, wird sich den Film wahrscheinlich sparen. Es gibt auch manche Stoffe, die mit Recht als unverfilmbar gelten, weil es eben problematisch ist, sowas als Film zu transportieren. Hollywood schafft das aber immer wieder Bestseller und auch Comics in einer Art und Weise zu verfilmen, die mit der Vorlage gar nichts mehr zu tun hat.
Ergebnis: wer das Orginalwerk gut findet, hasst den Film, wer es nicht kennt, kann nichts damit anfangen."
Das mit der Zielgruppe stimmt zumindest im Ansatz, aber der Rest ist schlicht falsch. Ich kenne (neben meiner eigenen Wenigkeit) eine ganze Menge Leute, die das Buch lieben, den Film heiß erwartet und auch angesehen haben und ihn von mittelmäßig bis gut einordnen. Und dass er mit der Vorlage nichts mehr zu tun hat, ist barer Unsinn. Es ist eine Menge verändert worden, aber der Kern der Geschichte(n) ist erhalten geblieben und im Gegensatz zu Rotz wie "The Spirit" waren hier in jeder Hinsicht Profis am Werk. Klar hätte der Film noch näher am BUch sein können, aber da hatten Die Wachowskis und Tykwer halt ihre eigene Interpretation eingebracht.

Sibirischer Tiger
Sibirischer Tiger
5. März, 2013 19:07

“Was denkt ihr. Seht ihr eine Chance, dass Cloud Atlas in ein paar Jahren den Weg von Blade Runner gehen wird? Anfangs von Publikum UND Kritikern geschmäht, könnte er evtl. in ein paar Jahren als Klassiker gesehen werden. Wie stehen die CHancen?”
Um mich dazu qualifiziert zu äußern, bin ich schlicht zu wenig Filmkenner.
Was ich aber dennoch weiß und sagen kann:
Dass auch hoch budgetierte und seitens ihrer Schöpfer nicht bloß wirtschaftlich, sondern ebenso künstlerisch ehrlich und ernsthaft ambitionierte Filmprojekte an den Kinokassen wahlweise hinter den Erwartungen zurückbleiben oder sogar schlicht untergehen, passiert immer wieder.
Denn letztlich geht es im Kino, egal welchen Genres, um Gefühle, um nicht zu sagen: um die Liebe des Publikums zu einem Film!
Und Liebe ist nun mal keine Mathematik. Manchmal soll es ganz einfach nicht sein. Egal, ob zwischen zwei Menschen, die scheinbar doch perfekt zueinander passen, oder zwischen einem Film und seinem Publikum – obwohl der Film "eigentlich alles hat, was die Leute sich immer wünschen", "haargenau den Zeitgeist trifft", "schon den nächsten Trend vorankündigt", oder was weiß ich.

milan8888
milan8888
5. März, 2013 22:21

»Ich mag mich täuschen, aber mir scheint, dass es sowas heute gar nicht mehr gibt. Mir fällt kein aktuellerer Film ein, der einen solchen Werdegang hingelegt hat – diese Art von Kultfilmen sind meistens aus den 60ern, 70ern, 80ern.«
Showgirls

Der Karsten
Der Karsten
5. März, 2013 22:23

@milan: Teil 1 oder 2? 😛

Marcus
Marcus
5. März, 2013 22:36

@milan: wir reden von verkannten Klassikern, nicht von Futter für Trashfreunde.
@Der Karsten: Pst! Nicht! Das Thema erwähnen ist wie vorm Spiegel dreimal "Candyman" sagen…

Der Karsten
Der Karsten
6. März, 2013 06:29

achjaaa.. wie konnte ich das nur vergessen?? *gnihihihihi*
Ich hab Cloud Atlas übrigens nicht gesehen.. nicht im Kino, nicht als Rip (Zufall, dass das auch "Rest in peace" heisst??), und ich glaube nicht, dass ich mir den auf anderen Datenträgern hole. Eure Einschätzung reicht mir vollkommen aus. ^^

