17
Nov 2012

Der zunehmend abnehmende Wortvogel (3)

Themen: Diet Diary, Neues |

“Man soll essen, um zu leben, nicht leben, um zu essen.” (Cicero)

Dritte Woche rum. Eine gewisse Routine kehrt ein. Die Gemüse-Säfte schmecken nicht mehr ganz so grausam, Eiweiß-Omelette ist sehr lecker und die Haferkleie-Fleks auch.

Am zweiten “Cheat Day” hatten uns Freunde zum Abendessen eingeladen. Ich war ein wenig angefressen, weil Britta nicht eruiert hatte, was auf der Speisekarte stand. WENN schon “Cheat Day”, dann sollte es wenigstens was sein, was mir schmeckt! Die Sorge stellte sich als unbegründet heraus: Hackbraten gefüllt mit Käse und Tomaten, dazu Kartoffelbrei und lecker Weißwein. Erstaunlich, wie einfach man sich umstellt: trotz der urgemütlichen Leckernis der Speisen ließ ich es mit einer Portion gut sein. Früher hätte ich die Töpfe und Pfannen leer gegessen und wäre nicht unter Pappsatt-Niveau nach Hause gegangen.

Heute, am “Cheat Day 3”, freue ich mich auf ein Frühstück im “Laimers” und am Abend auf Spareribs im “Rusticana“. Man muss gönnen können.

Full disclosure: Montag musste ich die Diät brechen. Bei einem Geschäftsessen im “Riva” kam ich nicht umhin, eine Salami-Pizza zu bestellen. Was kein Problem war, da ich ja nie den Plan hatte, außerhalb des “Cheat Day” eisern zu fasten. Es fiel mir auch nicht schwer, nach zwei Dritteln Messer und Gabel weg zu legen.

Auch Mittwoch gab es einen Ausreisser. Die LvA und ich waren zu einem Pressetermin mit allerlei B- und C-Prominenz in einer Skihütte beim Park Café geladen. Es war wie ein  Klassentreffen der 90er: Jochen Bendel, Andrea Kempter, Giulia Siegel, Eva Habermann, Gundis Zambo. Ich futterte drei kleine Datteln mit krossem Schinken umwickelt zu einem Glas Glühwein. Das war mein Abendessen.

Soviel zum fettigen Teil meiner Diät. Nun zu ein paar allgemeineren Beobachtungen.

Was mache ich eigentlich zum Advent? Seit ich ein Kind bin, bekomme ich einen Kalender mit Schokolade. Ich fürchte, dieses Jahr muss ich auf was mit Spielzeug oder Sinnsprüchen ausweichen. Umso schlimmer, da ich vor ein paar Tagen in der Metro war. Die haben unglaubliche Adventskalender von Hachez und Ferrero, von Milka und Lindt – einen sogar gefüllt mit lauter Schweinereien aus der Bad Reichenhaller Mozartkugel-Ecke…

Ach ja: Ich war unter anderem in der Metro, um mit zwei Tetra-Paks mit je einem Liter Eiklar zu kaufen. Eure Argumente, dass man nicht für jedes Eiweiß ein Eigelb wegschmeissen sollte, haben gefruchtet. Danke für den Tipp. Nicht danken wird euch meine Katze, denn seit gestern weiß ich, dass die zu gerne rohes Eigelb schleckt…

Zurück zu den Versuchungen: das Adventsessen mit der Familie in Düsseldorf werde ich nicht zu Gunsten meiner Diät kastrieren. Das wäre eine dieser Formen von Quälerei, zu der ich nicht bereit bin. Gleiches gilt für den Urlaub. Wir planen gerade einen Trip in die Türkei und die nächste Reise nach Ibiza kündigt sich auch schon an. Wenn ich bis dahin 85 Kilo geschafft habe, darf ich im Urlaub drei Kilo zunehmen. Dann bin ich immer noch in meinem Rahmen. Die werden dann hinterher stressfrei wieder abgehungert. Ich fahre doch nicht in Gegenden, die für ihr kulinarisches Niveau bekannt sind, um dort auf einem Salatblatt zu kauen.

