Trailergasm, Boll-style: "In the Name of the King 3: The last job" & "Bailout"
Themen: Film, TV & Presse, Neues |Mein erster Gedanke: Krekel-icious. Boll hat sich auf semi-professionelles Niveau herunter gearbeitet. Das hat so gar nichts mehr, erinnert in seiner Müdigkeit und Farblosigkeit (auch und besonders bei den Darstellern) an "Bloodrayne 2". Ich habe schon Schnitzel gegessen, die Dominic Purcell an die Wand gespielt hätten. Und der Rest der Besetzung ist vom Wühltisch osteuropäischer Seagal-Rohrkrepierer. Wer hätte gedacht, dass "In the Name of the King 2" durch den direkten Vergleich auf einmal wie ein richtiger Film aussieht und Lundgren wie ein Actionstar?
http://www.youtube.com/watch?v=U_nzLurQX-E
Was das noch mit "In the Name of the King" zu tun hat, was der albern unpassende Untertitel "The Last Job" soll, warum nicht mehr als ein Dutzend Komparsen zur Verfügung stand – geschenkt.
Andererseits: Boll hat es geschafft, zwei Franchises in den Boden zu fahren und TROTZDEM drei Teile zu drehen (In the Name of the King, BloodRayne), und zwei weitere immerhin zweifach auszuwerten (House of the Dead, Alone in the Dark). Die Filme werden immer billiger, immer banaler, immer freudloser – aber er schafft es noch. Und allein das ringt mir ein Quantum Respekt ab.
Deutlich ambitionierter, aber diesem Trailer nach zu urteilen ebenso fehlgeleitet ist Bolls große Abrechnung mit der Finanzwelt "Bailout – The Age of Greed":
http://www.youtube.com/watch?v=jNhDQhDEFaQ
Bolls Empörung und seine Loyalität zum Underdog ehren ihn, aber ich habe mich hier zweieinhalb Minuten lang gefragt: wer will denn SOWAS sehen? "Falling Down" auf das Level eines "arm/rechtschaffen gegen reich/korrupt" herunter gebrochen? Ein Actionfilm für depressive Bankrotteure? Aufruf zur Selbstjustiz?
Danke an Exverlobter für die Hinweise.
Hm, Bailout sieht mir etwas nach Rampage 2 aus, nur befürchte ich mit 90 Minuten Exposition und 15 Minuten Action.
Verarmter Bürger rechnet mit gewissenlosen Bankern ab? Denke, da dürfte es durchaus eine recht große potentielle Zielgruppe geben.
@ Mencken: Nein, weil es depri ist und der Held nicht aus einer Position der Stärke heraus handelt. Zudem ist es immer noch Mord. Wenn es Boll gelingt, die Ermordung von Bankern moralisch gerechtfertigt scheinen zu lassen, wäre das dramaturgisch wirksam, aber unverantwortlich. In meinen Augen kann so ein Film nicht funktionieren.
Moral und Verantwortung muss man bei Selbstjustizfilmen ohnehin immer ausblenden, das stört mich nicht weiter.
Ob es Mord ist oder nicht stört erfahrungsgemäß bei solchen Filmen auch eher nicht (man denke etwa an Inglorious Basterds) und eine Position der Stärke auf Protagonistenseite sehe ich bei vielen derartig gelagerten Filmen auch nicht.
Problematisch ist allein die "depri Stimmung" im Trailer, aber grundsätzlich halte ich die Idee (Falling Down oder Actionfilm mit dem Ansatz) für erfolgsversprechend.
"Wer hätte gedacht, dass “In the Name of the King 2″ durch den direkten Vergleich auf einmal wie ein richtiger Film aussieht und Lundgren wie ein Actionstar?"
Lass letzteres mal lieber nicht den Dolph hören…
@Marcus
"Lass letzteres mal lieber nicht den Dolph hören…"
Ich glaube Dolph würde da sogar zustimmen. Er hat in Interviews bereits zugegeben den Film nur gemacht zu haben, um seine Scheidung bezahlen zu können. Wäre die nicht dazwischengekommen hätte er Boll einen Korb gegeben.
"was der albern unpassende Untertitel “The Last Job” soll"
Wenn wir Glück haben, wird der noch prophetisch für Dominic Purcells Karriere. Wenn wir viel Glück haben, auch für die von Boll.