Magineer
Magineer
6. März, 2013 12:09

@Bjoern (Kommentar #70):
Sorry, die Antwort war ich noch schuldig geblieben, obwohl sie nur indirekt mit dem Thema zu tun hat. Es ging ja gar nicht darum, dass "House of Cards" hierzulande (noch) nicht via VoD erhältlich ist – du hattest nur befürchtet, die Serie vielleicht erst in zwei Jahren irgendwo auf ARTE suchen zu müssen. Nun, das ist ja eben nicht eingetreten, HoC startete zeitgleich. Natürlich ging das nicht mit dem Netflix-Konzept (alle Folgen zeitgleich), weil es Netflix eben hierzulande nicht gibt und deswegen die Serie natürlich erst einmal konventionell lizenziert wurde, das ist aber völlig nachvollziehbar und nicht nur auf Deutschland beschränkt. Dennoch ist sie (wie mittlerweile viele Tentpole-Shows, siehe GoT oder TWD) extrem zeitnah hier zu sehen – und nach Ausstrahlungsende sicherlich auch auf den einschlägigen VoD-Plattformen. Daher schätze ich gerade HoC als schlecht gewähltes Beispiel für oftmals gerechtfertigte Kritik ein.
Zu "Cloud":
Das Problem des ZEIT-Artikels ist sicherlich der Aufhänger. Wie bereits hier angesprochen ist "Cloud" eben ein denkbar schlechtes Beispiel, um die Wechselwirkung zwischen Einspielergebnissen und Online-Verfügbarkeit dokumentieren zu wollen, denn trotz des vergleichsweise hohen Budgets setzt sich der Film in einer Nische fest, die auch Jahre vor dem Internet nur eine riskant niedrige Mischzielgruppe bedient hätte – zu "arty" für die Blockbuster-Crowd und selbiger thematisch schwer zu vermitteln, zu teuer für reines Arthouse, zu lang für viele Slots etc. Das ist allerdings auch immer noch typisch für viele der prätentiösen Euro-Puddings.

Andreas
Andreas
7. März, 2013 08:13

Ohhh,
der Link
http://www.zeit.de/2013/07/Film-Piraterie?commentstart=1#cid-2645595
führt (nach einigen – negativen – Kommentaren) nur noch ins Leere.
Eine Suche auf "Zeit Online" findet den Artikel auch nicht mehr wieder.
Dafür darf man hier http://www.zeit.de/kultur/film/2013-01/filmpreis-bayern-oh-boy lesen: "Der Film mit Tom Hanks und Halle Berry in den Hauptrollen sei ein großes Wagnis gewesen, das die Produktionsfirma aber "grandios gemeistert" habe, sagte die Jury."
Ein Schuft, der dabei Böses denkt 🙂

Wortvogel
Wortvogel
7. März, 2013 08:34

@ Andreas: Jau, sieht so aus, als habe die ZEIT das Dossier aus der Schusslinie genommen. Helfen wird es nicht, denn es kommt noch eine spannende weitere Entwicklung. Mehr dazu bald.

Wendy Gondelntrauertragen
Wendy Gondelntrauertragen
8. März, 2013 12:41

honi soit qui mal y pense …: das wollte ich auch grad sagen, weil ich mir, vermessen wahrscheinlich, einbilden will, dass auch meine kommentare (unter den nicht gerade zahlreichen) für die entfernung des artikels gesorgt haben.
na gut, maybe not. aber es ist schon ein seltsamer zufall, oder? wortvogels post, ein paar kritische und sachliche kommentare (ich zB habe gefragt, wie Kohlenberg ihre these vereinbaren mag mit der tatsache, dass die filmwirtschaft ebenso tolle zahlen meldet wie die heimvideobranche; dazu dann noch diese studie erwähnt: http://www.sueddeutsche.de/digital/interview-mit-filesharing-forschern-megaupload-schliessung-nutzte-nur-den-mainstream-filmen-1.1534003) — und dann ist das ding weg?
extrem fragwürdig auch der umgang der zeit mit aggressiverem, aber nicht unsachlichem ton. tatsächlich haben die das von mir benutzte wort "propaganda" gelöscht, welches mir angesichts der atemberaubenden einseitigkeit einigermaßen präzise scheint. so oder so: die hintergründe der artikelentfernung würden mich wirklich interessieren.