Es geht alles viel schneller, als ich gedacht habe. Wenn ich den Gewichtsverlust der Wochen 2 und 3 als Maßstab nehme, könnte ich schon Ende Januar das erwünschte Gewicht haben – statt Ende Oktober. Aber ich will mich selbst nicht zu sehr unter Druck setzen. Wenn es länger dauert, dauert es länger.

Natürlich könnte ich es mir einfacher machen. NOCH mehr abnehmen mit NOCH weniger Hungergefühl. Aber zu meinem Verständnis einer gesunden Diät gehören ein paar Prinzipien, die man nicht teilen muss. So habe ich gar kein Interesse, Light-Produkte zu konsumieren, mal abgesehen von dem Cola-Mix, den ich seit jeher “zero” trinke. Es macht in meinen Augen auch nicht viel Sinn: da mag die Wurst 30 Prozent weniger Fett haben – es ist immer noch massiv zuviel. Ob die Scheibe nun 100 oder 70 Kalorien mitbringt, ist letztlich irrelevant.

Auch Ersatzstoffe kommen nicht in Frage. Sojawurst, Tofu-Burger? Soll essen, wer will. Das ist alles nichts für mich. Ich will meinen Körper nicht austricksen und ihm vortäuschen, dass er was bekommt, was gar nicht auf dem Teller liegt. Ich hatte nie den Drang, mich selber zu bescheissen.

Und schließlich: “Füller”, Appetithemmer und diätische Sattmacher sind ein no-go. Ich esse weniger, also habe ich Hunger. Das ist normal. Wenn ich das nicht abkann, ist die ganze Idee sinnlos. Ich habe nie verstanden, warum viele Leute bei der Diät so erpicht darauf sind, sich genau so satt zu fühlen wie in den Völlerei-Phasen. Es ist der Hunger, mit dem ich umgehen lernen muss. Der Verzicht. Wenn es sich anfühlt, als wäre es kein Problem, dann stimmt etwas nicht.

Als Bonus verzichte ich auf jede Kalorienzählerei. Natürlich achte ich drauf, was ich NICHT esse – aber was ich esse, muss (s)ich nicht rechtfertigen. Mein Körper signalisiert mir hinreichend, dass es unter seinem gewünschten Level liegt – und damit genau richtig. Die Waage spricht die selbe Sprache:

10.11.2012: 97,5 Kilo.

So, und damit genug der Schwadroniererei. Nächste Woche erzähle ich euch, warum ich vielleicht doch ein wenig sporteln werde und was mich kotzen macht – ohne dass ich das als diätische Taktik einsetzen möchte…



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VideoRaider
17. November, 2012 08:34

Eine Diät ist immer temporär. Ein sportlicheres Leben konsequenter und sinnvoller. Ohne Sport läuft nichts. Das Problem: die meisten packen es falsch an. Anstatt es als lockeren und angenehmen Teil des Alltags zu verstehen, zwingen sie zum Sport und erwarten bestimmte Leistungen. Jeden Tag bewußt eine halbe Stunde spazieren gehen, bewirkt schon Wunder. Auch wenn es niemand glaubt. Lockerer Sport ist umsonst. Macht Spaß. Hält fit. Setzt Gedanken frei. Entspannt. Es gibt eigentlich nur Vorteile, keine Nachteile. Diejenigen, die sagen, sie hätten keine Zeit dafür, lügen. Das sind die gleichen Klappsköppe, die 20 Minuten ins Fitnessstudio fahren oder 5 Minuten auf einem Kaffee bei Starbucks warten, anstatt einfach 50 Liegestütze, 50 Situps, 50 Kniebeugen zu machen und ggf. locker 15 Minuten um den Block laufen. Diese 20 Minuten jeden Tag hat jeder.

Ich kann es echt nur empfehlen. Aber ja: kein Druck. Es muss zum natürlichen Alltag werden. Dann kann man es auch locker durchziehen. Die Taktik erstmal mit einer klassischen Diät zu beginnen, ist vielleicht nicht so verkehrt. Nur wenn es spaßige Normalität wird, hat man langfristig was davon.

Lukas
17. November, 2012 09:26

Oh, unter 100, nicht schlecht.