Gerade die Trailer geguckt – mein Gott, was hat der Doktor abgebaut. Mir scheint, der Grund für die Miesheit seines Outputs verschiebt sich langsam aber sicher von "Inkompetenz" zu "Gleichgültigkeit". Fast ein bisschen traurig…
@Ex: ich dachte eigentlich an Dolph im Allgemeinen, nicht an Dolph im Bollwerk. 😉
Aber es stimmt – "The Punisher", "Rocky IV" und Co. sind auch für den Dolph LANGE her…
Von Bailout bin ich in der Tat etwas enttäuscht. Boll erzählt immer großspurig, dass er Schrott wie In the Name of the King drehen muss ( der aber trotzdem Geld einbringt) um seine politischen, persönlicheren Filme finanzieren zu können. Und in Interviews zeigt er sich ja auch immer als politisch interessierter Mensch, der evtl. durchaus etwas zu sagen hätte. Die Idee für Bailout kam ihm, nachdem Oliver Stone mit Wall Street 2 eher einen zahlosen Kommentar zur Finanzkrise abgegeben hatte. OK. Stimme ich sogar zu.
Aber das ganze als Aufhänger für einen erneuten Amoklauf-Film zu machen? Wirklich? Fehlt dir nix anderes mehr ein?
Das ist dann mittlerweile der 4te Film, der sich mit so einer THematik beschäftigt (Amoklauf, Heart of America, Rampage, BailOut)
Schon der seiner Meinung nach exzellente Darfur, war ja kein Kommentar zur Lage im Sudan, sondern eine Aneinandereihung simple von Mord- und Folterszenen, die halt im Sudan spielen.
Ich glaube ich sollte mir endlich mal seinen Barschel-Film anschauen um zu sehen, ob Boll tatsächlich auch in der Lage ist einen "richtigen" politischen Film zu drehen.
Ex, du verbringst entschieden zuviel Zeit mit Bollfilmen. 😉
Nachdem Boll nun schon mehrmals bewiesen hat, daß er von Politik und Geschichte überhaupt keine Ahnung hat, dafür aber kein Thema für zu wichtig hält, um es nicht möglichst unangebracht exploitativ in Szene zu setzen, finde ich es geradezu aberwitzig, davon auszugehen, daß er eventuell doch etwas zu sagen hat (und dies ggf. auch könnte).
@Mencken:
"Nachdem Boll nun schon mehrmals bewiesen hat, daß er von Politik und Geschichte überhaupt keine Ahnung hat"
Soll das etwa heißen, es gab gar keine Nazi-Vampiertruppen im 2. Weltkrieg? 🙁
@Mencken
Ich meinte, dass er in Interviews und Audiokommentaren ab und an mal durchaus ernsthaft über Politik redet. (hat aber keine Auswirkung auf seine Filme) Dann sagt er, dass er eigentlich gerne nur ernsthafte Filme drehen möchte, dies aber finanziell nicht machbar wäre, da irgendwoher ja das Geld kommen muss. Und das kommt halt immer noch von seinem Videospiel-Müll.
Ok. Das kaufe ich ihm auch alles ab.
Jetzt muss er es halt nur noch schaffen seine wohlgemeinten Intentionen noch in einen guten politischen Film umzumünzen. Und das ist er uns bis heute schuldig geblieben.
@Marcus
Torsten hat sicherlich mehr Filme von Boll gesehen als ich. Also wenn schon einer zuviel Zeit mit ihm verbringt…. 😉
@Ex: DU hast dir gemerkt, woher Boll seine Idee für Bailout hatte. Torsten mag mehr Bollfime gesehen haben als du, aber du denkst offensichtlich mehr über Boll nach. Und das kann auf die Dauer nicht gesund sein. 😉
@Marcus
Wenn ich mir schon einen Boll-Film anschaue, dann gebe ich mir auch noch den Audiokommentar. Da erfährt man sowas. Die sind meist besser und vor allem lustiger als die Filme selber. AM besten sollte man den Film auslassen, und gleich den Audiokommentar anhören.
Auf Bailout bin ich eigentlich schon gespannt, Rampage hat mir gut gefallen.
@ Mencken: Das ist immer noch nicht plausibel – auch gebrochene Helden töten nur Menschen, die es verdienen. Rambo, John McLane, Punisher, und Konsorten treten gegen Killer an, Mafiosi, Sklavenhändler. Mit einem Präzisionsgewehr Banker abzuknallen, deren größtes Verbrechen es ist, skrupellose Arschlöcher zu sein, wird bestenfalls Beifall aus der ganz falschen Ecke provozieren.
Bei ner M4 von einem Präzisionsgewehr zu sprechen ist gewagt 😉
Was mich vielmehr interessiert: Wie ist Boll’s "Auschwitz"? Hab mich bisher nicht daran getraut…
@ Eli: Einfach meinen Review hier googeln.