Trantor
Trantor
8. März, 2013 18:51

Nun, der Grund war dann also doch nicht allein der Artikel vom Wortvogel oder der Kommentar von Wendy 🙂
Aber mehrfach im Niggemeier Artikel genannt und verlinkt.. mal sehen, wielange es dauert, bis die Seite hier 'geniggemeiert' wurde 🙂 … lass uns mal beizeiten die Entwicklung der Zugriffsstatistiken hier wissen, Torsten 🙂

JensE
JensE
8. März, 2013 19:13

Deswegen ist der Artikel weg, guggdt ihr hier:
http://www.stefan-niggemeier.de/blog/die-zeit-muss-
piraten-dossier-wegen-rufraub-loeschen/

Howie Munson
Howie Munson
8. März, 2013 22:17

Weil ich es für meinen Kommentar beim Niggi rausgesucht hab (und da sicherlich untergehen wird, zumal es noch auf Freischaltung wartet^^): Boxoffice für die Startwochen in UK und Australien. Platz 6 bzw. 10 unter anderen hinter Filmen die shcon mehrere Wochen dort laufen.
Aber China ist wohl mittlerweile am US Ergebnis verbeigezogen, k.A. ob der da weiterhin läuft.

Vineyard
Vineyard
9. März, 2013 01:21

Tja, ich hab damals den Trailer gesehen und gleich irgendwie gemerkt, ds der Film nichts für mich ist.
@Blade Runner vergleich: Tja, es gibt nur ein winziges Problem hier. BLADER RUNNER WAR COOL!
Und @Kult Filme der 90er: "The Big Lebowski" war (unverständlicherweise) bei seinem Kinorelease ein Flop und wurde erst später ein (verdienter) Kultklassiker.

gast
gast
9. März, 2013 05:17

das zeit dossier hat doch seine schuldigkeit getan. entscheider werden gelesen haben, warum es nicht schlecht wäre, den ambitionierten Produzenten/Regisseuren/Schauspielern auch beim nächsten Mal Geld zu geben. gedruckt, schwarz auf weiß, zum rumzeigen. war halt pech, irgendwie, aber vielleicht kommt das dicke monetäre ende ja noch, dvd verkauf und so sind angedeutet. also nicht nur schwarzgemalt, sondern noch irgendwie vielleicht versöhnlich. und der abonnent sieht seine vorurteile bestätigt. passt doch

Peroy
Peroy
9. März, 2013 11:40

"@Blade Runner vergleich: Tja, es gibt nur ein winziges Problem hier. BLADER RUNNER WAR COOL!"
Nein… eigentlich nicht…

JensE
JensE
9. März, 2013 11:48

Genau Gast: Das Dossier hat seine Schludrigkeit getan! 🙂

alter Jakob
alter Jakob
11. März, 2013 14:37

Ich schau mir ja vor allem deshalb so gerne russiche DVD-Cam-Rips an, weil ich überhaupt gar kein Russisch kann…