Ansonsten: Wiesenhof-Produkte gehen gar nicht. Man muss kein Vegetarier sein, um genug Gründe zu finden, den Laden zu boykottieren: http://de.wikipedia.org/wiki/Wiesenhof#section_5

Wortvogel
Wortvogel
17. November, 2012 09:34

@ Lukas: Das ist mir bewusst. Es war leider die einzige Marke zu diesem Produkt. Sobald die Diät rum ist, kommt mir das auch nicht mehr ins Haus.

@ VideoRaider: Genau so ist es. Wenn es Quälerei ist, verliere ich die Lust. Es muss (wie auch die Diät und die Katze) zu meinem Lifestyle passen. Ich vermute, dass mir ein täglicher Spaziergang durch den Englischen Garten sehr gut tun würde (machen wir uns nichts vor: ich brauche einen Hund). Aber ich habe da momentan etwas anderes im Blick. Und ja: natürlich ist dafür immer Zeit.

Exverlobter
Exverlobter
17. November, 2012 09:59

“Nächste Woche erzähle ich euch, warum ich vielleicht doch ein wenig sporteln werde und was mich kotzen macht”

Klingt gut. Hab ein Buch von Sylvester Stallone als Anleitung zur “Traumfigur” dessen Grundaussage, die sich durch das ganze Buch zieht mit folgendem Satz zusammengefasst werden kann:
Diäten ohne ein gewisses Mindestmaß an Sport sind zwecklos.

Wortvogel
Wortvogel
17. November, 2012 10:01

@ Exverlobter: Das ist natürlich kompletter Quatsch. Ich verstehe, dass Stallone das sagt – seine Karriere basiert auf seiner Fähigkeit, sich körperlich heraus zu fordern. Aber Diät und Sport haben erstmal nichts miteinander zu tun. Das eine bedingt nicht das andere. Es kann lediglich helfen.

noergel
noergel
18. November, 2012 01:02

Eiweiß von Wiesenhof ist nun wirklich nicht das Gelbe vom Ei!

Raúl
Raúl
19. November, 2012 11:29

Datum müsste der 17.11. sein, nicht oder?
Ansonsten, herzlichen Glückwunsch zu den bisherigen Fortschritten. Inspirierend zu sehen, wie konsequent Du da dran bleibst. Weiter so!

Thor
19. November, 2012 11:29

Und denkt mal an die arme Mietze 😉

Wortvogel
Wortvogel
19. November, 2012 12:46

@ Thor: An die Mietze ist gedacht – warte mal auf den nächsten Abby Sunday!

Frank Böhmert
19. November, 2012 12:53

http://www.ovobest.de vertreibt Eiklar ebenfalls im Kilopack – vielleicht wäre das eine Alternative, falls die irgendwen in München beliefern.

Paddy-o
Paddy-o
19. November, 2012 16:36

@Wiesenhof-bashing:
Die machen’s auch nicht anders als alle anderen.
Diese Zustände/Praktiken sind Alltag in solchen Betrieben mit entsprechender Größe bzw. der Branche an sich.

@Wortvogel:
Kann mich nicht mehr erinnern, daher frag ich mal:
Warum greifst du nochmal auf das Eiklar zurück?
Um nicht gänzlich aufs Rührei verzichten zu müssen? (Geschmack)
Oder um gewisse Nährstoffe nicht zu verpassen? (Gesundheit)

Wortvogel
Wortvogel
19. November, 2012 16:47

@ Paddy-o: 100 Gramm Eigelb hat 353 Kalorien, 100 Gramm Eiweiß nur 49. Außerdem sättigt es und baut dem Abbau der Muskulatur während der Diät vor. In den USA (zumindest in Kalifornien) ist “egg white omelette” normal.

Paddy-o
Paddy-o
19. November, 2012 17:59

Ah, ok – merci 😉
Na dann auch von mir nochmal Glückwunsch zu <100.

Comicfreak
Comicfreak
21. November, 2012 20:42

..wow, Respekt!

eiWeiss
eiWeiss
8. März, 2013 13:22

sieht schon sehr gut aus alles. das neue bewusstsein scheint sich ja zu festigen und ganz neue wege zu eröffnen 🙂