Ja, Bailout hat natürlich extremen Populismus Charme. Aber Boll scheint da sehr persönlich seinen Gerechtigkeitsinn auszuleben. Das Thema Finanzkrise liegt ihm wohl wirklich auf der Leber.Bei Facebook hat er gerade etwas dazu gepostet:
this below is why i did the movie BAILOUT …
accountability
Wall Street CEO Gets $6.7 Million Payout After Crashing His Company
Pat Garofalo, News Report: “Citigroup CEO Vikram Pandit was pushed out the door of his company in October after overseeing a precipitous decline in his bank’s value. Overall, Citigroup lost nearly 90 percent of its stock price during Pandit’s tenure. But that won’t stop Pandit from walking off with $6.7 million for his last year on the job. The company suffered a profit loss of 88 percent during the third quarter, when Pandit supposedly earned his ‘incentive award.’”
In einem Interview sagte er mal, dass er nicht zum Amoklauf aufrufen will, ihm aber die Idee gefällt, dass die Entsprechenden Leute,(wenn sie den Film sehen) möglicherweise nicht mehr ganz so ruhig schlafen könnten.
@Wortvogel: In Falling Down z.B. aber nicht und wenn man das als offensichtliche Rachefantasie aufzieht, kann das funktionieren. Der Beifall aus der falschen Ecke ist da sicherlich ein Problem (das Falling Down, Natural Born Killers usw. aber auch hatten), muss dem Erfolg aber keinen Abbruch tun. Überhaupt ist Menschenverachtung doch recht hoffähig geworden, solange der richtige Tonfall getroffen und das ganze stylisch abgefilmt wird, ich halte das mittlerweile für kein Problem mehr.
@Marcus: Das Schlimme ist ja, daß Bolls "Auschwitz" auch so weit ab der tatsächlichen Fakten war, daß Nazivampire da auch keinen Unterschied machen. Durfte Boll bei der Premiere erleben, klarer Fall fürs Fremdschämen gewesen.
Ich traf Boll bei einer Rampage Premiere und fand ihn sehr angenehm. wir haben uns gut unterhalten. Zu dem Zeitpunkt wusste er noch nicht, ob er Auschwitz drehen würde. Den "Film" fand ich auch enttäuschend, die Idee war ganz gut anscheinend konnte er es aber nicht so umsetzen wie gewollt. In dem Fall hätte man es dann lieber lassen sollen.
Dass Boll auch günstiger produziert ist denke ich aber der Lage des übersättigen Marktes geschuldigt. Es wird so viel(billiges) produziert, dass der Geldrücklauf wohl auch deutlich gesunken ist. Da muss man wohl auch immer mehr in der Produktion sparen, wenn man nicht gerade für die großen Studios arbeitet.
@ Mencken: Da sind aber zwei verschiedene Paar Schuhe.
"Falling down" war kein Film über einen Loser, der auf Rachefeldzug geht. Es ging um einen angepassten Spießer, dem das Leben über den Kopf wächst. Sein "Feldzug" ist dabei nur eine verwirrte, eskalierende Odyssee, die keinerlei Katharsis hat.
"Natural Born Killers" passt auch nicht, weil wir nie (wie bei "Bailout") auf der Seite der Protagonisten stehen (sollen). Micky und Mallory sind Psychopathen ohne "redeeming values", Stone macht uns zu Komplizen.
In beiden Fällen geht es nicht um Helden, die "das System" bekämpfen. In "Bailout" (so suggeriert der Trailer) aber schon.
"warum nicht mehr als ein Dutzend Komparsen zur Verfügung stand"
Weil zu wenige von Bolls Fans bereit waren, sich den exklusiven Drehbesuch zu gönnen (das ist doch jetzt seine Masche an Geld zu kommen?).
"Mein erster Gedanke: Krekel-icious."
Wäre das nicht ein "schöner Film" für die Movie Mania 2012?
Ich habe mit Boll mal ein 60 Minuten-Interview geführt. Er ist menschlich eine Bombe. Unglaublich nett. Ob man seine Filme mag oder nicht, sei dahingestellt.
Das Interview ist von 2009. Der Vorspann etwas lang 😛 Damals musste man es noch auf 10 Minuten-Teile aufteilen:
https://www.youtube.com/watch?v=nAAqw843Wik
also Bailout würd ich jedenfalls eher im TV anschauen als die Waldschlacht…
Dominic Purcell wirkt in beiden Trailern so, als wäre Bolls einzige Regie-Anweisung an ihn gewesen, so oft wie möglich die Stirn zu runzeln. Dass er letztes Jahr noch in Big Budget-Produktionen wie "Killer Elite" und dem "Straw Dogs"-Remake zu sehen war und jetzt gleich zwei Boll-Werke hintereinander dreht, kann ich mir nur mit dringendst zu begleichenden Steuerschulden erklären. Und dass in "Bailout" auch noch ehemals sehr zuverlässige Nebendarsteller wie John Heard und Keith David verwurstet werden tut nochmal doppelt so weh.