Martin
Martin
16. März, 2013 14:13

Was will uns dieser Beitrag sagen? Also: Die Raubkopierer verursachen eigentlich keinen Schaden, weil das nicht belegbar ist? Man kann also Diebstahl jeglicher Art tolerieren, weil der Schaden zumindest gering scheint? Ich kann also auch meinem Nachbarn täglich die Brötchen vor der Tür klauen, weil er ja über ein ausreichendes Einkommen verfügt sich neue zu kaufen. Der Schaden ist also gering und er kommt nicht in existenzielle Not. Wenn ich also für mich entscheide, dass jemand "genug" hat, kann ich ihm auch wegnehmen, was ICH für vertretbar halte? Ein ganz neuer Sozialismus 🙂 Wo soll das enden? Ein Supermarkt hat eine große Obsttheke. Ich klaue mir das Obst, was ich brauche, weil die Deppen, die es bezahlen ja dafür sorgen, dass der Supermarkt nicht ganz pleite geht? Oder wie wäre es, wenn Ihr Nachbar Ihnen wöchentlich 5 Liter Benzin aus Ihren Auto abzapft. Das bringt Sie finanziell nicht um und er lässt ja noch genug Benzin im Tank, dass Sie zur Arbeit fahren können…..

DMJ
DMJ
16. März, 2013 14:41

Protip: Was der Beitrag uns sagen will erfährt man am besten, indem man ihn liest.
In dem Fall würde man sehen, dass er (völlig unabhängig von der Sache selbst!) den ZEIT-Artikel als eine gewaltige Sammlung von emotionalisierenden Tricks und Ablenkungsmaneuvern enttarnt, welche im Endeffekt überhaupt nicht belegt, was sie sagen will.

Howie Munson
Howie Munson
16. März, 2013 15:28

@Mundräuber: Also wenn überhaupt zieht nur ein Vergleich mit Schwarzfahren in Bus und Bahn. Einen gestohlenen Apfel kann nämlich kein anderer Kunde essen, der Schaden ist also exakt der Wert des Apfels.
Einen kopierten Film können normale Kunden aber weiterhin sehen und genauso hat der Schwarzfahrer von seiner Tat eine persönlichen Nutzen ohne das der Schaden direkt meßbar ist. Es ist nahezu egal ob 30 oder 31 Personen mit einen öffentlichen Verkehrsmittel transportiert werden und wenn der Schwarzfahrer anfängt Rad zu fahren weil Angst vorm Kontrolleur hat, werden die Einnahmen dann auch nicht steigen.
Und wenn gar keiner bezahlt, wird die Linie eingestellt oder die Finanzierung geändert…..

Andreas
Andreas
17. März, 2013 10:22

@Martin
Was dieser Beitrag uns sagen will?
Ganz einfach:
Wenn man keinen Blockbuster schafft, soll man hinterher nicht rumjammern und es auf die pösen "Raub"kopierer schieben.

JensE
JensE
17. März, 2013 10:32

@Martin: "Was dieser Beitrag uns sagen will?"
– Blockbuster bleibt Blockbuster trotz Piraten
– Gurke bleibt Gurke trotz Piraten
– Was man ohne die Piraten an Geldern hätte einnehmen (mehr oder weniger) weiß Gott allein … Amen
Ach ja, bevor ich es vergesse: Ein schlechter Journalist (m/w) bleibt ein schlechter Journalist (m/w)

Sven
Sven
21. März, 2013 11:10

Danke für diesen süffisanten Artikel. Allerdings fehlt mir bei der ganzen Aufarbeitung eine Sache: Die Audiospur. Ich gehe einfach mal ganz frech davon aus, dass der durchschnittliche russische Raubmordkopierer auch eine russische Audiospur aufnimmt, und keine deutsche Vorstellung besucht. An die englische Version kommt er sicher noch hie und da ran, aber an eine deutsche? Eine französische Version?

sergej
sergej
21. März, 2013 12:35

Im Artikel steht:
"Jetzt, da die Bilder des russischen Mitschnitts kursieren, ist es für die Piraten ein Leichtes, dazu den deutschen, englischen oder französischen Ton zu beschaffen. Man braucht gar keine Kamera mehr. Zum Aufnehmen genügt ein iPhone."

Carlito'sWay
Carlito'sWay
25. März, 2013 17:44

Erstmal: schön, dieses Forum zu entdecken. Vielen Dank dafür !
Eine unglaubliche Menge an Informationen, Meinungen und Argumenten…macht Spass, hier zu 'wühlen' und zu lesen.
Die Zahlenspiele, Vergleiche, Thesen darüber, welchen Schaden Raubkopien tatsächlich anrichten oder nicht, erscheinen mir anhand von "Cloud Atlas" wie das Spiel mit einer willkommenen Chimäre.
Gleichwohl, als Filmschaffender ist mir diese Raubkopiererei, diese eindeutig kriminelle Energie, diese widerwärtige 'ich-will-die-Arbeit-anderer-umsonst-auf-meinem-pc-glotzen'-Mentalität zutiefst zuwider, eine erbärmliche Gesinnung und Verrohung kultureller Ästhetik.
Stefan Arndt ist ein ambitionierter, rechtschaffener (im besten Sinn des Wortes) Produzent, der Filme wie "Das weiße Band", "Absolute Giganten" und "Amour" gemacht hat. Dass er sich vor den Karren dieser "Zeit"Gurke spannen ließ, gereicht nicht zum Vorteil.
"Cloud Atlas" ist (leider) ein breiiger Murks geworden, ein krampfiger Spagat aus 'Mainstream-wants-to-meet-arthouse-uns-versteht-auch-mit-100mios-niemand' geworden. Als schlimmster Hemmschuh kommt wohl die zwar laufend in Interviews als genial postulierte Regie-Troika daher, welche sich aber lediglich als schimmerndes Blech entlarvte.
Sog. Gemeinschaftsregie sollte wohl besser den Coen-Brüdern anheim gestellt bleiben…oder noch (mit Ausnahmen) den Gebrüdern Taviani.
Das künstlerische Desaster von "Cloud Atlas" hat Nichts aber auch Garnichts mit Raubkopien zu tun. Kann das in 10,20 Jahren vielleicht ein Klassiker sein ? Ich glaub' es nicht. Die Wachowskis und Tykwer sind meilenweit von Cimino’s "Heaven’s Gate" entfernt…der größten und respektabelsten Pleite überhaupt 🙂

RM
RM
30. März, 2013 12:10

Schöne und wichtige Gegendarstellung!

Exverlobter
Exverlobter
30. März, 2013 14:09

"Die Wachowskis und Tykwer sind meilenweit von Cimino’s “Heaven’s
Gate” entfernt…der größten und respektabelsten Pleite überhaupt"
Kleine Korrektur. Inflationsbereinigt ist Cutthroat Island a.k.a Die Piratenbraut immer noch der größte Flop aller Zeiten (zu Unrecht!)
Aber es stimmt, was die Reputation anbelangt ist Heaven’s Gate wohl weiterhin der legendärste.

Wortvogel
Wortvogel
30. März, 2013 14:15

Jede Generation nimmt andere Flops wahr. Vor "Heaven’s Gate" war es "Cleopatra", danach "Ishtar".

Wortvogel
Wortvogel
4. April, 2013 00:56

@ Filmstudent: Ich überlege noch, ob du nur schrecklich naiv oder ein ziemlich kompetenter Troll bist.
Da die Nacht kurz und der Rest der aktuellen "Jonathan Creek"-Folge noch lang ist, werfe ich für heute nur diesen kleinen Denkanstoß in den Raum: Raubkopien mögen kein Kavaliersdelikt sein – deshalb hat das hier auch keiner behauptet. Ein "Raub" sind sie aber ganz sicher auch nicht, weil das per Definition den Diebstahl unter Gewaltandrohung voraus setzt. Niemand wird "beraubt". Und dein oft widerlegtes Beispiel vom der Semmel belegt sogar, dass selbst die Bezeichnung "Diebstahl" schwer zu halten ist – wenn ich eine Semmel klaue, fehlt sie nämlich dem rechtmäßigen Besitzer der Semmel. Eine Kopie hingegen lässt das Original unangetastet.
Deiner kruden Vorstellung nach würde ich die Mona Lisa "rauben", wenn ich sie im Louvre fotografiere.
Ich empfehle dir dringlich, ein paar komplexere Gedankengänge zum Thema durchzuspielen, bevor du dich hier so aufregst. Ich kann dir sonst versprechen, dass dich meine Kommentatoren mit Genuss auseinander nehmen. Ein bisschen mehr intellektuellen Anspruch erwarten wir hier schon.
Ach ja: ich bin leidlich erfolgreicher Drehbuchautor von diversen Filmen und Serien – die alle raubkopiert wurden. Auch von meinen Büchern gibt es Raubkopien im Netz. Ich kenne also das Problem durchaus aus eigener Erfahrung und eigenem Schaden – unterstelle also nicht, du befändest dich in einer privilegierten Situation, um hier ein Fass aufzumachen.