Nicht zu vergessen, dass er in "Prison Break" eigentlich auch gut verdient haben sollte.
@VideoRaider
Das war ein super Interview!
zu den Trailern:
..die falsche Art von Grusel..
@Wortvogel: Sicherlich richtig (wobei ich meine, daß bei Falling Down der Hauptdarstelelr doch auch ein Loser war – Familie weg, Job verloren, keine Freunde usw.), was die Intentionen betrifft (da bin ich mir wiederum bei Natural Born Killers nicht so sicher), aber beides eben auch Filme, die so eben leider nicht verstanden wurden und nicht zuletzt aufgrund dieser flaschen Leseart zu Erfolgen wurden, was meines Erachtens schon zeigt, daß das plumpe Abstellen auf niedere Instinkte eben doch Potential hat.
Ob das moralisch oder künstlerisch wertvoll ist, ist eine andere Frage, allerdings keine, die sich bei einem Boll Film stellt.
@Videoraider: Nett ist er in der Tat, dennoch vertritt er Ansichten, die schlichtweg abstossend sind und sein Umgang mit Kritik auf der "Auschwitz" Premiere war wirklich auf MV Niveau (und angesichts der Thematik und des behaupteten Anspruchs sogar eher noch schlimmer).
@Wortvogel
"John McLane"?? Wer soll das sein 😉
Ein Gouverneur von New Hampshire *duck*
Wie Exverlobter schon sagt, ist die Kombination "Boll" + "Message" in der Tat eine bizarre.
So ist "Tunnel Rats" zwar kein Meilenstein des Kriegsfilms, aber durchaus eines der besseren Bollwerke. Teils wirklich beklemmend und mit den Vietkong-Tunneln auch einigermaßen unverbraucht.
Laut Audiokommentar wollte Boll damit zeigen, dass auch der einfache Soldat selbst für sein Schicksal verantwortlich ist. Im 2. Weltkrieg konnte es noch verzeihlich sein, da man, wenn man nicht kämpfte Leben und Familie riskierte, die Alternative zu Vietnam war immerhin "nur" Gefängnis, aber die heutigen westlichen Soldaten in Afghanistan und Irak machen das, weil sie sich für ihren Job entschieden haben. Wenn sie verwundet oder getötet werden, ist es das Risiko, was sie von Anfang an in Kauf nahmen, aber es ist eben der "universal soldier" (aus dem Donovan-Song, nicht dem Emmerich-Film) der den Krieg am Laufen hält.
Ob man dem jetzt zustimmt oder nicht (bitte keine Debatte darüber, sonst haben wir bald Til Schweiger am Hals), ist das eine in sich logische Aussage, die man noch nicht allzu oft gehört hat, also durchaus Sinn machen würde, in einem Film mitgeteilt zu werden.
Nur… in "Tunnel Rats" gibt es keinen Hinweis auf sie.
Die Figuren haben kaum Hintergrund (die Vietnamesen, entgegen Bolls Behauptung, noch weniger), das Thema Verantwortung wird nie auch nur angeschnitten, stattdessen wird sich auf Spannung und Schrecken verlegt.
Boll will zwar was sagen, kann es aber in filmischer Form offenbar nicht.
Insofern mag er "Bailout" tatsächlich als Reaktion auf Stone (dem er ja schon grollt, weil sein Vietnamkriegsfilm wichtiger gilt, als sein eigener) gedacht sein, aber ich bezweifle doch, dass er da wird mitteilen können, was er will.
Dass er als amoralischer Wunscherfüllfilm Erfolg haben könnte, möchte ich dennoch nicht ausschließen.
@ DMJ: Gut erkannt. Es ist das Zeichen schlechter Regisseure und Autoren, dass sie das, was sie im Kopf haben, nicht auf die Leinwand bringen können. Siehe auf BPKs Visionen, was Astro Saga alles sein sollte vs das Skript. Oder Bolls Aussage, die Tiertötungen am Anfang von "Seed" würden irgendwie "man’s inhumanity" entlarven – wie sinnlos das zu Beginn eines ultrabilligen und strunzdummen Slasherfilms auch sein mag, der sich dann selber in einer außerordentlich selbstzweckhaften und geschmacklosen Gewaltdarstellung suhlt.
Nach Lesen der Titelüberschrift denke ich noch, dass der Boll evtl. doch ein bisschen Selbstironie beweisen wird, aber Pustekuchen.
http://www.youtube.com/watch?v=fKO4vilYp78