Wortvogel
Wortvogel
4. April, 2013 01:47

@ Filmstudent: Der Nachspann von "Jonathan Creek" läuft, da gönne ich mir eine letzte Replik – wenngleich ich wenig Hoffnung habe, dass sie auch nur den Hauch eines Denkvorgangs in Gang setzen kann.
NIEMAND hat hier Raubkopien gut geheißen. NIEMAND versucht, aus Unrecht Recht zu machen, wie Sie so pathetisch krähen. Es wird nicht wahrer, wenn Sie es wiederholen.
Aber eine digitale Kopie ist eben kein physischer Gegenstand, der Person A fehlt, wenn Person B ihn sich nimmt. Wenn Sie nicht mal zu dieser simplen Erkenntnis fähig sind, ist jede Diskussion überflüssig.
"Wissen Sie überhaupt wieviele Menschen bei einem Film beschäftigt werden?" – noch mal: ja. Denn ich habe Filme gemacht. Aber es scheint für Sie ausgeschlossen, dass jemand aus der Branche eine andere Sicht der Dinge haben könnte als Sie.
Ich habe es nun zweimal im Guten versucht. Wenn Sie sich weiterhin nur darauf konzentrieren, hier so absurde wie fehlgeleitete Vorwürfe in den Raum zu werfen, werden Sie gelöscht. Dann dürfen Sie sich gerne einen anderen Spielplatz suchen.

Dietmar
4. April, 2013 01:53

Heute zu spät hier reingesehen. Das rächt sich immer! 🙁

Howie Munson
Howie Munson
4. April, 2013 07:19

eindeutig Troll

NOCHMALS : wenn ein potentieller Käufer etwas nicht kauft sondern sich einfach nimmt dann ist das UNRECHT vollkommen egal ob digital oder nicht – jedenfalls ist das meine Rechtsauffassung

Was anderes kam ja auch nicht als Argument, nur dieses eine in absurden Variationen. Und dieses eine ist halt "gezielt vorbei". Denn Cloud Atlas ist auch ein relativer Flop, weil das böse Räuberpublikum in der gleichen Zeit für ANDERE Filme öfter Eintritt bezahlt hat.

Es ist und bleibt ein Verbrechen für eine Leistung die verkauft wird nicht zu bezahlen und sie sich illegal zu beschaffen.

Ja so argumentiert Monsanto auch.

Nur weil der Bauer insgesamt 10.000 Kartoffeln geerntet hat und es ihm deshalb nichts ausmacht das sie eine Kartoffel wegnehmen heißen Sie es gut

ok, damit alle was davon haben: Kartoffeln werden sackweise oder lose vom Anhänger an den Landhandel verkauft, also 12-30 "tausend Kilogramm" (Tonnen) pro Anlieferung und das ist allenfalls die Ernte von einen einzigen Tag für den einen Bauern.
"10.000 Kartoffeln" sind also lächerlich wenig als "Gesamternte".
Und selbst wenn jemand einen Korb voll liegen gebliebene Kartoffeln vom Feld aufsammelt und im Frühjahr im Garten anpflanzt, um dann keine Kartoffeln mehr kaufen zu müssen, wird der Bauer darüber eher schmuzeln, als sonderlichen Handlungsbedarf sehen.
Aber Monsanto könnte sauer sein.

Wortvogel
Wortvogel
4. April, 2013 09:03

@ Howie: In der Tat – ein Troll. Ist jetzt alles gelöscht.

Howie Munson
Howie Munson
4. April, 2013 11:45

@filmstudent: ich schrieb von auf dem Feld liegen gebliebenen Kartoffeln, rate sie mal warum die da liegen bleiben…
Was das mit Körperverletzung zu tun haben soll, weiß ich wirklich nicht. Auch nicht warum ich verroht bin, wenn ich von ungekochten Kartoffeln schreibe.
Dafür das sie Beispiele wählen, von denen sie keine Ahnung haben, kann ich ja nix….
@Wortvogel: Das Posting hier kann dann auch gelöscht werden…..

Spandauer
Spandauer
25. April, 2013 08:23

Sehr interessanter Artikel bei Stefan Niggemeier:
http://www.stefan-niggemeier.de/blog/rufraub-im-piraten-dossier-die-zeit-tritt-nach/
Zitat daraus: "Wir fas­sen zusam­men: Die »Zeit« ver­öf­fent­licht ein Pam­phlet über Film­pi­ra­te­rie, das eine Wis­sen­schaft­le­rin dif­fa­miert, gibt vor Gericht eine Unter­las­sungs­er­klä­rung ab und behaup­tet dann in einer Pres­se­mit­tei­lung das Gegen­teil. "
Meine Meinung dazu:
Prima, die Presse beschuldigt dich und du musst beweisen, dass du unschuldig bist.
Vor Gericht wird dann nicht geprüft ob die Beweise der Presse stimmen, sondern ob Du wirklich Deine Unschuld beweisen kannst.
Den Spruch mit dem Essen und soviel Vomieren spare ich mir hier.

Wortvogel
Wortvogel
25. April, 2013 08:31

@ Spandauer: Ja, das ist ziemlich bedenklich, wie die ZEIT sich da verhält. Wahrscheinlich muss ich noch froh sein, dass sie mir nicht an den Kragen wollten…

Andreas
Andreas
25. April, 2013 10:23

Leider muss ich der Presse entnehmen, dass o.g. Film auch noch "Favorit" beim deutschen Filmpreis ist.

DMJ
DMJ
25. April, 2013 16:16

Ach, sollen sie den Filmpreis haben! Wenn man ihn als deutschen Film zählen will (zu Recht umstritten), ist er ja doch tatsächlich etwas originelles in der hiesigen Landschaft.
Das schiebt ihm den finanziellen Erfolg, den man eigentlich wollte, auch nicht hinterher und die "Bösen" in dieser Sache sind ja nicht die CA-Macher, sondern die verantwortlichen ZEIT-Redakteure. Der Ausgang des Rechtsstreits und ihre Reaktion darauf gibt ihnen aber in jedem Fall nochmal eine zusätzliche Schaufel Minuspunkte.

Hermann Schlade
6. Juni, 2013 15:10

Die Zeit braucht wie alle anderen Zeitungen Geld. Im Werbemarkt ist nichts mehr zu holen aber es gibt eine neue unbekanntere Form der Finanzierung: Litigation PR.
Das heisst nichts anderes als: Lügen für Geld.
Wahr oder investigativ wird doch schon lange nicht mehr berichtet, es wird vorgegeben so zu tun und schreibt die dpa Meldung um. Leider ist jeder viertklassige Blogger investigativer.
Also, immer wenn das Wort "investigativ" bei Die Zeit fällt, sollten Sie mal genauer lesen. Ein Beispiel gefällig? Dann empfehle ich Ihnen diesen Link (Die Zeitzeugen der Zeit): http://www.gomopa.net/Pressemitteilungen.html?id=1126&meldung=Die-Zeitzeugen-der-ZEIT
Dort ist festgehalten, wie ein Anwalt selbst Richtern mit einer Veröffentlichung in dem "seriösen" Medium droht! Für Geld machen die Redakteure der Zeit eben alles möglich!

Stevenjo
Stevenjo
31. Januar, 2014 01:34

"Es gibt nicht mehr oder weniger “einfach gestrickte” Filme als vor zehn oder zwanzig Jahren – eine kausalen Zusammenhang mit Raubkopien herstellen zu wollen, ist absurd"
Also ich erinnere mich vor 20 Jahren an die Raubkopie-Videokassette. Die musste man kaufen oder kopieren (mit schlechter werdender Qualität) und verbreitete sich ziemlich langsam, da es nur den physischen Weg gab. Daher waren Raubkopien eher zu vernachlässigen. Vor 10 Jahren war die Beschaffung von Raubkopien noch nicht allzu einfach (wenig Onlinespeicher, langsame Internetanschlüsse, …), aber die Akzeptanz in der Bevölkerung relativ hoch, da hochauflösende und großflächige LCDs noch selten waren und der kleine PC Monitor daher ausreichend war. Außerdem waren 0day Filme damals noch etwas neues. Da würde ich sagen, war der allgemeine Umsatzrückgang durch Piraterie am größten. Tja und heute kann sich jeder schon in der Nacht von Donnerstag zu Freitag den ersten Camrip im Netz anschauen. Allerdings, wie du geschrieben hast, wird sich das wohl kaum noch jemand als ernsthafte Alternative zum Kino überlegen – dazu ist der Consumer durch 40+" TV und HD zu verwöhnt. Klar gibt es einzelne Leute, die sich das antun. Und die sind dann wirklich für den Umsatzrückgang verantwortlich: Nämlich dann, wenn am folgenden Wochenende der Freundeskreis plant, gemeinsam zu dem Film zu gehen und der Pirat sagt "Nee, den Film hab ich schon gesehen, der ist mies. Wenn wir aber zu … gehen, komm ich mit". Anders bei einem guten Film, da wird es eher heißen "Der Film war super, den solltet ihr euch unbedingt anschaun" und evtl kommt der Pirat sogar mit.
Soll heißen, die Piraterie verstärkt heutzutage eher das Ausmaß der Qualität vom Film zu den Einnahmen. Wenn dann noch solche Marketingfehler gemacht werden, dass der teuerste deutsche Film aller Zeiten einige Monate später anlaufen soll, als in den USA, fühlt sich doch auch der treueste Kinogänger ein wenig veralbert. Dieses Modell ist doch etwas zu altmodisch und wurde wohl hauptsächlich wegen der Zeit zum Synchronisieren und evtl. Marktanalyse gemacht worden. Genauso in englischsprachigen Ländern, die mehrere Monate auf eine küsntliche Verzögerung warten müssen? Da wartet man doch gleich auf den DVD-Import. Vor allem wenn es auch noch ein Film ist, der "Zeit braucht", also am besten mehrmals gesehen werden sollte. Oder eben dann doch eine Raubkopie.

Sigur Ros
Sigur Ros
7. Juni, 2016 10:27

Auch wenn mein Kommentar drei Jahre zu spät kommt, kann ich dir auch hier zu deiner Replik nur gratulieren, mal wieder super auseinandergenommen und enttarnt! Wirklich köstlich, was für eine lächerliche Dolchstoßlegende hier gestrickt wird: Wenn Cloud Atlas floppt, ist natürlich nicht der Film selbst schuld, sondern die bösen Raubkopierer. Und das Bashing des russischen Marktes ist nicht nur daneben, sondern hat auch eine sehr schöne ironische Pointe: Tatsächlich gehörte Russland zu den Märkten, auf denen Cloud Atlas am erfolgreichsten war – Wikipedia sagt dazu: "Das drittgrößte Einspielergebnis nach USA und China erzielte der Film in Russland mit über 17 Mio. US-Dollar." Ich nehme mal an, dass das für russische Verhältnisse schon recht gut ist. Folglich können die ach so bösen Raubkopierer dort keinen großen Schaden angerichtet haben.